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Ein wesentlicher Bestandteil der Schlachtung von Rindern ist das richtige Teilen der verwertbaren Teile des Schlachttieres Durch die Trennung unterschiedlicher Fleischteile und qualitaten hat sich im Laufe der Zeit auch eine sehr spezifische Kochkultur entwickelt die sich gerade in Wien als ein Teil des alltaglichen Lebens darstellt Bei der heute ublichen sogenannten internationalen Teilungsmethode erfolgt diese so dass das Tier halbiert und dann oberhalb der funften Rippe in jeweils ein Vorder und ein Hinterviertel geteilt wird In diesem Fall besteht das Vorderviertel aus Spitz und Schulter das Hinterviertel aus dem Englischen Viertel dem Schlegel oder der Keule und dem Riedhufel Die Wiener Methode zur Teilung von Rindfleisch wird heute in Osterreich nur noch in wenigen Fallen praktiziert es ergeben sich gegenuber der internationalen Methode funf Teile Die Brust wird als Ganzes abgetrennt und zerfallt in zwei Teile in den Brustkopf und in den noch weiter unterteilbaren Frack Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung des Schlachtviehs fur die Gourmetkuche 2 Geschichte des Rindfleischs fur die Wiener Kuche 3 Bedeutung von Rindfleisch in der osterreichischen Kuche 4 Qualitatseinteilung in Osterreich 5 Die osterreichische Teilung 5 1 Vorderviertel 5 1 1 Spitz 5 1 2 Schulter 5 2 Die Brust 5 3 Hinterviertel 5 3 1 Stutzen 5 3 2 Englischer 5 3 3 Das Knopfel Schlogel oder Keule 5 3 4 Das Riedhufel 5 4 Bruckfleisch 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEinteilung des Schlachtviehs fur die Gourmetkuche BearbeitenMastochsen vier bis sechsjahrig das Fleisch ist lebhaft rot marmoriert und damit von Fett durchwachsen rosa Knochenmark Almochse Jungstier 2 5 3 Jahre der mindestens zwei Sommer auf einer Alm verbracht hat und nicht ausschliesslich mit Mastfutter auf Gewicht gebracht wurde Zugabe von Mastfutteranteilen in der winterlichen Stallhaltung ist ublich Gemastete Stiere zumindest 1 5 Jahre alt kupferfarbenes Fleisch und gelbes Fett Gemastete nichttrachtige Kuhe 3 5 Jahre alt dunkelrotes Fleisch mit wenig gelbem FettGeschichte des Rindfleischs fur die Wiener Kuche BearbeitenRindfleisch gehorte im ausgehenden Mittelalter zu den billigsten Nahrungsmitteln der stadtischen Bevolkerung Der Fleischkonsum sank seit damals hin zum beginnenden 19 Jahrhundert von 100 kg pro Kopf auf circa 20 kg jahrlich Der Berliner Reiseschriftsteller Nicolai bemerkte dass die Wiener gegenuber der Berliner Bevolkerung einen deutlich hoheren Fleischkonsum hatten weniger aber als die Londoner Die Versorgung der Wiener Bevolkerung mit Rindfleisch war von den politischen Umstanden beeinflusst so storten z B die Turkenkriege die Versorgung empfindlich Die Fleischer wurden angehalten die Bevolkerung ausreichend mit billigem Rindfleisch zu versorgen wenn dies nicht moglich war zahlte z B 1561 die Stadt eine Schlachtpramie um die Fleischpreise zu stutzen Ursprunglich wurde Rindfleisch nicht nach Sorten getrennt verkauft sondern nur nach Gewicht Nach einer Verordnung des Wiener Magistrats aus dem Jahre 1460 durfte Rindfleisch nur nach Gewicht verkauft werden nur der Lungenbraten konnte getrennt verrechnet werden Demzufolge war die sogenannte Zuwaage wesentlicher Bestandteil des Rindfleischpreises dieses umfasste zumindest 10 des Gekauften und bestand aus sog Ingereisch was als Eingeweide ubersetzt werden kann nicht jedoch das Gedarm Dieses umfasste Fusse Grab Haubtschedl und Vozmaull Spater auch Wadschunken dieser musste vom Kunden mitbezahlt werden Ansonsten waren die Schlachter auf den minderwertigen Fleischteilen sitzen geblieben So musste der Kaufer der vier vordern gueten Praten als Zuwaage ein Viertel Fleckh Kutteln nehmen 1 Am 21 Februar 1873 beschloss der Wiener Gemeinderat die Qualifikationstabelle der Ochsen als Analyse des kochbaren Ochsenthums wie es der Feuilletonist Friedrich Schlogl in der Zeitung Wiener Blut humoristisch beschrieb Die bisherige Arbeit des bekannten Fleischhauers Bahl im Souterrain der Wiener Grossmarkthalle ein anachronistisches Uberbleibsel lacherlich ehrlicher Bankwissenschaft 2 denn der Ochse das anspruchsloseste Thier der Schopfung ist nach der Grunderara endlich auf seinen wahren Werth gebracht nach seinen wirklichen Eigenschaften taxirt und von den uneigennutzigen Gelehrten unserer Approvisionirungssection bis in des kleinste Kruspeldetail abgeschatzt qualificirt und classificirt worden Damit war der Ochse nun amtlich in 22 Teile zerlegt worden entgegen den bisherigen sechs Teilen Dies ist erklarlich da bisher als minderwertig geltende Teile wie zum Beispiel der Wadschunken nur als Zuwaage zu anderen hochwertigen Fleischteilen an die Kunden abgegeben wurden Bedeutung von Rindfleisch in der osterreichischen Kuche BearbeitenDie lange Tradition wurde ausfuhrlich beschrieben die Tradition des gekochten Rindfleischs in Wien entstammt aber erst aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Es wird unter anderem darauf zuruckgefuhrt dass abseits vom hofischen Zeremoniell Kaiser Franz Josef I gekochtes Rindfleisch als standigen Bestandteil seiner Privattafel und auch als eines seiner Lieblingsgerichte bezeichnete Das wird mehrfach in der Literatur erwahnt 3 und fand dadurch Eingang in die Speisenfolge der gutburgerlichen Haushalte der osterreich ungarischen Monarchie Bis dahin wurde um die beste oder sogar richtige Zubereitungsart ob gekocht oder gebraten lange Zeit sehr gestritten Gebratenes Rindfleisch wurde u a als bedeutsamer bezeichnet weil es dieses ja schon vor der Erfindung des Topfes gegeben hatte durch das Kochen wurde ausserdem viel vom Inhalt des Fleisches verloren gehen Jedoch liessen sich die Osterreicher von internationaler Kritik in diesem Fall nicht beeinflussen obschon Jean Anthelme Brillat Savarin in seinem 1826 erschienenen Buch La Physiologie du Gout Die Physiologie des Geschmacks das 1865 ins Deutsche ubersetzt wurde Folgendes uber das gekochte Rindfleisch abschliessend sagte Die Leute vom Fach essen niemals gekochtes Rindfleisch einmal aus Achtung vor den strengen Grundsatzen und zum anderen weil sie vom hohen Katheder aus diese unbestreitbare Wahrheit verkundet haben Das Suppenfleisch ist ein Fleisch ohne Saft Ebenso der deutsche Autor Politiker und Psychiater Antonius Anthus der in Wirklichkeit Gustav P Blumroder hiess in seinen 1838 als Buch erschienenen Vorlesungen uber Esskunst Der lieben Suppe folgt nun in der Regel das liebe gesottene Rindfleisch welchem jene ihre Existenz verdankt ohne welche sie gar nicht auf der Welt ware Und dieses ab und ausgekochte saft und kraftlose Fasergewebe welches schon als Mittel zu einem andern Zweck gedient dieses Caput mortuum dieser schnode Abhub dieses bereits verbrauchte Ueberbleibsel dieser Alteweibersommer gilt als eine Speise 4 Freundlicher ausserte sich der franzosische Kuchenchef Antoine Careme Rindfleisch ist die Seele der guten Kuche was wiederum Joseph Wechsberg zur Schlussfolgerung brachte Gekochtes Rindfleisch ist die Seele der Wiener Kuche Aus all dem entstand in Wien eine Gasthaustradition in der man verschiedenerorts mehr als 24 unterschiedliche Rindfleischgerichte serviert Aber nicht nur das Angebot war und ist gross auch die Sachkenntnis der Wiener Gasthausbesucher wird in manchen Etablissements mit grossem Ernst zelebriert Qualitatseinteilung in Osterreich Bearbeiten1 Qualitat Lungenbraten Beiried Ried Huferschwanzel weisses Scherzel schwarzes Scherzel Ortsschwanzel und geschnattes Schwanzel 2 Qualitat Schulterschwanzel Schulterscherzel Spitz alle Gattungen Rieddeckel 3 Qualitat Riedhufel Zwergried Brustkern Zapfen Kugerl und Meiselfleisch 4 Qualitat Kron oder Bauchfleisch Kamm Stichlappen Tristel Ohrwangel Bibergoschen Bratzel Wadschunken Bugschnitzel dicker und dunner Ochsenschlepp Die osterreichische Teilung BearbeitenDie nachfolgende Darstellung folgt der erweiterten traditionellen Wiener Teilung 5 Vorderviertel Bearbeiten Das Vorderviertel besteht aus dem Spitz und der Schulter In Wien wird dieser Teil auch als Bug bezeichnet schweizerisch spricht man von der Laffe 6 Dieses unterteilt sich in Spitz Bearbeiten Tristel auch Drustel oder Vorderes Ausgelostes genannt Es ist ein grobfasriges fettarmes Fleisch welches zu Kleingerichten verwendet wird Der Ursprung des Wortes geht auf Dross Drossel mhd druzzel Schlund oder Kehle zuruck Der Rindskamm der oberste Teil der kraftig und fettdurchwachsen meistens gepokelt oder gerauchert wird Das hintere Ausgeloste dieser Teil reicht vom Tristel bis zum Rostbratenried Es ist ein marmoriertes sehr saftiges Fleisch das vorwiegend zum Dunsten verwendet wird Bei diesem Teil ist auch das ungeniessbare sogenannte Bein oder Haarwachs dabei Der Spitz teilt sich auf in den Gnackspitz Genick den dicken Spitz oder auch Rippenspitz genannt das ist der mittlere bis zur funften Rippe liegende Teil und den Kruspelspitz Kruspel Knorpel der verborgen unter der Schulter sitzt Der Kavalierspitz liegt direkt darunter Dazu kommt noch im unteren Teil der dunne Spitz von der sechsten bis zur achten Rippe Allen gemeinsam ist dass es sich dabei um grobfaseriges saftiges gut aufquellendes Siedefleisch handelt nur der Kruspelspitz ist von einem Knorpel durchzogen Die Rindsbrust besteht aus dem Brustspitz oder dem Brustkern dem besten Stuck der Brust sowie dem dicken mittleren und dunnen Kugerl Brustspitz und Dickes Kugerl bilden ein kerniges von Fett umgebenes jedoch nicht durchzogenes Siedefleisch erfordern aber langeres Kochen Bestandteile des Vorderen Viertels sind zusatzlich Das Kronfleisch das an der Innenseite der Rippen angewachsene Fleisch Teil des Zwerchfells Der Frack ist ein Fleischstuck bestehend aus Bauchfleisch und Bauchlapperl das auch Teil des Bruckfleisches ist Das Stichfleisch befindet sich am unteren Teil des Halses Das Ohrwangerl davon gibt es das dicke und das dunne Der Ochsengaumen oder auch Ochsenmaul oder Gam genannt wird fur die Herstellung des Ochsenmaulsalates verwendet Das Flotzmaul auch Bibergoschn genannt ist der essbare Teil des Maules Die Rindszunge wird meist gerauchert oder gepokelt gekocht Schulter Bearbeiten Oberhalb der Schulter heisst der aussere Teil uber dem Rostbratenried Rieddeckel oder Zwerchried das als Suppenfleisch und zum Dunsten Verwendung findet Das magere Meisel vom lateinischen Wort musculus Muskel abgeleitet ist ein kleinerer leicht teilbarer Muskelteil Anatomisch handelt es sich um den Musculus supraspinatus Der Kavalierspitz ist ein sehr saftiges Gustostuck das beim Dunsten die Form behalt Darunter liegt das sehr kleine nur 500 g wiegende selten gesondert ausgeloste Gratfleisch Das fette Meisel ist ein grosseres das magere Meisel uberdeckendes Stuck das langerer Garzeit wegen als Gulaschfleisch Verwendung findet Das saftige eher sehnige Schulterscherzel wird als Siede oder Gulaschfleisch verarbeitet Anatomisch handelt es sich den Musculus infraspinatus Die dicke Schulter der Hauptteil der Schulter eignet sich zum Sieden und Dunsten Anatomisch handelt es sich um den Musculus triceps brachii Der vordere Wadschinken das Bugschnitzel und vordere Pratzel bewahren sich der Saftigkeit und sehnigen Anteile wegen bei der Herstellung von Gulasch Das Ludel unklarer Wortherkunft ist ein am Schenkelknochen anliegender meist nicht gesondert ausgeloster zum Sieden und Dunsten gut geeigneter Muskel Die Brust Bearbeiten Die Brust besteht aus dem Brustkern oder Brustkopf und demFrack der aus dem dicken Kugerl dem mittleren Kugerl dem dunnen Kugerl und dem Bauchfleischbesteht Die Trennung der Brust als funfter Teil ist der wesentlichste Unterschied der Wiener gegenuber der internationalen Teilung Brustkern und Kugerl ergeben ein gutes Fleisch zum Sieden und Dunsten der dritten Qualitatsstufe wobei das Bauchfleisch eher als Bruckfleisch Verwendung findet Hinterviertel Bearbeiten Das Hinterviertel besteht aus dem sogenannten Englischen dem Knopfel Schlegel oder Keule und dem Riedhufel In Wien wird der hintere Teil auch Diech Diach mhd fur Oberschenkel von Mensch und Tier genannt Stutzen Bearbeiten Als Stutzen bzw Pistole bezeichnet man ein zusammenhangendes Fleischstuck von Englischem und Knopfel Englischer Bearbeiten Unter Englischer oder Englisches Viertel versteht man nach der Langsteilung den halben Rucken vom 7 Brustwirbel bis 6 Lendenwirbel Schulterhohe bis zum Schwanzansatz Seine Bestandteile sind der Lungenbraten Rindsfilet die Beiried Roastbeefstuck Rucken vom 1 6 Lendenwirbel das Ried Rippenstuck Hochrippe und vorderes Roastbeef der Rostbraten Hohes Beiried Rostbratenried Das Knopfel Schlogel oder Keule Bearbeiten Das Knopfel besteht aus dem Ober und Unterschenkel inklusive Becken und Kreuzbein Die Trennung erfolgt zwischen dem 6 Lendenwirbel und dem Kreuzbein Bezeichnungen fur verschiedene Zuschnitte sind der Schale Ortschwanzel dem Schalblattel in Wien Fledermaus genannt dem Zapfen dem Hieferschwanzel Rose dem Hieferscherzel dem Tafelspitz dem Tafelstuck dem G stutzten auch schwarzes Scherzel genannt dem weissen Scherzel dem Gschnatter oder dem sogenannten Anschnitt dem hinteren Wadschinken in Wien auch Wadschunken genannt dem Bratzel der vordere Teil sowie dem dicken und dem dunnen OchsenschleppDas Riedhufel Bearbeiten Das Riedhufel besteht aus dem Zwerchried oder Rippenfleisch dem Riedhufel auch Schlemmried genanntBruckfleisch Bearbeiten Siehe auch Bruckfleisch gleichnamiges traditionelles Gericht der osterreichischen bzw Wiener Kuche Der Name kommt vom Wort Schlag oder Schlachtbrucke und bezeichnet billiges minderwertigeres Fleisch das vielfach mit den Innereien nicht in den Handel kam sondern direkt als Frischfleisch im Schlachthof an die Kaufer abgegeben wurde Zum Bruckfleisch gehoren das Kronfleisch der Frack und das Stichfleisch Es umfasst auch Herz Lunge Leber Bries und Lichteln Herzrohren Aorta Literatur BearbeitenAugust Mauer Ilustrirtes Wiener Kochbuch 1885 Ewald Plachutta Christoph Wagner Die gute Kuche Das osterreichische Jahrhundertkochbuch Verlag Orac Wien 1995 ISBN 3 7015 0310 9 Albert Kofranek Die gute Wiener Kuche Uberarb Neuausg Kremayr amp Scheriau Wien 1975 ISBN 3 218 00279 6 Franz Maier Bruck Das grosse Sacher Kochbuch Die osterreichische Kuche Seehamer Verlag Weyarn 1994 ISBN 3 929626 27 6 Karoline Meindl Dietrich Begr Erna Lechner Bearb Kochbuch fur landliche Haushalte 54 Aufl Osterreichischer Agrarverlag Wien 1991 ISBN 3 7040 1967 4 Einzelnachweise Bearbeiten Aus einer Wiener Fleischsatzung vom 3 Juni 1574 Fleischbank wird in Osterreich auch der Schlachthof genannt Hess Scheichelbauer und Sirowy Servierkunde Ein Hilfsbuch fur den Servierunterricht an Schulen der Gastwirte und Hoteliers 1912 3 Aufl Zitiert nach Antonius Anthus Vorlesungen uber Esskunst Wigand Leipzig 1838 S 210 f Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Maier Bruck Das grosse Sacher Kochbuch S 207 ff Duden Laffe Weblinks BearbeitenAuflistung mit Grafik Flashanimation mit Aufteilung nach heutiger Methode Rinderteilstucke mit Bezeichnung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Teilung amp oldid 232023245 Englischer