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Flachenwirtschaftlichkeit ist ein Begriff der im Bauwesen und in der Immobilienwirtschaft verwendet wird Er beschreibt wie wirtschaftlich die Flachen eines Gebaudes sind Vor allem bei Burogebauden ist die Flachenwirtschaftlichkeitsanalyse der Grundrisse Bestandteil der Wertermittlung Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Ein Beispiel 3 Aspekte 4 Nutzlichkeit 5 Kosten und Nutzen 6 Nutzwert 7 Nutzwert Ranking 8 Literatur 9 Anmerkungen 10 Siehe auchDefinition BearbeitenFlachenwirtschaftlichkeit definiert sich wie Wirtschaftlichkeit im Allgemeinen uber das Verhaltnis von Nutzen und Ertrag zu Aufwand und Kosten Ziel einer flachenwirtschaftlichen Optimierung ist mit geringstem Einsatz eines knappen Gutes Baugrund bzw Investitionsmittel einen moglichst hohen Nutzen zweckdienliche Flachen bzw hoher Mietertrag zu erzielen Dazu gilt es verschiedene Grossen zu optimieren die in der Baunutzungsverordnung BauNVO 19 ff DIN 277 und in der II Berechnungsverordnung fur Wohnraum definiert sind die Geschossflachenzahl als Verhaltnis von Geschossflache zur Grundstucksflache die Flacheneffizienz als Verhaltnis von Brutto Grundflache zur Nutzflache Allerdings berucksichtigen diese Verhaltniswerte nicht die zweckdienliche Nutzlichkeit der Flachen und fuhren so oft dazu dass trotz Optimierung Flachen von geringer Nutzlichkeit entstehen Dagegen hilft die dritte Optimierungsgrosse indem sie die Effektivitat berucksichtigt also die zweckdienliche Nutzlichkeit der Flachen der Nutzwert als Verhaltnis von Nutzungskosten zu Herstellungskosten Ein Beispiel BearbeitenBevor man auf einem Grundstuck ein Burohaus errichtet wird man zunachst versuchen eine moglichst hohe Geschossflache genehmigt zu bekommen Oft werden Architektenwettbewerbe durchgefuhrt um die nach stadtebaulichen Kriterien festgesetzte maximale Bebauung eines Grundstucks optimal auszunutzen oder mit aussergewohnlicher Architektur als Begrundung zu uberschreiten Als Nachstes gilt es in der Planung die Nutzflache innerhalb der genehmigungsfahigen Geschossflache zu maximieren weil fur den Projektentwickler und spateren Vermieter nur die vermietbare Nutzflache Ertrag erwirtschaftet Handelt es sich um ein Mietobjekt bleibt dem Mieter die Bewertung des Nutzwertes uberlassen Dabei handelt es sich um die simple Frage wie viel Mietflache benotigt er pro Arbeitsplatz Aspekte BearbeitenQuadratmeter sind die ubliche Handelseinheit am Immobilienmarkt Das ist allerdings aus drei Grunden weder zeitgemass noch zielfuhrend bei der Beurteilung der Flachenwirtschaftlichkeit von Burogebauden Erstens sind Quadratmeterangaben bei Burohaus Burohausern selten vergleichbar weil Mietflachen trotz DIN Norm und GIF Richtlinie 1 regelmassig unterschiedlich berechnet werden Mal wird Brutto oder Netto Grundflache vermietet Oft kommen preiskosmetische Aufschlage fur allgemeine oder fiktive Flachen hinzu Mitunter werden auch reine Miet oder sogar nur Hauptnutzflachen abgerechnet Fur zusatzliche Verwirrung sorgt die Anpassung der Berechnungsmethode an die konjunkturelle Lage Zweitens sagen Quadratmeterangaben wenig uber die Anzahl und Qualitat moglicher Arbeitsplatze aus Niemand braucht Quadratmeter an sich sondern funktionale Arbeitsplatze und Infrastrukturflachen So sind Flachen ohne Tageslicht fur Arbeitsplatze kaum zu gebrauchen Infrastruktureinrichtungen in Fassadennahe sind dagegen oft eine Verschwendung teurer Buroflachen Drittens verschleiern blosse Flachenangaben fur die Nutzung entscheidende Unterschiede der Architektur Die Baukorpergeometrie von Burohausern beeinflusst nicht nur die Flacheneffizienz Blockbebauungen Zeilen und Kammstrukturen Punkt und Atriumhauser unterscheiden sich vor allem durch charakteristische Verkehrsflachenanteile und Verhaltnisse von hoch zu minderwertigen Flachen Baukorpertypische Merkmale wie Weglangen Durchgangsverkehr das Angebot an zentralen Flachen beeinflussen zudem die Prozesskosten die Qualitat der Arbeitsplatze und die Betriebskosten Die Erschliessung kann nicht nur reprasentativ oder sparsam sein Lage und Gestaltung entscheiden auch uber Erreichbarkeit Aufteilbarkeit und Nutzbarkeit der Flachen fur unterschiedliche Funktionen je nachdem ob die Erschliessung zentral oder dezentral angeordnet ist den Grundriss perforiert oder tangiert Nutzungszonen trennt oder gliedert Ein Fassadenraster von 1 25 m ist aufgrund des Siegeszuges von Flachbildschirmen und Laptops kunftig ausreichend Weit verbreitet sind indes Raster die zur Unterbringung der gleichen Arbeitsplatzanzahl bis zu 30 mehr Flache erfordern Dabei hangt die Qualitat eines Arbeitsplatzes mehr von der Gestaltung der Fassaden und der Buroraume ab als von dem einen oder anderen zusatzlichen Quadratmeter Mit der Gebaudetiefe verhalt es sich ahnlich In Deutschland sind Grundrisstiefen um 12 Meter weit verbreitet Flachenwirtschaftlich sind sie nur wenn sie wenig zeitgemass vorwiegend mit Doppelzimmern an Mittelfluren genutzt werden Grossere Gebaudetiefen erweitern die Gestaltungsspielraume der Buroorganisation ermoglichen moderne Buroformen die bei gleicher Arbeitsplatzqualitat 10 bis 20 Flache sparen vor allem wenn unterschiedliche Nutzungsstrategien in der Planung berucksichtigt wurden insbesondere beim Brandschutz und der technischen Gebaudeausrustung Allzu grosse Gebaudetiefen erhohen indes den Investitionsaufwand Energieverbrauch und die Betriebskosten fur mechanische Beluftung und kunstliche Beleuchtung Bei Gebaudetiefen ab 15 Metern uberwiegen diese Nachteile Nutzlichkeit BearbeitenJeder einzelne Einflussfaktor hat erhebliche Auswirkungen auf die Nutzlichkeit Hinzu kommen die unubersichtlichen Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Sie vergrossern die kunstlerischen Gestaltungsspielraume von Architekten erleichtern es Projektentwicklern flachenwirtschaftliche Nachteile zu verschleiern und erschweren es Nutzern gunstige von ungunstigen Angeboten zu unterscheiden Der Nutzwert hilft die Spreu vom Weizen zu trennen Er bewertet die Wechselwirkungen und damit die fur den Nutzer relevante strukturelle Flachenwirtschaftlichkeit von Burogebauden Zur Bewertung reicht es in der Regel ein Regelgeschoss zu analysieren Brutto Grundflache Nutzflache Netto Mietflache Anzahl tagesbelichteter Layoutmodule abhangig vom Fassadenraster mindestens 2 50 3 75 m unter Berucksichtigung eines Mindestbedarfs von zwei Quadratmetern pro Layoutmodul fur arbeitsplatzubergreifende Infrastruktur die kein Tageslicht erfordert Zur Abschatzung der effektiven Arbeitsplatzkapazitat kann eine durchschnittliche Belegungsdichte von 0 8 Layoutmodul pro Arbeitsplatz angenommen werden Der Vergleich von 164 zeitgenossischen Burohausern unterschiedlicher Grosse in Deutschland Osterreich und der Schweiz zeigt dass es um betrachtliche Unterschiede geht 19 Prozent beim Herstellungsaufwand Brutto Grundflachenaufwand pro Quadratmeter Netto Mietflache der uber die Baukosten den Mietpreis beeinflusst 31 Prozent bei der Belegungskapazitat der Mietflachen die den Flachenverbrauch pro Arbeitsplatz bestimmt Der Nutzwert reprasentiert schliesslich die relativen Arbeitsplatzkosten die gegenuber einem mittleren Angebot um uber 34 Prozent hoher oder niedriger sein konnen Kosten und Nutzen BearbeitenIm gunstigsten untersuchten Objekt sind 17 9 m BGF pro Arbeitsplatz erforderlich im ungunstigsten Fall 36 5 m Damit weist der Nutzwert eine viel grossere Streubreite auf als die ublichen Preisdifferenzen zwischen vergleichbaren Mietangeboten Die Kosten pro Arbeitsplatz konnen also in einem effektiven Gebaude mit einem hohen Mietpreis pro Quadratmeter wesentlich geringer ausfallen als in einem weniger effektiven Gebaude mit einem deutlich niedrigeren Mietpreis Freilich gibt es auch das Gegenteil die Kombination aus hohem Mietpreis mit hohem Flachenverbrauch oder niedrigem Mietpreis und geringem Flachenverbrauch pro Arbeitsplatz Das sorgt fur eine noch grossere Spreizung zwischen ungunstig und gunstig ebenso wie die Nebenkosten die pro Quadratmeter anfallen und in jedem Fall hinzu kommen Bei den untersuchten Objekten gibt es jedenfalls keinen Zusammenhang zwischen Nutzwert und Mietpreis der vor allem Standort und Ausstattung der Gebaude widerspiegelt Es lohnt es sich also den Nutzwert zu ermitteln zu vergleichen und zu optimieren Bei den untersuchten Objekten mit insgesamt uber 3 Mio Quadratmetern ist jedes dritte Hochhaus flachenwirtschaftlicher als ein durchschnittliches Gebaude mit weniger als funf Regelgeschossen bietet jedes vierte Burohaus mit weniger als funf Regelgeschossen unterdurchschnittlichen Nutzwert hat nur eines von zwanzig Burohausern einen hervorragenden Nutzwert der deutlich uber dem Durchschnitt liegt Die im Nutzwert abgebildete Flachenwirtschaftlichkeit eines Gebaudes ist weitgehend unabhangig vom Burokonzept Nur innerhalb des Rahmens der durch den Nutzwert des Gebaudes definiert ist kann die Flacheneffizienz eines Burokonzeptes wirksam werden Einzige Ausnahme bilden wenig nachgefragte und in ihrer Arbeitsplatzqualitat kaum vergleichbare Grossraumburos die ohne Raumzellen auskommen und unabhangig von Tageslicht und Ausbauraster verdichtet werden Nutzwert BearbeitenDas Nutzwert Ranking kann fur unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden zum Flachenwirtschaftlichkeitsvergleich von Burohausern also insbesondere bei der Bewertung konkurrierender Mietangebote oder Entwurfe in einem Architektenwettbewerb zur Analyse Optimierung und Profilierung eines Entwurfs jeder Architekt wird seine Kreativitat und sein Konnen einsetzen um einen Spitzenplatz zu belegen beim Basel II Rating fur die Projektfinanzierung um die Chancen und Risiken im Vergleich mit Wettbewerbsobjekten zu bewerten um den Mehrwert im Preiswettbewerb zu beziffern pro Arbeitsplatz statt pro Quadratmeter bei der vertrauensbildenden Mieterberatung als Problemlosungspartner in der Akquisitionsphase Die fur Nutzer relevante Flachenwirtschaftlichkeit unterscheidet sich erheblich von der gangigen Formel fur Projektentwickler und Investoren Fur Nutzer zahlt das Verhaltnis Netto Mietflache pro Arbeitsplatz je niedriger desto besser Fur den Projektentwickler ist ein gunstiges Verhaltnis von Mietflache zu Brutto Grundflache je hoher desto besser entscheidend Der Nutzwert ist die Zauberformel zur Optimierung beider Interessen Die minimale Brutto Grundflache pro Arbeitsplatz Es gilt das Leitmotiv guter Architektur Weniger ist mehr die Minimierung des BGF Aufwandes und der Baukosten bei gleichzeitiger Maximierung der Belegungskapazitat und damit des Kundennutzens Nutzwert Ranking Bearbeiten nbsp Flachenwirtschaftlichsvergleich von 164 zeitgenossischen BurohausernDie Null Achsen markieren die Mitte zwischen den Vergleichsobjekten mit den Minimal und den Maximalwerten Abseits dieser Nullachse steigen oder sinken die relativen Herstellungskosten 2 Verhaltnis Netto Mietflache zu Brutto Grundflachenaufwand relativen Arbeitsplatzkosten 3 Belegungskapazitat der Netto Mietflache mit tagesbelichteten Arbeitsplatzen Die Multiplikation beider Faktoren ergibt den Nutzwert Literatur BearbeitenJohann Eisele Bettina Staniek Hrsg Burobau Atlas Callwey Verlag Munchen 2005 ISBN 3 7667 1649 2 Sven Gartner Beurteilung und Bewertung alternativer Planungsentscheidungen im Immobilienbereich mit Hilfe eines Kennzahlensystems Verlag fur Wiss und Forschung Berlin 1996 ISBN 3 930324 64 4 Anmerkungen Bearbeiten Berechnungsverfahren der Gesellschaft fur Immobilienwirtschaftliche Forschung e V https www gif ev de relative Herstellungskosten unter der Annahme gleicher Grundstuckskosten und Baustandards relative Arbeitsplatzkosten unter der Annahme gleicher Anforderungen an Arbeitsplatzgestaltung und InnenausbauSiehe auch BearbeitenBuroplanung Burohaus und Burokonzept Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flachenwirtschaftlichkeit amp oldid 237401793