www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Angst Originaltitel Begrebet Angest ist eine Schrift des danischen Philosophen Soren Kierkegaard die er unter dem Pseudonym Vigilius Haufniensis der Huter Kopenhagens 1844 veroffentlichte Darin analysiert Kierkegaard den Begriff Angst unter psychologischen bzw existentialen Gesichtspunkten Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Aufbau 1 2 Stil 1 3 Thesen 1 4 Unterschiedliche Lesarten von Der Begriff Angst 2 Literatur 3 Weblinks 4 Einzelnachweise und AnmerkungenInhalt BearbeitenAufbau Bearbeiten Die Kapitel lassen sich bei Beibehaltung der Originaltitel wie folgt skizzieren Einleitung Beobachtungen zur Analyse des Begriffes Entscheidung eines psychologischen Zuganges Kritik am Systematiker Hegel der am konkreten Menschen vorbeidenkt Erstes Kapitel Angst als Voraussetzung der Erbsunde und als das die Erbsunde nach ruckwarts auf ihren Ursprung Erklarende Adam und die Erbsunde Adam als Prototyp Zweites Kapitel Angst als die Erbsunde im Fortschreiten die Bedeutung der Erbsunde fur die folgenden Generationen Drittes Kapitel Angst als Folge derjenigen Sunde welche das Ausbleiben des Sundenbewusstseins ist Was ist wenn ein Sundenbewusstsein fehlt oder ausbleibt Viertes Kapitel Die Angst der Sunde oder Angst als Folge der Sunde in dem Einzelnen Analyse der Angst vor dem Bosen erneuten Sunde und vor dem Guten als Neurose Funftes Kapitel Angst als das kraft des Glaubens Erlosende Angst als Erzieherin die mithilfe des Glaubens die Erlosung ermoglichtStil Bearbeiten Der Text ist an die Kopenhagener Leserschaft gerichtet was an vielen Anspielungen zu sehen ist Solche fur den heutigen Leser nicht unmittelbar verstandlichen Seitenbemerkungen und die komprimierte Form der Darstellung seiner Gedanken erschweren den Zugang zum Text Thesen Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Kierkegaard beschreibt dass sich jede Wissenschaft im Rahmen ihrer je eigenen Aufgabe bewegen muss um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen Der Sunde entspricht keine Wissenschaft am ehesten noch die Ethik weil die ihr entsprechende Stimmung der Ernst ist In der psychologischen Analyse werden daher nur Erscheinungen analysiert die reale Moglichkeit von Sunde es kann aber nicht erklart werden dass die Sunde in die Welt kommt ideelle Moglichkeit der Sunde Vor dem Sundenfall besteht Unwissenheit diese muss nicht wie im hegelschen Denken zwangslaufig aufgehoben werden Adam hatte also die Moglichkeit nicht zu sundigen Kierkegaard legt grossen Wert darauf Adam als Teil der Menschheit zu beschreiben Wenn im Hinblick auf Adam nicht dasselbe wie fur jeden anderen Menschen gilt dann steht dieser ausserhalb des Geschlechts Es mussen also fur ihn dieselben Bedingungen gelten wie fur jeden anderen Menschen auch Da aber Adam keinen Begriff von Sunde hatte weil dieser erst mit der Erbsunde geschaffen wurde bestand die Angst der Moglichkeit nach nur als Angst vor dem Nichts Adam konnte ja nicht wissen was er wahlte Gut und Bose zu unterscheiden war ihm unmoglich Weder vom einen noch vom anderen hatte er einen Begriff bilden konnen auch von Sterblichkeit wusste er nichts Insofern bestand keine Anziehungskraft des von Gott Versprochenen fur ihn Die Sunde kam also durch eine Ur Sunde in die Welt und mit ihr auch das Bewusstsein um dieselbe Adam setzt somit die erste Sunde Die quantitativ erste von vielen in der menschlichen Geschichte Fur die nachfolgenden Generationen besteht nun dieselbe Situation wie fur Adam Fur sie alle besteht die Sunde zunachst nur der Moglichkeit nach Wie die Sunde konkret ins Leben eines Einzelnen eintritt ist eine subjektive Frage Sie kommt immer wieder durch den einzelnen in die Welt Daher stellt sich fur Kierkegaard die Frage nach dem Unterschied dieser Ursunde zwischen den ubrigen Diesen macht er zunachst daran fest dass Adams Sunde nicht rein quantitativ sondern wesentlich qualitativ verschieden ist Denn fur Kierkegaard zerfallt die Welt in Quantitat und Qualitat Dasjenige was zahlbar ist ist das Quantitative Dies ist nun aber nicht mit der Qualitat identisch da diese dasjenige ist was Identitats stiftend ist Daher ist die erste Sunde fur Kierkegaard die Sunde und damit das abstrakte Argernis fur die abstrakte Verstandigkeit die da meint einmal sei keinmal aber vielmals sei etwas was ganz und gar verkehrt ist da die vielen Male entweder jedes fur sich genau soviel bedeuten wie das erstemal oder alle zusammen nicht annahernd soviel Kierkegaard bezeichnet infolgedessen den individuellen Sundenfall als einen qualitativen Sprung Gemeint ist damit dass ein Ubergang von der Moglichkeit zur Sunde hin zu ihrer Faktizitat geschieht Durch diesen Sprung der selber keine kausale Wirkmachtigkeit besitzt da er ja dasjenige ist was Moglichkeit und Notwendigkeit verbindet durch ebendiesen Sprung wird die Sunde der Qualitat nach bestimmt Die Vielzahl der Sunden die auf Adams Ursunde folgten sind also lediglich quantitativ umfassender jedoch der Qualitat nach nicht dieselben wie diese erste Daher ist Adams Ursunde der Anfang der Geschichtlichkeit von Sunde Ware diese Sunde nur eine von vielen d h rein quantitativ bestimmt dann ware Adam vom Menschengeschlecht ausgeschlossen Und damit seine theologische und lebensweltliche Relevanz fur die Christenheit Die Ursunde ist folglich dasjenige welches im Christentum das geschichtliche Bewusstsein fur die Sunde als solches schafft Unschuld als Ausgangszustand ware ja ein Mangel an Bewusstsein um die Moglichkeit der Sunde Sie ware sich ihrer selbst ja auch gar nicht bewusst sie hobe sich in demselben Moment auf da sie sich zu sich selbst verhielte Sie ware dann ein Verhaltnis das sich zu sich selbst verhalt Also ein Aspekt des menschlichen Selbst Dieses Selbst beschreibt Kierkegaard als eine Synthese eine Synthese von Korper und Seele die durch den Geist gehalten aber auch Wirklichkeit gewinnt Im reflektierenden Moment da der Mensch sich zur Sunde verhalt tritt der Geist zu Seele und Korper hinzu und schafft die Synthese Es entsteht ein dynamisches Verhaltnis Daraus folgt auch unmittelbar die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz weil ist das Verhaltnis gestort ist der Mensch verstort Zugleich verdeutlicht dies aber auch die christliche Aufgabe Selbst zu werden und aus sich eine Einheit zu schaffen Eine Einheit schafft der Mensch aber insofern als sein Verhaltnis zu seiner Existenz nicht gestort ist Diese menschliche Existenz ist wesentlich durch das Verhaltnis des Menschen zu Gott bestimmt Denn als Synthese aus Zeitlichkeit und Ewigkeit verhalt sich der christliche Mensch als sterbliches Wesen zu seiner moglichen Ewigkeit Kierkegaard richtet sich also direkt und unmittelbar an die christliche Bevolkerung in Kopenhagen Seine Uberlegungen sind folglich unmittelbar an den westlichen Kulturkreis gebunden Dabei beschreibt er die Situation des Christenmenschen mit dem Bild des Schwindels als Atmosphare in der die Sunde geschieht Fur ihn liegt es zum einen am beangstigenden Abgrund zum anderen an der Betrachtungsweise des Menschen Er blickt in die Moglichkeit seiner Freiheit gerat ins Taumeln und ergreift taumelnd das Falsche Nolens volens ist die Sunde geschehen und der Mensch blickt zuruck und kann es nicht mehr andern Die Moglichkeit der Sunde schlug um in Faktizitat und unterliegt damit der Notwendigkeit Mit der Sundigkeit ist auch die Sinnlichkeit gesetzt Hier scheinen einige Anklange an die Pubertat zu passieren sobald die Sinnlichkeit da ist beginnt die Geschichte des Menschen Er wird mit der Setzung des Geistes zum Individuum Dies geschieht im Augenblick denn der Mensch ist eine doppelte Synthese zweitens auch eine Synthese von Zeitlichkeit und Ewigkeit Dieses Synthese wird auch durch den Geist gesetzt und zwar im Augenblick Das religiose Genie zeichnet sich schliesslich dadurch aus dass es durch sich selbst fur sich selbst in der Tiefe des Sundenbewusstseins versinkt 1 Wohingegen das Heidentum mit dem Schicksal und das Judentum mit der Schuld dieses unmoglich machen Nachdem der Einzelne gesundigt hat gibt es zwei Arten von Angst Die Angst vor dem Bosen sie ist die Angst vor dem erneuten Sundigen und die Angst vor dem Guten Die Angst vor dem Guten das Damonische ist eine Art von Storung Neurose denn das Gute bezeichnet die Errettung Erlosung Kierkegaard beschreibt seelische korperliche und geistige Formen der Angst vor dem Guten Ubersensibilitat Hysterie etc Die Angst vor dem Guten ist ein Zustand sie ist Ausdruck einer gestorten Synthesis von Korper Seele und Geist Angst ist bei Kierkegaard kein isoliertes Thema sondern es erschliesst was es bedeutet Mensch zu sein 2 Angst bezieht sich hierbei nicht nur auf einen psychischen Zustand Kierkegaards Analyse ist komplexer Drei zentrale Aussagen uber die Angst sind Angst macht unfrei Angst als Moglichkeit der Freiheit Man muss lernen sich zu angstigen dann hat man das Hochste gelernt Angst kann den Menschen unfrei machen weil sie Macht uber ihn erlangt und ihn unfahig macht zu handeln Weil der Mensch sich angstigt handelt er nicht selbst Angst ist eine Moglichkeit der Freiheit weil sie das Endliche als Endliches entlarven kann Sie fuhrt zu einem radikalen Sundenbewusstsein weil sie die Reue als unzureichend entlarvt Angst ist im Gegensatz zur Furcht unbestimmter Sie ist in Kierkegaards Analyse auch zweideutig Zum einen kann sie dazu fuhren dass der Mensch sie als Last und Bedrohung empfindet Veranderung zum anderen ist sie Herausforderung und Moglichkeit dass er er selbst wird Angst erweckt daher sympathetische Antipathie und antipathetische Sympathie Das heisst sie ist gleichzeitig anziehend und abstossend Vergleichbar mit der Flasche Alkohol fur einen Alkoholiker Wenn der Mensch aber lernt sich richtig zu angstigen das heisst die Angst entlarvt das Endliche als Endlich sperrt und daher den Weg zum Moglichen auf dann muss der Glaube im Sinne Hegels als innere Gewissheit welche die Unendlichkeit vorwegnimmt BA 163 3 hinzukommen damit wir fur die Erlosung bereit sind Kierkegaard deutet hier nochmal die Gebrechlichkeit des Lebens an indem er darauf verweist dass eine falsche Erziehung durch die Angst zum Selbstmord fuhrt Unterschiedliche Lesarten von Der Begriff Angst Bearbeiten Biografisch als verborgenes Gesprach mit Regine und darin auch mit sich selbst Bis zu Stadien auf des Lebens Weg lassen sich die Schriften nach 41 als verborgenes Gesprach mit Regine lesen mit seiner Schwermut und seiner Schuld Im Begriff Angst lasst sich der Schwindel der Freiheit wie folgt interpretieren Psychologisch dogmatisch als Neuformulierung der christlichen Sundenlehre Neuansatz bewusst pseudonym als Kritik der Sundenlehre des hegelianisch gepragten Martensen Kierkegaard geht es um die Wahrnehmung der Sunde und ihrer Auswirkungen Er grenzt dabei seine psychologischen Analysen mehrfach ab von dem Versuch Sunde zu rechtfertigen Die Angst nennt er eine psychologische Approximation Annaherung womit sich erklaren lasst dass ein Individuum sundigt ohne die eigene Verantwortung und Freiheit zu negieren Existentiell dichterisch als Analyse der menschlichen Existenz vor Gott Verstandnis als Sokrates von Kopenhagen der die Menschen und dabei sich selbst befragt wie es um ihre Seele bestellt ist Geistlosigkeit Kierkegaard will seinen Leser existentiell packen der Umgang mit Angst gibt Auskunft uber das Christsein Angst kann ganz positiv die Endlichkeit der Welt entlarven Wer zu seiner Schuld dennoch stehen kann und die Sunde in ihrer Abgrundigkeit glauben kann ist fur K ein wahrhaft freier und verantwortlicher Mensch weil er das nur im Glauben kann mit dem er in der Vorsehung ruht Energie des Gottesverhaltnis und Tiefe des Sundenbewusstseins Literatur BearbeitenWerkausgaben Soren Kierkegaard Der Begriff Angst Originaltitel Begrebet Angst aus dem Danischen ubersetzt und herausgegeben von Emanuel Hirsch In Gesammelte Werke 11 12 Gutersloher Taschenbucher Siebenstern Band 608 3 Auflage Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1991 ISBN 3 579 00608 8 Sekundarliteratur G Bohme Soren Kierkegaard Der Begriff Angst In G Gamm E Schurmann Hrsg Von Platon bis Derrida 20 Hauptwerke der Philosophie Darmstadt 2005 S 207 219 M Bongardt Der Widerstand der Freiheit Eine transzendentaldialogische Aneignung der Angstanalysen Kierkegaards Frankfurt am Main 1995 Niels Jorgen Cappelorn Herman Deuser Jon Stewart Hrsg Kierkegaard Studies Yearbook 2001 Soren Kierkegaard Research Centre Copenhagen Walter de Gruyter New York Berlin 2001 enthalt zahlreiche Aufsatze zu Der Begriff Angst dessen Kontext und Rezeption auch Uberblicke zur internationalen Forschungsdiskussion Arne Gron Angst bei Soren Kierkegaard eine Einfuhrung in sein Denken Originaltitel Begrebet angst hos Soren Kierkegaard Aus dem Danischen ubersetzt von Ulrich Lincoln Klett Cotta Stuttgart 1999 ISBN 3 608 91936 8 Romano Guardini Vom Sinn der Schwermut Der Ausgangspunkt der Denkbewegung Soren Kierkegaards Matthias Grunewald Verlag Mainz 1983 ISBN 3 7867 1073 2 A Hutter Das Unvordenkliche der menschlichen Freiheit Zur Deutung der Angst bei Schelling und Kierkegaard In J Hennigfeld J Stewart Hrsg Kierkegaard und Schelling Freiheit Angst und Wirklichkeit Berlin New York 2003 S 117 132 Aage Jorgensen Soren Kierkegaard literature 1956 2006 A bibliography Museum Tusculanum Press Kopenhagen 2009 ISBN 978 87 635 3028 6 Gordon D Marino Anxiety in The Concept of Anxiety In Alastair Hannay Gordon Daniel Marino Hrsg The Cambridge Companion to Kierkegaard Cambridge University Press Cambridge 1998 S 308 328 D Zhang Angst als Gefuhl bei Kierkegaard In H Feger T W Kwan Hrsg Idealismus und Idealismuskritik Subjekt Person und Zeit Wurzburg 2009 P Pedersen Die solipsistische Wissenschaft als Motor von Zivilisation eine Kritik und ihre Konsequenzen zu Fehlentwicklungen im Wissenschaftsbetrieb Fogep Verlag Hamburg Greifswald Berlin 2014 ISBN 978 3 943726 95 4 Weblinks BearbeitenScan des Werks in der Ubersetzung von Christoph Schrempf Archive org Gunther Wenz Der Begriff Angst Eine Erinnerung an Soren Kierkegaard 1813 1855 PDF 234 kB LMU Munchen Juni 2006 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten BA 112 vgl Luther totus peccatus Gron 10 Kierkegaard scheint wie immer wenn er einmal sagt aus ganz freier Erinnerung heraus eine Angabe zu machen Anmerkung E Hirsch Nr 276 S 271 1958 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Begriff Angst amp oldid 226869150