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Der Eisenbahnunfall von Schrozberg war ein Frontalzusammenstoss zweier Personenzuge auf der Bahnstrecke Crailsheim Konigshofen nordlich des Bahnhofs Schrozberg am 11 Juni 2003 der letztendlich auf einer falsch durchgefuhrten Raumungsprufung des Fahrdienstleiters in Schrozberg beruhte Sechs Menschen starben 25 weitere wurden daruber hinaus verletzt Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallgeschehen 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenDie Bahnstrecke Crailsheim Konigshofen ist eine eingleisige nicht elektrifizierte Bahnstrecke Ein Abschnitt zwischen den Bahnhofen Schrozberg und Niederstetten verlauft auf einem Damm Bei der Durchfahrt des aus Aschaffenburg kommenden und in Richtung Crailsheim nach Nurnberg fahrenden Guterzugs IRC 52245 durch den Bahnhof Niederstetten gab es eine Storung an einem Vorsignalwiederholer 1 Dadurch loste sich die Fahrstrasse im Bahnhof nicht automatisch auf Der Fahrdienstleiter nahm falschlicherweise einen gestorten Bahnubergang als Ursache an Da der Bahnubergang in den nicht selbsttatigen Streckenblock einbezogen ist musste er diesen nun vermeintlich uberbrucken Er vereinbarte daraufhin mit dem Kollegen in Schrozberg das Fahren mit Ersatzsignal Zs1 und fuhrte Ruckmelden ein 2 Nachtraglich stellte sich heraus dass eine sicherheitsrelevante Storung gar nicht vorlag Hatte der Fahrdienstleiter in Niederstetten dies rechtzeitig erkannt hatte er die blockierte Fahrstrasse von Hand auflosen und der folgende Regionalexpress RE 19 533 hatte auf normalem Hauptsignal mit voll funktionsfahigem Streckenblock ausfahren konnen Damit ware der Unfall hochstwahrscheinlich vermieden worden 1 Der Regionalexpress RE 19 533 von Aschaffenburg nach Crailsheim unterwegs bestand aus einem Dieseltriebwagen der Baureihe 628 In der Gegenrichtung war der Regionalexpress 19 534 nach Wertheim unterwegs ein klassischer Wagenzug mit vier Personenwagen bespannt mit der Diesellokomotive 218 285 In beiden Zugen reisten insgesamt 31 Passagiere 3 in dem Fahrradabteil des Triebwagens das unmittelbar hinter dem Fuhrerstand des Fahrzeugs angeordnet ist reiste eine funfkopfige Familie mit ihren Fahrradern In Schrozberg war planmassig die Zugkreuzung vorgesehen Der RE 19 533 hatte in Schrozberg um 11 59 Uhr planmassig Abfahrt in Richtung Crailsheim Der RE 19 534 in Richtung Niederstetten und Wertheim zwei Minuten spater um 12 01 Uhr also nach dem Eintreffen des Zuges aus Aschaffenburg Unfallgeschehen BearbeitenDer Fahrdienstleiter in Niederstetten liess den um sechs Minuten verspateten RE 19 533 gegen 11 55 Uhr in Richtung Schrozberg auf Ersatzsignal ausfahren Dadurch kommt es nicht zu einer automatischen Vorblockung und somit Sperrung des vor dem Zug liegenden Gleisabschnitts fur Zuge die nachfolgen und durch die in Niederstetten vorhandene Erlaubnis fur Fahrten aus der Gegenrichtung Das war aufgrund eines Fehlers in der Konzeption des Stellwerks auch manuell nicht ausgleichbar 1 Diese Schwache wurde wie das Eisenbahn Bundesamt in seinem Bericht feststellt offensichtlich seit Einbau des Stellwerks durch regelwidriges Verhalten der Fahrdienstleiter kompensiert 1 Der Fahrdienstleiter von Niederstetten versuchte nun die Erlaubnis fur den Streckenabschnitt nach Schrozberg abzugeben was aber zunachst scheiterte weil das erst moglich wird wenn die Fahrstrasse im Bahnhof aufgelost ist Dies gelang dem Fahrdienstleiter endlich kurz darauf Das Stellwerk hatte den Befehl der Erlaubnisabgabe nach Schrozberg gespeichert und fuhrte ihn nun automatisch aus Damit konnte der Bahnhof Schrozberg uber den Streckenabschnitt verfugen in dem sich der RE 19 534 auf ihn zubewegte 1 Der 26 Jahre alte Fahrdienstleiter in Schrozberg hatte kurz zuvor den aus Niederstetten kommenden und in Richtung Crailsheim durchgefahrenen Guterzug IRC 52245 mit dem RE 19 533 verwechselt und meldete ihn auch nach Niederstetten mit der unzutreffenden Zugnummer zuruck Nun nahmen beide Fahrdienstleiter an dass die Strecke zwischen Schrozberg und Niederstetten frei sei Das Landgericht Ellwangen stellte spater fest dass der Fahrdienstleiter uberfordert gewesen sei Er hatte aber eine etwa 15 monatige Erfahrung als Fahrdienstleiter in Schrozberg und dem benachbarten Bahnhof Blaufelden Er gestattete dem Regionalexpress 19 534 die Ausfahrt in Richtung Niederstetten ebenfalls auf Ersatzsignal obwohl der verspatete Gegenzug noch nicht eingetroffen war 2 da der Bahnhof Niederstetten ihm ja die Erlaubnis gegeben hatte Die beiden Zuge kollidierten um 12 03 Uhr auf einem Bahndamm in einer unubersichtlichen Kurve bei Streckenkilometer 30 360 und einer Geschwindigkeit von 60 km h und 83 km h Eine noch kurz vor dem Zusammenprall eingeleitete Schnellbremsung des Triebfahrzeugfuhrers des RE 19 533 wirkte wohl nicht mehr 1 Da der Triebwagen mit dem Steuerwagen voraus fuhr wurden vorderer Fuhrerstand und Fahrradabteil zwischen der viel schwereren Lokomotive des entgegenkommenden Zuges und dem eigenen Motorteil des Triebwagens zusammengequetscht Der Triebwagen entgleiste und kippte zur Seite Die Diesellok wurde nach rechts aus dem Gleis gedruckt und sturzte acht Meter tief die Boschung hinunter wo sie etwa 30 Meter vom Gleis entfernt liegen blieb Einer der Wagen entgleiste Folgen BearbeitenBei dem Zusammenstoss starben sechs Menschen eine Mutter mit ihren drei Kindern auf dem Ruckweg von einem Radausflug und die beiden Lokomotivfuhrer 25 weitere Menschen wurden verletzt Rettungskrafte Polizei und Bundesgrenzschutz waren mit einem grossen Aufgebot vor Ort Allein 208 Polizeibeamte waren im Einsatz Die Neckarsulmer Feuerwehr war mit einem Notfallseelsorger und einem Einsatzleitwagen vor Ort das Deutsche Rote Kreuz mit einem Notarzt und mehreren Rettungswagen Verletzte wurden in die Krankenhauser von Kunzelsau Crailsheim Schwabisch Hall und Bad Mergentheim gebracht 3 Die Staatsanwaltschaft Ellwangen erhob Anklage gegen die beiden beteiligten Fahrdienstleiter Sie lautete auf fahrlassige Totung in sechs Fallen Korperverletzung sowie fahrlassige Gefahrdung des Bahnverkehrs Laut Anklage war technisches und menschliches Versagen Ursache des Unfalls Nach Ansicht des Staatsanwalts hatte der Fahrdienstleiter in Schrozberg einen kompletten Aussetzer Der Zusammenstoss sei fur die beiden Lokomotivfuhrer unvermeidbar gewesen Am 15 Juni 2005 wurde das Urteil vom Landgericht Ellwangen verkundet Gegen den Fahrdienstleiter von Schrozberg verhangte das Gericht eine Bewahrungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten gegen den Fahrdienstleiter in Niederstetten wurde eine Geldstrafe in Hohe von 4 800 Euro verhangt Literatur BearbeitenThomas Baumann Zugungluck am 11 Juni 2003 in Schrozberg In Brandhilfe 51 2004 S 18 23 Weblinks BearbeitenChristoph Himsel Info zum Zugungluck von Schrozberg am 11 Juni 2003 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Zusammenstoss der Regionalexpresszuge RE 19533 und 19534 auf der Strecke Crailsheim Bad Mergentheim am 11 06 2003 PDF 1 05 MB Untersuchungsbericht Eisenbahn Bundesamt 8 Dezember 2003 S 58 abgerufen am 18 April 2020 a b Barrierenstorung mit tragischen Folgen In Eisenbahn Revue International 8 9 2003 S 339 ISSN 1421 2811 a b Sechs Tote bei schwerem Zugungluck FF Neckarsulm am Einsatzort In Heilbronner Stimme 11 Juni 2003 archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 18 April 2020 49 361216 9 976219 Koordinaten 49 21 40 4 N 9 58 34 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Schrozberg amp oldid 238854727