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Der judische Friedhof oder Der Judenfriedhof englisch The Jewish Cemetery ist ein Gemalde des niederlandischen Landschaftsmalers Jacob Isaacksz van Ruisdael das etwa 1655 entstanden ist 1 Es zeigt eine romantische Landschaft in der allegorisch die Verganglichkeit des Lebens des menschlichen Schaffens und der Lauf der Zeit als Fluss dargestellt ist Das Bild gehort seit 1754 zum Bestand der Gemaldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden Der JudenfriedhofJacob Isaacksz van Ruisdael nach 1655Ol auf Leinwand84 95 cmStaatliche Kunstsammlungen DresdenVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Provenienz Ausstellung 3 Deutung 4 Beschreibung und Provenienz des Detroiter Gemaldes 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Werk hat die Masse 84 95 cm und ist in der Maltechnik Ol auf Leinwand ausgefuhrt Signiert hat es Ruisdael mit seinem Namenszug auf einer Grabplatte mit Oval unten links Vor einem Himmel mit dramatischer Wolkenformation eines abziehenden Regenschauers mit einem nach links aus dem Bild fuhrenden Regenbogen erhebt sich in einer bergigen Landschaft mit Buschwerk die Ruine eines vielleicht sakralen Gebaudes mit hohen Fensterhohlen Davor befinden sich Grabmale aus verschiedenen Steinsorten wie weisser Marmor schwarzer Granit und rotlicher Sandstein Auf der senkrecht stehenden weissen marmornen Steinplatte unterhalb des Bildmittelpunkts sind Schriftzeichen zu erkennen die entfernt an eine hebraische Inschrift erinnern Am rechten Bildrand steht ein nach links geneigter abgestorbener Baum sein Pendant am Bachufer ist nur noch als Stumpf vorhanden Vom linken Bildhintergrund fliesst ein Bach mit kleinem Wasserfall nach rechts unten in den Bildvordergrund Die abziehenden Regenwolken geben am Standpunkt des Betrachters den Himmel wieder frei sodass die Sonne die vorderen Partien des Bildes beleuchten kann und so dramatische Lichteffekte setzen kann Im Hintergrund erhebt sich ein verfallenes Gebaude fur das van Ruisdael die Ruinen des Klosters Egmond bei Alkmaar als Vorbild dienten Die Sarkophage im Vordergrund entnahm er den realen Vorbildern des alten judischen Begrabnisplatzes Beth Haim in Ouderkerk 1 Dieser Friedhof besteht noch heute und die Grabmaler sind noch zwar teilweise versunken und beschadigt bestimmten Personen zuzuordnen Der helle Sarkophag unterhalb des Bildmittelpunkts mit dem prismenahnlichen Aufsatz und der beschadigten Platte gehort dem Doktor Eliahu Montalto ursprunglich aus Portugal gestorben 1616 in Leghorn der zunachst Leibarzt von Ferdinando I de Medici und spater von Maria de Medici war Rechts daneben liegt das Grab des Amsterdamer Rabbiners Chacham Isaac Uziel der von 1617 bis zu seinem Tode 1622 amtierte Rechts unterhalb der abgestorbenen Birke befindet sich das Grab eines Israel Abraham Mendes gestorben 1627 und ganz links ist das schwarze Grab mit darauf liegender Halbsaule von Melchior Franco Mendes zu erkennen 2 Provenienz Ausstellung BearbeitenUber die Provenienz des Dresdner Bildes aus den fruhen Jahre ist einiges bekannt So wurde es wahrscheinlich am 16 September 1739 bei de Beukelaar verkauft erschien 1752 im Verkaufskatalog von Gerard Hoet 1698 1760 1754 tauchte es in einer Inventarliste der Dresdner Galerie auf 1945 kam es in die Sowjetunion und wurde 1955 zuruckgegeben Das Bild wurde in mehreren Ausstellungen gezeigt Berlin 1955 1956 Zurich 1971 Washington New York San Francisco 1978 1979 1 Oktober 1981 bis 3 Januar 1982 The Royal Cabinet of Paintings im Mauritshuis in Den Haag 18 Januar 1982 bis 11 April 1982 Fogg Art Museum in Cambridge Massachusetts Ans Licht gebracht 18 Januar 2001 bis 1 April 2002 Hamburger Kunsthalle und Haarlem Ans Licht gebracht 27 April 2002 bis 29 Juli 2002 Frans Hals Museum Haarlem Deutung Bearbeiten nbsp Der judische FriedhofJacob Isaacksz van Ruisdael um 1655 1660Ol auf Leinwand142 2 189 2 cmInstitute of Arts DetroitVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Ruisdael hat dieses Motiv zweimal in Ol gemalt und mehrere Kreidezeichnungen angefertigt die neben den steinernen Grabstatten des Friedhofs im Hintergrund keine Ruine sondern in einigen Blattern einen Kirchturm zeigen Sammlung Teylers Museum Haarlem Eine jungere hellere Version des Gemaldes existiert im Detroit Institute of Arts Diese Bilder gehoren zu den wenigen Landschaften Ruisdaels die eine allegorische Absicht enthalten Die bereits romantisch erscheinende Komposition aus Ruinen abgestorbenen Baumen durchaus als Vanitas Symbole aufzufassen Grabern und einem fliessenden Gewasser versinnbildlichen nach Ansicht derjenigen Autoren die Ruisdaels Bilder im fruhen 19 Jahrhundert erstmals besprochen haben die Verganglichkeit des Lebens und die letztendliche Vergeblichkeit menschlichen Strebens Andererseits konnte die hervortretende Sonne ein deutlicher Hinweis auf die Hoffnung auf ein ewiges Leben im Jenseits sein ebenso wie der nach links aus dem Bild strebende Regenbogen als Symbol der Hoffnung angesehen werden kann In der niederlandischen Malerei des 17 Jahrhunderts waren solche Auffassungen ein weit verbreitetes Thema 3 Beschreibung und Provenienz des Detroiter Gemaldes BearbeitenDie Existenz eines inhaltlich sehr ahnlichem Gemaldes das sich heute im Detroit Institute of Arts befindet wurde der Forschung erst 1920 bekannt Es hat die viel grosseren Abmessungen von 142 2 189 2 cm und soll spater als das Dresdner Bild etwa 1668 entstanden sein und ihm soll eine vollig andere Auffassung als das Dresdner Bild zu Grunde liegen 4 5 Es ist ebenso mit Olfarben auf Leinwand gemalt In der Darstellung wird ein verfallender judischer Friedhof gezeigt der unter dunkel aufziehenden Gewitterwolken liegt der Regenbogen ist heller und farbiger Die Ruine eines Kirchengebaudes erhebt sich im Hintergrund in der Bildmitte Am rechten vorderen Bildrand steht eine abgestorbene Birke deren weisse Rinde im kalten Gewitterlicht zu erstrahlen scheint Auch die Frontseiten der drei Sarkophage sind in kaltweisses Licht getaucht Das Gemalde wurde am 22 September 1783 vermutlich von Pieter Locquet verkauft gelangte uber eine Auktion am 22 Marz 1790 in Paris an M Marin Lebrun und am 15 Januar 1794 an G J Constantin Uber weitere Stationen kam es 1802 nach London in die Sammlung von Christian William Huygens in die Sammlung George Gillow die Sammlung Michael Zachary die Sammlung Davis Mackintosh uber Anthony Reyre an Romford und am 30 April 1924 nach Berlin zu Leo Blumenreich und Frantz M Zatzenstein Uber die Galerie Matthiesen gelangte es nach Detroit in die Sammlung Julius H Haass und ab 1926 wurde es im Detroit Institute of Arts gezeigt 6 Rezeption BearbeitenGoethe besuchte die Dresdner Galerie und beschrieb das Bild 1816 in seinem Aufsatz Ruysdael als Dichter Er schreibt dass das Bild allein der Vergangenheit gewidmet sei Er sieht die Grabmale als zerstort an die Ruinen im Hintergrund des Bildes fasst er als die Reste des Domes eines Klosters auf Die Grabmale sogar deuten in ihrem zerstorten Zustande auf ein mehr als Vergangenes sie sind Grabmaler von sich selbst Im Hintergrunde sieht man magere Ruinen eines ehemals ungeheuern in den Himmel strebenden Doms Die ganze sonst gewiss fruchtbare Klosterumgebung ist verwildert auf dem Kirchhof dringt diese Wildniss ein von dessen ehemaliger frommen Befriedigung keine Spur mehr zu sehen ist Johann Wolfgang von Goethe Ruysdael als Dichter 7 8 Eine melancholisch romantische Sichtweise lag ihm also fern Auch sah er das Bild nicht als spezifisch judischen Friedhof sondern nur als die Uberreste einer ehemals bedeutenden Abtei und den Friedhof als Ruhestatte wohlhabender alter Familien Der franzosische Maler und Kunstkritiker Jean Joseph Taillasson der das Bild oder eine seiner Kopien kannte schrieb 1807 von einer sussen Melancholie die das Bild vermitteln wurde 9 Der englische Kunsthandler John Smith fuhrte das Detroiter Gemalde 1835 in seinem ersten Ruisdael Werkverzeichnis auf und schreibt dass es 1815 von Paris nach England kam Das Dresdner Bild kannte er ebenfalls erwahnt es aber nur im Vorwort seines Kataloges und schreibt Two pictures also of a highly classical character merit particular They are styled The Jews Burying Ground but are evidently intended as allegories of human life Auch zwei Bilder mit einem hochklassizistischen Charakter verdienen besondere Sie werden als The Jews Burying Ground bezeichnet sind aber offensichtlich als Allegorien des menschlichen Lebens gedacht John Smith 10 Dabei beeindruckte ihn das Dresdner Bild weniger als sein Pendant er bezeichnet es als Duplikat Der englische Landschaftsmaler der Romantik John Constable uberschrieb eine Abhandlung uber Jacob van Ruisdael fur die Kunstvereinigung British Institution mit An Allegory of the Life of Man Es scheint also dass er das Bild aus England kannte Constable schreibt We see nothing till we truly understand it In another instance he failed because he attempted to tell that which is outside the reach of art Wir sehen nichts bis wir es wirklich verstehen In einem anderen Fall scheiterte er weil er versuchte das zu sagen was ausserhalb der Reichweite der Kunst liegt John Constable 11 Die Rezipienten aus dem 19 Jahrhundert lobten das Gemalde durchwegs auch wegen seiner Lichtfuhrung und Farbigkeit doch heute erscheint es dunkel und farblich nivelliert Eine aufgebrachte dicke Firnisschicht mildert die Kontraste ab 12 Der deutsche Grafiker und Maler Konrad Klapheck verbindet mit dem Bild die Erinnerung an den Tod seiner Frau Er und seine judische Frau Lilo besuchten 1982 in Den Haag die Ruisdael Ausstellung in der beide Versionen des Gemaldes gezeigt wurden Klapheck fand das Detroiter Bild besser weil der kahle Baum sich nach rechts neigt und der Regenbogen deutlicher erscheint Seine Frau zog hingegen die Dresdner Version vor man stritt sich Beim Besuch des real existierenden Friedhofs von Ouderkerk bei Amsterdam 1985 fanden die Eheleute wieder naher zueinander Sie starb 1987 13 Literatur BearbeitenHelen Rosenau The dates of Jacob van Ruisdael s Jewish Cemeteries In Oud Holland Quarterly for Dutch Art History Band 73 Nr 1 1958 S 241 242 ISSN 0030 672X doi 10 1163 187501758X00378 Seymour Slive H R Hoetink Jacob van Ruisdael Meulenhoff Amsterdam 1981 ISBN 90 290 8471 5 Seymour Slive Jacob Van Ruisdael A Complete Catalogue of His Paintings Drawings and Etchings Yale University Press New Haven 2001 ISBN 0 300 08972 4 S 180 ff books google de Martina Sitt P Biesboer Karsten Muller Hrsg Jacob van Ruisdael Die Revolution der Landschaft Waanders Hamburger Kunsthalle Zwolle Hamburg 2002 ISBN 90 400 9606 6 Review Horst Woldemar Janson Anthony F Janson History of Art The Western Tradition Prentice Hall Professional Upper Saddle River N J 2003 ISBN 0 13 182895 9 books google de Weblinks BearbeitenWeb Gallery of Art Ruisdael Jacob Isaackszon van The Jewish Cemetery The Jewish Cemetery auf artble com englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Der Judenfriedhof Nicht mehr online verfugbar In SKD Online Collection skd museum archiviert vom Original am 1 Februar 2016 abgerufen am 1 Februar 2016 Seymour Slive Jacob van Ruisdael Master of Landscape Yale University Press 2006 S 201 f Seymour Slive Jacob van Ruisdael Master of Landscape Yale University Press 2006 ISBN 1 903973 74 0 S 84 ff Michiel C Plomp The Dutch Drawings in the Teyler Museum Band 2 Haarlem 1997 S 361 Martina Sitt P Biesboer Karsten Muller Hrsg Jacob van Ruisdael Die Revolution der Landschaft Waanders Hamburger Kunsthalle Zwolle Hamburg 2002 ISBN 90 400 9606 6 S 122 Jacob Isaaksz van Ruisdael The Jewish Cemetery Nicht mehr online verfugbar In dia org The Detroit Institute of Arts archiviert vom Original am 1 Februar 2016 abgerufen am 1 Februar 2016 Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung Wallstein Verlag 2000 ISBN 3 89244 376 9 books google com Goethe s Werke Vollstandige Ausgabe letzter Hand 39 Band J G Cotta 1831 S 270 f Jean Joseph Taillasson Observations sur quelques grands Peintres etc Paris 1807 OCLC 752421 John Smith A Catalogue Raisonne of the Works of the Most Eminent Dutch Flemish and French Painters Smith and son 1835 books google com Seymour Slive Jacob van Ruisdael Master of Landscape Yale University Press 2006 S 87 Martina Sitt P Biesboer Karsten Muller Hrsg Jacob van Ruisdael Die Revolution der Landschaft Waanders Hamburger Kunsthalle Zwolle Hamburg 2002 S 122 Konrad Klapheck in ZEIT Museum der 100 Bilder Herausgegeben von Fritz J Raddatz Insel Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 458 32913 7 S 344 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Judenfriedhof amp oldid 238477823