www.wikidata.de-de.nina.az
Der neue Schreibtisch ist eine kurze deutsche Stummfilmgroteske aus dem Jahr 1914 mit dem Munchner Volkskomiker Karl Valentin der auch das Drehbuch verfasste in der Hauptrolle Das Drehbuch entstand nach der gleichnamigen Veroffentlichung im Munchener Bilderbogen Nr 1018 von Emil Reinicke FilmTitel Der neue SchreibtischProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1914Lange 11 MinutenStabDrehbuch Karl ValentinProduktion Peter Ostermayr MunchenBesetzungKarl Valentin Buroschreiber Durr Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktionsnotizen 3 Einschatzung 4 Einzelnachweise 5 WeblinksHandlung BearbeitenDer Buroschreiber Durr bekommt ein neues Schreibpult geliefert Geliefert wird es von einem an Pat und Patachon erinnernden Mobelpacker Duo dem hochgewachsenen Tischler der das Stuck angefertigt hat und seinem winzigen Gehilfen Beide wuchten das Mobelstuck von der Strasse in das Buro des durren Sekretars Rasch wird dem Belieferten klar dass das Schreibmobel ein Stehpult ist zum Schreiben im Sitzen denkbar ungeeignet Durr will sich sogleich beschweren doch der hunenhafte Tischler setzt ein grimmiges Gesicht auf und verlangt trotz des Einwands des Sekretars die Bezahlung und auch der Winzling will ohne Trinkgeld nicht gehen Nun steht der Buroschreiber ratlos vor seinem neuen Arbeitsgerat Da hat er eine Idee Er nimmt sich eine Sage und beginnt die Tischbeine zu verkurzen Dabei sagt Durr so viel Holz ab dass aus dem Stehpult ein zu niedriges Sitzpult wird Nun ist der ebenfalls angelieferte Stuhl deutlich zu hoch so dass auch der entsprechend gekurzt werden muss Wieder greift Sekretar Durr zur Sage In blanker Raserei wutend uber das angeblich in verkehrten Massen hergestellte Pult den dazugehorigen Stuhl den Tischler der in seinen Augen alle Schuld an dem Schlamassel tragt und letztlich auch uber sich selbst nimmt das Malheur seinen Lauf Durr sagt und sagt bis er buchstablich auf dem Boden sitzt Der Stuhl hat keine Beine mehr das Pult nur noch Stumpfe Um Platz fur Durrs endlos lange Beine zu schaffen bohrt der Verzweifelte nun auch noch Locher in den Fussboden Nun scheint alles perfekt und Durr kann endlich anfangen zu schreiben Doch ist der Boden unter ihm jetzt derart instabil geworden dass Durr mitsamt seinem verstummelten Arbeitsgerat durch die Decke ein Stockwerk tiefer in den unter seiner Schreibstube gelegenen Friseurladen kracht Schliesslich wirft man ihn auf die Strasse hinaus wo mit der Anlieferung des Schreibpults das ganze Elend begann Produktionsnotizen BearbeitenDer 1913 oder 1914 gedrehte Film weitgehend ein Einpersonenstuck passierte 1914 die Zensur und wurde wohl noch im selben Jahr uraufgefuhrt Die Lange des Einakters betragt 206 Meter das entspricht einer ungefahren Spieldauer von gut elf Minuten Wie in Valentins besten Fruhwerken lebt auch dieser Film ganz von Valentins klapperdurrer Korperlichkeit und dem Kampf des Protagonisten mit der Tucke des Objekts die in purem Aktionismus ausartet und in Chaos endet Einschatzung BearbeitenIn der Einschatzung dieses Films hiess es ein Jahrhundert spater Der neue Schreibtisch ist sicherlich Valentins fruhes Meisterwerk Der Film greift ein Lieblingsthema der fruhen Filmgroteske auf das im deutsche Kino bemerkenswerterweise sonst ausgeblendet ist die systematische Zerstorung des burgerlichen Hauses als Inbegriff burgerlicher Ordnung 1 Jan Christopher Horak schreibt Valentins Krieg gegen den eigenen Korper und die Tucke des Objekts nimmt hier extreme Formen an Auf das Korperliche weist schon die zweite Einstellung des Films hin wenn Valentins lange ausgemergelte Gestalt den Riesen von Tischler mit seinem kleinwuchsigen Gehilfen konterkariert An seinem neuen Schreibtisch sitzend baumeln Valentins Beine uberm Boden mit den langen Armen kann er kaum das Tintenfass erreichen und mit dem Kopf sitzt er zu tief als dass er sehen konnte was er schreibt Deshalb versucht er krampfhaft seine Beine in kniender Stellung auf dem Stuhl unterzubringen Wachsender Zorn bemachtigt sich seiner bis er mit der Hand auf den Schreibtisch haut und sich dabei verletzt Nachdem er Sage und Zollstock geholt hat muss er sich in unmoglicher Weise verdrehen weil er die Sage beim Ausmessen des Tisches nicht aus der Hand legen will Fast schneidet er sich den Daumen ab als er die gemessene Stelle mit der Sage zu erreichen sucht Je mehr er sagt umso wilder und verworrener agiert er bis er schliesslich einen Hammer nimmt und die Stuhlbeine einfach abschlagt Je krampfhafter er mit dem Schreibtisch quasi eine Verlangerung seines eigenen Korpers fertig zu werden sucht umso mehr zerstort er ihn Schliesslich stohnt Valentin auf dem abgesagten Stuhl am Boden sitzend die Beine waagrecht unter den Schreibtisch gestreckt Ach Gott wie tief bin ich gesunken Fur das Kinopublikum bietet dieses Schauspiel von Qual und Pein die Gelegenheit zu sadistischem Vergnugen 2 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Brandlmeier in CineGraph Fruhe deutsche Filmkomodie 1895 1917 Schadenfreude Deutsche Filmkomodien und Karl Valentin in Fruher Film in Deutschland KINtop Jahrbuch zur Erforschung des fruhen Films 1 Hg v Frank Kessler Sabine Lenk Martin Loiperdinger Basel Frankfurt Main Stroemfeld Roter Stern 1992 S 65 66 68 69Weblinks BearbeitenDer neue Schreibtisch bei IMDb Der neue Schreibtisch bei filmportal de Der neue Schreibtisch bei The German Early Cinema Database DCH Cologne Vorlage GECD Titel Wartung unnotige Verwendung von Parameter 2 NAME Titel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der neue Schreibtisch amp oldid 187995974