Carmen Leicht-Scholten (* 1961) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin und Professorin des Lehr- und Forschungsgebietes Gender und Diversity in den Ingenieurwissenschaften an der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen.
Beruflicher Werdegang Bearbeiten
Nach dem Studium der Politikwissenschaft und Soziologie in Heidelberg, Aachen und Sevilla promovierte Carmen Leicht-Scholten an der Universität Hamburg am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft bei Christine Landfried über Wechselwirkungen von Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen zu Art. 3 und Art. 6 GG auf Politik und Gesellschaft. Ihrer Promotion folgten Forschungstätigkeiten und Lehraufträge an Fachhochschulen und der RWTH Aachen. Die Richterin des Bundesverfassungsgerichts Renate Jaeger lud sie zu einem wissenschaftlichen Diskurs ihrer Doktorarbeit ein.
Als Postdoc am Institut für Soziologie entwickelte Leicht-Scholten die ersten hochschulübergreifenden Mentoring-Programme der RWTH Aachen. Im Jahr 2007 war sie maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung der Gender- und Diversity-Strategie der RWTH Aachen im Zukunftskonzept der Hochschule zur Vorbereitung der Exzellenzinitiative.
Der Rektor der Hochschule ernannte sie im Jahre 2007 zur Leitung der Stabsstelle Integration Team, Human Resources, Gender und Diversity Management (IGaD) der RWTH. Im Jahr 2009 war sie ebenfalls maßgeblich an der Konzeption des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichneten Zukunftskonzeptes „Exzellente Lehre“ beteiligt.
Von Juli 2010 bis Oktober 2011 hatte Leicht-Scholten eine Gastprofessur „Gender- und Diversity-Management in den Ingenieurwissenschaften“ am Institut für Software-Engineering und Theoretische Informatik an der TU Berlin inne.
Im Jahr 2012 wurde sie auf die neu geschaffene Professur Gender und Diversity in den Ingenieurwissenschaften (GDI) an der RWTH Aachen berufen. Sie hat einen Zweitsitz an der Philosophischen Fakultät der RWTH und kann mit dieser Brückenprofessur sowohl Ingenieure als auch Sozialwissenschaftler ausbilden und promovieren.
Forschung Bearbeiten
Leicht-Scholtens Schwerpunkt in Forschung und Lehre befasst sich mit der Einbettung sozialer Faktoren in Forschungs- und Innovationsprozesse, d. h. mit der sozialen Konstruktion von Wissenschaft und Technik (Gender and Science Technology Studies) und deren Wechselwirkungen. Die Integration verschiedener gesellschaftlicher Akteure in partizipative Prozesse wird als Schlüsselfaktor für das Gelingen sozialer Transformationsprozesse verstanden. Sie engagiert sich für die Integration dieser Perspektiven in ingenieurwissenschaftliche Curricula auf nationaler und internationaler Ebene, u. a. als stellvertretendes Mitglied der Stiftung Akkreditierungsrat, in der Arbeitsgruppe Gender und Diversity des VDI. Ebenfalls ist sie Mitglied bei der Europäische Vereinigung für das Erforschen von Wissenschaft und Technologie (EASST). Sie war lange Zeit Mitherausgeberin der Zeitschrift Gender und ist seit 2012 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW.
Funktionen und Ämter Bearbeiten
Im April 2012 wurde Leicht-Scholten zur Studiendekanin der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH Aachen ernannt, eine Position, die sie bis Mai 2016 innehatte. Anschließend war sie bis 2019 Rektoratsbeauftrage für Socially Responsible Education. Im Jahr 2019 entwickelte sie den RRI Hub aufbauend auf den vom Stifterverband ausgezeichneten Social Incubator Hub. Sie ist Mitglied in zahlreichen Gremien der Fakultät und der Hochschule, so u. a. in der Satzungskommission und im Senat.
Stipendien und Auszeichnungen Bearbeiten
- Auszeichnung mit dem DIGI-Fellow des Landes NRW
- Auszeichnung mit dem RWTH Lehrpreis in der Kategorie Nachhaltigkeit
- Theodore-von-Kármán-Fellowships 2014
- Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung
Veröffentlichungen Bearbeiten
- The Gender Blind Spot: Reflections on the German Discourse on Gender, Work, and Digitalization—Work 4.0. In: W. Frenz, W. (Hrsg.): Handbook Industry 4.0. Law, Technology, Society. Springer, Berlin/Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-64447-8, doi:10.1007/978-3-662-64448-5_54, S. 1041–1062.
- Sozial verantwortliche Technikwissenschaften: der Beitrag der Geschlechterforschung für Forschung, Entwicklung und Ausbildung. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. (= Geschlecht und Gesellschaft. Band 65). Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-12495-3, doi:10.1007/978-3-658-12500-4_140-1, S. 699–707.
- mit E. Breuer, N. Tulodetzki, A. Wolffram: Going Diverse: Innovative Answers to Future Challenges. Gender and Diversity Perspectives in Science, Technology and Business. Budrich UniPress, Opladen/Farmington Hills 2011, ISBN 978-3-940755-62-9, S. 53–64.
- Gender and Science: Perspektiven in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. transcript Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-674-8, doi:10.25595/1106.
- Perspektivenwechsel oder -erweiterung? Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften. In: Forschung & Lehre. 21. Jahrgang, Nr. 11/2014, ISSN 0945-5604, S. 896–897.
Weblinks Bearbeiten
- Vita auf netzwerk-fgf.nrw.de
- Vita auf gdi.rwth-aachen.de
- Vita auf www.genderingmint.uni-freiburg.de
- Porträt Porträt auf akkreditierungsrat.de
- Publikationsverzeichnis auf gdi.rwth-aachen.de
- Publikationsverzeichnis auf google-scholar
Einzelnachweise Bearbeiten
- Univ.- Prof. Dr. phil. Carmen Leicht-Scholten erhält Lehrpreis in der Kategorie "Nachhaltigkeit" für herausragendes Lehrkonzept, Pressemitteilung auf den Seiten der RWTH Aachen
Personendaten | |
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NAME | Leicht-Scholten, Carmen |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikwissenschaftlerin |
GEBURTSDATUM | 1961 |