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Emma Hauck 14 August 1878 in Ellwangen Jagst 1 April 1920 in Wiesloch war eine deutsche Art brut Kunstlerin Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Die Briefe 3 Ausstellungen und Rezeption 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenEmma Nusser oder Nuser wurde 1878 in eine einfache Ellwanger Familie geboren Sie war ein lebhaftes Kind mit Freude am Theater und am Tanzen Bis zu ihrer Heirat arbeitete sie ohne Berufsausbildung als fleissige Gehilfin im Modewarengeschaft und der Schneiderei ihrer Mutter Mit 27 Jahren heiratete sie Michael Hauck einen Realschullehrer in Mannheim und bekam kurz hintereinander im Alter von 28 und 29 Jahren zwei Tochter 1 2 Im Laufe ihrer Ehe und nach der Geburt der Kinder veranderte sich ihr Verhalten sie wurde zunehmend instabiler litt unter Gefuhlen der Leere und zog sich aus der Gesellschaft zuruck Sie fuhlte sich korperlich unwohl vernachlassigte ihre Korperpflege und wurde scheu zuruckhaltend misstrauisch widerspenstig u storrisch Im Dezember 1908 wollte sie lieber allein leben vernachlassigte Familie und Haushalt Zudem furchtete sie sich vor Gift im Essen dass ihre Kinder sie mit Krankheiten infizieren konnten 1 und auch vor ihrem Mann von dem sie annahm er habe ihr uber einen Kuss seine Krankheiten ubertragen 2 Emma Hauck wurde am 7 Februar 1909 in die psychiatrische Klinik der Universitat Heidelberg eingeliefert Nach einem Monat wurde sie in das Haus ihrer Mutter entlassen doch verschlechterte sich ihr Zustand erneut so dass sie am 15 Mai wieder aufgenommen wurde Die Diagnose lautete Dementia praecox Schizophrenie Am 26 August des gleichen Jahres wurde sie als unheilbar in die Pflegeanstalt Wiesloch verlegt wo sie 1920 starb 3 4 5 6 Die Briefe Bearbeiten nbsp Emma Hauck Brief an den Ehemann 1909 Wahrend ihres zweiten Aufenthaltes in der Heidelberger Klinik hatte Emma Hauck in den Sommermonaten des Jahres 1909 eine Reihe von Bittbriefen von denen zwolf erhalten sind an ihren Mann geschrieben Aus den Krankenakten ist ersichtlich dass sie ununterbrochen schrieb Keiner der Briefe wurde abgeschickt sondern in ihrer Akte abgeheftet 1 5 6 Die Briefe sind mit Graphitstift auf dunnem Schreibpapier geschrieben Einerseits verfasste Emma Hauck in lesbarer fliessender Schrift flehende und drangende Bitten sie nach Hause zu holen Sie ausserte den Wunsch das Haus ihrer Mutter zu besuchen und erkundigte sich nach ihren Tochtern Sie verdeutlichte sich nach ihrer Familie zu sehnen und wunschte sich ein normales Leben zuruck mit Fahrten aufs Land Theaterbesuchen einem Stuck Kuchen und einem Glas Rotwein Laut Krankenakte spiegelte sich dieser Wunsch nicht in Haucks Verhalten wider sondern wurde von ihrer tiefen pathologischen Aversion gegen ihre Familie untergraben so dass sie wunschte am liebsten allein im Wald zu leben Sie wurde katatonisch und verweigerte jede Kommunikation in der Anstalt 1 2 nbsp Emma Hauck Brief an den Ehemann 1909 In den weniger gut lesbaren Briefen uberschrieb sie ihren bereits verfassten Text uber die gesamte Briefseite mit sich immer wiederholenden Wortfolgen 2 Die Texte bestehen zum grossen Teil aus zwanghaft niedergeschriebenen sich uberlappenden Wiederholungen kurzer Ausrufe etwa Herzensschatzi komm geschrieben 1909 zu Beginn ihrer Einweisung in Heidelberg oder einfach nur komm komm komm als ihre Situation unverandert blieb 5 6 und aus den Wiederholungen der Kosenamen Bartli und Schatzi 1 Diese Phrasen oder Worter sind durch die Uberchreibungen in unglaublich dichte und unleserliche Gebilde transformiert die auch in Schattierung und Wertigkeit variieren Die Worte auf dem Papier bilden dunkle vertikale Saulen die als expressive Abstraktion wirken Die Briefe besitzen durch die standigen Wiederholungen und Uberschreibungen eine grafische Struktur von asthetischer Schonheit 2 Hans Prinzhorn wahlte einen der Briefe von Emma Hauck fur sein 1922 erschienenes Buch Bildnerei der Geisteskranken aus bildete ihn aber falschlicherweise auf dem Kopf stehend ab und ordnete ihn einem anderen Patienten zu vermutlich weil er sich ausschliesslich auf die grafischen Qualitaten des Blattes konzentrierte In den 1980er Jahren wurden acht weitere Briefe in Haucks Krankenakte gefunden Sie sind Teil der Sammlung Prinzhorn und wurden bis heute in verschiedenen Ausstellungen gezeigt 3 4 6 Ausstellungen und Rezeption Bearbeiten1996 Erstmals ausserhalb Heidelbergs wurden 1996 drei Briefe zusammen mit anderen Werken aus der Sammlung Prinzhorn in einer Ausstellung in der Hayward Gallery in London mit dem Titel Beyond Reason Art and Psychosis ausgestellt 1 2000 The Prinzhorn Collection Traces upon the Wunderblock The Drawing Center New York und Armand Hammer Museum of Art Los Angeles 7 8 2002 2004 Wunderhulsen amp Willenskurven Bucher Hefte Kalendarien aus der Sammlung Prinzhorn Wanderausstellung Sammlung Prinzhorn Heidelberg 2002 Stadtmuseum Jena 2002 Museum Dr Guislain in Gent 2003 2004 2004 2006 Irre ist weiblich Wanderausstellung Sammlung Prinzhorn Heidelberg 2004 Altonaer Museum Hamburg 2005 Kunstmuseum des Schweizer Kantons Thurgau in der Kartause Ittingen in Warth 2005 9 Muzeum Sztuki w Lodzi Kunstmuseum Lodz 2005 2006 2010 Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 Aus Werken der Sammlung Prinzhorn HeidelbergIm Jahr 2000 drehten die Brothers Quay den Film In Absentia der Haucks Briefe dokumentiert Die Musik komponierte Karlheinz Stockhausen 10 11 Der Film wurde 2012 2013 in der Ausstellung Quay Brothers On Deciphering the Pharmacist s Prescription for Lip Reading Puppets im Museum of Modern Art in New York gezeigt 12 Weblinks BearbeitenEmma Hauck Brief an ihren Mann Lesung am Kunstforum Wien Constanze Winkler 1 April 2019 Unrequired Love Letters Miranda Argyle englisch Literatur BearbeitenLucienne Peiry Ecrits d art brut graphomanes extravagants Seuil Paris 2020 ISBN 978 2 02 144768 2 Kap Emma Hauck S 68 73 Ingrid von Beyme Thomas Roske Hrsg ungesehen und unerhort Kunstler reagieren auf die Sammlung Prinzhorn Band 1 Bildende Kunst Film Video Verlag Das Wunderhorn Heidelberg 2013 ISBN 978 3 88423 406 8 S 182 191 Ingrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 Aus Werken der Sammlung Prinzhorn Springer Verlag Berlin und Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55531 6 S 334 337Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Miranda Argyle Unrequired Love Letters auf mirandaargyle com englisch a b c d e Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 Berlin und Heidelberg 2018 S 334 337 a b Emma Hauck Sammlung Prinzhorn a b Emma Hauck la biographie Outsider Art Fair englisch a b c Sweetheart come Letters of Note 17 August 2011 englisch a b c d Herzensschatzi komm Kultur Online 16 Januar 2013 Armand Hammer Museum of Art Prinzhorn Collection Abgerufen am 11 Dezember 2022 Leah Ollmann Outsider Art In Los Angeles Times vom 27 Juli 2000 Abgerufen am 11 Dezember 2022 Ausstellung Irre ist weiblich In Der Standard vom 22 Juni 2005 Abgerufen am 1 Dezember 2022 Stephanie Zacharek Explore the World of the Quay Brothers With a Spirited Doc From Christopher Nolan In villagevoice com vom 18 August 2015 Abgerufen am 11 Dezember 2022 Miranda Argyle Emma Hauck und ihr Vermachtnis in Werken der Quay Brothers und Laura Bruce In ungesehen und unerhort Kunstler reagieren auf die Sammlung Prinzhorn Band 1 Heidelberg 2013 S 182 187 Museum of Modern Art Emma Hauck Abgerufen am 11 Dezember 2022Normdaten Person GND 1033815977 lobid OGND AKS VIAF 299599942 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hauck EmmaKURZBESCHREIBUNG deutsche Art brut KunstlerinGEBURTSDATUM 14 August 1878GEBURTSORT Ellwangen Jagst STERBEDATUM 1 April 1920STERBEORT Wiesloch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emma Hauck amp oldid 229031732