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Codanus Sinus ist in der antiken lateinischen Uberlieferung die Bezeichnung fur einen grossen jenseits der Elbe gelegenen Meerbusen im Norden Germaniens mit dem der westliche Teil der Ostsee und das Kattegat eventuell auch das Skagerrak gemeint sind Der Codanus Sinus mit seinen zahlreichen Inseln auf einer Karte des heutigen Ostseeraums Dass Skandinavien Teil des Festlandes ist war in der Antike nicht bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Antike Quellen 2 Interpretation 3 Etymologisches 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAntike Quellen BearbeitenDer antike Gewassername wird zuerst erwahnt bei Pomponius Mela und Plinius dem Alteren als ein jenseits der Elbe liegender riesiger Meerbusen an der Nordkuste Germaniens mit zahlreichen Inseln super Albim Codanus ingens sinus magnis parvisque insulis refertus est hac re mare quod gremio litorum accipitur nusquam late patet nec usquam mari simile verum aquis passim interfluentibus ac saepe transgressis vagum atque diffusum facie amnium spargitur qua litora attingit ripis contentum insularum non longe distantibus et ubique paene tantundem it angustum et par freto curvansque se subinde longo supercilio inflexum est Pomponius Mela De choreographia 3 31 1 2 Als grosste dieser Inseln wird Scandinavia bei Mela Codannovia genannt erwahnt triginta sunt Orcades angustis inter se diductae spatiis septem Haemodae contra Germaniam vectae in illo sinu quem Codanum diximus ex iis Scandinavia quam adhuc Teutoni tenent ut fecunditate alias ita magnitudine antestat Pomponius Mela De choreographia 3 54 3 4 Im Unterschied zu Pomponius Mela meint Plinius offenbar die heutige Ostsee mit da der Codinus sinus von einem Hochgebirge Saevo eingeschlossen ist in den das Vorgebirge der Kimbern Kap Skagen auslauft und u a die Insel Skandinavia umspult 5 Incipit deinde clarior aperiri fama ab gente Inguaeonum quae est prima in Germania mons Saevo ibi inmensus nec Ripaeis iugis minor inmanem ad Cimbrorum usque promunturium efficit sinum qui Codanus vocatur refertus insulis quarum clarissima est Scatinavia inconpertae magnitudinis portionem tantum eius quod notum sit Hillevionum gente quingentis incolente pagis quare alterum orbem terrarum eam appellant nec minor est opinione Aeningia Plinius der Altere Naturalis historia 4 96 6 Interpretation Bearbeiten nbsp Codanus sinus im Weltbild der Romer nach Pomponius Mela in einer Karte des 19 JahrhundertsDie Interpretation der Textstellen bei Mela hinsichtlich der Reichweite des mit Codanus sinus gemeinten Gewassers reicht von dem westlichen Teil der Ostsee der heute in etwa mit der Lubecker Bucht zu umschreiben ist uber Skagerrak und Kattegat bis hin zur gesamten Ostsee unter Einschluss von Kattegat und Skagerrak Unklar ist ob beide Autoren sich der gleichen Quelle bedient haben oder ob Plinius im Wesentlichen auf die zweifellos alteren Aufzeichnungen des Mela zuruckgegriffen hatte Jedenfalls waren die Vorstellungen des Plinius und des Mela uber die Lage und die Ausdehnung des Codanus sinus offenbar nicht vollig deckungsgleich Darauf deutet unter anderem der Hinweis bei Mela auf einen Gezeiteneinfluss in diesem Gewasser Demzufolge ware die ostliche Nordsee gemeint Verschiedene Autoren gehen davon aus dass die spatere Beschreibung durch Plinius in der Hinweise auf ein Gezeitenmeer nicht mehr zu finden sind mit Fehldeutungen der ihm zweifelsfrei bekannten Schriften des Mela zusammenhangen Unter anderem geht dies auf tatsachliche oder vermeintliche Widerspruche in Melas Schriften zwischen der geografischen Verortung des Gebietes und der Beschreibung der diese Kustenstriche bewohnenden Stamme zuruck Die Unterschiede hangen aber auch mit den in der Antike unscharfen Vorstellungen uber das Ausmass der Landmassen im Bereich der ostlichen Nordsee und der westlichen Ostsee zusammen so dass auch die Vorstellungen uber die Meeresgebiete selbst verschwommen waren Obgleich also die ursprungliche geografische Bedeutung von Codanus sinus also die von Mela wohl eher als mit der ostlichen Nordsee bis hin zum Skagerrak und Kattegat gleichzusetzen ware hat sich die Geschichtswissenschaft spater in erster Linie am Text des Plinius orientiert und die daraus hergeleitete Bedeutung als westliche Ostsee hat sich durchgesetzt Etymologisches BearbeitenUber die Herkunft der Bezeichnung wird bis heute kontrovers diskutiert Eine von mehreren Erklarungen geht davon aus dass Codanus sich von einem Wort ableitet das mit dem althochdeutschen quoden was so viel wie Bauch oder Mutterschoss bedeutet verwandt ist und diese Bezeichnung auf den rundlichen Kustenverlauf der sudlichen Ostsee Bezug nimmt 7 Literatur BearbeitenKai Brodersen Hrsg Pomponius Mela Kreuzfahrt durch die Alte Welt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994 ISBN 3 534 12349 2 S 152 155 Latein deutsch Gunter Neumann Reinhard Wenskus Codanus Sinus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Nr 5 de Gruyter Berlin 1982 ISBN 3 11 009635 8 S 38 40 Klaus Peter Johne Die Romer an der Elbe Berlin 2006 ISBN 3 05 003445 9Einzelnachweise Bearbeiten POMPONIUS MELA DE CHOROGRAPHIA LIBER TERTIUS 3 31 thelatinlibrary com abgerufen am 12 Februar 2019 lateinisch Vgl Kai Brodersen Hrsg Pomponius Mela Kreuzfahrt durch die Alte Welt Lat dt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994 S 152 55 ISBN 3 534 12349 2 Brodersen ubersetzt Oberhalb des Albis der Elbe liegt der riesige Codanus Golf Ostsee voll von grossen und kleinen Inseln Dadurch bildet das Meer das im Schoss dieser Kusten aufgenommen wird nirgends weite Flachen und gleicht daher nirgends einem Meer da vielmehr seine Fluten vielerorts eindringen und haufig sogar aufs Land hinubertreten erscheint es regellos und weitschweifig eher wie Strome zerlegt Wo es an Kusten stosst wird es durch die Gestade von Inseln die nicht weit entfernt uberall fast im gleichen Abstand liegen eingeengt und einem Meeresarm gleich danach beschreibt es eine Krummung und bildet eine langgeschweifte Einbuchtung POMPONIUS MELA DE CHOROGRAPHIA LIBER TERTIUS 3 54 thelatinlibrary com abgerufen am 12 Februar 2019 lateinisch Vgl POMPONIUS MELA DE CHOROGRAPHIA LIBER TERTIUS S 164 67 Brodersen ubersetzt mit Dreissig Orkaden Inseln Orkneys gibt es untereinander nur durch schmale Zwischenraume getrennt Sieben Hamodes Inseln Danemark liegen gegenuber von Germanien in dem bereits erwahnten Codanus Golf von diesen ubertrifft Scandinavia das noch heute die Teutonen innehaben die anderen an Fruchtbarkeit und ebenso an Grosse Vgl Reinhard Wenskus Codanus Sinus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Nr 5 de Gruyter Berlin 1982 ISBN 3 11 009635 8 S 39 C PLINII NATVRALIS HISTORIAE LIBER IV 4 96 thelatinlibrary com abgerufen am 12 Februar 2019 lateinisch Vgl Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Nr 1 Berlin 1870 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codanus Sinus amp oldid 218189206