www.wikidata.de-de.nina.az
Die Falkensteiner Hohle liegt auf der Schwabischen Alb zwischen Grabenstetten und Bad Urach in Baden Wurttemberg Sie ist eine aktive Wasserhohle das heisst die Niederschlage sickern durch den Karst der Albhochflache sammeln sich in wasserfuhrenden Spalten und Gangen und gelangen durch die Hohle ins Freie Die Wasser der Hohle bilden die Quelle der Elsach Seit 2019 ist sie als bedeutendes Geotop und Geopoint des UNESCO Geoparks Schwabische Alb ausgezeichnet Falkensteiner HohleHohlenportal mit Blick ins FreieHohlenportal mit Blick ins FreieLage Schwabischen Alb Baden WurttembergHohe 653 m u NNGeographischeLage 48 30 51 N 9 27 10 O 48 514166666667 9 4527777777778 653 Koordinaten 48 30 51 N 9 27 10 OFalkensteiner Hohle Baden Wurttemberg Katasternummer 7422 02Typ Kalkhohle Aktive Wasserhohle Ganghohle MalmEntdeckung ca 1770Gesamtlange 4 259 m 1 Die Falkensteiner Hohle ist keine Schauhohle sondern eine Naturhohle oder wilde Hohle deren Befahrung nur auf Antrag zugelassen wird und nicht ungefahrlich ist Inhaltsverzeichnis 1 Hohlenaufbau 1 1 Vom Eingang bis zum ersten Siphon 1 2 Vom ersten bis zum zweiten Siphon 1 3 Vom zweiten Siphon bis zur Hohen Kluft 2 Befahren der Hohle 2 1 Entdeckungsgeschichte 2 2 Hohlenbefahrung heute 2 3 Gefahren 3 In Literatur und Kunst 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHohlenaufbau Bearbeiten nbsp Wasseraustritt am Hohleneingang nur bei hohem Wasserstand z B nach starken Regenfallen nbsp Sehr grosses trockenes Hohlenportal ca 15 m hoch Massstab Hohlenfahrer in leichter Montur nbsp Vorderer Bereich der Falkensteiner Hohle mit dem Hohlenbach nbsp Besuchergruppe in angemessener Bekleidung nach erfolgreicher BefahrungDie gut dokumentierte und vermessene Hohle ist eine Schichtfugen Wasserhohle 2 Die letzten 20 Hohlenmeter vor dem Eingangsportal sind allerdings inzwischen meistens trocken sodass der Wasserhohlen Charakter von aussen nur noch selten erkennbar ist Vom Eingang bis zum ersten Siphon Bearbeiten Lediglich die ersten 20 m konnen bei anhaltend trockenem Wetter mit Helm und zwei Taschenlampen befahren werden da das normale Wasseraufkommen an einem Sickerloch die Hohle vollstandig verlasst um wenig unterhalb der Hohle in verschiedenen Quellen die die Elsach oberirdisch speisen wieder auszutreten Noch vor wenigen Jahren konnte die Hohle bis zum Regentorle etwa 150 m nach dem Eingang so befahren werden Die dortigen Schlucklocher wurden jedoch von Vandalen verstopft Das weitere Vordringen wird durch teilweise brusttiefes Wasser erschwert und zwingt zu Kalteschutzmassnahmen Taucheranzug Man konnte zwar versuchen die tiefsten Stellen zu uberklettern aber ein plotzliches Ausrutschen an den glitschigen Wanden mit nachfolgendem Sturz in das nur sieben Grad warme Wasser konnte bei schwacher konstituierten Personen zu einem Kreislaufkollaps fuhren Bei langeren Begehungen ist ein Taucheranzug erforderlich die Lichtversorgung muss wasserdicht sein sowie uber einen langen Zeitraum funktionieren zudem sollte Ersatzbeleuchtung mitgefuhrt werden Dermassen ausgerustet kann man bei normalem Wasserstand circa 480 m in die Hohle bis zum ersten Siphon eindringen Vom ersten bis zum zweiten Siphon Bearbeiten Grossraumig setzt sich der Gang hinter dem ersten Siphon fort und nach wenigen Metern steht man vor einem machtigen Versturz welcher den Boden der Reutlinger Halle bildet Hier muss man einige Meter nach oben klettern die Halle durchqueren und dann wieder zum Bachbett absteigen In den sechziger Jahren erleichterten Eisenleitern den Auf und Abstieg jedoch setzte der Rost im Laufe der Jahre den Leitern so stark zu dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellten und entfernt wurden Hinter der Reutlinger Halle beginnt einer der schonsten Hohlenteile die Wasserfallstrecke Durchweg grossraumig zieht der Gang weiter in den Berg Vorbei an Sinterkaskaden und uber kleine Wasserfallstufen erreicht man nach etwa einem halben Kilometer erneut eine Versturzzone deren Blocke von einer schmierseifen ahnlichen glitschigen und teilweise meterdicken Lehmschicht uberzogen sind daher der Name Lehmwande und das Vorankommen erschweren Kurz vor den Lehmwanden trifft man auf das Krokodil ein von der Decke gesturzter meterlanger Tropfstein und Wahrzeichen am Ende der Wasserfallstrecke das Krokodil wurde vor wenigen Jahren mutwillig in zwei Teile zerbrochen Am Ende der durchweg trockenen Lehmstrecke gelangt man in eine grossere Versturzhalle an deren Rand ein sehr enger Durchschlupf Fuchsbau wieder zum Bachbett hinunterfuhrt Hier ist man etwa 1200 m vom Eingang entfernt und der folgende Gang weist jetzt ein kastenformiges Profil auf Kurze trockene Teile wechseln ab mit Strecken in denen man im knie oder hufttiefen Wasser waten muss Kurz nach Beginn dieses Hohlenteils ist das Waschbrett zu passieren eine breite aber niedrige Spalte nur wenige Zentimeter uber dem Bachniveau Bei erhohtem Wasserstand staut sich hier ein mehrere Meter langer Siphon Nach knapp einem weiteren Kilometer folgt eine weitere Versturzzone und wenn man sich zwischen den Blocken hindurchgezwangt hat stosst man schliesslich auf die Banischhalle mit dem zweiten oder Grossen Siphon Dieser ist ein echter Siphon das heisst es gibt keine Luftspalte zum Atemholen Vom zweiten Siphon bis zur Hohen Kluft Bearbeiten Direkt hinter dem zweiten Siphon folgt ein dritter Schiefer Siphon und in der anschliessenden Strecke existiert je nach Wasserstand zwischen Hohlendecke und Wasseroberflache nur ein Luftspalt von wenigen Zentimetern Sinnigerweise nennt sich dieser Teil Letzte Olung Der Gang wird dann wieder grosser und vorbei an Tropfsteinsaulen Sinterkaskaden und schneeweissen Stalaktiten erreicht man nach weiteren 600 Metern den Eiseleversturz einen relativ jungen Deckenbruch der den Gang vollstandig blockierte und bis Silvester 1977 das Hohlenende gebildet hat 2750 Meter vom Eingang entfernt Die nach dem Eiseleversturz beginnende Riffstrecke ist der schonste Teil der Hohle Weder ein weiterer Versturz noch sonst ein grosseres Hindernis erschweren das Fortkommen bis zur Hohen Kluft an deren Fusse die Hohle in einen weiteren und langen Siphon Tiefer Siphon abtaucht Befahren der Hohle BearbeitenEntdeckungsgeschichte Bearbeiten Anfang des 18 bis Beginn des 19 Jahrhunderts Goldgraber suchten vergeblich nach Gold nachdem Bergrat Riedel spater Johann Jacob Rehfuss und Anton Wunsch Gutglaubigen eine Art Goldgraberlizenz verkauften 1776 Selbstmord eines Goldsuchers in der Hohle Der Mann wurde in der Hohle bestattet 1871 bis 1874 Erste Untersuchungen und Vermessung durch den Architekturstudenten Kolb und andere Hohlenforscher bis zum ersten Siphon 400 m 1953 Klaus Bohm durchtauchte als erster den ersten Siphon 400 m Die ArGe Hohlenforschung Reutlingen erforschte die Hohle bis zum Fuchsloch bei 1200 m 1959 Hans Matz und Martin Kolb durchtauchten als erste den zweiten und dritten Siphon 2200 m und erforschten die Hohle bis zum Eiseleversturz bei 2700 m 1977 Jurgen Zerweck und Manfred Bartsch stiessen durch den Eiseleversturz und drangen bis zum vierten Siphon bei 3400 m vor 1980 Jochen Hasenmayer erreichte den 26 Siphon bei 5000 m 1997 1999 Vermessung bis an den 8 Siphon bei 3987 m durch Andreas Kucha 2018 Entdeckung eines uber 200 Meter langen Seitengangs durch Mitglieder der Arge Grabenstetten 3 Hohlenbefahrung heute Bearbeiten Seit dem 6 April 2018 ist das Befahren und Begehen der Hohle uber die erste Verengung hinaus grundsatzlich verboten Ausnahmen werden auf Antrag zugelassen wenn nachgewiesen werden kann dass eine Versicherung besteht die etwaige erforderliche Bergungs oder Rettungskosten ubernimmt 4 Mit guter Ausrustung Neoprenanzug Neoprensocken Overall oder Schlaz Helm Stirnlampe wasserdichte Rucksacke mit Notverpflegung kann ein erfahrener Hohlenganger heutzutage in etwa funf Stunden bis zum vierten Siphon 3400 m vom Hohleneingang vordringen Um den funften Siphon zu uberwinden ist eine Tauchausrustung Drucklufttauchgerat notwendig Das weiteste Vordringen gelang Jochen Hasenmayer 1980 als er den 26 Siphon 5000 m vom Hohleneingang erreichte Gefahren Bearbeiten Die grosse Gefahr dieser aktiven Wasserhohle ist der Anstieg des Wasserspiegels Nach starken Regenfallen oder bei Tauwetter schliesst sich der erste Siphon und kann nicht mehr sicher ohne Tauchausrustung befahren werden der Ruckweg ist dann uber mehrere Meter wasseruberflutet Bei sehr starkem Regen kommt es sogar am Eingang Demutschluf zu einer weiteren Siphonbildung Der bei niedrigem Wasserstand sehr weit geoffnete Demutschluf kann dann nicht mehr ohne Tauchausrustung uberwunden werden So hat es schon wiederholt Hochwassereinschlusse gegeben Der breiten Offentlichkeit bekannt wurde ein Einschluss 1964 als vier Studenten erst nach 66 Stunden durch Hohlentaucher gerettet werden konnten Auch wenn die Hohle genugend Stellen besitzt an denen man sich bei Hochwasser aufhalten kann sind derartige Einschlusse keineswegs harmlos Physische Gefahren sind Kalte Hunger und Durst Psychische Probleme kommen hinzu insbesondere bei mangelnder Ausrustung und damit verbundenem Verlust der Lichtquelle Geraten die Eingeschlossenen in Panik sind auch Todesfalle moglich Ein typischer Unfall geschah am 1 Juni 2003 als vier unzureichend ausgerustete Studenten nach einem Gewitter mit Starkregen aus der Reutlinger Halle hinter dem ersten Siphon befreit wurden Die jungen Leute waren durch erfahrene Hohlengeher informiert worden ignorierten aber alle Warnungen In den Jahren 2015 und 2019 gab es weitere Rettungseinsatze Im Juli 2019 wurde ein Hohlen Guide mit einem Kunden aufgrund der durch die vorausgegangenen starken Regenfalle stark ansteigenden Wassermassen eingeschlossen Beide waren fur die nicht uberraschend eingetretene Wetterlage nur unzureichend ausgerustet Die Retter tauchten durch die uberflutete Engstelle zu den in der Reutlinger Halle eingeschlossenen Hohlengehern 5 In Literatur und Kunst Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur David Friedrich Weinland nahe beim HohleneingangIm Roman Rulaman von Christoph D F Weinland an den eine Abbildung am Hohleneingang erinnert wird die Falkensteiner Hohle unter dem fiktiven Namen Huhkahohle als Wohnstatt eines Steinzeit Stammes beschrieben Im Kriminalroman Brennende Kalte von Wolfgang Schorlau kommt der Privatermittler Georg Dengler nur knapp mit dem Leben davon als das Wasser in der Hohle unvermutet ansteigt Siehe auch BearbeitenWimsener HohleLiteratur BearbeitenHelmut Frank Falkensteiner Hohle Laichinger Hohlenfreund 16 17 1973 K H Zimmermann Die Falkensteiner Hohle Besucherinformation ArGe Hohle und Karst Grabenstetten 2 Aufl 1978 Geyer O F Gwinner M S Geologie von Baden Wurttemberg 3 Auflage Stuttgart 1986 Besucherinfo Falkensteiner Hohle Grabenstetten 1996 S 14 15 Wolfgang Graf Wilde Falkensteiner Hohle Verl G amp O Dr Kirchheim unter Teck 1992 ISBN 3 925589 06 6 Hans Binder Herbert Jantschke Hohlenfuhrer Schwabische Alb Hohlen Quellen Wasserfalle 7 vollig neu bearbeitete Auflage DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2003 ISBN 3 87181 485 7 S 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Falkensteiner Hohle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Falkensteiner Hohle auf showcaves com Detaillierte Beschreibung der Falkensteiner Hohle des ortsansassigen Hohlenvereins Falkensteiner Hohle auf caveseekers com Private Webseite uber die Hohle mit Fotos und Informationen Geotop Steckbrief des Landesamts fur Geologie Rohstoffe und BergbauEinzelnachweise Bearbeiten Langsten und tiefsten Hohlen Deutschlands Arge Grabenstetten Thilo Muller und Andreas Wolf ARGE Hohle amp Karst Grabenstetten e V Juni 2019 abgerufen am 24 Juni 2019 Geologie von BW S 328 Siehe Literatur arge grabenstetten de Polizeiverordnung Falkensteiner Hohle Gemeinde Grabenstetten abgerufen am 28 Marz 2018 Falkensteiner Hohle So teuer ist der Rettungseinsatz Konsequenzen fur geretteten Guide Sudwest Presse 30 Juli 2019 abgerufen am 2 August 2019 Normdaten Geografikum GND 4403130 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Falkensteiner Hohle amp oldid 232724606