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Der Takyr russisch Takyr von kirgisisch glatt kahl ist eine Erzahlung des russischen Schriftstellers Andrei Platonow 1899 1951 aus dem Jahr 1934 Der Begriff Takyr im Titel bezieht sich auf die gleichlautende geologische Fachbezeichnung fur abflusslose Salztonebenen mit Trockenrissen in Turkmenistan und anderen zentralasiatischen Regionen Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrund 3 Literatur 3 1 Deutsche Textausgaben 3 2 Sekundarliteratur 4 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten nbsp Turkmenische SalztonebeneDie Perserin Sarrin Tadsh 1 wird zusammen mit 13 anderen uberwiegend weiblichen Gefangenen von einer Gruppe turkmenischer Reiter aus ihrer Heimat entfuhrt und fristet von da an ihr hoffnungsloses Dasein als Sklavin eines Nomadenstamms in der fur sie fremden turkmenischen Wuste einer uberaus kargen ausserst lebensfeindlichen Umgebung gepragt von den titelgebenden Takyren Sarrin Tadsh wird die jungste mehrerer Ehefrauen des uber 40 Jahre alten Atach Baba der ohne wirklich Rucksicht auf ihre Verfassung geschweige denn auf ihre Zustimmung zu nehmen nach Belieben mit ihr schlaft Der in der Erzahlung haufig thematisierte Sexualakt wird von Platonow durchgehend implizit unter anderem mit Verben wie umarmen oder nehmen 2 umschrieben Die alteren Frauen reagieren mit Eifersucht Schadenfreude oder Aggressionen auf die Konkurrentin Zum Zeitpunkt der fusslaufigen Uberfuhrung nach Turkmenistan ist Sarrin Tadsh bereits von einem kurdischen Hirten im zweiten Monat schwanger Als ihre Tochter Dshumal zur Welt kommt wird diese zu Sarrin Tadshs einzigem Trost im monotonen harten Nomadenleben das sich vor allem um die Beschaffung des in der Wuste so raren lebenswichtigen Wassers dreht Im Alter von etwa 12 Jahren wird Dshumal in einer Nacht in der ein Fremder das Nomadenvolk in dessen neuer Niederlassung einem Steinturm mit seinem Besuch uberrascht auf dem umliegenden Takyr von Atach Baba vergewaltigt Als dieser sie bereits als Braut an den alten Oda Kara verkauft hat wird Dshumal jedoch mit ihrer pestkranken Mutter im Turm zuruckgelassen da die Manner furchten sich sonst mit der todbringenden Krankheit anzustecken Auf diese Weise befreit das Madchen sich von seiner bisherigen Versklavung Bald stirbt Sarrin Tadsh doch Dshumal kann dank der fursorglichen Hilfe des Fremden eines fluchtigen osterreichischen Kriegsgefangenen namens Stefan Katigrob uberleben Sechs Jahre lang leben sie zusammen im Schutz des Steinturms bevor Dshumal eines Nachts in der Ferne Schusse hort und bewaffnet mit einem Dolch auf ihrem Esel davonreitet Nachdem der Esel am Trinkwasser aus einem vergifteten Brunnen verendet trifft sie wieder auf Atach Baba und Oda Kara Als Letzterer sich ihr nachts aufdrangt ersticht sie ihn mit ihrem Dolch entwendet den anderen wahrend diese schlafen alle Gewehre befreit die Pferde und reitet davon Bald darauf begegnet sie Rotarmisten die von ihr Angaben zu Atach Babas Basmatschen Bande verlangen 10 Jahre spater tragt Dshumal europaische Kleidung und den Familiennamen ihrer Mutter Tadshijewa hat die Hochschule fur Landwirtschaft absolviert und in Aschchabad und Taschkent gelebt Als sie im Rahmen eines Arbeitsauftrags in die Karakum Wuste entsandt wird entschliesst sie sich den Turm und den Takyr von einst wieder aufzusuchen Den Osterreicher nach dem sie sich all die Jahre vergeblich umgehort hat findet sie dort tot vor Er hat auf dem Grab ihrer Mutter jedoch noch einen Grabstein hinterlassen an dem eine seltene Pflanze wachst Daraus schliesst Dshumal dass sie am eigentlichen Ziel ihrer Reise angelangt ist einem Naturschutzgebiet fur aussterbende Pflanzen Hintergrund BearbeitenFur Platonow schien Anfang der 1930er Jahre die Frauenfrage in den islamischen Sowjetrepubliken durch die Befreiung von der islamisch patriarchalischen Despotie gelost Die individuelle Befreiung Dshumals in der Erzahlung steht auf den ersten Blick auch fur die gesellschaftliche Befreiung der asisatischen Republiken durch die Rote Armee welche jedoch die Zwangsassimilation der Bevolkerung nach sich zog 3 Nach einer desillusionierenden Reise nach Turkmenistan im Jahr 1934 anderte sich Platonows Perspektive 4 Nun stand fur ihn der hohe von dem Nomadenvolk zu zahlende Preis dieser Assimilation im Vordergrund die Zerstorung der wilden Seele die durch die aussterbenden Pflanzen symbolisiert wird Fur die domestizierte rationalistische Moderne steht die Landwirtschaftliche Hochschule Platonow der als Ingenieur mit den Bewasserungsprojekten in der Sowjetunion vertraut war erkennt auch die okologische Bedrohung des Takyr durch die moderne Bewasserungstechnologie welche die naturlichen Feuchtgebietsinseln im Takyr zerstort Auch in seinem Roman Dshan oder Die erste sozialistische Tragodie 5 Dshan der Name des Volkes bedeutet Seele erzahlt er von einem Nomadenvolk das auf seinem Leidensweg durch die Wuste eine neue Seele erlangt Literatur BearbeitenDeutsche Textausgaben Bearbeiten Andrej Platonow Der Takyr Ubersetzt von Larissa Robine In Lola Debuser Herbert Krempien Hrsg In der schonen und grimmigen Welt Ausgewahlte Prosa Band 1 Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1969 S 83 108 2 und 3 Aufl In der schonen und grimmigen Welt im Verlag Volk und Welt Berlin 1975 1981 Andrej Platonow Der Takyr Ubersetzt von Kay Borowsky In Siegfried Heinrichs Hrsg Das Volk Dshan Der Takyr Die Baugrube Erzahlungen Briefe Fotos Dokumente Oberbaum Verlag Berlin 1992 ISBN 978 3 926409 79 9 Sekundarliteratur Bearbeiten Hans Gunther Andrej Platonow Biographie Leben Werk Wirkung 1 Auflage Suhrkamp Verlag Berlin 2016 ISBN 978 3 518 46737 4 Philip Ross Bullock The Feminine in the Prose of Andrey Platonov Taylor amp Francis 2005 Neuauflage Routledge 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Schreibweise von Eigennamen und Zitate nach Platonows Der Takyr in der deutschen Ubersetzung von Larissa Robine In Debuser Krempien Hrsg In der schonen und grimmigen Welt Ausgewahlte Prosa 1969 S 83 108 Zum Beispiel umarmten die Turkmenen die gefangenen Madchen oder Atach Baba blieb mit Sarrin Tadsh hinter den andern zuruck um sie auf dem Sand zu nehmen Siehe Platonow Der Takyr In Debuser Krempien Hrsg In der schonen und grimmigen Welt Ausgewahlte Prosa 1969 S 86 Philip Ross Bullock The Feminine in the Prose of Andrey Platonov Taylor amp Francis 2005 S 19 Natalia Kornienko Kommentar zur Andrej Platonow Die gluckliche Moskwa Ubersetzt von Renate Reschke und Lola Debuser Berlin 2019 Eine weitere Reise folgte 1935 Berlin 2019Werke von Andrei Platonow RomaneDie Baugrube Das Juvenilmeer Dshan Tschewengur Die gluckliche MoskwaNovellenDie Epiphaner Schleusen Die Kutschervorstadt Die Stadt Gradow Der Atherstrom Ein unerschlossener Mensch Die Entstehung eines Meisters Zu Nutz und FrommenErzahlungenDie Sandlehrerin Makar im Zweifel Der Staatsbewohner Der Takyr Mullwind Das Lehmhaus im Garten Der dritte Sohn Fro Semjon Der Fluss Potudan Im Morgendammer der Jugend Juligewitter Juschka Frisches Brunnenwasser Das Licht des Lebens Die Geige Das Leben in der Familie Alterke Ein grosser Mensch Der alte Lokfuhrer In der schonen und grimmigen Welt Die eiserne Alte Menschen vom Geiste beseelt Das Sterben entgelten Der Wind als Ackersmann Die Kuh Aphrodite Eine Blume auf der Erde Nikita Trockenes Korn Heimkehr Der bunte Schmetterling Noch eine Mama Ulja Yjih Grossmutters Hauschen Die Liebe zur Heimat oder Die Reise des Spatzen Die unbekannte Blume Fruhe Phantasien Der Antisexus Die Nachfahren der Sonne Die Heimat der Elektrizitat Iljitschs Lampe Die Wiesenmeister Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Takyr amp oldid 228632455