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Das BMA Verfahren Blausaure aus Methan und Ammoniak ist ein von Degussa heute Evonik Degussa entwickelter Prozess zur Herstellung von Blausaure HCN weiter auch Cyanwasserstoff genannt direkt aus Ammoniak und Methan ohne dass Sauerstoff verwendet wird Im Syntheseschritt lauft in diesem Verfahren eine katalytische Dehydrierung ab 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technische Verwirklichung 3 Varianten 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem in Laborversuchen in einem beheizten Rohr Ausbeuten um 90 bezogen auf Ammoniak und Methan erhalten worden waren gab es erste Ansatze zu einer technischen Realisierung wahrend des Zweiten Weltkrieges bei den Deutschen Kalkstickstoff Werken in Piesteritz 2 Die Entwicklung wurde nach 1949 innerhalb der Degussa fortgesetzt es zeigte sich jedoch dass die Grundlagen des Verfahrens und die Mittel zu seiner technischen Realisierung uberarbeitet werden mussten 3 Nach umfangreichen Untersuchungen im Labor unter Leitung von E Wagner wurde 1951 mit der Erprobung eines gasbeheizten technischen Ofens begonnen 1954 waren die Arbeiten so weit fortgeschritten dass eine Pilotanlage mit einer Leistung von 6 5 t Monat projektiert und aufgestellt werden konnte Der Ofen dieser Anlage wurde in Zusammenarbeit mit den Firmen Heinrich Koppers GmbH und Wistra Ofenbaugesellschaft mbH erarbeitet In Dauerversuchen die sich ununterbrochen uber 6 Monate erstreckten wurden Werkstoffe Konstruktionselemente und der speziell entwickelte Katalysator eingehend gepruft Im Fruhjahr 1956 wurde eine Anlage mit einer Kapazitat von 100 t Monat geplant und 1957 gebaut und in Betrieb genommen Technische Verwirklichung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung einer Anlage nach dem BMA Verfahren mit den Bestandteilen 1 Reinigungsturm zur Methanaufbereitung 2 Ammoniakverdampfer 3 Mischer 4 Syntheseofen Reaktion Methan Ammoniak Cyanwasserstoff Wasserstoff 5 Gaskuhler 6 Turm zur Reinigung mit Schwefelsaure 7 Trennung des Produktgemisches 8 DestillationskolonneDie Degussa AG betreibt die grosstechnischen Herstellung von Cyanwasserstoff Die Anlage besteht aus acht verschiedenen Komponenten In den ersten beiden Teilen werden Methan und Ammoniak aufbereitet In der Reinigungsanlage 1 wird Methan mit Hilfe eines Platin Katalysators gereinigt Im Verdampfer 2 wird flussiges Ammoniak verdampft und dann im Anlagenteil 3 mit Methangas in einem bestimmten Verhaltnis gemischt Um eine Russbildung im Syntheseofen zu verhindern wird ublicherweise ein leichter stochiometrischer Uberschuss an Ammoniak eingestellt Dann wird das Gasgemisch im Syntheseofen 4 bei 1 200 C bis 1 300 C durch dunne auf ihrer Innenwand mit einem Platinkatalysator beschichteten Keramikrohren geschickt Innerhalb der Keramikrohrchen findet die endotherme Reaktion statt 4 5 C H 4 N H 3 H C N 3 H 2 D H R 251 k J m o l displaystyle mathrm CH 4 NH 3 longrightarrow HCN 3 H 2 Delta H R 251 kJ mol nbsp Das Produktgemisch besteht zu ca 71 8 Vol aus Wasserstoff zu 22 9 Vol aus Cyanwasserstoff und zu 2 5 Vol aus uberschussigem Ammoniak Kleinere Mengen von unverbrauchtem Methan Kohlenstoffmonoxid und Stickstoff konnen ebenfalls nachgewiesen werden Dieses Gemisch wird zuerst im Gaskuhler 5 abgekuhlt und folgend in Turm 6 mit Schwefelsaure gewaschen wodurch das uberschussige Ammoniak von den Produkten getrennt wird 4 Hier findet folgende Reaktion statt 2 N H 3 H 2 S O 4 N H 4 2 S O 4 displaystyle mathrm 2 NH 3 H 2 SO 4 longrightarrow NH 4 2 SO 4 nbsp Anschliessend wird in 7 der Cyanwasserstoff vom Wasserstoff getrennt hier z B durch Absorption von HCN in Wasser Die Blausaure wird in der Destillationskolonne 8 vom Wasser getrennt wodurch wieder Cyanwasserstoffgas entsteht und aufgefangen werden kann 6 Die Ausbeute an Cyanwasserstoff betragt bezogen auf Methan 90 und bezogen auf Ammoniak 80 5 Varianten BearbeitenDas BMA Verfahren ist technisch nur von untergeordneter Bedeutung Anlagen zu dieser Synthese von Cyanwasserstoff befinden sich in Deutschland Belgien und den USA Evonik Degussa und in der Schweiz Lonza 6 Daneben existiert ein Verfahren bei dem Formamid in Wasser und Blausaure gespalten und bei BASF ausgeubt wird Zur Herstellung von Blausaure wird uberwiegend das Andrussow Verfahren angewandt insbesondere bei grosseren Mengen Das Andrussow Verfahren unterscheidet sich vom BMA Verfahren darin dass Sauerstoff in den Reaktor gefahren wird Die Reaktionswarme fur die Bildung von Blausaure wird durch die Verbrennung von Methan und teilweise von Ammoniak im Reaktionsgemisch selbst erzeugt so dass eine Warmeubertragung nicht erforderlich ist Des Weiteren fallen grossere Mengen an Cyanwasserstoff bei der Synthese von Acrylnitril im Rahmen des Sohio Prozesses an 1 Literatur BearbeitenManfred Baerns Arno Behr Axel Brehm Jurgen Gmehling Hanns Hofmann Ulfert Onken Technische Chemie Lehrbuch 480 Abbildungen 190 Tabellen Wiley VCH Verlag GmbH September 2006 gebunden XXIV733Einzelnachweise Bearbeiten a b Ulfert Onken Arno Behr Chemische Prozesskunde Lehrbuch der Technischen Chemie Band 3 1 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 13 687601 6 S 296 297 C T Kautter W Leitenberger Grosstechnische Herstellung von Cyanwasserstoff nach Andrussow In Chemieingenieurtechnik Band 25 Nr 12 Dezember 1953 S 697 701 doi 10 1002 cite 330251202 F Endter Die technische Synthese von Cyanwasserstoff aus Methan und Ammoniak ohne Zusatz von Sauerstoff In Chemieingenieurtechnik Band 30 Nr 5 Mai 1958 S 305 310 doi 10 1002 cite 330300506 a b F Endter Die technische Synthese von Cyanwasserstoff aus Methan und Ammoniak ohne Zusatz von Sauerstoff Chemieingenieurtechnik Nr 30 1958 S 305 310 doi 10 1002 cite 330300506 a b Wilhelm Keim Arno Behr Gunter Schmitt Grundlagen der Industriellen Chemie 1 Auflage Otto Salle Verlag GmbH amp Co Frankfurt am Main Verlag Sauerlander AG Aarau 1986 ISBN 3 7935 5490 2 Salle ISBN 3 7941 2553 3 Sauerlander S 313 314 a b Klaus Weissermel Hans Jurgen Arpe Industrielle Organische Chemie 5 Auflage Wiley VCH Verlag GmbH Weinheim 1998 ISBN 3 527 28856 2 S 50 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title BMA Verfahren amp oldid 216414703