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Auguste Luise Mohrmann 1 Marz 1891 in Essen 1 April 1967 in Berlin war eine deutsche Kinderpflegerin und Volksschullehrerin Mohrmann grundete den Reichsverband evangelischer Kindergartnerinnen Hortnerinnen und Jugendleiterinnen Deutschlands e V den sie bis 1953 leitete In der Zeit des Nationalsozialismus ubernahm sie die Leitung der Diakoniegemeinschaft unter deren Dach die evangelischen Schwesternschaften in der Reichsfachschaft deutscher Schwestern und Pflegerinnen und dem spateren Reichsbund freier Schwestern vertreten wurden Trotz ihrer Verdienste um die Erhaltung der grosstmoglichen Unabhangigkeit der von ihr vertretenen Diakoniegemeinschaft wird ihre Rolle in der Krankenpflege im Nationalsozialismus wegen ihrer geistigen Nahe zur nationalsozialistischen Ideologie pflegehistorisch kritisch betrachtet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Aufstieg in der Kinder und Jugendfursorge 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Leben nach 1945 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufstieg in der Kinder und Jugendfursorge BearbeitenAuguste Luise Mohrmann wurde als jungstes Kind des Tagelohners August und Wilhelmine Mohrmann am 1 Marz 1891 in Essen geboren 1910 begann sie am Kaiserswerther Lehrerseminar eine Ausbildung als Kleinkind und Volksschullehrerin sowie als Jugendleiterin 1914 kehrte sie nach Essen zuruck und ubernahm die Leitung der stadtischen Kindergarten Sie erkannte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einrichtungen der Kinder und Jugendfursorge und initiierte 1925 die Grundung des Reichsverbandes evangelischer Kindergartnerinnen Hortnerinnen und Jugendleiterinnen Deutschlands e V 2 Sie verstarkte dadurch die Verbindungen zwischen den diakonischen Mutterhausern und wurde aufgrund ihrer Kompetenz als Kleinkindpadagogin 1927 als Referentin fur den Bereich Kinderpflege und fursorge im Kaiserswerther Verband evangelischer Mutterhauser KWV eingesetzt Ein Jahr spater wurde sie zur Geschaftsfuhrerin der Konferenz fur christliche Kinderpflege ernannt 1929 ubernahm sie zusatzlich die Schriftleitung der Fachzeitschrift Christliche Kinderpflege 3 Auguste Mohrmann war rege schriftstellerisch tatig Sie veroffentlichte Beitrage u a zur Krankenpflege Kleinkindererziehung und religioser Erziehung Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenMohrmann trat im Fruhjahr 1933 der NSDAP bei Als unmittelbar nach dem Tag der nationalen Arbeit die freien Gewerkschaften aufgelost wurden und die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV in die NSDAP eingegliedert wurde waren die bislang unabhangigen grossen weltlichen und konfessionellen Schwesternverbande gezwungen sich der Reichsfachschaft Deutscher Schwestern und Pflegerinnen anzuschliessen Die evangelischen Schwesternschaften bisher durch die Innere Mission in der NSV vertreten traten der Reichsfachschaft als neugegrundete Diakoniegemeinschaft bei Die Leitung der Diakoniegemeinschaft und der damit rund 50 000 evangelischen Krankenschwestern wurde Auguste Mohrmann die inzwischen als Mitglied des Reichsausschusses fur Gesundheitsfursorge ans Reichsinnenministerium berufen wurde im September 1933 ubertragen Diese war zwar keine eingesegnete Diakonisse verfugte aber uber die fur das Amt notwendigen Verbindungen und Erfahrungen im Verwaltungsbereich und sie identifizierte sich offentlich mit der nationalsozialistischen Ideologie Die Machtfulle Mohrmanns in den 1930ern sowie ihr haufig beschriebenes selbstherrliches Auftreten brachte ihr bei den Diakonissen den Spitznamen Kaiserin Augusta ein Sie trat neben der NSDAP auch der NS Frauenschaft der Deutschen Arbeitsfront der NSV der Reichskulturkammer und dem Reichsluftschutzbund bei 4 nbsp Grabstein der Auguste Mohrmann auf dem Friedhof Lichtenrade in Berlin LichtenradeMohrmann setzte sich in ihrer Funktion insbesondere gegen die versuchte Vereinnahmung der evangelischen Schwesternverbande durch die nationalsozialistische Gesundheitsfuhrung unter Erich Hilgenfeldt zur Wehr So verhinderte sie beispielsweise durch die Grundung der Verbandsschwestern die Ubernahme der bei der Diakonie beschaftigten freien Schwestern den sogenannten Hilfsschwestern in den Reichsbund freier Schwestern Auf den von ihr unterzeichneten Fortbildungsnachweisen fur leitende Schwestern aus ihrem Verband erwahnte Mohrmann lediglich die besuchten systemkonformen Unterrichtseinheiten die zusatzlich angebotenen theologischen Seminare fanden keine Erwahnung Fur diese nicht ihrer Parteizugehorigkeit entsprechenden Handlungen zugunsten der Diakoniegemeinschaft wurde ihr 1939 obwohl die formalen Voraussetzungen fehlten der Titel einer Oberin verliehen 5 Diesem positiven Einsatz fur die ihr unterstellten evangelischen Schwestern widersprechen beispielsweise Berichte nach denen Mohrmann nichtarischen Diakonissen wie Margit Frankau keine Unterstutzung gewahrte und deren Verfolgung durch die Rassenideologie der Nationalsozialisten unwidersprochen hinnahm 6 Der Pflegehistoriker Wolff geht davon aus dass Mohrmann als evangelische Christin durchaus eine Reihe von Beruhrungspunkten fand in der ihre Ansichten mit der der Nationalsozialisten teilweise ubereinstimmten wie auch zwischen dem Kaiserswerther Verband und dem nationalsozialistischen Gedankengut starke Ubereinstimmungen in sozialen Punkten festgestellt und aktenkundig wurden 7 Im Jahr 1940 gab es am Deutschen Institut fur arztliche Mission in Tubingen Plane eine missionsarztliche Schwesternschaft mit Mutterhaus einzurichten Auguste Mohrmann wurde mit der Umsetzung dieser Plane betraut die sich jedoch im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs nicht umsetzen liessen 8 Leben nach 1945 BearbeitenMohrmann arbeitete nach ihrer Entnazifizierung weiterhin fur den KWV in der Geschaftsstelle Berlin 1946 wurde sie mit der Betreuung der Mutterhauser im Osten Deutschlands beauftragt Ihr Verhaltnis zu anderen einflussreichen Personlichkeiten der Pflege wie den Grunderinnen der Deutschen Schwesterngemeinschaft insbesondere Erna von Abendroth blieb in den Nachkriegsjahren schwierig und angespannt Mohrmann wurde auf dem Friedhof des Diakonissenmutterhauses Salem einer Sonderabteilung des Friedhofs Lichtenrade beigesetzt Literatur BearbeitenLiselotte Katscher Krankenpflege und Drittes Reich Der Weg der Schwesternschaft des Evangelischen Diakonievereins 1933 1939 Diakonie Verlag 1994 ISBN 3 923110 63 4 Heide Marie Lauterer Liebestatigkeit fur die Volksgemeinschaft Vandenhoeck amp Ruprecht 1994 ISBN 3 525 55722 1 Horst Peter Wolff Mohrmann Auguste In Horst Peter Wolff Hrsg Lexikon zur Pflegegeschichte Who was who in nursing history Urban amp Fischer 2001 ISBN 3 437 26670 5 S 160 161 Kaiserwerther Verband deutscher Diakonissen Mutterhauser e V Hrsg Du stellst meine Fusse auf weiten Raum 100 Jahre Kaiserwerther Verband deutscher Diakonissen Mutterhauser Berlin 2016 Manfred Berger Zwischen Angleichung und Widerstand Zum 100 Geburtstag von Auguste Mohrmann in Theorie und Praxis der Sozialpadagogik 1991 H 2 S 107 111 Manfred Berger Mohrmann Auguste Luise in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 398f Karin Engels Medizin und Mission Das Deutsche Institut fur arztliche Mission in Tubingen Arztliches Engagement in deutschen evangelischen Missionen vom Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Hier Die Idee einer missionsarztlichen Schwesternschaft mit Mutterhaus am Difam Inaugural Dissertation Ruprecht Karls Universitat Heidelberg akademischer Betreuer Wolfgang U Eckart Heidelberg 2018 S 362 f Weblinks BearbeitenManfred Berger Frauen in der Geschichte des Kindergartens Schwester Auguste MohrmannEinzelnachweise Bearbeiten Historische Pflegeforschung Memento vom 24 Oktober 2007 im Internet Archive Spatere Umbenennung zum Bundesverband Evangelischer Erzieherinnen und Sozialpadagoginnen e V Manfred Berger Frauen in der Geschichte des Kindergartens Schwester Auguste Mohrmann Heide Marie Lauterer Liebestatigkeit fur die Volksgemeinschaft Vandenhoeck amp Ruprecht 1994 ISBN 3 525 55722 1 S 64 Kaiserwerther Verband 2016 S 22 Margit Frankau auf Gerechte der Pflege Heide Marie Lauterer Liebestatigkeit fur die Volksgemeinschaft Vandenhoeck amp Ruprecht 1994 ISBN 3 525 55722 1 S 70 72 Karin Engels Medizin und Mission Das Deutsche Institut fur arztliche Mission in Tubingen Arztliches Engagement in deutschen evangelischen Missionen vom Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Hier Die Idee einer missionsarztlichen Schwesternschaft mit Mutterhaus am Difam Inaugural Dissertation Ruprecht Karls Universitat Heidelberg akademischer Betreuer Wolfgang U Eckart Heidelberg 2018 S 362 f Normdaten Person GND 189554177 lobid OGND AKS VIAF 220551759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mohrmann AugusteALTERNATIVNAMEN Mohrmann Auguste LuiseKURZBESCHREIBUNG deutsche Kinderpadagogin und Leiterin der Diakoniegemeinschaft in der Zeit des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 1 Marz 1891GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 1 April 1967STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auguste Mohrmann amp oldid 235884623