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Der Fall Schlageter ist der erste offentlich bekannt gewordene Bankenskandal in der Bundesrepublik Deutschland der nach abschliessender Prufung offensichtliche Fehler und Missstande sowohl der direkten Bankenaufsicht selbst hier durch die genossenschaftliche Bankenaufsicht als auch der ubergeordneten Aufsicht durch das zustandige Wirtschaftsministerium von Baden Wurttemberg aufdeckte Es gibt in der ganzen Bundesrepublik keinen Vergleichsfall Wirtschaftsministerium Baden Wurttemberg 1 Tatsachlich wurde hier erstmals der Nachweis erbracht dass die Bankenaufsicht in Deutschland unzureichend war ihre Aufgaben nicht ordnungsgemass erfullte und dieser gravierende Fehler unterliefen Dabei beziehen sich die Vorgange auf die Jahre 1971 bis 1993 also lange vor der Lehman Pleite die dann erst 2008 die Frage nach der Bankenaufsicht in breitem Raum aufgeworfen hat Geschichte BearbeitenAusgangspunkt bildet der Zusammenbruch der Volksbank Oberkirch im Jahr 1971 Gegenuber der Presse wurde der Fall bagatellisiert indem in der Offentlichkeit dies so dargestellt wurde dass gutglaubige naive Vorstande cleveren Scheckreitern auf den Leim gegangen seien 2 3 Tatsachlich hatten die beiden Vorstandsmitglieder H und N uber Jahre hinweg gravierende Manipulationen vorgenommen 4 Insofern kamen erhebliche Zweifel auf ob die Prufungen durch die Bankenaufsicht ordnungsgemass waren 5 Zustandig war hier als Prufungsverband der Badische Genossenschaftsverband BGV mit Sitz in Karlsruhe Aufsichtsbehorde des Genossenschaftsverbandes war wiederum das Wirtschaftsministerium von Baden Wurttemberg 6 Dieses kam jedoch 1989 also fast 20 Jahre nach den eigentlichen Vorfallen zu dem Ergebnis der Vorwurf der BGV habe gesetzlich erforderliche Prufungshandlungen im Rahmen seiner genossenschaftlichen Pflichtprufungen bei der ehemaligen Volksbank OK in den Jahren 1969 bis 1972 unterlassen trifft nicht zu ebenfalls trifft es nicht zu dass der Bestatigungsvermerk nur eingeschrankt oder gar versagt hatte werden mussen 7 Dennoch blieben erhebliche Zweifel und der Landtag von Baden Wurttemberg beauftragte nach einer Petition die unabhangige Wirtschaftsprufungsgesellschaft Schitag heute Ernst und Young mit einer erneuten Uberprufung der fraglichen Vorgange 8 7 Aus dem dann 1993 vorgelegten Gutachten der Schitag ergaben sich eindeutig Versaumnisse des Genossenschaftsverbandes 9 sowie Ohrfeigen fur die Oberprufer aus Karlsruhe 10 Tatsachlich heisst es in dem Prufbericht der Schitag dass sich uber Jahre hinweg erhebliche Mangel sowohl im materiellen als auch im formalen Bereich der Kreditbearbeitung der Volksbank zeigten In der Frage des Bestatigungsvermerks ware eine Einschrankung oder gar Versagung des Bestatigungsvermerks angezeigt erschienen In den Vorgesprachen mit den Verfahrensbeteiligten hatten sich die Gutachter dahingehend geaussert dass ein Bestatigungsvermerk uberhaupt nicht hatte erteilt werden durfen 11 Fur die Landesregierung ergaben die Feststellungen der Gutachter die Erkenntnis dass der Badische Genossenschaftsverband in den der Untersuchung zugrunde liegenden Jahren bis 1972 seiner Prufungspflicht in Bezug auf die Volksbank O nicht mit der gebotenen Sorgfalt nachgekommen ist Fur das Wirtschaftsministerium als Aufsichtsbehorde nach 64 GenG ergibt sich weiter die Erkenntnis dass kunftig beim Bekanntwerden von Verdachtsmomenten in derart komplexen Sachverhalten mit den zur Verfugung stehenden personellen Kapazitaten eine eigene Uberprufung nicht moglich und sinnvoll ist 4 Bekannt wurde der Komplex einer breiten Offentlichkeit als Fall Schlageter Die Pforzheimer Unternehmerfamilie beklagte in diesem Zusammenhang einen Schaden von vier Millionen D Mark 10 Auf sie gingen auch die oben erwahnten Eingaben an das Ministerium bzw den Landtag zuruck Tatsachlich bot dann auch der BGV zunachst eine funfstellige Vergleichssumme an 12 Nachdem jedoch der Fall in den zwei Fernsehsendungen Landesreport Baden Wurttemberg vom 8 Juli 1994 und Report vom 12 Juli 1994 dargestellt worden war teilte der BGV dem Wirtschaftsministerium mit dass fur eine Fortsetzung der Vergleichsgesprache keine Basis mehr gegeben sei 13 Trotzdem bittet der Petitionsausschuss die Landesregierung sich beim Badischen Genossenschaftsverband dafur zu verwenden erneut Vergleichsgesprache mit dem Petenten zu fuhren 14 Obwohl die Landesregierung dieser Bitte mit Nachdruck folgte teilte der Genossenschaftsverband mit Schreiben vom 20 Juli 1994 mit keine weiteren Vergleichsgesprache zu fuhren 15 Selbst der Landtag konnte den Weg nicht freimachen 16 Da die eigentlichen Vorgange schon mehr als 20 Jahre zurucklagen war eine juristische Losung nicht mehr moglich unabhangig von den nicht aufzubringenden Prozesskosten Der Fall verursachte einen weiteren Skandal Nachdem Eugen Schlageter in einem Schreiben an alle Landtagsabgeordneten den Prasidenten des Badischen Genossenschaftsverbandes und Landtagsabgeordneten Egon Gushurst massiv beschuldigt hatte legte dieser eine eidesstattliche Versicherung des damaligen Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Karlsruhe Siegfried Gitzinger vor nach der Herr Gushurst uberhaupt nicht mit der Angelegenheit Oberkirch befasst war auch nicht vertretungsweise was ich ausdrucklicher bestatige und zu beeiden bereit bin Dieses Schreiben vom 28 September 1981 ging an den Prasidenten des Landtages von Baden Wurttemberg verschiedene Ministerien und an das Bundesaufsichtsamt fur das Kreditwesen in Berlin Nachdem Eugen Schlageter protestiert hatte wurde er von einem Amtsarzt wegen querulantenhaften Verhaltens fur unzurechnungsfahig erklart 17 Tatsachlich hatte aber Prasident Gushurst die Prufberichte der Volksbank Oberkirch zusammen mit Herrn Gitzinger unterschrieben und die Eidesstattliche Versicherung des Herrn G ist nach einem Urteil des OLG Karlsruhe falsch 18 Eidesstattliche Luge fur den Prasidenten 19 Eine strafrechtliche Verfolgung scheiterte an der Verjahrung Wahrend seit der Lehman Pleite 2008 staatsanwaltliche Durchsuchungen bei Banken und Verurteilungen von deren Vorstanden durchaus nichts Ungewohnliches mehr sind war dies vor 2000 tabu Einzelnachweise Bearbeiten Heilbronner Stimme 3 November 1994 Offenburger Tagblatt 12 13 Februar 1972 Stuttgarter Zeitung Archiv Febr 1972 a b Landtagsdrucksache 11 2529 Pforzheimer Zeitung 8 September 1987 WIRTSCHAFTSWOCHE 24 Juli 1987 a b Landtagsdrucksache 10 6647 Pforzheimer Zeitung 13 Dezember 1991 Badische Neueste Nachrichten 14 Oktober 1993 a b FOCUS 22 April 1996 Landtagsdrucksache 11 3925 Heilbronner Stimme 22 Juli 1993 Landtagsdrucksache 11 2529 Landtagsdrucksache 11 3925 Landtagsdrucksache 11 4538 Stuttgarter Nachrichten 1 Juli 1996 Gutachten staatliches Gesundheitsamt Pforzheim Urteil OLG Karlsruhe 7 Dezember 1989 Heilbronner Stimme 22 Juli 1993 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fall Schlageter amp oldid 233691413