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Die mathematische Kommunikationstheorie der Chiffriersysteme Originaltitel Communication Theory of Secrecy Systems ist eine 1949 von Claude Shannon veroffentlichte Abhandlung in der die Kryptographie aus der Sicht der Informationstheorie erortert wird 1 Sie ist eine der grundlegenden Abhandlungen wohl die grundlegende Abhandlung der modernen Kryptographie Sie beweist auch dass alle Chiffren die theoretisch nicht zu brechen sind die gleichen Anforderungen erfullen mussen wie das Verschlusselungsverfahren One Time Pad Shannon veroffentlichte eine fruhere Version dieser Forschungsarbeit in dem ehemals als geheim eingestuften Bericht A Mathematical Theory of Cryptography 2 3 Dieser Bericht geht auch der Veroffentlichung seiner Schrift A Mathematical Theory of Communication 4 von 1948 voraus Die Ubersetzung in deutscher Sprache erschien im Jahr 2000 5 Inhalt BearbeitenEinleitend grenzt Shannon sein Thema von Verfahrensweisen ab die eine Nachricht unkenntlich machen z B durch Geheimtinte oder die spezielle Gerate verwenden um die Nachricht fur andere unverstandlich zu ubertragen In der Abhandlung geht es um Systeme die nur Verschlusselungsverfahren zur Verbergung der Nachricht vor als Feind bezeichneten unerwunschten Lesern anwenden obwohl ihre Existenz nicht vertuscht wird und man annimmt dass dem Feind jede Spezialtechnologie zur Verfugung steht um das ubertragene Signal abzufangen und aufzuzeichnen 5 S 103 Diese Uberlegung ahnelt Kerckhoffs Prinzip Teil I Die mathematische Struktur von Chiffriersystemen Bearbeiten Es wird ein vereinfachtes Modell eines Chiffriersystems beschrieben um es mathematisch behandeln zu konnen 5 S 108 131 Es geht einem Chiffriererdarum Nachrichten mithilfe eines Schlussels in Geheimtexte im Artikel Kryptogramme genannt umzuwandeln und zu versenden die von einem Dechiffrierer mit Kenntnis des Schlussels in Klartext zuruckgewandelt werden Als Gegenspieler von Chiffrierer und Dechiffrierer greift ein Kryptoanalytiker die Sicherheit der Verschlusselungstechnik an indem er versucht Geheimtexte oder Teile davon abzufangen und die Nachricht zu verstehen ohne den Schlussel zu besitzen Die in der Einleitung aufgestellte Abgrenzung wird bekraftigt um sie diskutieren zu konnen 5 S 110 To make the problem mathematically tractable we shall assume that the enemy knows the system being used Um das Problem einer mathematischen Behandlung zuganglich zu machen gehen wir davon aus dass der Feind das System kennt Neben dem Ausmass an Sicherheit werden weitere Kriterien fur gute Chiffriersysteme aufgefuhrt die sich vor allem mit der unkomplizierten Handhabung des Systems beschaftigen die Schlussellange die Komplexitat der Chiffrier und Dechiffrieroperationen die Fehlerfortpflanzung und die Nachrichtenexpansion womit eine nicht erwunschte Wirkung gemeint ist die durch das Einarbeiten von Blendern in die Nachricht entsteht Eine Algebra fur Chiffriersysteme wird eingefuhrt und ermoglicht es neue Chiffriersysteme zusammenzusetzen indem eine gewichtete Auswahl zwischen mehreren Systemen getroffen wird gewichtete Addition oder auch indem mehrere Systeme gekoppelt ausgefuhrt werden Multiplikation Es werden Theoreme zu reinen Chiffren entwickelt zu denen z B Substitutionschiffren Transpositionschiffren und manche Vigenere Chiffren gehoren und die von einer gewissen Homogenitat in bezug auf die Schlussel sind 5 S 124 Angesichts dieser Homogenitat werden Ideen vorgestellt um reine Chiffren brechen zu konnen Teil II Theoretische Sicherheit Bearbeiten nbsp Beispiel fur ein perfektes Verschlusselungssystem gemass Shannon 5 S 134 indem vier Nachrichten M durch vier verschiedene Schlussel auf vier Chiffren E gleich wahrscheinlich abgebildet werden in der Art eines lateinischen QuadratsEs werden Fragen zur Sicherheit eines Chiffriersystems aufgeworfen z B Wie immun ist ein System gegenuber der Kryptoanalyse wenn dem Entzifferer unbeschrankte Zeit und Arbeitskrafte zur Verfugung stehen um das Kryptogramm zu analysieren 5 S 131 Basierend auf Shannons Arbeit A Mathematical Theory of Communication 4 werden Uberlegungen uber die perfekte Sicherheit der Verschlusselung angestellt und ein Begriff fur die Ungewissheit daruber entwickelt die Verschlusselung brechen zu konnen Dabei wird eine Analogie zur Nachrichtentheorie aufgebaut wo unter Ungewissheit Aquivokation verstanden wird wie wenig aus einem durch Rauschen gestorten Signal auf das ursprungliche Signal zuruckgeschlossen werden kann Aus der Perspektive eines Kryptoanalytikers ist ein Chiffriersystem fast mit einem gestorten Nachrichtensystem identisch 5 S 139 Es werden Uberlegungen zu einem idealen Chiffriersystem angestellt welches sich durch grosstmogliche Aquivokation auszeichnet Da das ideale Chiffriersystem sein Ziel durch Redundanz Reduktion erreicht ergeben sich auch Nachteile die durch eine enge Bindung an die Komplexitat der naturlichen Sprache und eine unerwunschte Fehlerfortpflanzungscharakteristik entstehen Teil III Praktische Sicherheit Bearbeiten Mit dem als Arbeitscharakteristik bezeichneten durchschnittlichen Aufwand eine Botschaft zu entschlusseln wird ein Mass fur die praktische Sicherheit eingefuhrt 5 S 159 174 Die Arbeit des Kryptoanalytikers besteht zu einem grossen Teil daraus plausible Botschaften aus dem Geheimtext herauszulesen und fur die verschiedenen Vorschlage Wahrscheinlichkeiten dafur zu bestimmen ob sie sinnvolle Botschaften sind Eine der behandelten Techniken versucht z B durch Anwendung eines vermuteten Schlussels auf Teile der Botschaft zu Wortern zu gelangen die in der Sprache der Nachricht plausibel sind Abschliessend kommt Shannon noch einmal auf die im ersten Teil aufgefuhrten Kriterien fur Chiffriersysteme zu sprechen 5 S 173 Wie sich herausstellt sind die funf Kriterien die zur Bewertung von guten Chiffriersystemen aufgestellt worden sind in gewissem Masse miteinander unvereinbar sobald sie auf naturliche Sprachen mit ihrer komplizierten statistischen Struktur angewendet werden Wenn auf eins der funf Kriterien verzichtet wird konnen die anderen vier sehr gut erfullt werden Anstelle einer Schlussfolgerung wird eine Tendenz zur Beurteilung von Chiffriersystemen skizziert 5 S 174 Wenn man den einzelnen Kriterien einen quantitativen Wert zuschreiben konnte dann konnte man vielleicht eine Art Tauschgleichung aufstellen in der diese enthalten waren und die die physikalisch am besten miteinander zu vereinbarenden Wertemengen angabe Siehe auch BearbeitenDiffusion Kryptologie UnizitatslangeLiteratur BearbeitenClaude Shannon Die mathematische Kommunikationstheorie der Chiffriersysteme In Ein Aus ausgewahlte Schriften zur Kommunikations und Nachrichtentheorie 1 Auflage Brinkmann und Bose Berlin 2000 ISBN 3 922660 68 1 S 101 175 Originaltitel Communication Theory of Secrecy Systems Ubersetzt von Bernhard Siegert Claude Shannon Communication Theory of Secrecy Systems In Bell System Technical Journal Band 28 Nr 4 1949 S 656 715 doi 10 1002 j 1538 7305 1949 tb00928 x online auf archive org Claude Shannon A Mathematical Theory of Cryptography In Memorandum MM 45 110 02 Bell Laboratories 1 September 1945 englisch online auf der Seite der International Association for Cryptologic Research Einzelnachweise Bearbeiten Claude Shannon Communication Theory of Secrecy Systems In Bell System Technical Journal Band 28 1949 S 656 englisch Claude Shannon A Mathematical Theory of Cryptography In Memorandum MM 45 110 02 Bell Laboratories 1 September 1945 englisch Bibliografie von Claude Elwood Shannon Memento vom 24 Juli 2013 im Internet Archive englisch a b Claude Shannon A Mathematical Theory of Communication In Bell System Technical Journal Band 27 1948 ISSN 0005 8580 S 379 423 englisch a b c d e f g h i j k Claude Shannon Die mathematische Kommunikationstheorie der Chiffriersysteme In Ein Aus ausgewahlte Schriften zur Kommunikations und Nachrichtentheorie Brinkmann und Bose Berlin 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die mathematische Kommunikationstheorie der Chiffriersysteme amp oldid 228802061