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Dieser Artikel beschreibt die Schrift von Julius Stinde fur das Biotop Torfmoor siehe Moor Das Torfmoor ist eine parodistische Schrift von Julius Stinde mit antinaturalistischer Tendenz die im Jahre 1893 im Berliner Verlag von Freund amp Jeckel Carl Freund als Broschure mit einer Umschlagillustration von Edmund Bruning erschienen ist Umschlagillustration zu Stindes TorfmoorDer Druck enthalt das Drama Das Torfmoor und fingierte Texte uber das Drama in denen Stinde die zeitgenossische literaturkritische Befassung mit dem Naturalismus parodiert Der Schriftsteller und Dramaturg Jorg Gronius ist der Ansicht dass bei einer theatralischen Realisierung sowohl das Drama als auch die Sekundartexte dargeboten werden mussten weil sie eine untrennbare Einheit bilden Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Ausgaben 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie Angaben des Titelblattes des Impressums und der Regieanweisungen lauten Das Torfmoor Naturalistisches Familiendrama in einem Aufzuge Auffuhrung verboten Mit litterarischen Beitragen von Einar Drillquist Verfassers Verhor Ola Bagge Olsen Die ethische Bedeutung des Torfmoors Rasmussine Tosse stud rer nat Die Frauengestalten des Torfmoors Mads Dosmer Fr Nietzsche s Philosophie und das Torfmoor Gumme Griis Die Buhne des Torfmoors Berlin 1893 Verlag von Freund amp Jeckel Carl Freund Personen Frau Quakersen Leie Knude Pastor VaaserOrt der Handlung Eine elende Hutte am Rande eines weiten mit unergrundlichen Morastlochern durchsetzten Torfmoores Zeit Alltag Nachmittag vier ein halb Uhr mitteleuropaischer Uhrenstellung Witterung Anfangs trube dann aufklarend zuletzt Abendsonnenschein Temperatur 18 5 C Barometerstand 762 2 Wind O S O spater rechtsdrehend O bis O N O Alle Requisiten mussen echt d h alt und gebraucht sein die Kleider Leibwasche recht schon vertragen die Armuth so plastisch wie moglich zu versinnbildlichen Knude geht barfuss Leie erlaubt sich den verzeihlichen Luxus danischer Holzschuhe Den Schaum vor dem Munde bei den Krampfen erzeugt die Darstellerin der Leie durch das Kauen gewohnlicher Hausseife Die Darstellerin der Quarkersen ubt ihre Rolle am besten wahrend einer starken Erkaltung ein um die feinen Abstufungen des Hustens der Natur abzulauschen Wenn der Vorhang aufgeht verbreitet sich von der Buhne ein herzerquickender Geruch nach Karbol Das Innere einer Hutte armlich dreckig aber naturwahr Rechts im Hintergrund ein Bett die Fussseite dem Zuschauer zugewandt Im Hintergrund Fenster davor ein wackeliger Tisch in dessen Schubkasten alte Brodrinden duften Aussicht auf ein Torfmoor Links im Vordergrund Thur ein Stuhl Unter dem Bett liegen Ruben Kartoffeln Kohlhaupter Bettuberzug schmutzig aber wahr unendlich wahr Frau Quarkersen liegt wie todt im Bett Knude und Leie sehen zum Fenster hinein kommen dann links durch die Thur Knude mit einem Bunde Stroh 1 Stinde als Polemiker Satiriker und Parodist als kulturkritischer Kampfer mit der Feder ist so total aus dem literaturgeschichtlichen Gedachtnis entschwunden als habe es diese Facette seiner Produktion uberhaupt nie gegeben Dabei macht diese Literaturart gut ein Viertel seines Werkes aus Die fruhesten Parodien Theaterstucke die Stinde fur Carl Schultzes Hamburger Vorstadttheater geschrieben hat sind verloren gegangen Wenigstens dem Titel nach bekannt ist die Wagner Parodie Lohengrun oder Elsche von Veerlann Spater schrieb er Die Opfer der Wissenschaft 1878 Das Dekamerone der Verkannten 1881 Berliner Kunstkritik mit Randglossen von Quidam 1885 und den parodistischen Kolportageroman Emma das geheimnisvolle Hausmadchen 1904 deren Tendenz bei allen Unterschieden im Einzelnen gegen Unwahres Extremes Erzwungenes gewaltsam Ubertriebenes in Wissenschaft und Kultur in Kunst und Literatur gerichtet war Speziell in der Literatur ist Stinde verbundet mit Gleichgesinnten im Allgemeinen Deutschen Reimverein gegen die Kraftmeiereien von Karl Bleibtreus Revolution der Litteratur und ihre lyrischen Folgen angegangen Auch exaltierte Erscheinungen des literarischen Naturalismus waren das Ziel seines Spottes Schon die Erzahlung Pienchens Brautfahrt 1891 enthalt antinaturalistische Polemik So richtig frei lasst Stinde seinen Groll gegen Ibsen Zola und die ganze Richtung aber erst im Torfmoor los auf spielerische Art freilich indem er in wechselnden sprachlichen Maskenkostumen agiert Er selbst hat sich wohl nur einen entlastenden Spass gonnen wollen Die honorige Lesewelt scheint seinerzeit eher peinlich beruhrt und wenig amusiert gewesen zu sein mit Ausnahme des naheren Stinde Umkreises Stindes Schwester Conradine berichtet brieflich am 17 November 1894 aus dem landlichen Lensahn in Ostholstein nach Berlin Fritze will das Torfmoor mal lesen der Herzog hatte es so ungemein gelobt es sei das Beste von Dir u sehr ruhmenswert dass Du gegen die andern auftratest Er hat ihm auch einiges sogar daraus erzahlt von Leichengeruch u s w 2 Zwei Jahre spater in Wilhelmine Buchholz Memoiren greift Stinde das Thema noch einmal auf indem er Frau Wilhelmine von einer Auffuhrung der Ibsenschen Gespenster berichten lasst Theater kam uns nicht theuer Fritz lieferte verschiedenen Buhnen leihweise Lampen Schreibzeuge Stutzuhren und derlei Prunkstucke zur stilvollen Aufputzung der Scenerien wovon der Werth der Stucke immer abhangiger wird und erhielt wenn ein Drama trotzdem nicht recht ziehen wollte einige Paquete Sitzscheine damit das Haus in den Zeitungen gefullt erschien weil wo Tauben sind Tauben zufliegen Auch fur die Gespenster mussten wir Lockvogel machen einmal aber nie wieder Da ist eine Frau die zum Andenken ihres verstorbenen Mannes eines Kammerherren ein Asyl bauen lasst aber weil er trank und liederlichte macht sie sich Vorwurfe dass sie sich und die Menschen mit diesem Baudenkmal belugt und den Pastor beschuldigt sie dass er nicht mit ihr auf und davongegangen ist als sie ihrem Manne weggelaufen war und in der Predigerei anklopfte Nette Gattin Ihr Sohn Oswald ist Maler der kommt aus Paris und findet es in seiner norwegischen Heimath zu grau weshalb er mit dem Tischler Engstrand seiner Tochter Champagner trinkt und schon thut Die Mutter weiss dass das Madchen ihres Sohnes Halbschwester vom verstorbenen Kammerherrn her ist und sagt nur noch ne Flasche das Leben ist kurz und mein Sohn will sich veramusiren das hat er so vom Vater Solche angeerbte Neigungen sind Gespenster Nette Mutter Dann brennt das Asyl ab Oswald hilft loschen die Anstrengung giebt ihm den Rest er wird auf der Buhne bragenklieterig von Vatern her und verlangt von seiner Mutter die Sonne Die giebt ihm da sie schlecht an das sogenannte Tagesgestirn heran kann die Morphiumpulver die er sich aufgespart hat weil ein Arzt ihm gesagt hatte er musste an Gehirnerweichung zu Grunde gehen das ware die Erbschaft vom Vater Wir waren erleichtert als es aus war so hatte das Stuck uns beangstigt und gequalt ohne dass wir einsahen wozu Um dem Publikum vorzuschulmeistern dass Kinder nie vorsichtig genug in der Auslese ihrer Eltern sein konnen Was fur ein Pappkopf der Oswald wohl geworden ware wenn er den Pastor zum Vater hatte fragte Onkel Fritz aber es erfolgte keine eingehende Antwort da die Erinnerung nicht bei dem Stuck verweilen mochte wogegen wir sonst oft besonders nach Wilhelm Tell im Schauspielhause bis uber die Mitternacht in Wieder und Wiederdurchsprechen schwelgten Und die Jungfrau von Orleans mit der Lindner Ach wie schon Und wie wohl wurde Einem darnach Da fragte mein Mann Herr Doktor Zehner verhalt sich das wirklich so mit der Vererbung von Gehirnerweichung wie in dem Stuck eben Nein sagte der das Stuck ist vom medizinischen Standpunkt unhaltbar und selbst wenn es das nicht ware ist es als Drama miserabel Denken Sie sich Oswalds Vater ware ein pflichttreuer Forstmann gewesen der Wild und Holzdieben eifrig nachging und auf den nachtlichen Streifzugen Lungenleiden erwarb dem er schliesslich erlag Oswald erbt die Anlage zu Lungenerkrankung steigert als Landschaftsmaler die Disposition dazu durch das Sitzen im Freien erkaltet sich bei dem Loschen des Feuers und geht auf der Buhne an Pneumonie ein Das ware dasselbe Stuck nur mit einer kleinen Verschiebung der Krankheitsursache aber das Undramatische das Kleinliche des Motivs das Armselige an kunstlerischem Inhalt tritt selbst fur den klar zu Tage der sich durch geschickte scenische Detailmalerei und die buhnenmassig gedachten Charaktere blenden liess von denen die Halfte in eine Idiotenanstalt gehort Der Pastor und die Mutter ebensowohl wie der paralytisch werdende Sohn 3 Ausgaben BearbeitenJulius Stinde Das Torfmoor Naturalistisches Familiendrama in 1 Aufzug Centenar Reprint der in Berlin bei Freund amp Jeckel im Jahre 1893 erschienenen ersten und einzigen Auflage Bargfeld Luttertaler Handedruck 1993 Reprint im Luttertaler Handedruck 1 Literatur BearbeitenNikola Rossbach Julius Stinde Das Torfmoor In Rossbach Theater uber Theater Parodie und Moderne 1870 1914 Aisthesis Bielefeld 2006 S 216 226 Weblinks BearbeitenText des Dramas bei pinsel park Text des Dramas bei der Erlanger Liste Reproduktion des gesamten Werkes beim Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Julius Stinde Das Torfmoor Freund amp Jeckel Berlin 1893 S 3 6 Brief im Nachlass Stinde bei der Staatsbibliothek zu Berlin abgedruckt in Familienbriefe aus Ostholstein Luttertaler Handedruck Bargfeld 1991 S 20 22 Julius Stinde Wilhelmine Buchholz Memoiren Freund amp Jeckel Berlin 1895 S 217 218 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Torfmoor amp oldid 220692633