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Fiktive Bucher sind imaginare Bucher das heisst Bucher die es in Wirklichkeit gar nicht gibt Sie existieren aber insofern als in echten Buchern auf sie Bezug genommen wird Katalog der Vente Fortsas einer Versteigerung von 52 jeweils nur in einem einzigen Exemplar gedruckten Buchern die am 10 August 1840 dann doch nicht stattfand Ein bekanntes Beispiel ist die Erzahlung Untersuchung des Werks von Herbert Quain des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges die 1944 in der Anthologie Fiktionen Ficciones veroffentlicht wurde Die Erzahlung beschreibt in Form eines kritischen Essays die zwischen 1933 und 1939 entstandenen imaginaren Werke des Herbert Quain eines nicht existierenden Autors Ahnliches gilt fur die Rezensionen Pierre Menard Autor des Quijote und Der Weg zu Almotasim die gleichfalls in den Fiktionen erschienen In seinem Vorwort zu den Fiktionen erlautert Borges ironisch warum er sich fur so eine Art von Anthologie entschieden hat Ein muhseliger und strapazierender Unsinn ist es dicke Bucher zu verfassen auf funfhundert Seiten einen Gedanken auszuwalzen dessen vollkommen ausreichende Darlegung wenige Minuten beansprucht Besser ist es so zu verfahren dass man so tut als gabe es diese Bucher bereits und ein Resume einen Kommentar vorlegt Aus grosserer Gewitztheit grosserer Unbegabtheit grosserer Faulheit habe ich das Schreiben von Anmerkungen zu imaginaren Buchern vorgezogen Ein weiteres typisches Beispiel ist Die vollkommene Leere auch Das absolute Vakuum des polnischen Autors Stanislaw Lem in dessen Werk mehrfach fiktive Bucher beschrieben werden Die Anthologie beinhaltet 16 Rezensionen 15 davon beziehen sich auf nichtexistierende Bucher Die erste Rezension bezieht sich auf die Anthologie selbst ist also die einzige die sich auf ein reales Buch bezieht Der Autor der Rezension es ist naturlich Lem selbst verweist einleitend auf Folgendes Rezensionen uber nicht existierende Bucher zu schreiben ist nicht Lems Erfindung nicht nur bei einem zeitgenossischen Schriftsteller J L Borges findet man derartige Versuche So hat zum Beispiel Jurgen Buchmann im zweiten Teil seines Encheiridion Vandalicum im Jahre 2012 eine imaginare niedersorbische Gegenwartsliteratur vorgestellt die in sechs Rezensionen ausfuhrlich zitiert und besprochen wird 1 Ebenfalls ein fiktives Werk ist das Necronomicon ein vom US amerikanischen Autor H P Lovecraft in den 1920er Jahren erfundenes magisches Buch das ein Teil von Lovecrafts Cthulhu Mythos ist Es ist nicht das einzige fiktive Buch das in Lovecrafts Werk auftaucht auch Das Buch von Eibon oder Unausprechliche Kulte des fiktiven Autors Friedrich Wilhelm von Junzt werden immer wieder erwahnt Erfundene Bibliotheken oder Pseudobibliografien sind eine weitere Moglichkeit sich auf fiktive Bucher zu beziehen Das erste Beispiel findet sich in Rabelais Gargantua und Pantagruel wo der Autor eine komplette Klosterbibliothek erfindet deren Titel als Satire gegen die herrschende scholastische Theologie gedacht waren Johann Fischart setzt das fort im 1590 erschienenen Catalogus Catalogorum perpetuo durabilis oder Immerwahrender Katalog der Kataloge in dem 526 Titel verzeichnet sind mit denen der Autor gegen die in seiner Heimat vorherrschende protestantisch theologische Literatur polemisiert Diese Form von Satire war sehr treffsicher da sie zur Ganze wohl nur von ihrer Zielgruppe verstanden werden konnte Mit dem Aufkommen der Bibliophilie erwacht gegen Ende des 19 Jahrhunderts auch das Interesse an diesen Verzeichnissen In Frankreich hat der Bibliograph Pierre Gustave Brunet sich um die bibliographische Erforschung der bibliotheques imaginaires verdient gemacht 2 In Deutschland war es vor allem Hugo Hayn der sich mit der Erforschung dieser Literatur befasst hat 3 Beruhmt ist ein vom seriosen Buchersammler Anton Kippenberg fur die Leipziger Bibliophilen verfasstes Werk das unter dem Titel Bibliothek Meyer Stalluponen erschienen ist 4 in dem u a die verloren geglaubte Liedersammlung Karls des Grossen von der Einhard in der Vita Karoli Magni berichtet angezeigt wird auf etwas blaulichem Papier Fur den 10 August 1840 wurde in Binche Belgien eine Versteigerung des Nachlasses von Jean Nepomucene Auguste Pichauld Comte de Fortsas angekundigt und dazu an Buchhandler und Bibliophile in ganz Europa ein aufsehenerregender Katalog verschickt Die anreisenden Sammler mussten feststellen dass es weder eine Versteigerung noch einen Nachlass und auch keinen Grafen von Fortsas gab Der in nur 132 Exemplaren gedruckte Katalog ist eine bibliophile Kostbarkeit 5 Einige neuere Bucher setzen das Genre fort etwa das 2003 erschienene Werk Akute Literatur von Hartwig Rademacher das aus ca 1000 erfundenen Titelangaben besteht 6 ferner Bucher die die Welt noch braucht Anzeigen und Rezensionen des Kladderadatsch hrsg von Ulrich Goerdten siehe Literatur Fiktive Bucher die spater tatsachlich verlegt wurden sind die aus der Harry Potter Reihe bekannten Werke Phantastische Tierwesen amp wo sie zu finden sind Die Marchen von Beedle dem Barden und Quidditch im Wandel der Zeiten Literatur BearbeitenPaolo Albani e Paolo della Bella Mirabiblia Catalogo ragionato di libri introvabili Bologna Zanichelli 2003 Jorge Luis Borges Fiktionen Erzahlungen 1939 1944 Fischer Taschenbuch 2012 ISBN 3 596 10581 1 Jurgen Buchmann Encheiridion Vandalicum Das Buch von den Wenden Reinecke amp Voss 2012 ISBN 3 942901 02 1 Johann Fischart Catalogus Catalogorum Niemeyer 1993 ISBN 3 484 28046 8 Stanislaw Lem Die vollkommene Leere Suhrkamp 1981 ISBN 3 518 37207 6 Rabelais Gargantua und Pantagruel Insel Verlag 1974 ISBN 3 458 31777 5 Hartwig Rademacher Akute Literatur Merve 2003 ISBN 3 88396 191 4 Bernd Wahlbrinck Nicht zu fassen Rezensionen von Buchern die nie geschrieben wurden Tumbelwied 2009 ISBN 978 3 00 029514 0 Ulrich Goerdten Hrsg Bucher die die Welt noch braucht Anzeigen und Rezensionen des Kladderadatsch von 1872 bis 1907 Zusammengetragen herausgegeben und mit einem Nachwort versehen verlegt in der Edition Schwarzdruck Gransee 2018 ISBN 978 3 935194 95 2Weblinks BearbeitenPierre Gustave Brunet Bibliotheques imaginaires doi 10 5169 seals 388059 35 Einzelnachweise Bearbeiten fixpoetry com abgerufen am 22 November 2012 Gustave Brunet Imprimeurs imaginaires et libraires supposees Etude bibliographique Suivie de recherches sur quelques ouvrages imprimes avec des indications fictives de lieux ou avec des dates singulieres B Franklin New York 1963 Burt Franklin research amp source works series 153 34 Zuerst Paris Librairie Tross 1866 Hugo Hayn Hrsg Vorschlag zu einer Lesebibliothek fur junge Frauenzimmer Ein bibliographisch erotisches Curiosum vom Jahre 1780 Von Carl Friedrich Wegener Mit Anmerkungen und einem Verzeichniss scherzhafter Cataloge lives imaginaires herausgegeben von Hugo Hayn Jahnke Borna Leipzig 1889 Katalog des noch vorhandenen Teiles der Sammlungen des zu Stalluponen verstorbenen Herrn Emil Meyer President d honneur de la societe internationale des trois bibliophiles welche die gesamte Weltliteratur einst umfassten Furboter s Antiquariat Nurnberg Leipziger Strasse 44 Katalog No 517 1925 Werner Fuld Das Lexikon der Falschungen Lugen und Intrigen in Kunst Geschichte und Literatur Piper Munchen Zurich 2000 ISBN 3 492 23011 3 Seite 50 Die Welt abgerufen am 24 November 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fiktives Buch amp oldid 237405832