Als Bundesgenossensystem (früher auch Italischer Bund) wird in der Forschung die Organisation der italischen Verbündeten durch die römische Republik bezeichnet. Es existieren derzeit zwei Erklärungsansätze des römischen Bundesgenossensystems. Das ältere Modell von Julius Beloch findet sich noch heute in den meisten Schulbüchern. Dazu stellt das Modell von Theodora Hantos eine Alternative dar.
Das Klassische Modell Bearbeiten
Das klassische Modell (1880) nach Julius Beloch teilt das römische Bundesgenossensystem in folgende vier Kategorien ein: Ager Romanus, Municipia, Latinische Kolonien und Bundesgenossen.
Kritik an dem Modell Bearbeiten
Kritisiert wird an diesem Modell, dass es durch seine Entstehungszeit (1880), das 19. Jahrhundert der deutschen Großmachtansprüche, verzerrt sei. Es versucht vom römischen Italien das Bild eines straffen Staates oder zumindest Staatenbundes zu zeichnen, anstelle des heute vorherrschenden Bildes einer allgemeinen Herrschaft, die weder Bundesstaat, noch Staatenbund, noch Föderation war. Beloch unterstellt Rom eine Politik der bewussten Romanisierung, die laut Hantos nicht nachweisbar ist. Kritisiert wird, dass Beloch die Werte seiner Zeit (zentralistischer, ethnisch homogener Nationalstaat) auf die Geschichte projiziert und den Römern unterstellt diese Werte bewusst verfolgt zu haben.
Alternatives Modell nach Hantos Bearbeiten
Alternativ dazu stellt das Modell von Theodora Hantos die Romanisierung Italiens als von Rom unerwünschte Entwicklung dar, welche ein Nebenprodukt der römischen Herrschaft, statt deren Antrieb, war. Sie argumentiert, Rom habe eine Romanisierung Italiens eigentlich verhindern wollen, um keine politische Macht an italische Nicht-Römer zu verlieren. Dennoch erlangten diese vor allem nach dem Bundesgenossenkrieg das römische Bürgerrecht und damit auch politische Mitsprache.
Das System von Theodora Hantos umfasst fünf Kategorien, die ihrerseits in Untergruppen zerfallen:
Kritik an dem Modell Bearbeiten
Kritisiert wird an diesem Modell, dass es eine Systematisierung suggeriere, die in dieser Form unwahrscheinlich ist. So nimmt Hantos zahlreiche Spezial- und Untertypen von socii an, wobei die einzelnen „Gruppen“ zum Teil nur ein einziges Beispiel umfassen. Viele Forscher gehen daher davon aus, dass die Bedingungen des Bündnisses jeweils ganz grundsätzlich individuell festgelegt wurden, abhängig davon, unter welchen Umständen sich der Bündner Rom anschloss bzw. anschließen musste. Die systematische Gliederung in verschiedene Typen von Bundesgenossen sei hingegen eine gelehrte Fiktion, die Ungeordnetes ordnen wolle.
Literatur Bearbeiten
- Karl Julius Beloch: Der Italische Bund unter Roms Hegemonie. Staatsrechtliche und statistische Forschungen. Leipzig 1880. Nachdruck Bretschneider, Rom 1964.
- Filippo Carlà-Uhink: The birth of Italy. The institutionalization of Italy as a region, 3rd to 1st century BCE. De Gruyter, Berlin 2017.
- Theodora Hantos: Das römische Bundesgenossensystem in Italien. Beck, München 1983 (Vestigia, Bd. 34) ISBN 3-406-08064-2