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Das Ende ist der Titel einer 1945 entstandenen Erzahlung von Anna Seghers Die Autorin greift darin auf die Figur des Scharfuhrers Zillig aus dem Roman Das siebte Kreuz zuruck und verfolgt dessen Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg Geschildert werden die letzten Stationen seiner Flucht nachdem er versuchte in sein altes Leben auf einem Bauerndorf zuruckzukehren Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Vorgeschichte im Lager Piaski 3 Inhalt 4 Vorgeschichte im KZ Westhofen 5 Rezeption 6 Literatur 7 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenIn Umkehrung der Flucht der KZ Haftlinge des Romans Das siebte Kreuz ist in der Erzahlung Das Ende der KZ Aufseher Zillich der Verfolgte Nach der zufalligen Begegnung mit dem ehemaligen Haftling Volpert der in einer Parallelhandlung die Fahndung auslost und auch selbst recherchiert flieht er aus seinem Dorf In einer Stationensequenz versucht er unterzutauchen wird aber auf jeder Etappe mit seiner Vergangenheit konfrontiert Vorgeschichte im Lager Piaski BearbeitenNach Westhofen arbeitet Zillich als Wachmann in verschiedenen Lagern zuletzt unter dem aus dem Siebten Kreuz bekannten Kommandanten Sommerfeld in Piaski 1 Er bewacht zusammen mit seinem Kollegen Nagel und dem Personal die meist judischen Insassen die er schmierige Treppen ablecken lasst und qualt die Arbeitskolonnen mit Strafexerzieren Gleichgultig aufmerksam verfolgt er die Ausfuhrung seiner Befehle Hinrichtungen am Galgen nachtliche Erschiessungen zu Tode Prugeln Vor Anrucken der Sowjets werden die meisten Gefangenen erschossen Die Aufseher verandern ihr Aussehen und ihre Namen setzen sich in den Westen ab und tauchen dort unter Zillich kehrt zu seiner Familie auf den abgelegenen Bauernhof zuruck Wahrend er vor dem Krieg als SA Mann oft bei Schlagerei Einsatzen unterwegs war seine Frau fur sich arbeiten liess sie schlecht behandelte und in der Kriegszeit seine Familie nur ab und zu im Urlaub besuchte erwirbt er jetzt durch seine Arbeitsamkeit die Achtung der Dorfbewohner und er fuhlt sich sicher Inhalt BearbeitenIn der amerikanischen Besatzungszone leitet der Ingenieur Kurt Volpert einen Reparaturzug bei der Instandsetzung einer Eisenbahnstrecke in einem suddeutschen Mittelgebirge Er begegnet zufallig dem Bauern Zillich der mit seiner Frau und den vier Kindern in der Nahe des wie auch die anderen Orte fiktiven Dorfes Zeissen wohnt Seine abstehenden Ohrlappchen erinnern ihn an einen Das Schweinsohr genannten brutalen Buttel im KZ das Volpert im Chaos der letzten Kriegstage uberlebt hat Er denkt uber die Ahnlichkeit nach und mochte den Bauern befragen doch dieser ist plotzlich verschwunden und hat seiner Frau die Nachricht hinterlassen er sei zur Arbeit auf einem Neubau gerufen worden Darauf beginnt Volperts Handlungsstrang und damit der Aspekt der rachenden Gerechtigkeit Der Ingenieur meldet seine Beobachtung der alliierten Behorde und dann noch einmal mit erganzenden Angaben und lasst Zillich auf die Suchliste der NS Verbrecher setzten In Braunsfeld findet man auf Grund seiner Beschreibung Zillichs Spur und folgt ihr bis zur Baustelle Doch inzwischen gab es in der Fabrik eine Explosion und die Behorde geht von Zillichs Tod aus und meldet dies seiner Frau Parallel dazu macht sich Volpert selbst auf die Suche Er fahrt nach Zeissen und spricht mit dem Burgermeister Abst und dem Lehrer Degreif die beide im KZ inhaftiert waren Sie haben Verstandnis fur Volperts Racheforderung doch der Lehrer richtet seinen Blick auf Zillichs Sohn Hans Damit die da leben konnen und besonders der da Ich habe in einem Marchen gelesen der Teufel hatte einmal ein Madchen geschandet Da hat ihr der Himmel erlaubt einen Sohn zu gebaren der nur die guten Eigenschaften vom Vater erbt Der Sohn wurde ausnehmend klug 2 Wahrend sich Hans und Volpert gegenseitig finster anblicken will sich Degreif nachdem Zillichs vermutete Selbsttotung bekannt wird um den Jungen kummern der seinen Vater hasst Am Ende der Erzahlung gibt er dafur eine Erklarung Der Junge hatte nichts anderes als Schande und Ekel von seinem Vater erfahren Der Vater hatte ihn in die Welt gesetzt und dann im Stich gelassen Jetzt musste ein anderer ein fremder Vater jetzt musste er selbst fur ihn sorgen 3 In der Kontrasthandlung beginnt fur Zillich mit seiner Identifikation die Flucht von einer Station zur nachsten weil er auf jeder Etappe einer Figur seiner Vergangenheit oder einer Person begegnet die ihn verraten konnte Dabei ist er sich keiner Schuld bewusst Er habe nur Befehle der Fuhrer ausgefuhrt Jetzt will er in Ruhe leben und erwartet von den Kameraden auf der Wanderung oder an den Arbeitsplatzen Unterstutzung Auf einer Landstrasse bei Weinheim spricht ihn ein altes Mannlein das ihm noch mehrmals begegnen wird mit einer Aster im Knopfloch an stellt sich als Peter Niemand vor testet ihn mit Fangfragen pfeift Schlager Marsche und kommunistische bzw nationalsozialistische Kampflieder und beobachtet seine Reaktion Zillich nennt ihm seinen neuen Namen Schulze Der Alte macht ihm Hoffnung in einer nahegelegenen Grube in der Sand fur die Mammolsheimer Zementfabrik am anderen Ufer gefordert wird Arbeit zu finden In der Sandgrube bei Erb im Kreis Weinheim taucht das Mannlein wieder auf Diesmal nennt es sich Peter Freitag und hat eine Butterblume im Knopfloch Freitag berichtet von einer Razzia in einer Baracke bei der ein Todeslager Kommandant und einer namens Schulze verhaftet worden seien die jetzt bestimmt gehenkt wurden und philosophiert alles sei Schicksal Wegen seines Fleisses wird Zillich schnell zum Vorarbeiter befordert und treibt seine Gruppe zu grosserer Anstrengung an Darauf kommt es zu Reibereien Beschwerden und Spott Er furchtet aufzufallen denkt an die beiden Verhaftungen und nimmt schnell seinen Abschied Zillich wandert nach Braunsfeld sieht dort die Kriegsschaden und blickt in einen Granattrichter Ein uralter Mann mit leichenhaftem Gesicht und Krucken fordert ihn auf So spring doch mein Sohn Man sagt doch dass sich der Abgrund schliesst wenn man ein Opfer hineinwirft 4 Die nachste symbolhafte Begegnung hat er in der Kirche Ein junger Mann klagt ihm seine Schuldgefuhle weil er als Soldat im Dorf Sakoje Frauen Kinder und alte Manner erschiessen musste Zillich versteht nicht was dieser mit hoherem Befehl und einer inneren Stimme meint und versucht ihn zu beruhigen er habe nur Befehle ausgefuhrt den hoheren Befehl habe sein Leutnant erhalten Er solle sich ausruhen dann ginge es ihm besser In der Stadt findet er Arbeit in einer Spenglerei Die Mutter der beiden Handwerker wartet auf Ruckkehr ihres jungsten Sohnes der in einem KZ inhaftiert worden ist Als man entdeckt dass sich Zillich die Ohrlappchen angeklebt hat gibt er eine unglaubwurdige Erklarung und lauft davon Seine nachste Station ist eine Fabrikbaustelle in Erbenfeld Hier sollen einmal fur die Amerikaner Waffen produziert werden Zwei Kollegen Hans und Franz die ihm bei der Anstellung geholfen haben wollen ihn zur Vorbereitung eines Anschlags bewegen Darauf lasst er sich nicht ein Ja fruher war auch er zu jeder Tollkuhnheit bereit gewesen Er war mit dem Fuhrer durch dick und dunn gegangen Der Fuhrer war aber tot Er wurde nicht noch einmal auf Fuhrermatzchen hereinfallen Sie hatten ihm Ruhm und Glanz versprochen einen Anteil an ihrer eigenen Macht Sie hatten ihn damit von zu Hause weggelockt von seinem Pflug und von seinem Acker Sie hatten ihm wunder was versprochen was war dabei herausgekommen Verfolgung Angst und Verlassenheit 5 Noch in der Nacht verlasst er den Bauplatz Nach der Wanderung uber eine Hochflache kommt er an einen Staudamm und hilft mit das Stauwerk wieder in Betrieb zu setzen Unter den Arbeitern begegnet er seinem Aufseher Kollegen Nagel aus Piaski der Frisur und Bart verandert hat und sich jetzt Stegerwald nennt Weil er mit ihm um die Position des Oberaufsehers rivalisierte misstraut er ihm und verschwindet heimlich aus der Baracke in die Nacht hinaus Er ist entmutigt und entschliesst sich wieder in sein Dorf zuruckzukehren er hofft vielleicht habe Volpert ihn gar nicht erkannt Auf dem Feld sieht er seinen altesten Sohn Hans und lasst ihn seine Frau holen um die Lage zu sondieren Sie erzahlt ihm Ermittler gingen davon aus dass er bei der Explosion der Fabrik in Erbenfeld ums Leben gekommen sei Er solle weggehen und das sei auch besser fur die durch seine Verbrechen schwer belastete Familie Mit der Verwunschung Du verdammtes Aas verlasst er den Ort Er setzt mit einer Fahre uber den Fluss und ubernachtet in einem Schuppen Dort erzahlt ihm ein anderer Wanderer nach einem Jahr Haft in Piaski freue er sich jeden Morgen beim Aufwachen seiner Freiheit gleichgultig wo er sei Zillichs Lebensgefuhl ist dazu kontrar Es gab keine Zuflucht Sein Weib nahm ihm nicht auf und erst recht kein Fremder Hier auf dem Ufer gab es unzahlige neue Gefahren Es zog ihn zu dem Fluss zuruck der dunkel floss in der starren stumpfen Dunkelheit Das beste ware fur ihn jetzt zu verschwinden 6 In der Stadt Erbach findet er eine Schlafstelle Hier taucht das Mannlein diesmal mit einem Mispelzweig im Knopfloch wieder auf spricht ihn mit Heil Zillich an und meint auf dessen Warnung ihn zu verpetzen das sei gar keine schlechte Idee Zillich will ihm diesen Spass nicht gonnen und erhangt sich am Fensterhaken Vorgeschichte im KZ Westhofen BearbeitenIm Roman Das siebte Kreuz tritt Zillich nur in wenigen Kapiteln auf z B Kp I 4 Kp III 1 Kp V 3 Kp VI 1 u 7 Er gehort im Herbst 1937 zur Equipe des Kommandanten Fahrenberg Als Befehlsempfanger Melder Blitzableiter fur die jahzornigen Attacken des Vorgesetzten nachdem sieben Haftlinge aus dem Lager geflohen sind ist er auf Unterordnung gedrillt Als Leiter der SA Gruppe beaufsichtigt er die Folterverhore der wieder eingefangenen Ausbrecher und lasst sie zur Warnung der auf dem Hof angetretenen Inhaftierten an Kreuze binden Im 6 Kp VI 7 wird Zillichs Lebensgeschichte skizziert etwas ausfuhrlicher als in der Erzahlung Das Ende Er wachst als Bauernsohn bei Wertheim auf und kampft als Soldat im Ersten Weltkrieg Sein angeborener Verstand seine Riesenkrafte waren von klein auf eingezwangt unberaten unerlost unverwendbar Er hatte im Krieg das eine gefunden was ihn erleichterte Er wurde nicht wild beim Anblick des Blutes wie man es Mordern nachsagt Das ware noch eine Art Rausch gewesen noch heilbar vielleicht durch andere Rausche Der Anblick des Blutes beruhigte ihn Er wurde so ruhig als strome sein eigenes Blut aus der todlichen Wunde wie ein eigener Aderlass Er sah hin wurde ruhig und ging weg und er schlief dann auch ruhig Einen solchen Blick der Ruhe und Ebenburtigkeit wird der blutuberstromte Wallau am Ende seines Verhors auf sich gerichtet sehen und dabei denken Das ist der Tod 1918 kehrt Zillich in seinen verwahrlosten Bauernhof zuruck und uberlasst seiner uberforderten Frau weiterhin die Arbeit Stattdessen sitzt er im Wirtshaus und rasoniert mit den anderen Gasten uber den verlorenen Krieg und die wirtschaftliche Not Schuld daran sind immer die anderen Widerspricht ihm jemand kommt es zu Prugeleien Sein Hof wird zwangsversteigert und er muss den winzigen Hof der Schwiegereltern ubernehmen Von der schweren Ackerarbeit befreit ihn ein Kriegskamerad indem er ihn fur die SA anwirbt Jetzt schlagt er sich mit Kommunisten und bekommt fur eine Messerstecherei eine Gefangnisstrafe Nach der Entlassung trifft er bei einem SA Treffen Fahrenberg seinen Leutnant aus dem Krieg Dieser verhilft ihm zu einer Anstellung im Lager Westhofen Hier ist er vom Wohlwollen des launischen Vorgesetzten abhangig Nach der Flucht der sieben Haftlinge wird der Kommandant abgelost und durch Sommerfeld ersetzt Zillich muss die Verantwortung fur die Besondere Kolonne abgeben und fragt sich ob sein Chef ihn mit zu seiner neuen Stelle nimmt ob er in Westhofen nach Auflosung der Clique allein zuruckbleibt oder ob er seinen Posten verliert und wieder auf den Bauernhof zuruckkehren muss Seine Frau hofft im Gegensatz zu ihm auf seine Ruckkehr um durch seine Arbeitskraft das verpachtete Feld wieder selbst zu bewirtschaften und dadurch Geld zu sparen Ausserdem rechnet sie damit dass sie durch seine Beziehungen als Alter Kampfer und ihren Kinderreichtum bevorzugt behandelt werden Rezeption BearbeitenDie Erzahlung Das Ende wird meist in Verbindung mit dem Roman Das siebte Kreuz rezipiert z B von Sonja Hilzinger 7 Dabei werden neben der Thematik auch die sprachlichen Mittel fokussiert Kontrasthandlung Stationensequenz Mischung aus realistisch gezeichneten Personen und Symbolfiguren mit surrealen Verhaltensweisen wie das alte Mannlein Literatur BearbeitenSonja Hilzinger Jetzt sind wir hier Was jetzt geschieht geschieht uns Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz In Sonja Hilzinger Hrsg Das siebte Kreuz von Anna Seghers Texte Daten Bilder Sammlung Luchterhand Frankfurt a M 1990 S 7 ff Einzelnachweise Bearbeiten Anna Seghers Mutter Hedwig Reiling wurde 1942 im Alter von 62 Jahren ins Getto Piaski bei Lublin deportiert und dort getotet Reinhard Frenzel Hedwig Reiling In Frauenburo Landeshauptstadt Mainz Hrsg Frauenleben in Magenza Die Portrats judischer Frauen aus dem Mainzer Frauenkalender und Texte zur Frauengeschichte im judischen Mainz 4 und vollstandig uberarbeitete Auflage Mainz 2015 OCLC 908617988 S 26 Sp 2 mainz de PDF 8 8 MB Redaktion Eva Weickart Die Autorin hat 1943 von der Deportation und Ermordung ihrer Mutter erfahren Anna Seghers Das Ende In Der Ausflug der toten Madchen Erzahlungen Sammlung Luchterhand Frankfurt am Main 1979 S 125 ff Anna Seghers Das Ende In Der Ausflug der toten Madchen Erzahlungen Sammlung Luchterhand Frankfurt am Main 1979 S 144 Anna Seghers Das Ende In Der Ausflug der toten Madchen Erzahlungen Sammlung Luchterhand Frankfurt am Main 1979 S 106 ff Anna Seghers Das Ende In Der Ausflug der toten Madchen Erzahlungen Sammlung Luchterhand Frankfurt am Main 1979 S 122 ff Anna Seghers Das Ende In Der Ausflug der toten Madchen Erzahlungen Sammlung Luchterhand Frankfurt am Main 1979 S 140 Sonja Hilzinger Jetzt sind wir hier Was jetzt geschieht geschieht uns Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz In Sonja Hilzinger Hrsg Das siebte Kreuz von Anna Seghers Texte Daten Bilder Sammlung Luchterhand Frankfurt a M 1990 S 7 ff Normdaten Werk GND 1186421290 lobid OGND AKS VIAF 990155832938233490001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Ende Anna Seghers amp oldid 238637590