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Ziel der Bestsellerforschung sind Globalaussagen zum Literaturbestseller in allen Medien als Kulturphanomen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Problemfelder der Bestsellerforschung 2 1 Die kulturkritische Perspektive Kultur und Bestseller 2 2 Die produktionsorientierte Perspektive Bestseller als Innovation oder Schema 2 3 Die rezeptionsorientierte Perspektive Sozialpsychologie des Bestsellers 2 4 Die medienorientierte Perspektive Bestseller im Medienwechsel 3 Literatur 4 QuellenGeschichte BearbeitenBereits ab dem 19 Jahrhundert kam es in Deutschland zu Uberlegungen die den Erfolg bestimmter Bucher betrafen Das Resultat dieser Uberlegungen war ein Aufkommen der Frage auf welchen Fakten dieser Erfolg beruhen konnte Dennoch war es den Forschern die sich mit dem Phanomen erfolgreicher Bucher befassten nicht bewusst dass es sich hierbei um ein vollig neues Phanomen oder gar ein Problem handeln konnte Bis zu dieser Zeit ging man von der Annahme aus der Erfolg eines Buches resultierte aus seiner Asthetik einer Folge der Unterwerfung des Autors unter einen strikten kunstlerischen Wertkodex welcher literarische Qualitat und hohe Verkaufszahlen versprach Im Juni 1927 erschien der Artikel Uber Erfolgsbucher und ihr Publikum von Siegfried Kracauer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung In diesem argumentierte der Autor der Absatz eines Buches hinge von den sozialen Verhaltnissen der Konsumenten ab und nicht wie angenommen von seinem Inhalt Der Erfolg eines Buches sei also ein Zeichen eines gegluckten soziologischen Experiments 1 Des Weiteren sah er die Untersuchung von literarischen Bestsellern als Mittel zur Erforschung der Mentalitat der sie konsumierenden burgerlichen Schichten an Zur gleichen Zeit und auch in den folgenden Jahrzehnten unternahmen ebenfalls Autoren in England und in den USA Versuche das Phanomen des Bestsellers zu erforschen und zu erklaren Seit den siebziger Jahren ist der Bestseller weltweit Gegenstand verschiedenster wissenschaftlicher Untersuchungen Die Ergebnisse dieser Versuche sind jedoch zu uneinheitlich um in ein generelles Schema zur Entwicklung von Bestsellern gebracht zu werden Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich dass die Schwerpunkte dieser Untersuchungen meist auf denselben Blickpunkten liegen So wird oft das Verhaltnis zwischen Bestseller und Trivialliteratur beleuchtet verschiedene Produktions und Verkaufsstrategien von Buchverlagen oder Themen wie Bestsellererfolg und Literaturkritik In diesem Zusammenhang stehen auch des Ofteren die bereits seit vielen Jahrzehnten etablierten doch immer wieder kritisierten Bestsellerlisten im Zentrum des offentlichen Interesses Die Frage nach einer Bestseller Formel wird aufgeworfen und ob synthetische Bucherfolge 2 durch eine solche Formel herbeigefuhrt werden konnen Doch in der seriosen Bestsellerforschung wird eine solche Idee abgelehnt da grosse literarische Erfolge und auch dann lediglich in eingeschranktem Masse meist erst in der Retrospektive als solche erkannt werden konnen Problemfelder der Bestsellerforschung BearbeitenDie kulturkritische Perspektive Kultur und Bestseller Bearbeiten In dieser Perspektive spiegelt sich eine seit dem Beginn der 1950er Jahre wachsende Angst von Verlagshausern und Schriftstellern wider akzeptierte burgerliche Werte zu verlieren die bisweilen als Richtlinien und Grundlagen fur den Buchmarkt gedient hatten Daraus resultierend kam es zu einer Negativwertung und zu starker Kritik an Bestsellern und Bestsellerlisten Die Probleme des Buchmarktes meinte Werner Faulstich 1974 in einer Untersuchung zu beweisen die seiner Meinung nach den Umbruch des britischen Buchhandels dokumentiert So heisst es in seiner Untersuchung Buchproduktion heisse zunehmend Bestseller Produktion und so werde das Buch vormals elitares Kunstwerk mit kulturtragender Funktion zum kulturindustriellen Massenprodukt dem bei zunehmender wissenschaftlicher Planung und Normierung als Bestseller eindeutig Warencharakter zukomme 3 Der kurzlebige amerikanische Bestseller sei keinesfalls als Vorbild fur den deutschen Buchmarkt zu sehen da das Buch als solches wertgeschatzt und als ein zeitloses und fur die Ewigkeit geschaffenes Werk gesehen werden sollte Laut Kulturkritikern gilt es nach wahrhaft bedeutenden Werken unserer Zeit zu forschen und ebendiese zu fordern anstatt wie viele Manager Verleger unbedeutende Bucher durch starke Kommerzialisierung und Buchwerbung zu dem Ruhm eines Bestsellers zu verhelfen So warnte der Schriftsteller Frank Thiess Anfang der 1960er Jahre vor Schriften deren gierige Lekture den Realitatssinn zerstore und zu einem geistigen Analphabetismus fuhren 4 Im Jahr 1971 begann ein Journalist der Zeit eine Kampagne gegen Bestseller zu veroffentlichen in dem er den Zerfall der moralischen und wertbewussten Bevolkerung und somit den sicheren Ruin des Buchmarktes als Krankheit beschrieb und eine bedeutende Debatte unter Forschern des Bestsellerphanomens lostrat Die produktionsorientierte Perspektive Bestseller als Innovation oder Schema Bearbeiten Aufgrund der starken Debatten rund um das Phanomen des Bestsellers kam in den 1970er Jahren immer mehr der Wunsch nach auf empirischen Daten fundierten Untersuchungen auf Als neue zentrale Frage ruckte nun der Stellenwert des Bestsellers innerhalb der gesamten Buchbranche in den Mittelpunkt Untersucht wurde nun welche Determinanten aus einem Buch einen Bestseller machen konnten War es die literarische Qualitat des Textes der veroffentlichte Autorenname der Klappentext der das Buch genauer betrachtende Kritiker oder sogar der Verlag und die Sonderbehandlung die dieser einem Buch gegebenenfalls zukommen lassen konnte Das Resultat dieser Untersuchungen war und ist es noch heute das all diese Determinanten einem Buch nicht zu einem Bestsellerstatus verhelfen sondern lediglich unterstutzend wirken konnen Ausschlaggebend fur den Erfolg eines Buches ist viel eher eine nachfrage und marktorientierte Produktion und die systematische Forcierung eines sich abzeichnenden Zufallserfolgs 5 Ein weiterer zentraler Punkt der produktionsorientierten Forschung bezieht sich auf die literarische und asthetische Qualitat der Bucher In den 1980er Jahren wurde erstmals eine klare Trennung zwischen Kolportageliteratur und Bestsellern gezogen In verschiedensten Untersuchungen hatte sich herausgestellt dass die Protagonisten in den herangezogenen Bestsellerwerken individualisiert psychologisch gestaltet und sozial konturiert 6 waren Auch die Themen der Bucher waren fur die Gesellschaft des jeweiligen Jahrzehnts aktuell und somit ansprechend Um den Erfolg eines Buches erklaren zu konnen mussen also auch stets seine Konsumenten und deren Bedurfnisse in Betracht gezogen werden Bestseller stellten sich als Werke heraus mit einem ausgewogenen Gleichgewicht zwischen Schema und Innovation wobei Innovation fur Neues und Originalitat steht und Schema fur eine formelhafte Variation des Immergleichen 6 Die rezeptionsorientierte Perspektive Sozialpsychologie des Bestsellers Bearbeiten Bei der rezeptionsorientierten Perspektive stellt sich die Frage nach den Erwartungen der Konsumenten von Bestsellern an das Produkt Untersuchungen in diese Richtung existieren in Deutschland bereits seit den 1930er Jahren so zum Beispiel durch Robert Neumann Als Resultat dieser Forschungen kann festgehalten werden dass sich ein Buch in seinem Thema der Handlungsstruktur der Darstellung seiner Protagonisten seiner Sprache und Ideologie unbedingt nach den Erwartungen der Konsumenten richten und diese in positivem Sinne erfullen sollte Allerdings konnen die Bedurfnisse der Konsumenten nicht an individuellen Fallen festgemacht werden Vielmehr muss ein Bestseller die Wunsche und Traume einer ganzen Gesellschaftsschicht ansprechen Auch sollte er einen aktuellen Zeitbezug haben da die Leser von Bestsellern die zumeist der Mittelschicht angehoren neugewonnenes Wissen aus Buchern als Prestige ansehen Der Bestseller dient als eine Art Traumfabrik fur seine Konsumenten welche ihnen fur eine kurze Weile Erholung vom Alltag und somit auch Erfullung verspricht Die medienorientierte Perspektive Bestseller im Medienwechsel Bearbeiten In den letzten Jahrzehnten hat sich der Bestseller von einem Phanomen des Buchmarktes zu einem Phanomen einer supramedialen und internationalen Kultur entwickelt Wo in den 1950er Jahren noch intermediale Verbundarten diskutiert wurden hat sich dies seit dem Aufkommen anderer internationaler und erfolgreicher Literaturarten wie des Spielfilms und der Fernsehserie geandert Seit den 1970er Jahren steht nun meist die Verbindung von Bestseller und Film im Zentrum offentlichen Interesses Vermarktungsprozesse von literarischem Bestseller von Film Soundtrack und Merchandising Waren haben rasant an Wichtigkeit und Tempo gewonnen So werden oft bereits wahrend des eigentlichen Schreibens eines neuen Bestsellers Marketingkampagnen gestartet die den Erfolg des Buches von Beginn an unterstutzen sollen Bestseller auf die dies zutrifft sind beispielsweise Joanne K Rowlings Harry Potter Bucher oder Frank Schatzings Der Schwarm Sowohl Harry Potter als auch Der Schwarm haben durch geschickte Vermarktungsstrategien in kurzester Zeit supramedialen und internationalen Ruhm erreicht Solche Entwicklungen werden unterschiedlich aufgefasst Kritiker warnen vor einer Nivellierung der deutschen Literatur durch eine Angleichung an die amerikanische Bestsellerkultur andere sehen die Entwicklung des Bestsellers als positiv an Literatur BearbeitenWerner Faulstich Bestandsaufnahme Bestseller Forschung Ansatze Methoden Ertrage Wiesbaden 1983 S 70 193 Werner Faulstich und Ricarda Strobel Bestseller als Marktphanomen Ein quantitativer Befund zur internationalen Literatur 1970 in allen Medien Wiesbaden 1986 Wolfgang Ehrhardt Heinold Bucher und Buchermacher Heidelberg C F Muller 2001 Wolfgang Ehrhardt Heinold Bucher und Bucherhandler Heidelberg C F Muller 2001 Burkhart R Lauterbach Bestseller Produktions und Verkaufsstrategien Tubingen Tubinger Verein fur Volkskunde E V Schloss 1979 Jorg Ulrich Feststeller schreiben Bestseller Ulm 2003 David Oels Bestseller In Das BuchMarktBuch Der Literaturbetrieb in Grundbegriffen Hg v Erhard Schutz u a Reinbek 2005 S 47 53 Winfried Wehle Hg Italienische Bestseller Themen Nr d Ztschr Italienisch Nr 34 Frankfurt a M 1995 Quellen Bearbeiten Werner Faulstich Bestandsaufnahme Bestseller Forschung Ansatze Methoden Ertrage Wiesbaden 1983 S 77 Ernst Fischer Bestseller in Geschichte und Gegenwart In Medienwissenschaft Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen Hg v Joachim Felix Leonhard u a Berlin 1999 S 774 Ingrid Tomkowiak Schwerpunkte und Perspektiven der Bestsellerforschung In Schweizerisches Archiv fur Volkskunde 99 2003 S 9 Tomkowiak S 8 Tomkowiak S 11 a b Tomkowiak S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bestsellerforschung amp oldid 235560855