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Der Artikel 9 der japanischen Verfassung ist ein Absatz in der derzeitigen japanischen Verfassung von 1946 der kriegerische Aktivitaten sowie den Unterhalt von Streitkraften verbietet Inhaltsverzeichnis 1 Text 2 Debatte 2 1 Geschichte 3 Quellen 4 EinzelnachweiseText BearbeitenText auf Japanisch 第九条 日本国民は 正義と秩序を基調とする国際平和を誠実に希求し 国権の発動たる戦争と 武力による威嚇又は武力の行使は 国際紛争を解決する手段としては 永久にこれを放棄する 二 前項の目的を達するため 陸海空軍その他の戦力は これを保持しない 国の交戦権は これを認めない Ubersetzung auf Deutsch Art 9 1In aufrichtigem Streben nach einem auf Gerechtigkeit und Ordnung gegrundeten internationalen Frieden verzichtet das japanische Volk fur alle Zeiten auf den Krieg als ein souveranes Recht der Nation und auf die Androhung oder Ausubung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten 2Um das Ziel des vorhergehenden Absatzes zu erreichen werden keine Land See und Luftstreitkrafte oder sonstige Kriegsmittel unterhalten Ein Recht des Staates zur Kriegfuhrung wird nicht anerkannt Debatte BearbeitenDie Auslegung des Artikels in Bezug auf die japanischen Selbstverteidigungsstreitkrafte ist umstritten Seitens der politischen Rechten wurde seine Abschaffung oder Anderung gefordert Vor dem Hintergrund der wachsenden militarischen Macht der Volksrepublik China beschloss die rechtskonservative Regierung unter Premierminister Shinzō Abe im Juli 2014 eine Neuinterpretation der Verfassung und damit die Einfuhrung einer neuen Militardoktrin Nach einer erfolgreichen Parlamentsabstimmung im September 2015 darf Japan fortan das Recht zur kollektiven Selbstverteidigung anwenden und in Konflikten an der Seite von Verbundeten kampfen selbst wenn es nicht direkt angegriffen wird 1 Geschichte Bearbeiten Wahrend der Besatzungszeit interpretierten sowohl die spatere hoshu honryu konservative Hauptstromung um Premierminister Yoshida Shigeru wie die politische Linke den Artikel als strenge Einschrankung militarischer Kapazitaten und teilweise als Verbot jeglicher Streitkrafte wahrend die spatere hoshu bōryu konservative Nebenstromung anti mainstream aus Liberalen und Konservativen um Hatoyama Ichirō Ashida Hitoshi und Shigemitsu Mamoru eine Wiederbewaffnung und eine Teil Emanzipation von den Vereinigten Staaten forderte Zugleich begannen die USA bereits vor dem ersten Sicherheitsvertrag von 1952 einen Beitrag Japans zur eigenen Verteidigung zu fordern Als 1954 mit Hatoyamas Nebenstromung die Revisionisten die politische Fuhrung ubernahmen anderte sich die Interpretation von Artikel 9 dahingehend dass er ein Verbot militarischer Kapazitaten nur jenseits des notwendigen Mindestmasses fur eine Verteidigung gegen direkte Angriffe darstellte Damit wurde die Schaffung der Selbstverteidigungsstreitkrafte gedeckt Mit der Grundung der Liberaldemokratischen Partei LDP 1955 verstandigten sich beide konservativen Stromungen unter dem Druck der Sozialistischen Partei Japans die insbesondere in ihrem linken Flugel eine streng pazifistische Auslegung von Artikel 9 verfolgte auf diesen Grundkonsens Allerdings weiteten die Hatoyama Anhanger die bis 1960 die Regierung fuhrten den potentiellen Spielraum dieser Interpretation weiter aus So erklarte Kishi Nobusuke Kishi Faktion hoshu bōryu 1957 dass es fur Japan nicht verfassungswidrig ware sich nuklear zu bewaffnen auch wenn es zurzeit nicht die Absicht dazu habe In den teilweise gewaltsamen Protesten der politischen Linken gegen den Sicherheitsvertrag und seine Neuauflage von 1960 in den 1950ern und 1960ern entwickelte sich Artikel 9 zu einem zentralen Argument im politischen Streit mit der politischen Rechten um die Aussen und Sicherheitspolitik Die Regierung die nach Kishi bis in die 1970er Jahre wieder unter Kontrolle der Yoshida Anhanger der Hauptstromung stand blieb zwar bei ihrer Position beschrankte aber das Wachstum der Militarausgaben 1955 1 78 Prozent des Bruttoinlandsproduktes 1967 lt 1 1976 wurde die Begrenzung der Verteidigungsausgaben auf 1 des BIP per Kabinettsbeschluss festgeschrieben 2 Als Koizumi Jun ichirō Mori Faktion hoshu bōryu nach 2001 mit der japanischen Teilnahme am Irakeinsatz die Interpretation von Artikel 9 auf eine Form der kollektiven Verteidigung ausdehnte heizte sich die Debatte um Artikel 9 erneut auf Die politische Linke sah Koizumis Antiterrorgesetz und den Auslandseinsatz als verfassungswidrig an Auch das Legislativburo des Kabinetts betrachtete die kollektive Verteidigung als nicht durch die Verfassung gedeckt revidierte aber seine Ansicht unter dem Druck der Regierung namentlich Kabinettssekretar Fukuda und seinem Stellvertreter Abe Da japanische Soldaten im Irak primar an einer humanitaren Wiederaufbaumission beteiligt seien handele es sich nicht um einen Fall kollektiver Verteidigung 3 2005 sprach sich in Umfragen etwa die Halfte der Befragten fur eine Anderung von Artikel 9 aus wie sie von Teilen sowohl der LDP als auch der Demokratischen Partei vorgeschlagen wurde 4 In einer 2020 durchgefuhrten Umfrage sprachen sich 69 Prozent der Befragten dagegen aus 5 Quellen BearbeitenJapanische Verfassung japanisch Japanische Verfassung Memento vom 19 Mai 2007 im Internet Archive deutsch Einzelnachweise Bearbeiten Abkehr vom Pazifismus Japan darf Soldaten ins Ausland schicken bei faz net 19 September 2015 abgerufen am 20 September 2015 Richard J Samuels Securing Japan Tokyo s grand strategy and the future of East Asia Cornell University Press Ithaca 2008 ISBN 978 0 8014 7490 3 darin insb Kap 2 S 38 59 Baking the Pacifist Loaf Samuels S 94 99 De facto collective self defense Samuels S 81 f 69 oppose change to Japanese Constitution s war renouncing Article 9 poll shows Zeitungsartikel Nicht mehr online verfugbar The Japan Times welche JIJI zitiert 22 Juni 2020 archiviert vom Original am 11 Juni 2021 abgerufen am 8 Juli 2022 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artikel 9 der japanischen Verfassung amp oldid 224345037