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Eine Frage der Moral Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen ist eine Streitschrift des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch Darin pladiert der Autor fur den Gebrauch einer nicht diskriminierenden oder abwertenden Sprache Das Buch erschien im Marz 2018 im Dudenverlag Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Aufbau 1 1 Was politisch korrekte Sprache ist und wer sie kritisiert 1 2 Wie Sprache und Moral zusammenhangen 1 3 Wie wir moralisch sprechen 1 4 Schluss 2 Rezeption 3 Quelle 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt und Aufbau BearbeitenWas politisch korrekte Sprache ist und wer sie kritisiert Bearbeiten Im ersten Kapitel Was politisch korrekte Sprache ist und wer sie kritisiert zahlt Stefanowitsch zunachst Beispiele fur veranderten nicht diskriminierenden Sprachgebrauch auf der in den Medien oder in der Bevolkerung auf Ablehnung stiess und als ubertriebene Politische Korrektheit wahrgenommen wurde so etwa die gendergerechte Umformulierung der Strassenverkehrsordnung wer am Verkehr teilnimmt statt alle Verkehrsteilnehmer Daraufhin versucht Stefanowitsch die einzelnen Vorwurfe gegen politisch korrekten Sprachgebrauch zu entkraften namlich den Vorwurf der Beschadigung literarischer und kultureller Traditionen den Vorwurf des Eingriffs in die naturliche Sprachentwicklung den Vorwurf unasthetischer Formulierungen den Vorwurf einer gestorten Kommunikation durch missverstandliche Formulierungen und den Vorwurf der Zensur Stefanowitsch nennt sprachgeschichtliche Fakten und zitiert neben den bekannten kritisierten Beispielen auch Gegenbeispiele die in den Medien gar nicht beachtet wurden So arbeitet er heraus dass die Kritik nur sehr selektiv geaussert wird namlich immer dann wenn es um sprachliche Anderungen zugunsten einer bisher herabgewurdigten Gruppe geht wahrend andere Eingriffe in die Sprache akzeptiert werden So losen Umbenennungen von Veranstaltungen wie Wintermarkt statt Weihnachtsmarkt nur dann Emporung aus wenn sie angeblich aus Rucksicht auf Muslime vorgenommen wurden Dies stellt die Ernsthaftigkeit der vorgebrachten Emporung uber den Verfall von Kultur Literatur und Sprache in Frage Wie Sprache und Moral zusammenhangen Bearbeiten Im zweiten Kapitel Wie Sprache und Moral zusammenhangen stellt Stefanowitsch seine Position dar dass im Allgemeinen Sprachgebrauch einer moralischen Bewertung zuganglich sei und dass im Besonderen die Vermeidung abwertender Ausdrucke eine Form moralischen Handelns sei Dazu vergleicht er die moralische Forderung nach politisch korrekter Sprache mit anderen Formen moralisch intendierter Sprachkritik wie der Kritik an Euphemismen Lehnwortern oder unnotig komplexer Sprache Daraufhin wendet er den bekanntesten Leitsatz der Moralphilosophie die Goldene Regel auf die Sprache an Wer z B selbst nicht mit herabwurdigenden Ausdrucken belegt werden mochte oder nicht jedes Mal uberlegen will ob er in einem Text mitgemeint ist sollte dies auch anderen Bevolkerungsgruppen nicht zumuten Auch werden hier typische Argumentationslinien der Gegner politisch korrekter Sprache entkraftet etwa der Hinweis auf die Etymologie des Wortes Neger die fur das Gefuhl der Herabwurdigung viel weniger ausschlaggebend ist als die heutigen Konnotationen des Wortes Am Schluss des Kapitels stellt Stefanowitsch eine Auswahl abwertender Ausdrucke fur verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammen durch die er zeigt dass es fur Frauen und Minderheiten eine viel grossere Auswahl an viel starker abwertenden Ausdrucken gibt als fur Angehorige der sozial dominierenden Gruppen Deutsche Weisse Manner Heterosexuelle Nicht Behinderte Dadurch entstehe der ungerechte Umstand dass man eine Abneigung gegenuber der dominierenden Gruppe explizit aussern und gegebenenfalls begrunden muss wahrend man eine Abneigung gegenuber der Minderheit einfach durch die Wahl eines entsprechend konnotierten Ausdrucks quasi nebenbei ausdrucken kann ohne dass man fur diese Abwertung selbst verantwortlich gemacht werden kann Somit stellt Stefanowitsch klar dass es ihm nicht um ein Verbot des abwertenden Sprechens uber andere Gruppen geht sondern darum dass dies fur alle mit dem selben Aufwand verbunden sein sollte Wie wir moralisch sprechen Bearbeiten Im dritten Kapitel Wie wir moralisch sprechen geht es darum welche Formulierungen konkret als abwertend empfunden werden und welche sprachlichen Alternativen es gibt Zuerst pladiert Stefanowitsch dafur den betroffenen Gruppen zuzuhoren wenn diese uber ihre Diskriminierungserfahrungen sprechen und ihnen mehr zu glauben als uns und anderen Nichtdiskriminierten Er empfiehlt der Goldenen Regel folgend bei der Bezeichnung von Gruppen deren Eigenbezeichnung im Regelfall zu ubernehmen weist aber auch am Beispiel von Zigeunern Eskimos und Indianern auf die Heterogenitat oder Konstruiertheit mancher Gruppen und die damit einhergehende unterschiedliche Akzeptanz einer Gruppenbezeichnung hin Zudem gibt es Gruppen die aufgrund ihrer heterogenen Zusammensetzung gar keine Eigenbezeichnung haben wie etwa Menschen mit Behinderung Als Alternative zu subjektiven Aussagen von einzelnen Betroffenen sieht er die korpuslinguistische Analyse einzelner als abwertend empfundener Bezeichnungen Diese zeigt zum Beispiel dass die Worter Neger und Zigeuner viel haufiger mit abwertenden oder stereotypisierenden Adjektiven verbunden sind als die Alternativen Schwarzer oder Sinti und Roma Schluss Bearbeiten In einem kurzen Schlusskapitel macht Stefanowitsch nochmal deutlich dass es ihm um die Beseitigung strukturelle r sprachliche r Ungleichheiten geht nicht um ein Verbot bestimmter Meinungen Er sieht die Bekampfung abwertender Sprache als ersten aber noch lange nicht hinreichenden Schritt hin zu gesellschaftlicher Gleichwertigkeit aller sozialen Gruppen Rezeption BearbeitenDas Buch wurde insgesamt positiv rezensiert beispielsweise in der Suddeutschen Zeitung und auf Spektrum de Hauptsachlich wurde die Plausibilitat der gewahlten Beispiele und die Nachvollziehbarkeit der Argumentation gelobt In der Folge wurde Stefanowitsch mehrfach zum Thema der politischen Korrektheit und zu seinem Buch interviewt Eine Ausnahme bildet Marius Franzel der auf seinem Rezensionsblog Bonaventura Stefanowitschs Grundgedanken zwar zustimmt aber den moralphilosophischen Ansatz als zu kurz gedacht kritisiert und im Gegensatz zu Stefanowitsch die nachtragliche Anderung von literarischen Werken grundsatzlich ablehnt 1 Quelle BearbeitenAnatol Stefanowitsch Eine Frage der Moral Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen Dudenverlag Berlin 2018 ISBN 978 3 411 74358 2 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eine Frage der Moral im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Anatol Stefanowitsch Eine Frage der Moral Rezension auf Bonaventura veroffentlicht am 31 Marz 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eine Frage der Moral amp oldid 227239424