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Fleissige Biber auch englisch busy beaver sind spezielle Turingmaschinen die moglichst viele Einsen auf das Band schreiben und die nach einer endlichen Anzahl Rechenschritte den Halt Zustand einnehmen also anhalten Die Rado Funktion auch Fleissiger Biber Funktion gibt die maximale Anzahl der Einsen an die ein fleissiger Biber mit einer gegebenen Anzahl von Zustanden schreiben kann Beides wurde erstmals 1962 1 vom ungarischen Mathematiker Tibor Rado betrachtet Die Fleissiger Biber Funktion ist in der theoretischen Informatik ein Standardbeispiel fur eine wohldefinierte aber im Allgemeinen nicht berechenbare Funktion 2 Inhaltsverzeichnis 1 Formelle Betrachtung 1 1 Definition 1 2 Fleissiger Biber Funktion 1 3 Nicht losbares Problem 2 Praktische Betrachtung 3 Beispiele 3 1 Fleissiger Biber mit einem Zustand 3 2 Fleissiger Biber mit 2 Zustanden 3 3 Fleissiger Biber mit 3 Zustanden 4 Die Funktion S 5 Ebenfalls nicht berechenbare Funktion 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFormelle Betrachtung BearbeitenDefinition Bearbeiten Nach Rado ist ein fleissiger Biber eine Turingmaschine die wie ublich n displaystyle n nbsp Zustande und einen Halt Zustand einnehmen kann Im Gegensatz zur allgemeinen Definition einer Turingmaschine unterliegt er jedoch speziellen Regeln 1 So muss ein fleissiger Biber als Bewegungsschritt immer entweder nach links oder rechts auf dem Band gehen Es gibt hier also keine Anweisung zum Verharren auf einem Feld Ein fleissiger Biber erwartet auch keine leeren Felder sondern nur welche die bereits einen Wert aus dem ihm bekannten zweielementigen Alphabet 0 1 displaystyle 0 1 nbsp enthalten Das Band auf das der fleissige Biber aufgesetzt wird ist zuvor vollstandig mit Nullen gefullt Ein fleissiger Biber muss nach einer endlichen Anzahl Schritte den Halt Zustand einnehmen darf also nicht in eine Endlosschleife geraten Er muss nach dem Anhalten die maximale Anzahl k n displaystyle k n nbsp von Einsen geschrieben haben verglichen mit allen anderen Turingmaschinen mit ebenfalls n displaystyle n nbsp Zustanden die nach den gleichen Regeln arbeiten Nur Turingmaschinen die nicht halten konnten mehr Einsen schreiben waren dann aber keine fleissigen Biber Fleissiger Biber Funktion Bearbeiten Uber die maximale Anzahl k n displaystyle k n nbsp von Einsen die ein fleissiger Biber mit n displaystyle n nbsp Zustanden schreibt ist der Wert der Fleissiger Biber Funktion auch Rado Funktion an der Stelle n displaystyle n nbsp definiert S n k n displaystyle Sigma n k n nbsp Nicht losbares Problem Bearbeiten Die Bestimmung der fleissigen Biber ist ein Problem das nicht allgemein fur alle n displaystyle n nbsp algorithmisch losbar ist So ist nicht generell entscheidbar ob eine gegebene Turingmaschine mit n displaystyle n nbsp Zustanden tatsachlich eine maximale Anzahl von Einsen auf das Band schreibt Fur einzelne Turingmaschinen geringer Komplexitat ist das allerdings moglich Also ist die Menge der Werte von S n displaystyle Sigma n nbsp weder entscheidbar noch rekursiv aufzahlbar obwohl S n displaystyle Sigma n nbsp wohldefiniert ist Da auch das Komplement dieser Menge nicht rekursiv aufzahlbar ist wird diese Menge gerne als Beispiel fur eine Sprache gewahlt die nicht in der ersten Stufe der arithmetischen Hierarchie liegt Wegen dieser Eigenschaften der Wertemenge ist die Funktion S displaystyle Sigma nbsp nicht berechenbar Man kann ausserdem zeigen dass ihr asymptotisches Wachstum starker ist als das jeder berechenbaren Funktion Praktische Betrachtung BearbeitenIn der Praxis hat sich gezeigt dass schon fur n gt 5 displaystyle n gt 5 nbsp eine Erkenntnis uber den Wert S n displaystyle Sigma n nbsp realistisch gesehen nicht mehr moglich zu sein scheint Dazu musste man fur jede einzelne Turingmaschine mit n displaystyle n nbsp Zustanden jeweils herausfinden nach wie vielen Schritten sie halt oder anderenfalls beweisen dass sie das nicht tut Fur eine gegebene Anzahl n displaystyle n nbsp von Zustanden plus einem Haltezustand gibt es bei einem Alphabet mit zwei Zeichen 2 2 n 1 2 n displaystyle 2 cdot 2 cdot n 1 2n nbsp verschiedene Turingmaschinen denn fur jeden der n displaystyle n nbsp Eingangszustande muss jeweils fur jedes der beiden moglichen gelesenen Symbole festgelegt werden welches der beiden Symbole auf das Band geschrieben werden soll und in welche Richtung der Lesekopf bewegt werden soll und welchen der n 1 displaystyle n 1 nbsp moglichen Zustande die Turingmaschine danach annehmen soll Schon bei n 5 displaystyle n 5 nbsp moglichen Eingangszustanden mussen somit 24 10 displaystyle 24 10 nbsp verschiedene Turingmaschinen betrachtet werden Der Bulgare Georgi Georgiev veroffentlichte 2003 eine Untersuchung in der er fleissige Biber daraufhin analysierte ob sie anhalten wurden oder nicht 3 Fur n 5 displaystyle n 5 nbsp entzogen sich lediglich knapp uber 40 fleissige Biber einem gesicherten Ergebnis da sie aufgrund besonderer Verhaltensweisen nicht mit den von Georgiev angewandten Methoden abschliessend zu analysieren waren Von denen die als terminierend anhaltend bestimmt wurden schreibt keiner mehr als 4098 Einsen auf das Band Zustande n displaystyle n nbsp Turingmaschinen S n displaystyle Sigma n nbsp Quelle1 64 1 1962 Rado 2 20736 4 1962 Rado 3 16777216 6 1965 Lin Rado 4 2 56 1010 13 1972 Weimann Casper Fenzel 5 6 34 1013 240 1983 Jochen Ludewig 501 1983 Uwe Schult 1915 1984 George Uhing 4098 1989 Jurgen Buntrock und Heiner Marxen 6 2 32 1017 gt 3 514 1018267 2010 Pavel Kropitz 7 1 18 1021 Abschatzung unrealistischBeispiele BearbeitenFleissiger Biber mit einem Zustand Bearbeiten M q 0 q f 0 1 d q 0 0 q f displaystyle M q 0 q f 0 1 delta q 0 0 q f nbsp Die partielle Uberfuhrungsfunktion d displaystyle delta nbsp ist wie folgt definiert nbsp Fleissiger Biber mit einem ZustandaktuellerZustand geles Symbol schr Symbol neuerZustand Kopf richtungq 0 displaystyle q 0 nbsp 0 1 q f displaystyle q f nbsp RM displaystyle M nbsp durchlauft folgende Zustande wobei die aktuelle Kopfposition fett gedruckt ist Schritt Zust Band1 q 0 displaystyle q 0 nbsp 00halt q f displaystyle q f nbsp 10Fleissiger Biber mit 2 Zustanden Bearbeiten M q 0 q 1 q f 0 1 d q 0 0 q f displaystyle M q 0 q 1 q f 0 1 delta q 0 0 q f nbsp Die Uberfuhrungsfunktion d displaystyle delta nbsp ist wie folgt definiert nbsp Fleissiger Biber mit 2 ZustandenaktuellerZustand geles Symbol schr Symbol neuerZustand Kopf richtungq 0 displaystyle q 0 nbsp 0 1 q 1 displaystyle q 1 nbsp Rq 0 displaystyle q 0 nbsp 1 1 q 1 displaystyle q 1 nbsp Lq 1 displaystyle q 1 nbsp 0 1 q 0 displaystyle q 0 nbsp Lq 1 displaystyle q 1 nbsp 1 1 q f displaystyle q f nbsp RM displaystyle M nbsp durchlauft folgende Zustande wobei die aktuelle Kopfposition fett gedruckt ist Schritt Zust Band1 q 0 displaystyle q 0 nbsp 0000000 2 q 1 displaystyle q 1 nbsp 0001000 3 q 0 displaystyle q 0 nbsp 0001100 4 q 1 displaystyle q 1 nbsp 0001100 5 q 0 displaystyle q 0 nbsp 0011100 6 q 1 displaystyle q 1 nbsp 0111100 halt q f displaystyle q f nbsp 0111100 Fleissiger Biber mit 3 Zustanden Bearbeiten M q 0 q 1 q 2 q f 0 1 d q 0 0 q f displaystyle M q 0 q 1 q 2 q f 0 1 delta q 0 0 q f nbsp Die Uberfuhrungsfunktion d displaystyle delta nbsp ist wie folgt definiert nbsp Fleissiger Biber mit 3 ZustandenaktuellerZustand geles Symbol schr Symbol neuerZustand Kopf richtungq 0 displaystyle q 0 nbsp 0 1 q 1 displaystyle q 1 nbsp Rq 0 displaystyle q 0 nbsp 1 1 q f displaystyle q f nbsp Rq 1 displaystyle q 1 nbsp 0 0 q 2 displaystyle q 2 nbsp Rq 1 displaystyle q 1 nbsp 1 1 q 1 displaystyle q 1 nbsp Rq 2 displaystyle q 2 nbsp 0 1 q 2 displaystyle q 2 nbsp Lq 2 displaystyle q 2 nbsp 1 1 q 0 displaystyle q 0 nbsp LM displaystyle M nbsp durchlauft folgende Zustande wobei die aktuelle Kopfposition fett gedruckt ist Schritt Zust Band1 q 0 displaystyle q 0 nbsp 0000002 q 1 displaystyle q 1 nbsp 0100003 q 2 displaystyle q 2 nbsp 0100004 q 2 displaystyle q 2 nbsp 0101005 q 2 displaystyle q 2 nbsp 0111006 q 0 displaystyle q 0 nbsp 0111007 q 1 displaystyle q 1 nbsp 1111008 q 1 displaystyle q 1 nbsp 111100Schritt Zust Band9 q 1 displaystyle q 1 nbsp 11110010 q 1 displaystyle q 1 nbsp 11110011 q 2 displaystyle q 2 nbsp 11110012 q 2 displaystyle q 2 nbsp 11110113 q 2 displaystyle q 2 nbsp 11111114 q 0 displaystyle q 0 nbsp 111111halt q f displaystyle q f nbsp 111111Die Funktion S BearbeitenRado definierte zusatzlich eine Funktion S n displaystyle S n nbsp deren Wert die maximale Anzahl an Schritten einer haltenden Turingmaschine mit zweielementigem Alphabet und n displaystyle n nbsp Zustanden ist Auch diese Funktion S displaystyle S nbsp ist nicht berechenbar ware sie es so ware das Halteproblem mit leerem Eingabeband entscheidbar denn eine Turingmaschine mit n displaystyle n nbsp Zustanden die mehr als S n displaystyle S n nbsp Schritte macht halt nie Da in jedem Schritt maximal eine Eins geschrieben werden kann gilt S n S n displaystyle S n geq Sigma n nbsp Zwischen den Funktionen S displaystyle Sigma nbsp und S displaystyle S nbsp besteht weiterhin die folgende Beziehung S n lt S 3 n 6 displaystyle S n lt Sigma 3n 6 nbsp 4 Ebenfalls nicht berechenbare Funktion BearbeitenEine ebenfalls nicht berechenbare Funktion ergibt sich wenn die zusatzliche Beschrankung eingefuhrt wird dass alle Einsen eine zusammenhangende Kette bilden mussen nbsp Bildliche Beschreibung eines fleissigen KleinbibersAls Bezeichnung dafur hat sich s n displaystyle sigma n nbsp eingeburgert 1965 hat C Dunham eine weitere Variante der Funktion des fleissigen Bibers angegeben 5 D n displaystyle D n nbsp ist definiert als die maximale Anzahl Einsen die eine Turingmaschine mit zweielementigem Alphabet und n displaystyle n nbsp Zustanden schreiben kann wenn sie auf ein Band mit einem Block von n displaystyle n nbsp Einsen angesetzt wird und dabei halt Ware diese Funktion berechenbar so gabe es auch eine Turingmaschine M mit zweielementigem Alphabet die n D n 1 displaystyle n mapsto D n 1 nbsp berechnet Diese Turingmaschine habe m displaystyle m nbsp Zustande Dann ware D m 1 M m D m displaystyle D m 1 M m leq D m nbsp wobei das Gleichheitszeichen gerade die Definition von M ist und das displaystyle leq nbsp Zeichen daher ruhrt dass M ja eine Maschine mit m displaystyle m nbsp Zustanden ist und angesetzt auf m displaystyle m nbsp d h auf einen Block aus m displaystyle m nbsp Einsen halt und daher nach Definition von D die Ungleichung M m D m displaystyle M m leq D m nbsp erfullen muss Dieser Widerspruch zeigt die Nicht Berechenbarkeit von D Literatur BearbeitenA K Dewdney The new Turing Omnibus 66 Excursions in Computer Science Computer Science Press New York NY 1993 uberarbeitet 1996 ISBN 0 7167 8271 5 Jochen Ludewig Uwe Schult Frank Wankmuller Chasing the Busy Beaver Notes and Observations on a competition to find the 5 state Busy Beaver Universitat Dortmund Abt Informatik Dortmund 1983 Abteilung Informatik Universitat Dortmund Bericht 159 Heiner Marxen Jurgen Buntrock Attacking the Busy Beaver 5 In Bulletin of the EATCS 40 Februar 1990 ISSN 0252 9742 S 247 251 Weblinks BearbeitenW Zimmer Fleissige Biber PDF 97 KiB exakte Einfuhrung mit Literaturbeispielen auf 10 Seiten fur Grundkurs Theoretische Informatik am Cusanus Gymnasium Wittlich dargestellt Reinhard Voller Turing Berechenbarkeit aus Theoretische Informatik kurze Darstellung von Rados Busy Beaver Problem mit einigen Beispielen aus der Literatur Hochschule fur Angewandte Wissenschaften Hamburg Heiner Marxen Busy Beaver englisch bekannte Resultate sehr viele Links zur Forschung bis 2010 darunter Auf der Suche nach fleissigen Bibern Turingmaschinensimulatoren Universitat Stuttgart 1996 Scott Aaronson The Busy Beaver Frontier PDF 478 kB Uberblick und Diskussion offener Probleme 2020Einzelnachweise Bearbeiten a b T Rado On non computable functions Memento vom 27 Marz 2014 im Internet Archive PDF 3 6 MB WebArchive vom 27 Marz 2014 In The Bell System Technical Journal Band 41 Nr 3 S 877 884 Mai 1962 Eckart Zitzler Dem Computer ins Hirn geschaut Informatik entdecken verstehen und querdenken Springer Verlag 2017 ISBN 978 3 662 53666 7 S 384 f google com abgerufen am 25 Oktober 2021 Busy Beaver nonregular machines for class TM 5 A M Ben Amram B A Julstrom U Zwick A Note on Busy Beavers and Other Creatures In Mathematical Systems Theory 29 4 S 375 386 Juli August 1996 doi 10 1007 BF01192693 C Dunham A Candidate for the simplest uncomputable function In Communications of the Association for Computing Machinery Letter to the Editor 8 4 1965 ISSN 0001 0782 S 201Normdaten Sachbegriff GND 4282517 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fleissiger Biber amp oldid 239102439