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Der Totentanz von Bleibach im Elztal zur Gemeinde Gutach Bleibach im Breisgau gehorend ist ein Wandgemalde und im sudbadischen Raum einmalig weil er bis heute vollstandig erhalten geblieben ist und weil die ursprunglichen Begleitverse uber den einzelnen Szenen noch nachgelesen werden konnen Das Beinhaus von aussenDas Beinhaus von innen Ultraweitwinkelaufnahme mit den entsprechenden Verzerrungen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Beschreibung 3 Begleitverse 4 Bedeutung 5 Bilder 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Die Kapelle spielt aufDer Bleibacher Totentanz mit einer Gruppe musizierender Gerippe und 33 Tanzpaaren entstand 1723 in der fruher freistehenden Beinhauskapelle neben der Pfarrkirche St Georg in Bleibach Drei Jahre zuvor hatte der aus Waldkirch stammende Pfarrvikar Johann Martin Schill die Kapelle errichten lassen Weil ihm von 1715 bis 1728 die Seelsorge in der Gemeinde Bleibach ubertragen war kann in ihm auch der Auftraggeber fur den Totentanz vermutet werden Als Kunstler kommt eigentlich nur der Waldkircher Maler Johann Jakob Winter 1663 1746 in Betracht der in demselben Jahr an der Sudwand der Kapelle unterhalb des Totentanzes auch das Fresko mit einer Sterbeszene gemalt hat Uber den Autor gibt es keine verlasslichen Nachrichten auf Grund einer Notiz aus dem Jahr 1884 stammen die Begleitverse wahrscheinlich von dem osterreichischen Edlen von Scherer der zu dieser Zeit als Lehrer in Bleibach tatig war 1 Beschreibung BearbeitenDer Totentanz wurde in Olfarben rundum an den Wanden und in den Ansatzen des holzverschalten Tonnengewolbes der Kapelle ausgefuhrt Uber dem eigentlichen Tanz der Paare ist auf der Sudseite eine Eingangsmusik dargestellt Sechs Sensenmanner spielen mit merkwurdigen makabren Instrumenten die Weise vom Tod Der Geiger dessen Bogen ein Sensenblatt ist spielt die Melodie mit Arm und Oberschenkelknochen schlagt der Trommler mit dem Gerippe an der Kesselpauke den Rhythmus und aus der Trompete erklingt nach dem Spruchband die Mahnung Mein Trompetenschall bringt Freud oder Truebsal in Ewigkeit Krummhorn und Zinken dienen als Begleitmusik Hermann Trenkle Auf dem umlaufenden Bilderfries tanzt der als Skelett dargestellte Tod mit seinen Opfern in allen Altersstufen ohne auch nur einen zu verschonen Von der Tradition abweichend lockt er bereits in der ersten Szene ein Kind mit einem roten Apfel zum Tanz Es folgen die Wurdentrager des geistlichen Standes Papst Kardinal Bischof Abt und Priester Anschliessend treten die weltlichen Standespersonen auf Kaiser Konig Herzog Edelmann Amtmann Jurist Doktor Reicher Mann Kaufmann Burger Junggeselle Soldat Kramer Koch Bauer Tagelohner Spielmann Blinder und Alter Mann Den Schluss bilden die Frauen Jungfrau Kaiserin Abtissin Freifrau Stadtfrau Bauerin Pilgerin und Altes Weib Die Komposition der Bilder legt die Vermutung nahe der Kunstler habe sowohl die Vorbilder in Basel Basler Totentanz und Kientzheim Haut Rhin Totentanz von Kientzheim als auch die Bilder des Todes von Hans Holbein d J gekannt Der Bildhintergrund ist neutral gehalten die Personen sind nicht in mittelalterlicher Tracht sondern nach der damaligen Mode gekleidet Es fallt auf dass die Paare sich nicht alle in derselben Richtung bewegen wie das bei alteren Vorbildern ublich war Der Schadel des Todes scheint je nach Situation hohnisches Grinsen hochmutiges Gehabe oder werbendes Lacheln auszudrucken In fast allen Szenen kommt die Sanduhr als Zeichen der abgelaufenen Lebenszeit vor beim armlich gekleideten Tagelohner wird sie allerdings ersetzt durch eine Sonnenuhr in einfachster Ausfuhrung Dem Totentanz vorangestellt ist ein Prolog mit der Jahreszahl 1723 der so gemalt ist als ob der Text auf einem ausgebreiteten Pergamentblatt niedergeschrieben worden ware Darin werden die Besucher des Beinhauses zum Betrachten der Bilder eingeladen und dazu angehalten aus den dargestellten Beispielen und den Begleitversen die rechte Art des Sterbens zu lernen Uber dem Prolog befindet sich in Hohe der Spruchbander und als Beginn der umlaufenden Begleittexte die Mahnung an alle die nicht lesen konnen aus den Bildern zu entnehmen dass der Tod allen Menschen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens nahe ist Die vierzeiligen Verse enthalten jeweils die Anrede des Todes an einen der Todgeweihten In spaterer Zeit wurden zusatzlich zu den heute noch auf den Spruchbandern sichtbaren Versen mit den Anreden des Todes auch entsprechende Antworten der Sterbenden verfasst die aber zu keinem Zeitpunkt zu dem Totentanzgemalde in der Beinhauskapelle gehort haben Sie sind im Schrifttum uberliefert und sollen sich noch um 1920 in Bleibacher Privatbesitz befunden haben Das Totentanzgemalde und die Begleitverse wurden mehrfach restauriert und 1908 durch den aus Bleibach stammenden renommierten Kunstmaler Josef Schulthis wieder in den ursprunglichen Zustand versetzt Weitere Restaurierungen folgten 1963 und 1977 Begleitverse BearbeitenVon den uberlieferten Begleitversen des Totentanzgemaldes werden hier nur der Prolog und die Mahnung in der heute noch lesbaren Fassung wiedergegeben Prolog an der Ostwand Kombt Ihr Menschen Jung und Alt beschauen den tantz wie er abgemahlt und solchen thuen nur woll betrachten wie wenig das Zeitlich ist zu achten O Mensch lass gehen dein Hoffarth alle stundt der tott auff dich warth Kein Mensch kan ihm ja nit entgehen wie du vor augen thuest jetzt sehen gedenckhe offt nur an das sterben so wirst ein selig End Erwerben und schreib an deines Hertzens Thur Heith an mir morgen an Dir ANNO 1723 Mahnung Wer doch nit lessen kan beschau den tantz nur an wie der tott all augenblickh den menschen hat an seinem strickh Bedeutung BearbeitenDer Bleibacher Totentanz ist wie seine Vorbilder eine spezielle Darstellung der Begegnung des Menschen mit dem Tod wie sie seit Mitte des 15 Jahrhunderts u a im alemannischen Sprachgebiet vielfach anzutreffen ist Bei den Totentanzen greift der personifizierte Tod in das Leben der Menschen ein wann und wo er will sowie unabhangig von Geschlecht Alter Beruf oder gesellschaftlichem Stand Die Allgegenwart des Todes und die Ungewissheit der Todesstunde media vita in morte sumus sollten nach Art einer bildhaften Busspredigt ins Bewusstsein rufen dass nur ein gottgefalliges Leben den Menschen vor Holle und Purgatorium bewahren kann Die Ursprunge des deutschsprachigen Totentanzes sind am Oberrhein und in den angrenzenden schwabisch alemannischen Sprachgebieten zu suchen In diesem durch gemeinsame Sprachwurzeln charakterisierten Bereich befinden sich zudem die meisten noch existierenden oder nachweisbaren Totentanzdarstellungen europaweit Bilder Bearbeiten nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Totentanz Bilder auf der Sudseite Szene 1 links bis 11 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Totentanz Bilder auf der Westseite Szene 12 bis 17 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Totentanz Bilder auf der Nordseite Szene 18 bis 28 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der Totentanz Bilder auf der Ostseite Szene 29 bis 33Literatur BearbeitenWilhelm Fladt Der Bleibacher Totentanz In Mein Heimatland Badische Blatter fur Volkskunde landliche Wohlfahrtspflege Denkmal Heimat und Naturschutz 1932 S 269ff Hermann Rambach Aus der Geschichte von Bleibach Gemeindepolitische kirchengeschichtliche und volkskundliche Entwicklung des Dorfes im Elztal Bleibach 1978 S 117ff und 65ff mit Begleittexten Hermann Trenkle Bleibach St Georg 3 Auflage Regensburg 2004 S 20f Hermann Trenkle Der Totentanz in der Beinhauskapelle zu Bleibach Sexau 2009Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Totentanz Bleibach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 360 Grad Aufnahme im interaktiven H5P FormatEinzelnachweise Bearbeiten Hans Georg Wehrens Der Totentanz im alemannischen Sprachraum Muos ich doch dran und weis nit wan Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2563 0 S 234 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bleibacher Totentanz amp oldid 234132615