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Daniel Deronda ist ein Roman der britischen Autorin George Eliot der erstmals 1876 veroffentlicht wurde Es ist der letzte Roman den Eliot zu Ende schrieb und der einzige der zur viktorianischen Zeit spielt Der Roman ist teils gesellschaftliche Satire teils eine Auseinandersetzung mit Gewissensfragen Gwendolen Harleth am Spieltisch in Leubronn Illustration des Romans aus dem Jahr 1910Der Roman gilt heute als ein Klassiker des 19 Jahrhunderts 2015 wahlten 82 internationale Literaturkritiker und wissenschaftler den Roman gemeinsam mit Eliots Roman Middlemarch zu den bedeutendsten britischen Romanen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Zeitgeschichtliche Einordnung 3 Adaptionen 4 Literatur 5 EinzelbelegeHandlung BearbeitenDaniel Deronda besteht aus zwei unterschiedlichen Handlungsstrangen die durch die Titelfigur des Romans den jungen Daniel Deronda miteinander verknupft sind Ende August des Jahres 1865 sind sowohl Daniel Deronda als auch die junge Gwendolen Harleth in der fiktiven deutschen Stadt Leubronn zu Gast Daniel findet sich gegen seinen Willen zu der schonen selbstsuchtigen Gwendolen hingezogen Diese verliert in einem Roulettespiel all ihr Geld Am nachsten Tag erhalt sie einen Brief aus Grossbritannien in dem ihre Mutter ihr schreibt dass die Familie finanziell ruiniert sei und sie nach Hause zuruckkehren musse Gwendolen versetzt daraufhin ein Halsband und uberlegt ob sie das dafur erhaltene Geld erneut aufs Spiel setzen solle um so ihre Mittel zu mehren In diesem Moment bringt ihr ein Portier ihr Halsband zuruck und ihr wird klar dass Daniel Deronda sie dabei beobachtet hat wie sie es versetzte und es fur sie zuruckgekauft hat In einer Ruckblende wird die Geschichte der beiden Hauptfiguren erzahlt Ein Jahr zuvor starb Gwendolens Stiefvater und die Familie zog in eine neue Gegend Dort begegnet Gwendolen Henleigh Mallinger Grandcourt einem arroganten und kaltherzigen Mann von grossem Wohlstand Zunachst offen gegenuber seinem Werben um ihre Hand entzieht Gwendolen sich ihm nachdem sie entdeckt hatte dass er nicht nur eine Geliebte hat sondern dass aus dieser Beziehung auch mehrere Kinder hervorgegangen sind und reist nach Leubronn Daniel Deronda wurde von dem wohlhabenden Gentleman Sir Hugo Malinger aufgezogen Deronda ist wie die meisten seiner Umgebung davon uberzeugt dass er Sir Hugos illegitimer Sohn ist auch wenn es dafur keine Belege gibt Eliot stellt Deronda als einen intelligenten warmherzigen jungen Mann dar der sich lediglich nicht entscheiden kann was er mit seinem Leben tun solle Dies ist auch der Anlass fur Konflikte zwischen Deronda und Sir Hugo der von seinem Ziehkind erhofft dass es sich der Politik zuwenden werde Im Juli 1865 rettete Deronda die junge judische Mirah Lapidoth die sich zu ertranken versucht hatte Er bringt sie im Haus von Freunden unter wo sich herausstellt dass Mirah eine Sangerin ist Sie hat sich von ihrem Vater abgesetzt und ist nach London gekommen um ihre Mutter und ihren Bruder wiederzufinden Ihr Vater hatte sie einstmals ihrer Mutter geraubt und sie gezwungen sich einer Schauspieltruppe anzuschliessen Mirah hat einen guten Grund warum sie ihrem Vater davongelaufen ist Er hatte versucht sie in die Prostitution zu verkaufen Deronda versucht Mirah zu helfen ihre Mutter und ihren Bruder zu finden und lernt so die judische Gemeinde von London kennen Er fuhlt sich zunehmend zu Mirah hingezogen und verunsichert uber seine Gefuhle schliesst er sich Sir Hugo in Leubronn an wo er dann mit Gwendolyn zusammentrifft Im September 1865 ist Gwendolen nach London zuruckgekehrt Die finanzielle Situation ihrer Familie ist verzweifelt Kurzzeitig uberlegt sie ob sie zukunftig als Gouvernante ihren Lebensunterhalt verdienen solle oder ob sie ausreichend Talent habe in Zukunft als Sangerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen Schliesslich entscheidet sie sich jedoch Henleigh Grandcourt zu heiraten und so ihre Mutter und ihre Schwestern vor einem Leben in Armut zu schutzen Anders als sie erhofft hat lasst Henleigh ihr jedoch wenig Spielraum ihr eigenes Leben zu gestalten Zunehmend sucht sie Rat bei Daniel Deronda nbsp Einband der englischen ErstausgabeDeronda hat wahrend seiner Suche nach Mirahs Familie unter anderem den judischen Visionar Mordecai kennengelernt der schwer an Tuberkulose erkrankt ist und der sich als Mirahs vermisster Bruder herausstellt Mordecai hofft dass es seinen judischen Gemeindemitgliedern gelingt ihre Identitat zu bewahren und dass es ihnen eines Tages gelingen moge ins Gelobte Land zuruckzukehren Weil sein Tod absehbar ist hofft er auch dass Daniel Deronda ein Vertreter der Juden Londons werden moge Obwohl Deronda von Mordecai fasziniert ist zogert er sich fur eine Sache einzusetzen zu der er keinen personlichen Bezug hat Gwendolen leidet derweil an Gewissensbissen weil sie mit ihrer Heirat zwar ihre Familie finanziell versorgt hat aber damit gleichzeitig Grandcourts illegitime Kinder ihrer Chance beraubt hat eines Tages ihren Vater zu beerben Grandcourt kommt bei einem Bootsunfall ums Leben und obwohl Gwendolen einen vergeblichen Versuch gewagt hatte ihn vor dem Ertrinken zu retten fuhlt sie sich schuldig an seinem Tod Sie trifft Deronda wieder fur den sie zunehmend tiefere Gefuhle hegt Dieser hat von seinem Ziehvater erfahren dass seine Mutter eine beruhmte judische Sangerin sei Als er sie trifft erfahrt er dass er keineswegs das illegitime Kind von Sir Hugo ist Er ist aus der Ehe seiner Mutter mit einem streng glaubigen judischen Arzt hervorgegangen Nach dessen Tod vertraute sie ihr Kleinkind Sir Hugo einem langjahrigen Verehrer ihrer Kunst an und bat ihn ihren Sohn als englischen Gentleman aufzuziehen Gepragt von ihrer rigiden Kindheit in einer streng glaubigen judischen Familie nimmt sie Sir Hugo das Versprechen ab dass nichts Daniel Deronda an sein judisches Erbe erinnern solle Nun seiner Herkunft bewusst fuhlt sich Daniel Deronda in seiner Liebe zu Mirah bestarkt und begreift sich nun tatsachlich als Mordecais intellektueller Erbe Vor seiner Hochzeit kommt es noch einmal zu einer Begegnung zwischen Deronda und Gwendolen Gwendolen ist zunachst zutiefst besturzt daruber dass Deronda Mirah heiraten wird aber es wird auch zu einem Wendepunkt in ihrem eigenen Leben Entschlossen will sie ihre Zukunft nun in eigene Hande nehmen Am Hochzeitstag sendet Gwendolen Deronda einen Abschiedsbrief in dem sie ihm mitteilt dass sie durch ihn zu einer besseren Person geworden sei Der Roman endet mit dem Tod Mordecais und den Vorbereitungen des jungen Ehepaars nach Osten aufzubrechen Zeitgeschichtliche Einordnung BearbeitenDer plotzliche Vermogensverlust den Gwendolen Harleths Familie durchleidet ist kein erzahlerischer Trick Eliots sondern basiert auf realen Ereignissen In Grossbritannien verloren zwischen 1820 und 1850 zahlreiche Familien deren Einkommen allein aus Kapitalanlagen resultierte durch Firmeninsolvenzen und Bankzusammenbruche buchstablich uber Nacht ihr Vermogen Diese stete Bedrohung milderte sich erst mit dem Limited Liability Act of 1855 der die Haftungsfragen bei Insolvenzen anderte 2 Typischer als eine plotzliche Anderung der finanziellen Situation durfte jedoch eine allmahliche Erodierung des Familienvermogens gewesen sein die Frauen dazu zwang nach einer Erwerbstatigkeit zu suchen 3 Gwendolen Harleth erwagt den Beruf einer Gouvernante zu ergreifen verwirft dann aber diese Moglichkeit und zieht die Heirat mit Henleigh Grandcourt vor Begrundet ist dies in der schwierigen sozialen Position der Frauen die diesem Beruf nachgingen Die Gouvernanten die in Grossbritannien um die Mitte des 19 Jahrhunderts von burgerlichen Familien beschaftigt wurden unterschieden sich gewohnlich nicht in ihrer sozialen Herkunft sondern nur durch ihre verfugbaren finanziellen Mittel von ihrem Arbeitgeber Die Tatigkeit als Gouvernante beeinflusste allerdings den sozialen Stand der Frauen die ihn ausubten negativ Wesentliches Merkmal einer Burgerin der Mittelschicht war dass sie nicht arbeitete 4 Jane Austen bringt in ihrem Roman Emma 1816 dieses Dilemma auf den Punkt indem sie die wohlhabende Emma Woodhouse mit der mittellosen Jane Fairfax kontrastiert Beide sind ausserst kultivierte junge Frauen Jane Fairfax ist Emma Woodhouse sogar in all den Fahigkeiten uberlegen die eine Dame charakterisieren Sie reprasentiert damit das Idealbild einer Lady anders als der finanziell unabhangigen Emma Woodhouse scheint fur sie der Antritt einer Gouvernantenstelle und damit ein Weg der in Altjungferlichkeit und Armut enden muss unabwendbar 5 Die zeitgenossische Lady Elizabeth Eastlake kommentierte dies in einem Artikel in der Quarterly Review mit dem Hinweis dass es keine andere Gruppe von Angestellten gabe die so systematisch durch das Ungluck von Familien aufgefullt wurde 6 Den breiten Raum den die Gouvernantentatigkeit in der offentlichen Diskussion Grossbritanniens insbesondere in den okonomisch turbulenten Jahrzehnten um die Mitte des 19 Jahrhunderts einnahm und in der englischen Literatur dieser Zeit spielen sehen Historiker heute deshalb nicht nur als Ausfluss der Empathie fur die Frauen die auf diesen Beruf zuruckgreifen mussten sondern auch als Ausdruck der okonomischen Verunsicherung dieser Schicht 7 Adaptionen BearbeitenDer Roman Daniel Deronda wurde mehrfach fur Buhne Film und Fernsehen adaptiert Bereits 1921 gab es einen Stummfilm bei dem Walter Courtney Roden Regie fuhrte und Reginald Fox eine der Hauptrollen ubernahm 8 9 Eine Fernsehserie die auf diesem Roman basierte wurde 2002 zwischen dem 23 November und 7 Dezember 2002 vom britischen Sender BBC One ausgestrahlt Regie fuhrte Tom Hooper in den Hauptrollen waren Hugh Dancy als Daniel Deronda Romola Garai als Gwendolen Harleth Hugh Bonneville als Henleigh Grandcourt und Jodhi May als Mirah Lapidoth zu sehen Der Roman wurde auch mehrfach fur die Buhne adaptiert Zu einer der bekanntesten Auffuhrungen zahlt eine Theaterproduktion die in Manchester in den 1960er Jahren auf die Buhne gebracht wurde und in der Vanessa Redgrave Gwendolen Harleth spielte Literatur BearbeitenMargaret Drabble Herausgeberin The Oxford Companion to English Literature Oxford University Press Oxford 1985 Einzelbelege Bearbeiten The Guardian The best British novel of all times have international critics found it aufgerufen am 7 Februar 2016 Kathryn Hughes The Victorian Governess The Hambledon Press London 1993 ISBN 1 85285 002 7 S 28 Kathryn Hughes The Victorian Governess The Hambledon Press London 1993 ISBN 1 85285 002 7 S 29 Cecilia Wadso Lecaros The Victorian Governess Novel Lund University Press Lund 2001 ISBN 91 7966 577 2 S 20 und S 21 Kathryn Hughes The Victorian Governess The Hambledon Press London 1993 ISBN 1 85285 002 7 S 4 Ruth Brandon Other People s Daughters The Life and Times of the Governess Phoenix London 2008 ISBN 978 0 7538 2576 1 S 13 Broughton und Symes The Governess An Anthologie 1997 S 9 Daniel Deronda British Film Institute archiviert vom Original am 14 Juli 2012 abgerufen am 6 Februar 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde 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