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Die Explosion der Feuerwerksfabrik von Enschede am Samstag 13 Mai 2000 in der niederlandischen Stadt Enschede kostete 23 Menschen das Leben 947 Personen wurden verletzt und das Stadtviertel Roombeek verwustet 1 Schwarze Rauchwolken uber Enschede nach der Explosion der Feuerwerksfabrik im Mai 2000 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 1 1 Zeitleiste 2 Folgen 2 1 Strafrechtliche Aufarbeitung 2 2 Rechtliche Verscharfungen 2 3 Verbesserung des Katastrophenschutzes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenGegen 15 Uhr Ortszeit UTC 2 erreichte die Feuerwehr ein erster Notruf uber ein Feuer auf dem Gelande der Feuerwerksfabrik S E Fireworks im nordlich des Enscheder Stadtzentrums gelegenen Stadtteil Roombeek 2 Zur Bekampfung des Brandes waren zunachst zwolf Feuerwehrleute mit einem Tankloschfahrzeug und einer Drehleiter im Einsatz 3 die zuerst glaubten den Brand kurzfristig unter Kontrolle bringen zu konnen Da bereits zu diesem Zeitpunkt Feuerwerksraketen in Brand gerieten in den Himmel schossen und dort explodierten drangten sich auch begunstigt durch den hochsommerlichen Samstagnachmittag zahlreiche Schaulustige auf den Strassen um das ungewohnliche Schauspiel zu beobachten Diese Szenerie wurde von einigen Videofilmern festgehalten Gegen 15 30 Uhr kam es auf dem Gelande schliesslich zu einer Reihe schwerer Explosionen durch in Brand geratene Container die mit Feuerwerkskorpern gefullt waren Bei den beiden Hauptexplosionen die im Abstand von etwa 60 Sekunden erfolgten detonierten wahrscheinlich grossere Mengen illegal gelagerter sogenannter Salutbomben die bei einem Grossfeuerwerk reine Blitz und Detonationseffekte erzielen sollen Dazu sind sie an Stelle von Schwarzpulver mit Blitzknallsatz BKS gefullt das eine erheblich grossere Sprengkraft besitzt Die erste Explosion hatte das Aquivalent von ca 800 kg TNT die viel grossere zweite das von 4000 bis 5000 kg TNT Die vor allem durch die zweite Explosion verursachte Druckwelle war derart stark dass die aus Stahlbeton konstruierten Gebaude rund um den Explosionsherd bis auf die Grundmauern zerstort wurden Trummer bis zu 800 m weit flogen und im Umkreis von 1 5 km Entfernung Fensterscheiben zersprangen Der Druck der Explosion konnte noch in 60 km Entfernung wahrgenommen werden die Rauchsaule uber Enschede war in bis zu 50 km Entfernung sichtbar 4 Sogar die Infraschall Messanlagen der Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe im Bayerischen Wald in rund 625 km Entfernung zu Enschede IS26 registrierten 36 Minuten spater die Druckwellen der schweren Explosionen 5 Insgesamt explodierten 177 Tonnen Feuerwerkskorper 6 Zusatzliche Schaden wurden durch umherfliegende Feuerwerkskorper erzeugt die in die Dacher der umliegenden Hauser einschlugen und sie dadurch in Brand setzten Die benachbarte Brauerei Grolsch brannte aus Das Feuer dort konnte geloscht werden bevor es die Kuhlanlagen erreichte was die Freisetzung des Kaltemittels mehrere Tonnen giftiges Ammoniak hatte auslosen konnen Insgesamt war ein Gebiet von rund 5 km von den Schaden betroffen 7 Beim Einsatz in Enschede unterstutzten Rettungsdienste und Feuerwehren aus dem Kreis Borken und anderen Kommunen die niederlandischen Krafte Allein aus Deutschland waren 200 Einsatzkrafte mit 40 Fahrzeugen sowie acht Rettungshubschrauber im Einsatz 6 Zeitleiste Bearbeiten Ereignis Ortszeit UTC 2 Auslosung der Brandmeldeanlage 15 01Erste Meldung des Feuers durch Passanten 15 02Das erste Loschfahrzeug erreicht mit vier Mann Besatzung den Einsatzort 15 08Der erste Rettungswagen trifft am Einsatzort ein 15 16Das Feuer gilt als unter Kontrolle 15 27Erster Feuerwerkscontainer explodiert und lost eine Kettenreaktion aus 15 33Erste grosse Explosion 15 34Letzte verheerende Explosion 15 35Katastrophenplan tritt in Kraft 16 15 8 Folgen Bearbeiten nbsp Denkmal zu Ehren der Feuerwehrleute nbsp Plakette zur Erinnerung an den grenzuberschreitenden Einsatz deutscher Rettungskrafte aus dem Kreis BorkenDurch die Wirkung der Druckwelle und durch umherfliegende Trummerteile kamen 23 Menschen ums Leben darunter vier Feuerwehrleute 947 Personen wurden verletzt 9 Uber 200 Wohnhauser Wohnungen wurden vollstandig zerstort und rund 300 als unbewohnbar erklart 10 insgesamt wurden rund 1500 Wohnhauser beschadigt Als Folge der Zerstorungen wurden 1250 Personen zunachst obdachlos Der Versicherungsschaden wurde auf eine Milliarde Gulden rund 454 Millionen Euro geschatzt Die Brauerei Grolsch siedelte sich danach mit einem Neubau am Stadtrand von Enschede an 11 Strafrechtliche Aufarbeitung Bearbeiten Am 4 Marz 2002 begann der Prozess wegen fahrlassiger Totung sowie Verletzung von Umwelt und Sicherheitsbestimmungen gegen zwei Manager Rudi Bakker und Willie Pater der Feuerwerksfabrik vor dem Gericht niederlandisch Rechtbank in Almelo 12 Am 2 April 2002 erging gegen beide ein Freispruch in Bezug auf die fahrlassige Totung wegen der Nichteinhaltung von Sicherheitsbestimmungen wurden sie aber zu je sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt 13 14 Die Fabrik besass zum Beispiel nur eine Lizenz zur Lagerung und Herstellung von Feuerwerk bis zur Gefahrgutklasse 1 3g Bei einer zur Zeit des Unglucks noch auf See befindlichen Lieferung von Grossfeuerwerk aus China wurde jedoch festgestellt dass das Unternehmen diese Bestimmungen bewusst umgangen hatte Die Artikel waren als Klasse 1 4g und 1 3g deklariert jedoch mit komplett anderem Material gefullt worden und wurden nach Tests als Klasse 1 2 und 1 1 massenexplosionsfahig eingestuft Des Weiteren wurden Lagermengen uberschritten und elektrische Anlagen nicht vorschriftsmassig instand gesetzt In zweiter Instanz vor dem Berufungsgericht niederlandisch Gerechtshof in Arnheim wurden beide Angeklagten am 12 Mai 2003 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt 15 Einer der Angeklagten legte hiergegen Revision rechtlich korrekt Kassation niederlandisch cassatie vor dem Hohen Rat der Niederlande niederlandisch Hoge Raad der Nederlanden in Den Haag ein die allerdings am 1 Februar 2005 zuruckgewiesen wurde 16 Am 22 August 2002 wurde der der Brandstiftung verdachtigte Andre de Vries von der Rechtbank Almelo zunachst zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt 17 18 In zweiter Instanz wurde de Vries jedoch aus Mangel an Beweisen vom Gerechtshof Arnheim am 12 Mai 2003 freigesprochen 19 Danach klagte de Vries gegen den niederlandischen Staat auf Haftentschadigung in Hohe von einer Million Euro 20 Der Gerechtshof Arnheim sprach ihm in dieser Sache am 3 Mai 2004 einen Schadensersatz in Hohe von 125 000 zu 21 Rechtliche Verscharfungen Bearbeiten Schon kurze Zeit nach dem Ungluck von Enschede wurde auf europaischer Ebene angeregt die Bestimmungen fur den Umgang und die Lagerung von Sprengstoff zu verscharfen 22 Diese Diskussionen ebenso wie Erkenntnisse aus weiteren Unglucksfallen 23 mundeten dann in der Anderung der Richtlinie 96 82 EG Seveso II Richtlinie die zum 31 Dezember 2003 in Kraft trat Ebenfalls als Konsequenz aus den Geschehnissen in Enschede 24 begann im Fruhjahr 2002 in Deutschland eine Diskussion uber Anderungen im deutschen Sprengstoffrecht 25 Das 2 SprengAndG trat am 5 September 2002 in Kraft Verbesserung des Katastrophenschutzes Bearbeiten Um fur zukunftige Unglucksfalle ahnlichen Ausmasses gewappnet zu sein wurden im Grenzgebiet zahlreiche Verbesserungen am gemeinsamen Katastrophenschutz vorgenommen Kernelement ist dabei ein grenzuberschreitender Gefahrenabwehrplan an dem die deutschen Landkreise Grafschaft Bentheim und Borken sowie die niederlandischen Regionen Twente und Achterhoek beteiligt sind und der von der Euregio gefordert wurde 26 Wesentliche Inhalte sind z B Regelungen uber die Einsatzleitung Kommunikation und Versorgung von Einsatzkraften sowie gemeinsame Standards bei Alarmierung und Technik 27 Unter anderem auch wegen der Katastrophe von Enschede wurde in den Niederlanden 2005 die unabhangige Untersuchungsbehorde Onderzoeksraad voor Veiligheid fur Zwischenfalle Unfalle und Katastrophen aller Art eingerichtet Literatur BearbeitenCommissie onderzoek vuurwerkramp De vuurwerkramp Eindrapport Abschlussbericht der Untersuchungskommission Februar 2001 ISBN 90 71082 67 9 Online als PDF niederlandisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Explosionskatastrophe in Enschede Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video der Explosion Dossier der Katastrophe von Enschede niederlandisch Satellitenbild der Katastrophe deutsch Informationen der Stadt Enschede niederlandisch Naming and shaming door Paul van Buitenen over de Vuurwerkramp Pim van Galen en Paul van Buitenen niederlandisch Einzelnachweise Bearbeiten Archivlink Memento vom 6 Marz 2013 im Internet Archive vgl Helmut Hetzel Die Katastrophe von Enschede Zu Angst und Trauer kommt jetzt auch die Wut auf die Stadt Brandstiftung oder pure Schlamperei in VDI Nachrichten vom 19 Mai 2000 S 3 feuerwehrmagazin de Vor zehn Jahren Katastrophe in Enschede abgerufen am 11 Mai 2011 Spiegel Online Mindestens 20 Tote bei Explosion in Feuerwerksfabrik abgerufen am 11 Mai 2011 Homepage der BGR Besondere Ereignisse Explosion in Enschede abgerufen am 7 Juli 2011 a b https www welt de welt print article3459102 Zoll beschlagnahmt 240 Tonnen illegale Feuerwerkskoerper html https www springermedizin de das unglueck von enschede am 13 05 2000 8053270 Kongressheft Praklinische Unfallchirurgie 2002 RTV Oost Documentaire vuurwerkramp Terug naar 13 mei 2000 abgerufen am 11 Mai 2016 FR Online Riesenexplosion durch Miniknaller abgerufen am 11 Mai 2011 Dietrich Eckhardt Lutz Kuhrt Hans Jochen Rodner schadenprisma de Enschede Ursachen und Folgen der Feuerwerkskatastrophe Memento vom 25 Oktober 2014 im Internet Archive abgerufen am 11 Mai 2011 Felix Holland Zielpublikum aufgeschlossene Leute Grolsch definiert Abnehmer von Internationalen Bieren Deutschlandexport ausgeweitet in Lebensmittel Zeitung vom 14 September 2001 S 77 beck aktuell vom 4 Marz 2002 Prozess um Katastrophe von Enschede begonnen Anklage bestatigt abgerufen am 11 Mai 2011 dw world de Memento vom 28 Juli 2012 im Webarchiv archive today abgerufen am 11 Mai 2011 Urteile der Rechtsbank Almelo vom 2 April 2002 LJN AE0934 und LJN AE0935 Urteile des Gerechtshof Arnheim vom 12 Mai 2003 LJN AF8393 und LJN AF8394 Urteil des Hoge Raads vom 1 Februar 2005 LJN AP8469 Handelsblatt 15 Jahre Gefangnis fur Brandstifter von Enschede abgerufen am 11 Mai 2011 Urteil der Rechtbank Almelo vom 22 August 2002 LJN AE6814 Urteil des Gerechtshof Arnheim vom 12 Mai 2003 LJN AF8395 Grafschafter Nachrichten vom 6 April 2004 Ex Verurteilter de Vries will Schadenersatz Urteil des Gerechtshof Arnheim vom 3 Mai 2004 LJN AO8765 Ottmar Philipp Verscharfung der Seveso Richtlinie in EuZW 2002 579 vgl Entscheidungsgrunde Nr 2 und 5 der Anderungs Richtlinie 2003 105 EG PDF vgl Gesetzesbegrundung zum Entwurf des 2 SprengAndG BT Drs 14 8771 S 1 beck aktuell vom 22 April 2002 Bundesregierung will Sprengstoffrecht an EU Vorgaben anpassen abgerufen am 11 Mai 2011 Homepage der Euregio Grenzuberschreitender Gefahrenabwehrplan Memento vom 3 September 2012 im Webarchiv archive today abgerufen am 11 Mai 2011 Grafschafter Nachrichten vom 22 Januar 2005 Hilfe uber Grenze hinweg soll freie Bahn haben 52 230297222222 6 8933722222222 Koordinaten 52 13 49 N 6 53 36 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Explosion der Feuerwerksfabrik von Enschede amp oldid 235524555