www.wikidata.de-de.nina.az
Atelierwand ist ein Gemalde von Adolph von Menzel aus dem Jahr 1872 Es befindet sich in der Hamburger Kunsthalle AtelierwandAdolph von Menzel 1872Ol auf Leinwand111 79 3 cmHamburger KunsthalleVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Von Menzel sind zwei Gemalde mit dem Titel Atelierwand uberliefert das altere stammt aus dem Jahr 1852 und befindet sich heute in der Alten Nationalgalerie in Berlin Es zeigt Abformungen und Praparate oder Modelle 1 menschlicher Gliedmassen und einen Schadel 2 Zwanzig Jahre spater befasste sich Adolph von Menzel noch einmal mit dem Thema Dieses zweite Bild wurde 1896 von Alfred Lichtwark erworben und gehort seitdem zu den wichtigsten Exponaten der Hamburger Kunsthalle Lichtwark war besonders von der Behandlung von Licht und Schatten auf dem Gemalde fasziniert und sah darin eine Beziehung zu dem allerdings deutlich fruher gemalten Bild Uberfall bei Hochkirch von 1856 3 Eine Einordnung des Bildes in gangige Gattungsdefinitionen stellt den Betrachter vor Schwierigkeiten Stephanie Hauschild stellte fest Es stellt zwar eine Wand in einem Maleratelier dar aber ein echtes Atelierbild wie es etwa Velazquez schildert scheint es nicht zu sein Es ruckt die unbelebte Welt der Dinge in den Vordergrund aber wie ein echtes Stillleben wirkt es trotzdem nicht Die fragmentarische Form und die rasante Tiefenflucht passen weder zu dem einen noch zu dem anderen 4 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Rezeption 3 Ausstellung 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenAdolph von Menzel stellte auf dem Gemalde einen Wandabschnitt seines Ateliers in der Potsdamer Strasse 7 dar das er von 1871 bis 1875 nutzte 5 Zentrales Motiv sind diverse von unten her beleuchtete Gipsabgusse und Arbeitsmaterialien die an Holzleisten hangen welche an einer rot gestrichenen oder tapezierten Wand angebracht sind Von Gemalden die offenbar auch an dieser Wand hingen sind nur kleine Ausschnitte und vergoldete Rahmen am Rand des hochformatigen Bildes zu sehen Die horizontal angebrachten Holzleisten auf dem Gemalde betonen die Perspektive deren Fluchtpunkt sehr tief links unten 6 sitzt Stephanie Hauschild sieht darin wie in anderen ungewohnlichen Perspektiven die Menzel gewahlt habe eine Auseinandersetzung mit Seherfahrungen des kleingewachsenen Kunstlers 7 doch ist andererseits zu bedenken dass dieser Blickwinkel bei Ausnutzung der mutmasslich nicht ganz geringen Raumhohe des Ateliers leicht zustande kommen konnte Er ermoglicht jedenfalls einen Blick auf die Unterkanten etlicher Gipsabgusse und damit die Erkenntnis dass diese hohl sind Auf mittlerer Hohe hangen zwei Torsi die laut Stephanie Hauschild eventuell der Venus von Milo und dem Laokoon zuzuordnen sind beide Darstellungen waren dann allerdings deutlich kleiner als die Originale Der weibliche Torso befindet sich etwa in der Bildmitte und erhalt das meiste Licht auch scheint er aus hellerem Material hergestellt zu sein als der mannliche Torso rechts daneben Er endet knapp unterhalb des Bauchnabels wahrend der mannliche Torso schon weiter oben glatt abgeschnitten ist Rechts unterhalb des weiblichen Torsos hangt eine ebenfalls hell angestrahlte und aus hellem Material hergestellte im Verhaltnis sehr gross wirkende linke Hand deren rechter Zeigefinger nicht mehr vollstandig ist Hauschild deutet dies als Hinweis auf Menzels Linkshandigkeit Auf der anderen Seite des weiblichen Torsos unmittelbar neben der hell angestrahlten rechten Brust ist die Totenmaske des mit Menzel befreundeten Kunsthistorikers Friedrich Eggers zu sehen Dieser Kopf ist nach vorn geneigt die Augen geschlossen oder zumindest niedergeschlagen das Material graugelblich Daneben schliesst sich die etwas hellere Maske eines bartigen Mannes an neben der die Ausformung eines Hundekopfes 8 unter einem Tierschadel hangt In der unteren Reihe hangen rechts und links der bereits erwahnten grossen Hand und eines Bundels mit Handwerkszeug weitere vier Totenmasken zwei in der rechten unteren Bildecke zwei links Laut Stephanie Hauschild handelt es sich um Dante und Schiller eine unidentifizierte Person und in der rechten Ecke entweder Goethe oder Wagner 9 In der oberen Reihe sind sechs Portratkopfe bzw Masken zu sehen zwei davon von Kindern oder Putten Darunter ist auch Menzels Selbstportrat laut Hauschild zwar in Form einer Totenmaske dargestellt jedoch mit erhobenem Blick 10 ausserdem ein Portrat Friedrichs des Grossen 3 Rezeption BearbeitenDas Bild fand einerseits aufgrund seiner neuartigen Komposition Beachtung Werner Hofmann etwa bezeichnete das Gemalde als verschlusseltes Manifest 11 Menzel der mit den Bildkonventionen des 19 Jahrhunderts brach gehorte zu den Malern die die Asthetik des Fragments entdeckten und keine Unterschiede zwischen der Wertigkeit der abgebildeten Gegenstande machten Seine Assemblagen aus Bruchstucken sieht Hofmann als Vorboten der surrealistischen Gegenstandskombinatorik des 20 Jahrhunderts 11 Andererseits wurde der biographische Bezug des Gemaldes in den Blick genommen Die zentral ins Bild geruckte Totenmaske des Kunsthistorikers Friedrich Eggers der 1872 verstarb gibt der Darstellung den Charakter eines Gedenkbildes 11 Schliesslich lasst sich das Gemalde auch ganz allgemein als Umsetzung des Themas Memento mori sehen und schliesst damit an eine lange kunstlerische Tradition an Totenmasken Bruchstucke und Schadel konnen als Symbole der Verganglichkeit gesehen werden Schere und Faden sind zwar auch Handwerkszeug des Bildhauers und als solche dem Interieur eines Ateliers zugehorig gehoren aber gleichzeitig zu den Attributen der Parzen die den Lebensfaden abschneiden Ein anonymer Autor meinte Allgemeiner betrachtet erinnert die gespensterhafte Natur all dieser Gussformen an die ausgeschlachteten Rustungen die Menzel im Winter 1866 67 kurz nach Vollendung einer anstrengenden Phase schopferischer Arbeit im Zeughaus des koniglichen Schlosses malte In der Atelierwand prasentiert Menzel weder ein beliebiges Nebeneinander von Objekten noch ein allegorisches Schema sondern vermittelt stattdessen das eindringliche kurzlebige Wesen von grundlegenden Aspekten der menschlichen Existenz Im Oktober 1872 dem in der Ecke dieses Gemaldes eingetragenen Datum hatte Menzel bereits die Arbeit am Eisenwalzwerk 1875 vollendet aufgenommen 12 Andres Castro schrieb ein Gedicht uber das Gemalde mit dem Titel Atelierwand 1872 13 Er versuchte dabei keine Identifizierung der dargestellten Personen sondern konzentrierte sich auf die Stimmung des Bildes und die Wirkungen des Lichtes Ausstellung BearbeitenIm Jahr 2008 wurde das Gemalde in der Ausstellung Adolph Menzel und Lois Renner Das Kunstleratelier in Hamburg zusammen mit Arbeiten des Fotografen Lois Renner gezeigt 11 nbsp Atelierwand 1852 nbsp Uberfall 1856 nbsp Eisenwalzwerk 1872 1875 Einzelnachweise Bearbeiten Stillleben mit Votivgaben auf www fritzgriebel de uni giessen de Arbeitsvorhaben Dr Sabine Heiser Das Fragment als Gedachtnismedium Memento vom 19 Dezember 2005 im Internet Archive a b Gisela Hopp Menzels Atelierwand als Bildtrager von Gedanken uber Kriegsnot und Machtmissbrauch in Jahrbuch der Berliner Museen 41 Bd Beiheft Adolph Menzel im Labyrinth der Wahrnehmung Kolloquium anlasslich der Berliner Menzel Ausstellung 1997 1999 S 131 138 hier S 131 Stephanie Hauschild Maler Modelle Mazene Geschichte und Symbolik der Portratmalerei Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2008 ISBN 978 3 7995 0811 7 S 114 So Stephanie Hauschild Maler Modelle Mazene Geschichte und Symbolik der Portratmalerei Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2008 ISBN 978 3 7995 0811 7 S 113 wohingegen hier davon ausgegangen wird es handle sich um das Atelier in der Ritterstrasse Hauschild geht in ihrem Werk Maler Modelle Mazene detailliert auf die Bildinhalte ein problematisch ist aber dass das Gemalde in ihrem Buch spiegelverkehrt abgebildet ist Ihre Beschreibung bezieht sich jedoch offenbar auf das ungespiegelte Original Stephanie Hauschild Maler Modelle Mazene Geschichte und Symbolik der Portratmalerei Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2008 ISBN 978 3 7995 0811 7 S 114 Andres Castro deutet das Tier als Deutschen Schaferhund vgl sein Gedicht Stephanie Hauschild Maler Modelle Mazene Geschichte und Symbolik der Portratmalerei Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2008 ISBN 978 3 7995 0811 7 S 114 Stephanie Hauschild Maler Modelle Mazene Geschichte und Symbolik der Portratmalerei Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2008 ISBN 978 3 7995 0811 7 S 116 a b c d Hamburger Kunsthalle Adolph Menzel und Lois Renner Das Kunstleratelier Abgerufen am 23 Mai 2021 Deutung des Bildes auf germanhistorydocs ghi dc org Andres Castro Atelierwand 1872 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atelierwand 1872 amp oldid 226926513