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Von 2006 bis 2012 wurde der Eignungstest fur das Medizinstudium in Osterreich EMS AT an den Medizinischen Universitaten Innsbruck und Wien als fachspezifischer Studierfahigkeitstest fur die Zulassung zum Medizinstudium eingesetzt Es kam die jeweils gleiche Testversion wie in der Schweiz am gleichen Tag zum Einsatz Bereitstellung und Auswertung erfolgten durch das Schweizer Zentrum fur Testentwicklung und Diagnostik auf Lizenzbasis Die Schweizer Seite hat diese Zusammenarbeit ab dem Jahr 2013 aufgekundigt 1 Seit dem Jahr 2013 wird ein osterreicheigenes Aufnahmeverfahren MedAT verwendet Dieses wurde von den staatlichen Medizinuniversitaten gemeinsam entwickelt und gilt fur die medizinischen Universitaten Wien Innsbruck Graz und Linz 2 Inhaltsverzeichnis 1 Rechtliche Grundlage 2 Genderunterschiede der Ergebnisse in Osterreich 2 1 Mogliche Ursachen fur die Genderdifferenzen in Osterreich 2 2 Genderspezifische Auswertung an der Medizinischen Universitat Wien 2012 2 3 Keine genderspezifische Auswertung in Innsbruck 3 EinzelnachweiseRechtliche Grundlage Bearbeiten Hauptartikel Deutschenschwemme Osterreich musste nach einem Urteil des Europaischen Gerichtshofs im Juli 2005 seine Hochschulen fur Bewerber aus anderen EU Staaten offnen Zuvor wurde in Osterreich ein Studienplatz im Herkunftsland verlangt um einen Zugang zu osterreichischen Universitaten zu erhalten Herkunftslandprinzip Da eine massive Uberlastung der osterreichischen Universitaten durch deutsche Studenten befurchtet wurde erhielten die Universitaten daraufhin die Moglichkeit in acht Studienfachern darunter Medizin ihre kunftigen Studenten auszuwahlen Eine besondere Rolle spielt dabei ein Quotensystem wonach 75 der Studienplatze Bewerbern mit osterreichischem Reifeprufungszeugnis oder gleichgestellten Staatsangehorigen Sudtiroler Luxemburger Liechtensteiner vorbehalten sind 20 sind fur Personen reserviert die ihr Reifezeugnis innerhalb der EU abgelegt haben 5 fur solche die dies ausserhalb der EU taten In Osterreich besitzen die Universitaten Autonomie in Bezug auf die Wahl der Auswahlverfahren Im Jahr 2006 musste sehr schnell eine bewahrte Losung der Zulassungsregulierung gefunden werden nachdem 2005 das Datum des Poststempels der Anmeldung fur die Zulassung zahlte was so nicht wiederholbar war Die Schweiz erklarte sich bereit kurzfristig zu helfen und den EMS zeitweilig gemeinsam durchzufuhren Nationale Besonderheiten gab es auch von 2006 bis 2012 So verwendete beispielsweise die Medizinische Universitat Graz einen Wissenstest als Auswahlverfahren wo immer vergleichbare im Jahr 2012 sogar grossere Genderdifferenzen zugunsten der Manner auftreten 3 2012 wurde in Innsbruck und Wien ein spezielles Zulassungsverfahren EZS AT fur Zahnmedizin eingesetzt Es bestand aus einem auf 7 Untertests verkurzten EMS EMS Z und einem manipulativen Geschicklichkeitstest deren Ergebnisse mittels vorgegebener Gewichtungen 70 30 gemittelt wurden Im September 2012 hat die Schweizer Seite die weitere Bereitstellung von EMS Versionen fur Osterreich aufgekundigt Genderunterschiede der Ergebnisse in Osterreich BearbeitenEs zeigte sich dass weibliche Teilnehmer im Mittel in allen Jahren vor allem in Osterreich beim Test schlechter abschnitten als mannliche So lag die Mittelwertsdifferenz der Geschlechter fur die Schweiz immer im Bereich von etwa ein bis zwei Testwertpunkten d h 0 1 bis maximal 0 2 Standardabweichungen an der Grenze zur Signifikanz entsprach ziemlich genau realen Unterschieden beim Prufungserfolg 4 wahrend er in Osterreich in den Jahren 2006 und 2007 sowie 2009 ca 0 4 Standardabweichungen betrug 2008 hatte er sich allerdings verringert was auf die Sensibilisierung und entsprechende Massnahmen durch die Diskussion in den beiden Vorjahren zuruckgefuhrt wird 2009 hat er sich wieder leicht vergrossert und liegt in den Jahren 2010 und 2011 noch immer bei 4 Testwerten bzw 0 4 Standardabweichungen 5 Auch vom in Deutschland eingesetzten Test fur Medizinische Studiengange werden derartige Unterschiede nicht berichtet Bei nahezu allen Aufgabengruppen sind die Mittelwerte entweder des einen oder anderen Geschlechts besser wobei weibliche Teilnehmer bei den Gedachtnistests Figuren lernen und Fakten lernen sowie bei Konzentriertem und Sorgfaltigem Arbeiten in der Schweiz besser abschneiden bei den meisten anderen Subtests aber die mittleren Leistungen von mannlichen Teilnehmern besser sind Am deutlichsten ist dieser Unterschied in Osterreich v a bei den Subtests Quantitative und Formale Probleme und Diagramme und Tabellen sowie 2011 Medizinisch naturwissenschaftliches Grundverstandnis zu Gunsten der Manner Unterschiede bei Raumlichem Vorstellen sind weniger dominierend als behauptet Bei Schlauchfiguren ist der Unterschied nur etwa 1 Punkt bei Figuren lernen sind Frauen sogar besser als Manner 6 Mogliche Ursachen fur die Genderdifferenzen in Osterreich Bearbeiten Bezuglich dieser Unterschiede wurde die Debatte darum gefuhrt ob diese testbedingt sind und ein genderfairer Test der immer noch Eignung erfasst entwickelt werden konnte oder ob diese Eignungsunterschiede objektiv vorhanden sind und ein Test diese sogar abbilden muss solange hohe Studienanforderungen auch an mathematisch naturwissenschaftliche Fahigkeiten gestellt werden Die Bildungspsychologin Christiane Spiel versuchte 2008 im Rahmen einer Untersuchung in Osterreich diese Unterschiede zu erklaren und fuhrt in erster Linie klassische Rollenbilder als Ursache an die sich auch im Schulunterricht auswirken 7 Sie schreibt in ihrer Evaluation der Eignungstests Die Befunde zeigen zweierlei Erstens besteht ein linearer Zusammenhang zwischen den Noten in den naturwissenschaftlichen Fachern und der Leistung im Eignungstest Je besser die mittleren Schulnoten sind desto besser ist die Testleistung Zweitens zeigen die Befunde einen deutlichen Geschlechtsunterschied Frauen haben bei gleichen Schulnoten deutlich schlechtere Testleistungen und zwar durchgangig fur alle Schulnoten Die Unterschiede sind substanziell Der Unterschied in der Testleistung betragt somit 5 39 Punkte bei gleichen Schulnoten 7 Klassische Rollenbilder sollen das Erziehungsverhalten vieler Bezugs und Lehrpersonen noch immer pragen Madchen werden mehr fur Fleiss und Anpassung gelobt an Knaben werden hohere Leistungsanforderungen gestellt speziell in Mathematik und Naturwissenschaften Madchen bekamen zudem oft vermittelt dass Mathematik fur sie nicht sehr berufsrelevant ware Daraufhin komme ein Kreisprozess in Gang dass Madchen weniger Vertrauen in ihre mathematisch naturwissenschaftlichen Fahigkeiten entwickeln was sich auf die Motivation und das Investment fur die Facher auswirke und sich dann in geringerem Konnen Leistungen niederschlage 8 Dies bedeutet dass alle an der Sozialisation Beteiligten schon sehr fruh an der Veranderung der Rahmenbedingungen mitwirken mussen Dies bedeutet aber auch dass die festgestellten Unterschiede im Test selbst nicht uberraschend sein sollten Der Salzburger Erziehungswissenschaftler Ferdinand Eder konnte Benotungsunterschiede zwischen Jungen und Madchen in Osterreich identifizieren Jungen bekommen bei vergleichbaren Leistungen oft schlechtere Noten als Madchen bei Madchen fliesst ein Betragensbonus in die fachliche Benotung mit ein 9 Die bessere Beurteilung kann sich auf die Selbsteinschatzung der eigenen Leistungsfahigkeit verzerrend auswirken und auch das Studienwahl Verhalten derart beeinflussen dass die hoheren mathematisch naturwissenschaftlichen Anforderungen eines Medizinstudiums unterschatzt werden Auch das Interesse fur mathematisch naturwissenschaftliche Sachverhalte scheint sich zu unterscheiden und dieses musste besonders bei Frauen starker gefordert werden weil das Medizinstudium dies zwingend voraussetzt Auch bei den Ergebnissen der letzten PISA Studie 2009 wurde fur Naturwissenschaften science eine Differenz von 6 das Mittel fur alle Lander ist 0 fur Mathematik von 19 hier das Mittel sogar 14 zugunsten der Jungen in Osterreich festgestellt negative Vorzeichen sprechen fur bessere Werte der Jungen In der Lesekompetenz sind Frauen mit 41 besser hier liegt das Mittel fur alle Lander bei 39 10 Besonders die Schlussfolgerungen von Spiel hinsichtlich der Mathematik werden bestatigt hier sogar in reprasentativeren Stichproben fur die Altersgruppe als es die Medizinbewerbungen sind Die Notenmittelwerte bei der ersten Prufung im Studium SIP 1 fur Manner und Frauen sind gleich Die zugelassenen Gruppen unterscheiden sich nicht hinsichtlich des Studienerfolges um den Preis der geringeren Zulassungsquote fur Frauen Schon in der ersten Evaluation 2007 zeigte sich dass der SIP 1 Punktwert mit dem EMS Wert fur Frauen mit 0 53 fur Manner mit 0 50 korrelierte es die gleiche Vorhersagebeziehung fur beide Geschlechter gibt 11 Der Test sagt daher nach den Auswertungen des ZTD die Studieneignung unverzerrt und gleich gut fur beide Geschlechter vorher Siehe dazu auch die Stellungnahme des ZTD zur Studie von Spiel 12 Ob einzelne Fragen fur Manner und Frauen unterschiedlich funktionieren wurde mit dem fur diese Fragestellung international ublichen DIF Verfahren uberpruft In der Schweiz werden damit in unterschiedlichen Sprachgruppen anders funktionierende Items identifiziert und ggf korrigiert Es konnten allerdings auch hier keine systematischen Unterschiede identifiziert werden 2007 wiesen nur 2 2008 nur 3 der 178 Items DIF auf 13 14 Auch die Ergebnisse des zur gleichen Zeit in Graz eingesetzten Zulassungstests zeigen dass die Unterschiede vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich liegen Im Jahr 2012 bewarben sich dort 57 Frauen zugelassen wurden nur 42 Diese Differenz von 15 Prozentpunkten stellt fur alle Jahre und Orte sogar ein Maximum dar Dort resultieren die Unterschiede vor allem aus dem Wissensteil insbesondere dem Bereich der Physik Dieser Testteil ahnelt am ehesten einer standardisierten Maturitatsprufung die Ergebnisse bestatigen ebenfalls die Ergebnisse der Studie von Spiel 15 Vergleichbare Genderdifferenzen in zwei ganz unterschiedlichen Tests einmal Wissenstest einmal Eignungstest weisen darauf hin dass diese nicht testbedingt sind sondern es sich um objektive Unterschiede handelt Genderspezifische Auswertung an der Medizinischen Universitat Wien 2012 Bearbeiten Aufgrund der bisher unterschiedlichen Zulassungswahrscheinlichkeiten fur Manner und Frauen traf die Medizinische Universitat Wien fur 2012 die Entscheidung dass die Ermittlung des Testwertes geschlechtsspezifisch zu erfolgen hat 16 Die dort beschlossene geschlechtsspezifische Auswertung bedeutet dass fur Frauen und Manner bei der Bildung der Testwerte gruppenspezifische Mittelwerte und Standardabweichungen verwendet werden Da Frauen im Mittel schlechter abschneiden bedeutet dies faktisch eine Anhebung der Testwerte fur Frauen und Absenkung der Testwerte fur Manner Der durchschnittliche Mann und die durchschnittliche Frau haben jeweils einen Testwert von 100 17 18 Die HochschulerInnenschaft an der Medizinischen Universitat Wien hatte im Vorfeld angekundigt klagewillige Studenten finanziell und rechtlich zu unterstutzen zog dieses Angebot allerdings dann wieder zuruck 19 Um einer Klage der betroffenen Burschen zu entgehen stellte die medizinische Universitat in diesem Jahr 60 weitere Studienplatze zur Verfugung welche allerdings nicht an die Betroffenen vergeben wurden sondern erneut nach der genderspezifischen Rangliste verteilt wurden 20 Damit erhielt ein Grossteil der im regularen Verfahren benachteiligten Studienanwarter einen Studienplatz wobei allerdings wiederum weiter unten in der Rangliste liegende Manner benachteiligt wurden Die Wahl eines Nachteilsausgleichs wurde gegenuber dem Gleichbehandlungsgebot gleiche Eignung gleiche Zulassungschance als vorrangig abgewogen Wegen des sogenannten Paternostereffektes bevorzuge ich die einen benachteilige ich in gleicher Weise andere gab es individuelle Benachteiligungen Der fur diesen Ausgleich gegebenen Begrundung Wenn eine Gruppe signifikant weniger gut abschneidet dann ist offenkundig dass etwas mit dem Verfahren nicht stimmt 21 widerspricht der Schweizer Testanbieter unter Bezugnahme auf die Befunde dass es sich um tatsachliche Eignungsunterschiede handle die ein Test zunachst auch abbilden musse Die Entscheidung fur eine genderspezifische Auswertung sei politisch begrundet aus psychodiagnostischen Grunden ware sie nur dann geboten wenn der Test die Eignung von Frauen systematisch unterschatzen wurde Dafur gebe es aufgrund der empirischen Befundlage aber keine Anhaltspunkte 22 Die Entscheidung fur die genderspezifische Auswertung wurde in osterreichischen und deutschen Medien kritisch kommentiert Ein Beitrag im Standard trug Stimmen zusammen und fand sehr viele Leserkommentare Unter anderem wurde dort die Autorin der Evaluationsstudie Christiane Spiel zitiert Ich habe schon vor Jahren gesagt dass eine genderspezifische Auswertung keine Losung ist denn sie andert nichts an den eigentlichen Problemen Der EMS zeige die Benachteiligungen auf die Madchen in Bezug auf schulische Sozialisation nach wie vor zu schaffen machten 23 Der Verfassungsgerichtshof entschied nach der Beschwerde eines abgewiesenen Studenten in einem Verordnungsprufungsverfahren dass die Massnahme nicht als verfassungswidrig einzustufen sei da sie nur als Ubergangskonstellation eingesetzt wurde und andere Massnahmen die Geschlechterunterschiede nicht beseitigen konnten 24 2012 war das einzige Jahr in dem die Medizinische Universitat Wien die Auswertung des Tests genderspezifisch ausfuhren liess Nach Umstrukturierungen im Aufnahmeverfahren bei dem seit 2013 nicht nur kognitive Fahigkeiten sondern auch Maturawissen in naturwissenschaftlichen Fachern abgefragt wird konnte wieder ein deutlicher Unterschied in den Leistungen zwischen den Geschlechtern festgestellt werden 25 Keine genderspezifische Auswertung in Innsbruck Bearbeiten An der Medizinischen Universitat Innsbruck wurde keine Veranderung vorgenommen der Test wurde wie bisher fur Manner und Frauen gleich ausgewertet Einzelnachweise Bearbeiten Mitteilung im BLOG des ZTD Medizinstudieren at Vergleich Bewerber und Zulassungsquoten nach Geschlecht FAQ zum EMS Seite 24 PDF 264 kB Bericht 11 zum EMS AT 2011 Bericht 10 EMS AT a b Christiane Spiel Barbara Schober Margarete Litzenberger Evaluation der Eignungstests fur das Medizinstudium in Osterreich PDF 28MB Fakultat fur Psychologie Universitat Wien 2008 S 163 abgerufen am 1 Oktober 2018 Christiane Spiel Barbara Schober Margarete Litzenberger Evaluation der Eignungstests fur das Medizinstudium in Osterreich Fakultat fur Psychologie Universitat Wien 2008 S 192 Online Studie von EDER bei ORF at OECD 2010 PISA 2009 Results What Students Know and Can Do Student Performance in Reading Mathematics and Science Volume I OECD Publishing Bericht 11 zum EMS AT 2011 Klaus D Hansgen Stellungnahme zum Bericht Evaluation der Eignungstests fur das Medizinstudium in Osterreich von Chr Spiel u a im Auftrag des bm wf vom Januar 2008 29 Februar 2008 Zentrum fur Testentwicklung und Diagnostik Universitat Freiburg Schweiz Bericht 2007 zum EMS AT S 57ff Bericht 2008 zum EMS AT S 53ff DerStandard vom 1 August 2012 10 1 der 7 Anderung der Verordnung uber die Zulassungsbeschrankung zu den Diplomstudien Human und Zahnmedizin an der Medizinischen Universitat Wien S 8 PDF 99 kB Bericht 11 zum EMS AT 2011 Frauen bei Medizinaufnahmetest bevorzugt ORF abgerufen am 14 Juli 2012 Rosa Schmidt Vierthaler Med Uni Wien Test zum Vorteil der Frauen ausgewertet DiePresse com 10 Mai 2012 abgerufen am 14 Juli 2012 Nach Protest gegen Gender Auswertung 60 weitere Platze fur Medizinstudium vienna online 17 September 2012 abgerufen am 17 Oktober 2014 Der Standard vom 6 August 2012 Seite zum EMS des ZTD Mediziner Test Manner fuhlen sich benachteiligt In derStandard at 3 August 2012 abgerufen am 18 Dezember 2017 Erkenntnis V 5 2014 17 des Verfassungsgerichtshofs vom 27 September 2014 abgerufen im Rechtsinformationssystem der Republik Osterreich am 28 Oktober 2014 Medizin Aufnahmetests 2013 Frauen haben auch heuer schlechter abgeschnitten studium at 8 August 2013 abgerufen am 17 Oktober 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eignungstest fur das Medizinstudium in Osterreich amp oldid 227251496