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Im Jahr 1626 erschien die durch Martin Opitz ubersetzte deutsche Version der Argenis in Breslau Der vollstandige Titel lautet Johann Barclayens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen Mit schonen Kupfer Figuren Nach dem Frantzosischen Exemplar Inn Verlegung David Mullers Buchandlers Inn Bresslaw 1626 Ihren Ursprung findet die Ubersetzung in John Barclays Roman Argenis 1621 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungskontext 2 Die Ubersetzungsvorlage John Barclays Argenis 3 Opitzʼ Ubersetzung der Argenis 4 Fortsetzung Der Argenis Anderer Theyl 5 Ausgaben 6 Literatur 7 BelegeEntstehungskontext BearbeitenDer neulateinische Staatsroman 1 Argenis von John Barclay erfreute sich im 17 Jahrhundert einer euphorischen Beliebtheit Das Prosastuck wurde in 13 europaische Sprachen ubersetzt 2 Der Roman wurde postum in Paris im Jahre 1621 veroffentlicht Die Tatsache dass der originale Roman von Barclay so haufig ubersetzt wurde und Fortsetzungen von anderen Autoren folgten lasst seine ausserordentliche Relevanz erahnen 3 Die Fortsetzungen wurden jedoch nicht mehr von Barclay selbst verfasst sondern gehen etwa auf den Franzosen A M de Mouchemberg 1625 den Benediktiner Louis Gabriel Bugnot 1669 oder auch den Spanier Don Ioseph Pellicer de Salas y Tobar zuruck Als Opitz sich entschloss den Roman ins Deutsche zu ubersetzen kam es zu Komplikationen Opitz selbst distanzierte sich von der von seinem Verleger David Muller verfassten Widmung an die noch lebenden vier Sohne des Johann Christian Herzog von Brieg Georg 1611 1664 Ludwig 1616 1663 Rudolf 1617 1633 und Christian 1618 1672 in der ihn dieser ausdrucklich als Lohnschreiber hervorhebt 4 Es war nicht gangig dies zu erwahnen was Opitz dementsprechend in seiner Stellung als freischaffender Dichter degradierte Sein Verleger merkte an dass es mehrere Fehler in dem Werk gabe und sprach diesen Umstand Opitzʼ weiterer Anstellung am Hofe der Dohna zu Mit dem Zusatz es ware eine Frage der Zeit gewesen entschuldigte er diese Missgeschicke jedoch ohne sie jemals anzugeben geschweige denn zu verbessern 5 An dieser Stelle ist jedoch noch zu erwahnen dass Ubersetzungs oder auch Druckfehler keine Seltenheit bei Opitz waren sei es nun der eigenen Unwilligkeit seine Werke Korrektur zu lesen oder auch seinen vielen Auftragen geschuldet 6 Die Ubersetzungsvorlage John Barclays Argenis BearbeitenJohn Barclay war ein schottischer Dichter und Satiriker Aus seiner Feder stammt das Werk der Argenis 1621 Dieses ist ein sehr vielschichtiges Werk welches eng mit dem politischen Denken und den tagespolitischen Themen der Zeit des Autors verknupft ist Barclay selbst wird als Wegbereiter des neulateinisch romischen Literaturbarocks beschrieben 7 Daher gilt der Roman als Lehre welche auf die Sittsamkeit und das angemessen Verhalten der Fursten abzielt Er reiht sich daher in eine politische Sphare ein die Barclay als entscheidendes Moment in seinem Roman heraushebt 8 Es wird ein idealer absolutistischer Staat und ein parteipolitisches Pamphlet gegen die Hugenotten welches zugleich Entwurf und Utopie eines Staates darstellt gezeichnet 9 Des Weiteren gilt der Roman nicht nur als Staats sondern auch als Schlusselroman da jeder Name und jedes Element in Barclays Argenis auf reale Personen Orte usw verweisen und somit eine weitere Ebene hinter dem wortlich geschriebenen Inhalt entsteht Beispielsweise wird der Protagonist Poliarch der Held und Vorbild Monarch in der Argenis mit der historischen Person Konig Heinrich IV gleichgesetzt Zudem eroffnet sich eine allegorisch interpretierbare Sphare die sich auf die telling names Ebene des Romanes bezieht Dabei wird sich an den Charaktereigenschaften Tugenden und Laster n der Protagonisten bedient 10 So deutet der Name Argenis Titel des Romans und zugleich auch die Heldin des Epos in einer etymologischen Deutung auf eine Abstammung aus vornehmer oder furstlicher Familie hin 11 Auf intertextueller Ebene lassen sich literarische Anspielungen wie beispielsweise das Motiv des idealen Herrschers bezogen auf Petrarcas Argus finden 12 Fur eine intensivere Beschaftigung bietet sich der Personenschlussel von Susanne Siegl Mocavinis Dissertation an Sie stellt in ihren Personenschlusseln I und II jeweils die oszillierenden Bedeutungsebenen vor 13 Opitzʼ Ubersetzung der Argenis BearbeitenDas Titelblatt der Argenis verkundet Opitz habe sich bei der deutschen Ubersetzung ausschliesslich an einer franzosischen Ubersetzung von Barclays Roman orientiert ohne den lateinischen Ursprungstext in seine Ubersetzung einzubeziehen Es ist demnach davon auszugehen dass Opitz aus dem Franzosischen ubersetzte Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen dass ihm auch die lateinische Fassung vorlag und er die unterschiedlichen Texte im Ubersetzungsprozess kontaminierte 14 Vor allem bei Ubersetzungsschwierigkeiten bedingt durch fehlendes franzosisches Vokabular durfte er sich an dem lateinischen Original orientiert haben Eine Darbietung des lateinischen Staatsromans in deutscher Sprache war wohl ein wesentlicher Grund fur Opitzʼ Ubersetzung welcher in seinem Buch von der Deutschen Poeterey 1624 die erste deutsche Poetik darlegte Es sollte fortan nicht mehr darum gehen antike Stoffe sprachgerecht auf etwa Latein zu konzipieren sondern vielmehr darum die deutsche Sprache wieder kulturfahig zu machen 15 Zwar war Opitz dem Lateinischen nicht abgeneigt jedoch war er auch in seiner Ubersetzung der Argenis bestrebt deutsche Wortneuschaffungen einfliessen zu lassen um Fremdworter zu vermeiden Trotz dieses Bestrebens ist Opitzʼ Ubersetzung aber nicht frei von Fremd bzw Kunstwortern Diese waren vor allem dann nicht zu vermeiden wenn sie z B politisch oder rhetorisch konnotiert waren Schulz Behrend nennt an dieser Stelle Worter wie Regiment oder Rebellion 16 Insgesamt handelt es sich bei der Argenis nur um eine verhaltnismassig unkomplizierte Ubersetzung wobei sich der deutsche Sprachstil dem des Franzosischen und Lateinischen moglichst eng anzuschliessen sucht 17 Der Prosatext umfasst eine wie Schulz Behrend es betitelt Sprache welche eine gewisse Schwere beinhalte Dies ruhre vor allem daher dass lateinische Stilmittel sich nicht gut ins Deutsche ubertragen lassen 18 Fortsetzung Der Argenis Anderer Theyl BearbeitenDie erfolgreichste Weiterfuhrung welche von dem Franzosen A M de Mouchemberg verfasst wurde konnte der Qualitat des ersten Teils der Argenis von Barclay zwar nicht gerecht werden erlebte aber dennoch eine positive Resonanz bei den Lesern und wurde in mehreren Auflagen gedruckt sodass Mouchemberg 1626 sogar einen dritten Teil veroffentlichte 19 Daher war es auch fur Opitz lukrativ den zweiten Teil der Fassung von Mouchemberg ins Deutsche zu ubersetzen worum sein Verleger David Muller ihn dringend bat Noch bevor Opitz die Ubersetzung des ersten Teils der Argenis fertigstellen konnte veroffentlichte Mouchemberg 1625 seine Fortsetzung 1631 erschien auch Opitzʼ Ubersetzung des zweiten Teils Der Argenis Anderer Theyl welche im Wesentlichen auf der franzosischen Fassung Mouchembergs beruht Opitz soll sich jedoch bei Ubersetzungsschwierigkeiten an der lateinischen Ubersetzung von Gothofridus 1626 bedient haben Nicht nur die Fortsetzungen von Bugnot und Don Ioseph Pellicer de Salas y Tobar standen in der Kritik Auch die erfolgreichste der Ubersetzungen von Mouchemberg blieb nicht verschont Der Roman wurde als minderwertig angesehen da der Fokus auf die privat individuellen Aspekte der Liebe gerichtet wurde anstatt an die von Barclay intendierten Ziele der Vermittlung einer Staatstheorie anzuschliessen 20 Ausgaben BearbeitenMartin Opitz Johann Barclayens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen Mit schonen Kupfer Figuren Nach dem Frantzosischen Exemplar David Muller Breslau 1626 Martin Opitz Der Argenis Anderer Theyl Verdeutsht David Muller Breslau 1631 Literatur BearbeitenKarl Friedrich Schmid John Barclays Argenis Eine literarhistorische Untersuchung Berlin Leipzig 1904 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis In PMLA 70 1955 H 3 S 455 473 JSTOR 460050 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext Untersuchungen zum politischen Denken der Fruhen Neuzeit Fruhe Neuzeit Band 48 Niemeyer Tubingen 1999 Belege Bearbeiten George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 455 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext Untersuchungen zum politischen Denken der Fruhen Neuzeit Tubingen 1999 S 4 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 5 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 457 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 458 ff George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 459 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 26 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 4 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 9 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 30 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 20 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 20 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 25 ff George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 460 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 464 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 467 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 469 George Schulz Behrend Opitz Ubersetzung von Barclays Argenis S 468 Karl Friedrich Schmid John Barclays Argenis Eine literarhistorische Untersuchung Berlin Leipzig 1904 S 131 Susanne Siegl Mocavini John Barclays Argenis und ihr staatstheoretischer Kontext S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Argenis Opitz amp oldid 224299295