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Bildnis Sacharoff ist der Titel eines Gemaldes des deutsch russischen Malers Alexej Jawlensky entstanden um 1913 1 1954 wurde es von dem damaligen Museumsdirektor Clemens Weiler fur das Museum Wiesbaden erworben Es tragt die Inventar Nummer M 687 Bildnis SacharoffAlexej Jawlensky um 1913Olgemalde53 8 49 5 cmMuseum Wiesbaden WiesbadenLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Technik und Bildtrager 2 Ikonographie und Bildbeschreibung 3 Ruckseitenbild 4 Stilwandel 1913 5 Literatur 6 EinzelnachweiseTechnik und Bildtrager BearbeitenBei dem Bildnis Sacharoff handelt es sich um ein Olgemalde im Hochformat 53 8 49 5 cm auf Karton Es ist im Bild unten links A Jawlensky signiert Ruckseitig eine farbig angelegte Skizze eines Kopfes verschiedene Stempel Beschriftungen Nummern und Aufkleber 2 Das Bild ist verzeichnet im Katalog der Gemalde bei Weiler von 1959 3 im Catalogue raisonne 4 im Bestandskatalog des Museums Wiesbaden von 1997 5 und im Ausst Kat Horizont Jawlensky 1914 Ikonographie und Bildbeschreibung Bearbeiten Dargestellt ist vermutlich der Tanzer Alexander Sacharoff Gezeichnete Tanzstudien 6 wie auch verschiedene Gemalde darunter Weisse Feder und Rote Lippen beide 1909 belegen neben schriftlichen Zeugnissen dass Alexander Sacharoff dem Kunstler wiederholt Modell stand Ein eindeutigerer Nachweis fur die Benennung ist bisher jedoch noch nicht erbracht worden Lediglich die Tatsache dass mannliche Kopfe im Werk von Jawlensky nur selten vorkommen verleiht der Benennung dieses Kopfes wie auch anderer Junglingskopfe dieser Zeit als Alexander Sacharoff einige Wahrscheinlichkeit 2 Das Bildnis Sacharoff selbst zahlt zu den figurativen Arbeiten Alexej von Jawlenskys Innerhalb der stark kolorierten Portrats dieser Zeit nimmt das dustere Bildnis Sacharoff eine Sonderstellung ein Ein kantiges Gesicht unter gelocktem Haar schaut im Halbprofil am Betrachter vorbei der Hinterkopf wirkt bereits wie leicht schematisierte klassische Antike Farbige Schatten strukturieren Wangen und Oberlippe brennende Augen zeigen Willenskraft dunkle Umrisslinien meisseln markante Zuge hervor Insgesamt erscheint das etwa 53 mal 49 Zentimeter grosse Olbildnis asketisch streng 7 Ruckseitenbild Bearbeiten Auf der Ruckseite des 1913 gemalten Werks befindet sich ein weiteres Bild die Skizze eines Kopfes In kraftigen Farben hat der Maler die Gesichtszuge in Flachensegmente zerlegt ganz offensichtlich in direkter Auseinandersetzung mit dem Kubismus Ratselhaft denn ein entsprechendes Werk findet sich im Schaffen Jawlenskys nicht Ausser der naheliegenden Vermutung dass die Malmittel zu jener Zeit knapp waren 8 weiss man nichts uber den Kopf Interessant ist aber dass die Abstrahierung in dieser stark farbigen Skizze schon viel weiter fortgeschritten ist als in den zeitgleich entstandenen Gemalden Erst im Spatwerk entwickelt sich die bei Jawlensky immer weiterschreitende Reduktion freilich in ganz anderer Weise als in dieser Skizze So fasst der Maler die wesentlichen Gesichtszuge spater ganz anders vertikal auf Hier sind sie diagonal spitz und sperrig 7 Stilwandel 1913 Bearbeiten Das Jahr 1913 brachte bereits eine Wandlung seines Jawlenskys Stils Er gab das quadratische Format auf Seine Formate wurden hoher und schmaler Die Gesichter sind mehr in die Lange gezogen Die Farbe zieht sich zuruck sie wird gedampfter Das Blau beginnt vorzuherrschen Selbst das Rot und das Grun werden hintergrundiger und im Gesicht beginnt bereits das Kreuz sich abzuzeichnen durch die Waagerechte der Augen und die Senkrechte der Nase 9 Ab 1913 vollzieht sich sichtbar eine Veranderung in Jawlenskys Malerei Deutlich ist zu beobachten wie die Farben allmahlich ihre fruhere Vitalitat verlieren Die Tone werden dunkler Das stumpfe harte wenig zur Bewegung fahige Braun in welchem das Rot wie ein kaum horbares Brodeln klingt 10 uberflutet nun eine Reihe von Gemalden Auch Grautone mischen sich ein die keine rein aktive sich bewegende Kraft besitzen 11 Die Formen werden zusehends kantiger Farben und Formen lassen auf eine seelische Verfassung Jawlenskys schliessen die in diesem Jahr nicht unbeschwert gewesen sein kann Aufschlussreich in dieser Hinsicht ist eine Beobachtung aus jener Zeit von Clothilde Derp Bei den ziemlich haufig ausbrechenden Familiendramen kam Jawlensky zu Sacharoff um sich zu beklagen Die diplomatische Neutralitat Alexanders half die Gemuter zu beruhigen 12 Ende 1913 waren beide so sehr zerstritten dass Werefkin jegliche Hoffnung verlor jemals mit Jawlensky in den von ihr erwunschten Einklang gelangen zu konnen Sie packte ihre Koffer und fuhr zu ihrem Bruder Peter nach Litauen mit dem festen Entschluss nicht mehr nach Deutschland zuruckzukehren Ohne Geldressourcen sass Jawlensky mit seinen Angehorigen 13 Helene Andreas und Maria in Munchen fest Von Wassily Kandinsky weiss man 14 dass Jawlensky im Januar Februar 1914 Geldquellen zu erschliessen versuchte um die Trennung von Werefkin zu uberstehen Desto erstaunlicher dass sich Jawlensky im Fruhjahr 1914 eine Reise nach Bordighera 15 einem der erstklassigen Seebader am ligurischen Meer leisten konnte Nur eine Gruppe farbfroher Gemalde liefern das Indiz er konnte sich dort aufgehalten haben Erst Archive vor Ort geben Gewissheit Das Journal de Bordighera 16 meldete namlich fur den 12 Februar 1914 Jawlensky 17 als Neuankommling aus Munchen der in der deutschen Pension Villa Constantia abgestiegen war In den folgenden funf Wochen bis wenigstens 19 Marz war er ohne Helene und Andreas dort zu Gast In dem an der Eisenbahn von Marseille nach Genua zwischen Monaco und Sanremo gelegenen Bordighera scheint sich Jawlensky sehr wohl gefuhlt zu haben Zufriedenheit und vergnugte Lebensfreude strahlen seine Gemalde aus die dort entstanden Sie dokumentieren einen beschwingten Hohepunkt zwischen zwei Tiefs in seiner von Emotionen gepragten Biographie doch behandelt er die Bordighera Episode in den Lebenserinnerungen mit vollkommener Diskretion 18 Literatur BearbeitenClemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 84Einzelnachweise Bearbeiten Das Gemalde Bildnis Sacharoff wurde bereits 1913 als Sturm Postkarte verlegt siehe Hauswedell amp Nolte Moderne Kunst des 19 und 20 Jahrhunderts Auktion 398 9 Dezember 2006 Abb S 376 Nr 1118 S 377 a b Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden Wiesbaden 1997 S 30 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 237 Nr 143 Maria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky and Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 Nr 601 S 475 Farb Abb 466 Ingrid Koszinowski Alexej von Jawlensky Gemalde und graphische Arbeiten aus der Sammlung des Museums Wiesbaden 1997 Kat Nr 18 S 30 Farb Abb S 30 Vgl Bernd Fathke Alexej Jawlensky Zeichnung Graphik Dokumente Ausst Kat Museum Wiesbaden 1983 S 38 ff Kat Nr 2 a b Birgitta Melten Ratsel um den kubistischen Kopf Ein Jawlensky mit zwei Gesichtern Versteckte Skizze auf der Ruckseite eines Gemaldes Wiesbadener Tagblatt vom 25 Juli 1997 S 17 Damals verfugte Jawlensky durch Werefkin uber die Geldmittel die zu dem unbekummerten Kunstlerleben notig waren Vgl Elisabeth Erdmann Macke Erinnerungen an August Macke Frankfurt 1987 S 238 ff Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 84 lt Wassily Kandinsky Uber das Geistige in der Kunst insbesondere in der Malerei Munchen 1912 2 Auflage Die Erstauflage erschien Ende 1911 bei Piper in Munchen mit Impressum 1912 S 85 Wassily Kandinsky Uber das Geistige in der Kunst insbesondere in der Malerei Munchen 1912 2 Auflage Die Erstauflage erschien Ende 1911 bei Piper in Munchen mit Impressum 1912 S 75 Alexander Sacharoff Spiritualitat In Ausst Kat Die Sacharoffs Zwei Tanzer aus dem Umkreis des Blauen Reiters Paula Modersohn Becker Museum Bremen 2002 S 161 Angelika Affentranger Kirchrath Ausst Kat Jawlensky in der Schweiz 1914 1921 Begegnungen mit Arp Hodler Janco Klee Lehmbruck Richter Teubler Arp Kunsthaus Zurich 2000 S 22 Kandinsky an Herwarth Walden 3 Februar 1914 Sturm Archiv Staatsbibliothek Berlin Ralf Nestmeyer Cinque Terre und Ligurien Munchen 2000 S 81 Mario Marcenaro Bordihera e il Museo Bibliotheca dell Istituto Internazionale di Studi Liguri da Clarence Bicknell al rinnovamento attuale Instituto Internazionale di Studi Liguri Bordighera 1998 S 8 ff Fig 10 Durch Transkription der Handschrift in den Druck wurde Jawlenskys Name verballhornt Herr Alexis v Jacobinsky Munchen Bernd Fathke Jawlensky und seine Weggefahrten in neuem Licht Munchen 2004 S 168 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bildnis Sacharoff amp oldid 231745889