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Die Besetzungsruge und der dazugehorige Besetzungseinwand sind besondere Rechtsbehelfe im deutschen Strafprozess die es erlauben die Besetzung des Gerichts in einem laufenden Verfahren oder die Verletzung der Pflicht zur Mitteilung der Besetzung geltend zu machen Die Besetzungsruge ist durch das Strafverfahrenanderungsgesetz 1978 StVAG geschaffen worden um Verstosse gegen den Anspruch auf den gesetzlichen Richter nach Art 101 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes innerhalb eines Verfahrens zu beheben Vorher war es notwendig zuerst den Rechtsweg zu erschopfen um dann eine Verfassungsbeschwerde zu erheben Inhaltsverzeichnis 1 Besetzungseinwand 2 Besetzungsruge 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBesetzungseinwand BearbeitenFindet die Hauptverhandlung im ersten Rechtszug vor dem Landgericht oder Oberlandesgericht statt ist nach 222a StPO die Gerichtsbesetzung mitzuteilen Der Besetzungseinwand kann nur innerhalb einer Woche nach Zustellung der Besetzungsmitteilung oder bei Bekanntmachung in der Hauptverhandlung innerhalb einer Woche nach der Bekanntmachung der Besetzung geltend gemacht werden 222b StPO Mit ihm kann ein Verstoss gegen das Recht auf den gesetzlichen Richter nach Art 101 Satz 2 GG gerugt werden Der Einwand stellt eine Praklusion fur den absoluten Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Satz 1 StPO dar Wird er verspatet erhoben kann er danach nicht mehr berucksichtigt werden Vor Berufungsgerichten gibt es keine Praklusion hinsichtlich der Besetzungsruge Uber einen Besetzungseinwand entscheidet das Gericht in der fur die ausserhalb der Hauptverhandlung vorgeschriebenen Besetzung also ohne Schoffen 222b Absatz 2 StPO Ist die Mitteilung der Besetzung des Gerichts oder eine Besetzungsanderung spater als eine Woche vor der Hauptverhandlung erfolgt kann der Angeklagte oder dessen Verteidiger eine Unterbrechung der Hauptverhandlung zur Prufung der Besetzung bis zur Vernehmung des ersten Angeklagten zur Sache verlangen wenn absehbar ist dass die Hauptverhandlung nicht langer als eine Woche dauert 222a Absatz 2 StPO In die massgeblichen Unterlagen zur Besetzung darf nur der Verteidiger oder ein Rechtsanwalt Einsicht nehmen 222a Absatz 3 StPO Besetzungsruge BearbeitenMit der Revision kann die Verfahrensruge in Form der Besetzungsruge erhoben werden Fehler bei der Gerichtsbesetzung sind ein absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Satz 1 StPO Die Besetzungsruge kann beinhalten dass die Mitteilung uber die Besetzung nach 222a StPO nicht vorschriftsgemass erfolgt sei absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Buchstabe a StPO dass die Entscheidung nach 222b StPO ubergangen oder zuruckgewiesen worden ist absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Buchstabe b StPO dass nach einem vorgebrachten Besetzungseinwand die Verhandlung nicht nach 222a Absatz 2 StPO unterbrochen wurde absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Buchstabe c StPO dass das Gericht in einer Besetzung entschieden hat deren Vorschriftswidrigkeit es festgestellt hat absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 1 Buchstabe d StPO dass ein Richter oder Schoffe mitgewirkt hat der gesetzlich ausgeschlossen war absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 2 StPO dass ein Richter oder Schoffe mitgewirkt hat nachdem er wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt war und das Ablehnungsgesuch entweder fur begrundet erklart war oder mit Unrecht verworfen worden ist absoluter Revisionsgrund nach 338 Nummer 3 StPO Das Gericht muss die Besetzung von Amts wegen prufen Wenn keine Besetzungsmitteilung erfolgt ist liegt auch ein Revisionsgrund nach 338 StPO Nummer 1 Buchstabe a vor wenn kein Besetzungseinwand erfolgt ist 1 Weblinks BearbeitenBGBl 1978 I S 1645 Abschnitt 3 Strafverfahrensanderungsgesetz 1979Einzelnachweise Bearbeiten Meyer Grossner Schmitt StPO 222b StPO Rn 3Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Besetzungsruge amp oldid 220138397