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Das Commonitorium ist eine theologische Schrift des altkirchlichen Monchstheologen Vinzenz von Lerins Er schrieb dieses Commonitorium mit der Verfasserangabe Peregrinus ein Pilger im Jahr 434 Es ist die einzige Schrift fur die seine Autorschaft als gesichert gilt Beruhmt und vor allem bei den Kontroverstheologen des 16 und 17 Jahrhunderts viel zitiert ist es wegen seiner klassischen Formulierung des katholischen Traditionsprinzips Inhaltsverzeichnis 1 Textgeschichte 2 Inhalt 3 Literatur 4 EinzelnachweiseTextgeschichte BearbeitenDas Commonitorium umfasste ursprunglich zwei Bucher Anstelle des zweiten Buchs enthalten alle vorhandenen Abschriften lediglich eine von Vinzenz selbst verfasste Zusammenfassung beider Bucher Die Grunde dafur konnen nur vermutet werden Anlass fur die Schrift war die Gnadenlehre des Augustinus die Vinzenz als illegitime Neuerung ansah 1 Vor diesem Hintergrund will er dem christianus catholicus III 4 einen Massstab fur den einen wahren Glauben an die Hand geben Inhalt BearbeitenAls Thema des Commonitorium nennt Vinzenz die Frage wie ich auf einem sicheren und sozusagen Allen zuganglichen und geraden Weg die Wahrheit des katholischen Glaubens von der Falschheit der haretischen Verkehrtheit zu unterscheiden vermoge II 1 Fur diese Unterscheidung wie fur alle christliche Wahrheitserkenntnis sei zwar die Heilige Schrift die in sich vollkommene und hinreichende Norm canon diese werde jedoch unterschiedlich ausgelegt und begrunde offensichtlich ebenso viele Meinungen wie es Menschen gibt Nur im Horen auf die kirchliche Auslegungstradition werde die Schrift richtig verstanden II 2 Darauf folgt der beruhmte und in verkurzter Form 2 sprichwortlich gewordene Satz In ipsa item catholica ecclesia magnopere curandum est ut id teneamus quod ubique quod semper quod ab omnibus creditum est Hoc est etenim vere proprieque catholicum quod ipsa vis nominis ratioque declarat quae omnia fere universaliter comprehendit II 3 Desgleichen ist in der katholischen Kirche selbst entschieden dafur Sorge zu tragen dass wir das festhalten was uberall was immer und was von allen geglaubt wurde denn das ist im wahren und eigentlichen Sinn katholisch Darauf weist schon die Bedeutung und der Sinn des Wortes hin das alles in der Gesamtheit umfasst In den folgenden Kapiteln entwickelt Vinzenz dieses dreifache Prinzip von universitas antiquitas und consensio II 3 am Beispiel prominenter Irrlehren und kirchlicher Lehrentscheidungen der Vergangenheit raumt ein dass es regional und zeitlich begrenzte haretische Mehrheiten gegeben habe und setzt dagegen die Gewissheit der gesamtkirchlichen Lehrtradition Diese stellt er ausfuhrlich hinsichtlich der damals jungen trinitatstheologischen christologischen und mariologischen Definitionen des Konzils von Ephesus dar XIII XV XXIX XXXI In Kapitel XXIII 28 32 entwickelt Vinzenz schliesslich den bedeutsamen Gedanken vom organischen Fortschritt profectus der Lehre Sed forsitan dicit aliquis Nullusne ergo in ecclesia Christi profectus habebitur religionis Habeatur plane et maximus Sed ita tamen ut vere profectus sit ille fidei non permutatio Siquidem ad profectum pertinet ut in semetipsam unaquaeque res amplificetur ad permutationem vero ut aliquid ex alio in aliud transvertatur Crescat igitur oportet et multum vehementerque proficiat tam singulorum quam omnium tam unius hominis quam totius ecclesiae aetatum ac saeculorum gradibus intelligentia scientia sapientia sed in suo duntaxat genere in eodem scilicet dogmate eodem sensu eadem sententia XXVIII Unde non dubium est hanc esse legitimam et rectam proficiendi regulam hunc ratum atque pulcherrimum crescendi ordinem si eas semper in grandioribus partes ac formas numerus detexat aetatis quas in parvulis creatoris sapientia praeformaverat XXIX Aber vielleicht sagt jemand Wird es also in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion geben Gewiss soll es einen geben sogar einen recht grossen Zum Fortschritt gehort namlich dass etwas in sich selbst zunehme zur Veranderung aber dass etwas aus dem einen sich in ein anderes verwandle Wachsen also und kraftig zunehmen soll sowohl bei den Einzelnen als bei allen sowohl bei dem einen Menschen als in der ganzen Kirche nach den Stufen des Alters und der Zeiten die Einsicht das Wissen und die Weisheit aber lediglich in der eigenen Art namlich in derselben Lehre in demselben Sinn und in derselben Bedeutung Daher ist ohne Zweifel die gesetzmassige und richtige Norm des Fortschritts die feststehende und schonste Ordnung des Wachstums diese dass die Zahl der Jahre immer bei den Erwachsenen die Teile und Formen ausgestaltet die schon bei den Kleinen die Weisheit des Schopfers grundgelegt hatte Damit stellt sich den Glaubigen und Lehrenden die Aufgabe im je zeitgenossischen Glaubensdiskurs organische Ausfaltungen des Depositum fidei von wesensfremden Neuerungen und Verkurzungen zu unterscheiden Literatur BearbeitenLateinische Textausgabe Sancti Vincentii Lirinensis Commonitorium Ingolstadt 1823 Deutsche Textausgabe Bibliothek der Kirchenvater Band 20 1914 Michael Fiedrowicz Was uberall immer von allen geglaubt wurde Uberlegungen zum Jahr des Glaubens nach Vinzenz von Lerins 2012 Thomas G Guarino Vincent of Lerins and the Development of Christian Doctrine Grand Rapids 2013 Teildigitalisat Berthold Altaner Alfred Stuiber Patrologie Freiburg Basel Wien 8 Aufl 1978 S 454f Einzelnachweise Bearbeiten Altaner Stuiber S 454 Die gelaufige Zitatversion lautet Quod semper ubique et ab omnibus creditum est hoc est vere catholicum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Commonitorium Vinzenz von Lerins amp oldid 195593791