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Concret PH 1958 ist eine Tonbandkomposition von Iannis Xenakis entstanden fur den Philips Pavillon der Weltausstellung 1958 in Brussel Dieses Poeme electronique genannte Gesamtkunstwerk aus Architektur Licht Film und Musik war von Le Corbusier entwickelt worden Edgar Varese komponierte die Tonbandmusik dazu Xenakis war als Assistent von Le Corbusier Architekturburo mit der Realisation beauftragt In der etwa achtminutigen automatisch ablaufende Show ertonte die Musik aus Hunderten von raumlich angeordneten Lautsprechern vor etwa 500 Zuschauern Fur die Zeit dazwischen in der das Publikum das Gebaude verliess und neue Zuschauer hereinkamen komponierte Xenakis Concret PH mit einer Dauer von zweieinhalb Minuten Philips Pavillon Brussel 1958 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Material und Verarbeitung 3 Wirkung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturEntstehung BearbeitenDer Titel spielt auf das Baumaterial an und auf einige der musikalischen und architektonischen Grundlagen Concret ist das englische Wort fur Spannbeton Musique concrete war von Pierre Schaeffer eingefuhrt als Bezeichnung fur Elektroakustische Musik auf Basis aufgenommener Originalklange PH ist eine Abkurzung fur Hyperbolische Paraboloide die die mathematischen Grundlagen fur die zeltartige Konstruktion des Gebaudes bildeten Fur Edgar Varese stand bei Philips in Eindhoven ein Studio zur Verfugung in dem er mit den Klangen und der raumlichen Anordnung von Lautsprechern experimentieren konnte Xenakis hatte hier keinen Zutritt und realisierte Concret PH in Pierre Schaeffers Studio Groupe de recherches musicales in Paris Material und Verarbeitung Bearbeiten Start with a sound made up of many particles then see how you can make it change imperceptibly growing and developing until an entirely new sound results This was in defiance of the usual manner of working with concrete sounds Most of the musique concrete which had been produced up to the time of Concret PH is full of many abrupt changes and juxtaposed sections without transitions This happened because the original recorded sounds used by the composers consisted of a block of one kind of sound then a block of another and did not extend beyond this I seek extremely rich sound many high overtones that have a long duration yet with much internal change and variety Also I explore the realm of extremely faint sounds highly amplified There is usually no electronic alteration of the original sound since an operation such as filtering diminishes the richness Beginne mit einem Klang aus vielen Partikeln dann lass ihn unhorbar sich andern wachsen und sich entwickeln bis ein vollkommen neuer Klang herauskommt Dieser Ansatz war eine Trotzreaktion auf die ubliche Art mit konkreten Klangen zu arbeiten Die meiste Musique concrete die bis Concret PH produziert worden war ist voller abrupter Anderungen und kontrastierender Teile ohne Ubergange Dazu kam es weil die verwendeten Originalaufnahmen aus einem Block von einer Art von Klang bestanden dann einem Block von einer anderen und nicht daruber hinauswiesen Ich aber suche extrem reiche Klange viele hohe Obertone die andauern aber mit standiger Anderung und klanglicher Vielfalt Daneben erforsche ich den Bereich extrem leiser Klange die ich hoch verstarke Normalerweise nehme ich keine elektronische Veranderung des Originalklangs vor weil ein Verfahren wie das Filtern den klanglichen Reichtum vermindert Xenakis im Programmheft und im Begleittext der Nonesuch Aufnahme H 71246 1 Als einzige Klangquelle verwendete Xenakis die knackenden Gerausche brennender Holzkohle Die Tonbander mit diesen Aufnahmen wurden in kurze etwa einsekundige Fragmente geschnitten die anschliessend in unterschiedlichem Tempo abgespielt ubereinandergeschichtet und gemischt wurden Es entstanden granulare Texturen aus denen Xenakis das Werk montierte Dabei arbeitete er rein intuitiv nicht auf Basis mathematischer Formeln und Prozesse 2 Die Verwendung eines einzigen Grundklangs dessen Herkunft nicht sofort identifizierbar ist der aber durch seinen obertonreichen deutlich metallischen Charakter und seine ununterbrochene lebhafte geradezu organische klirrenden Bewegung fesselt tragt sehr zu der intensiven Wirkung der Komposition bei Nach knapp einem Drittel des Verlaufs tritt deutlich horbar eine weitere Schicht hinzu die ebenfalls auf dem anfanglichen Klangmaterial basiert dieses aber in einen tieferen Tonhohenbereich versetzt Diese scheint schliesslich nach und nach zu verebben bis dann in der letzten halben Minute noch eine dritte Schicht hinzukommt wieder aus den gleichen Klangen entstanden aber noch einmal tiefer Fur eine derart atmospharische Komposition ungewohnlich aber aus der Entstehungsgeschichte verstandlich wird die Musik schon nach zweieinhalb Minuten ausgeblendet und lasst die Vorstellung zuruck sie gehe untergrundig ewig weiter Wirkung BearbeitenDas im original mehrspurige Tonband wurde im Philips Pavillon durch ein 11 Kanal System uber 425 Lautsprecher wiedergegeben Xenakis beschrieb die Wirkung als Linien von Sound die sich auf komplexen Wegen von Punkt zu Punkt im Raum bewegten wie Nadeln die von uberall hervorschnellen 3 Einzelnachweise Bearbeiten hier zitiert nach Curtis Roads Microsound 2004 ISBN 978 0 26268 154 4 S 64f Curtis Roads Microsound 2004 ISBN 978 0 26268 154 4 S 64f Lewis Rowell Thinking About Music An Introduction to the Philosophy of Music 1985 ISBN 978 0 87023 461 3 S 241 Literatur BearbeitenAgostino di Scipio Compositional Models in Xenakis s Electroacoustic Music in Perspectives of New Music 36 No 2 1998 S 201 243 Katharine Norman Sounding Art Eight Literary Excursions Through Electronic Music 2004 ISBN 978 075460 426 6 S 22 25 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Concret PH amp oldid 230396912