Das Europäische Sozialforum (ESF) ist ein offener Treffpunkt von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus ganz Europa, mit der Zielsetzung gemeinschaftlich Lösungen, hinsichtlich den Problemstellungen Krieg und Rassismus, soziale Benachteiligung von Menschen, sowie der Zerstörung der Umwelt, zu erarbeiten. Das Forum wendet sich explizit gegen den Neoliberalismus, sowie gegen eine kapitalistisch, imperialistisch dominierte Welt.
Angeregt durch das Weltsozialforum im Jahr 2001 in Porto Alegre, Brasilien, fand das erste Europäische Sozialforum 2002 in Florenz als kontinentales Treffen der Weltsozialforumbewegung statt. Das Europäische Sozialforum orientiert sich inhaltlich an den Vorgaben aus der Charta der Prinzipien des Weltsozialforums.
Themen Bearbeiten
Die einzelnen Themen, welche in den jeweiligen Konferenzen, Seminaren und Workshops diskutiert werden, sind vielfältig und orientieren sich in der Regel am politischen Geschehen zum Zeitpunkt des Forums, wobei basale Themenbereiche, unterschiedlich gewichtet, immer fester Bestandteil der jeweiligen Arbeitsgruppen und Gegenstand der Diskussionen sind. Zum einen wird Kritik am bestehenden Wirtschaftssystem und an spezifischen, die Gesellschaftsordnung betreffende Punkte geübt, sowie mögliche Alternativen besprochen, zum anderen stehen umwelt- und bildungspolitische Themen auf der Diskussionsagenda, ergänzt durch die Themenbereiche Krieg, Ökonomie und Medien.
Veranstaltungschronologie Bearbeiten
- ESF 2002, Florenz
- ESF 2003, Paris
- ESF 2004, London
- ESF 2006, Athen
- ESF 2008, Malmö
- ESF 2010, Istanbul
Kritik Bearbeiten
Verschiedentlich wurde dem Europäischen Sozialforum eine starke Nähe zum Islamismus und zum Antisemitismus vorgeworfen, da es die bedingungslose Unterstützung Palästinas und islamistischer Organisationen und Personen propagiert habe. So hatte etwa der Genfer Chefideologe des „Euroislam“, Tariq Ramadan im Jahre 2003 auf der Website des Sozialforums „jüdischen Intellektuellen“ wie Bernard-Henri Lévy, Alain Finkielkraut und André Glucksmann vorgeworfen, „reflexartig ‚die zionistische Politik‘ der USA und Israels zur Unterdrückung der Palästinenser zu verteidigen“. Die französische Parti socialiste forderte daraufhin den Ausschluss des „moslemischen Le Pen“ aus der ATTAC-Bewegung als ihrer zentralen Organisation. Das lehnten die Veranstalter des Sozialforums jedoch ab. Anlässlich des zweiten ESF in Paris 2003 wurde die Bewegung von Finkielkraut mit den Worten kritisiert: „Die Globalisierungsgegner predigen keinen primitiven Judenhaß. Aber die rituelle Diabolisierung der Vereinigten Staaten und Israels zeigt, daß in ihren Köpfen die Vorstellung einer internationalen Verschwörung vorherrscht - als ob der Prozeß der Globalisierung von einem Komplott in die Welt gesetzt worden wäre. Das ist ideologisches Denken“.
Weblinks Bearbeiten
- Das Europäische Sozialforum (ESF), EUROPA-LINKS.eu, Europäische Bildungsangebot der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Soziale Bewegungen Europas treffen sich in Paris, Indymedia zum Europäischen Sozialforum 2003 in Paris. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Einige Eindruecke vom 1. Tag ESF in London, Indymedia zum Europäischen Sozialforum 2004 in London. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Bericht vom ESF in Athen, Indymedia zum Europäischen Sozialforum 2006 in Athen. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Impressionen vom Europäischen Sozialforum in Athen, Olaf Stuve, RLS, zum Europäischen Sozialforum 2006 in Athen. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Europäisches Sozialforum in Istanbul, 1. – 4. Juli 2010, Jule Nagel, Blog. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Das deutschsprachige Informationsportal zur weltweiten Sozialforum-Bewegung: Weltsozialforum 2001 in Porto Alegre, Brasilien. Abgerufen am 9. Dezember 2015.
- ↑ Erhard Crome, Rosa Luxemburg Stiftung: Europäisches Sozialforum in Florenz. 6.-10. November 2002. November 2002, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Das deutschsprachige Informationsportal zur weltweiten Sozialforum-Bewegung: Archiviert vom 30. August 2017; abgerufen am 9. Dezember 2015. am
- ↑ Silke Veth, Rosa Luxemburg Stiftung: Die Europäischen Sozialforen von Florenz bis Istanbul. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Angela Klein, Sozialistische Zeitung: Zehn Jahre nach dem 1.Europäischen Sozialforum in Florenz, Ein neuer Anlauf mit Hindernissen. 12. Dezember 2012, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Klaus Feldkeller, DW - Deutsche Welle: Europäisches Sozialforum sucht die bessere Welt. 11. November 2003, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- The Guardian, politics Special reports: The European Social Forum, Paris 2003. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- The Guardian, politics Special reports: ESF 2004 in London. Abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Offizielle Webseite ESF 2006 Athen, Internet Archive: Mai 2006, archiviert vom 5. Februar 2012; abgerufen am 10. Dezember 2015. am
- Europäische Sozial Forum: 31. März 2007, archiviert vom 27. September 2007; abgerufen am 10. Dezember 2015. am
- Rosa Luxemburg Stiftung: Videos, Bilder und Berichte vom Europäischen Sozialforum am 1. bis 4. Juli 2010. 2010, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- So etwa Steffen Schülein in einem Beitrag für die Zeitschrift „Sozialistische Positionen“ unter dem Titel „Free Palestine, boycott Israel“ (Memento vom 24. August 2007 im Internet Archive)
- Vgl. „Krieg im Lager der Friedliebenden“, Süddeutsche Zeitung vom 7. Nov. 2003
- „Feind aus besten Absichten“. Antisemitismus im Wandel / Ein Gespräch mit Alain Finkielkraut, FAZ, 13. Nov. 2003 (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive)