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Sir Angus Wilson als Angus Frank Johnstone Wilson geboren am 11 August 1913 in Bexhill East Sussex gestorben am 31 Mai 1991 in Bury Suffolk war ein englischer Schriftsteller Zeitgenossisch galt Wilson als einer der bedeutendsten englischen Romanciers nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs In seinen Werken griff er haufig in satirischer Uberspitzung Konflikte der englischen burgerlichen Gesellschaft in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts auf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk und Rezeption 3 Auszeichnungen 4 Veroffentlichungen Auswahl 4 1 Erzahlungen 4 2 Romane 4 3 Dramen 4 4 Literaturkritik und Literaturwissenschaft 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenAngus Wilson wurde als sechstes Kind von William und Maud Johnstone Wilson geboren der Vater war englischer die Mutter sudafrikanischer Herkunft Er besuchte von 1927 bis 1931 die Westminster School in London anschliessend studierte er Geschichte am Merton College in Oxford Von 1936 an arbeitete Wilson als Archivar beim Britischen Museum Im Zweiten Weltkrieg war Wilson von 1942 an als Mitarbeiter des Aussenministeriums in Bletchley Park mit der Entzifferung des gegnerischen Nachrichtenverkehrs beschaftigt Nach einem psychischen Zusammenbruch begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten zunachst als Form der Therapie 1 Nach Kriegsende kehrte Wilson 1946 als Bibliothekar im Lesesaal zum Britischen Museum zuruck wo er die Bekanntschaft Anthony Tony Garretts machte seines spateren Sekretars Mitarbeiters und lebenslangen Partners Wilson verliess seine Arbeitsstelle am Museum 1955 endgultig nachdem seine ersten Veroffentlichungen von der literarischen Kritik wie in der Offentlichkeit sehr erfolgreich aufgenommen worden waren In den folgenden Jahrzehnten verfasste er seine bekanntesten Romanwerke war ausserdem als Literaturwissenschaftler an Universitaten in Grossbritannien und in den USA tatig Von 1966 bis 1978 war er Professor fur Englische Literatur an der University of East Anglia wo er 1970 gemeinsam mit Malcolm Bradbury das dortige Creative Writing Programm begrundete 2 daruber hinaus hatte er Gastdozenturen an der University of Cambridge der Yale University der Johns Hopkins University und vielen anderen Universitaten 3 1985 ubersiedelte Wilson zusammen mit seinem Partner Anthony Garrett von Grossbritannien nach Frankreich er begrundete dies mit der Unzufriedenheit uber die Politik Margaret Thatchers 4 Der britische Literaturkritiker D J Taylor analysierte in einem Essay 2013 diese uberraschende Auswanderung allerdings dahingehend dass Wilson zunehmend unter dem Verlust der eigenen Bedeutung gelitten habe die Auswanderung konne verstanden werden als eine scarifying parable of what happens when a once celebrated writer somehow loses touch with the tenor of his time gruslige Parabel was passiert wenn ein einst gefeierter Schriftsteller irgendwie den Kontakt zur Grundstimmung seiner Zeit verliert 5 Die Auswanderung war nicht von Dauer wenige Jahre spater war Wilson durch Krankheiten und finanzielle Probleme gezwungen nach England zuruckzukehren wo er die letzten Jahre seines Lebens unterstutzt durch Hilfszahlungen seiner Freunde und eine Rente des Royal Literary Fund in einem Pflegeheim verbrachte geistig und korperlich gebrechlich geworden Am 31 Mai 1991 starb Wilson nach einem Schlaganfall 6 Der schriftliche Nachlass Wilsons ist nahezu vollstandig bei der Universitat Iowa archiviert 7 Werk und Rezeption BearbeitenDie ersten Veroffentlichungen Wilsons zwei Bande mit Erzahlungen The Wrong Set 1949 Such Darling Dodos 1950 machten den Autor schlagartig in Grossbritannien und den USA beruhmt er wurde fortan wahrgenommen als hellsichtiger und scharfzungiger Beobachter der Frustrationen und Probleme des englischen Burgertums der Kriegs und Nachkriegsjahre 8 Wilsons Biografin Margaret Drabble erinnert sich daran dass ihr erster uberwaltigender Leseeindruck der Erzahlungen darauf beruhte dass Wilson einerseits vor nichts und niemandem Respekt zeigte dass er andererseits gleichzeitig grausam und einfuhlsam seinen Figuren gegenuber sein konnte 9 Wilson war einer der ersten englischsprachigen Schriftsteller die offen und ganzlich unspektakular Homosexualitat in ihren Werken thematisierten so schon in seinem ersten Roman Hemlock and After von 1952 einer Darstellung homosexuellen Lebens im Grossbritannien der Nachkriegszeit Der Roman erkundet sexuelle Moralvorstellungen anhand der Erlebnisse eines bisexuellen Protagonisten zwischen gescheiterter Ehe und homosexuellen Affaren In den USA wo die fruheren Erzahlungen gefeiert worden waren war das Werk durch den amerikanischen Verlag Wilsons William Morrow wegen dieser Inhalte zunachst abgelehnt worden der Roman wurde dann aber nach der Veroffentlichung bei Viking mehrfach neu aufgelegt der Autor wurde als der neue Huter liberalen Gewissens angesehen 10 Auf diese dustere Parabel 11 folgte 1956 Anglo Saxon Attitudes eine satirische Gesellschaftskritik des englischen Universitatslebens in der Fulle der Charaktere und der unverstellten Harte der Darstellung an Charles Dickens erinnernd 12 Im dritten Roman The Middle Age of Mrs Eliot 1958 erzahlt Wilson von den schmerzhaften Selbstfindungsprozessen seiner Titelheldin einer Frau des englischen Mittelklassen Burgertums die nach dem sinnlos erscheinenden Tod ihres Ehemannes in eine plotzliche tiefe Krise gerat und sich gleichzeitig sozialem Abstieg gegenubersieht Der Roman wurde mit dem James Tait Black Memorial Prize ausgezeichnet 13 Wilson hatte mit diesem Roman eine neue Leserschicht erreicht die Mittelschicht im mittleren Alter 14 und weiter an internationaler Reputation gewonnen Rudolf Walter Leonhardt erwartete anlasslich der deutschen Ubersetzung 1960 dass Wilson nun auch in Deutschland zum Erfolgsautor werde 15 Der Autor galt mit diesen Werken international als einer der wichtigsten englischen Erzahler der Nachkriegszeit 16 in einer redaktionellen Notiz des Spiegel anlasslich der deutschsprachigen Erst Veroffentlichung einer Sammlung von Kurzgeschichten unter dem Titel Was fur reizende Vogel wurde Wilson schon 1959 als bekanntester Gesellschaftskritiker des heutigen England bezeichnet 17 Der gute Ruf bei der Literaturkritik blieb Wilson zunachst erhalten der Publikumserfolg dagegen schwand schon mit dem nachsten erzahlerisch experimentellen allegorischen Zukunftsroman The Old Men at the Zoo 1961 einer politischen Satire uber eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen England und anderen europaischen Machten Auch mit den folgenden Romanen Late Call 1964 und vor allem mit No Laughing Matter 1967 blieb Wilson noch im Gesprach die Werke wurden von der literarischen Kritik hochgelobt aber sie verkauften sich nicht mehr Die letzten beiden Romane As If By Magic 1973 und Setting the World on Fire 1980 werden von Margaret Drabble als kompromisslose Aufbruche charakterisiert sie konstatiert aber auch dass die Werke kaum noch zur Kenntnis genommen wurden 18 Von der ehemals hohen Wertschatzung durch die Leser und die literarische Kritik war in den letzten Lebensjahren Wilsons wenig geblieben Als Wilson 1985 verbittert nach Frankreich auswanderte war er zwar noch ein angesehenes Mitglied des britischen literarischen Establishments 1980 war er aufgrund seiner Verdienste um die englische Literatur in den personlichen Adelsstand erhoben worden 19 und seit 1982 war er Prasident der Royal Society of Literature ausserdem wurde Wilson 1980 als auswartiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen 20 aber seine Dichtungen waren nicht mehr nachgefragt und wurden nicht mehr verlegt Eine von Freunden nach seinem Tod zum Druck gebrachte Ausgabe gesammelter Werke blieb erfolglos 21 Wilson geriet in Vergessenheit wurde zum grossen aber unbekannten Romanschriftsteller 22 Auszeichnungen BearbeitenDie Auswahl der verzeichneten Ehrungen folgt der Darstellung der Universitat Iowa 23 Fellow of the Royal Society of Literature 1958 James Tait Black Memorial Prize fur The Middle Age of Mrs Eliot 1959 Commander of the Most Excellent Order of the British Empire CBE 1968 Companion of Literature der Royal Society of Literature 1972 Erhebung in den personlichen Adelsstand 1980 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters 1980 Prasident der Royal Society of Literature 1982 bis 1991 Ehrendoktorwurden der University of East Anglia University of Liverpool University of Sussex SorbonneVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenErzahlungen Bearbeiten The Wrong Set and Other Stories Erzahlungen 1949 Such Darling Dodos and Other Stories Erzahlungen 1950 A Bit Off the Map and Other Stories Erzahlungen 1957 In deutscher Sprache erschien eine Auswahl der Erzahlungen Wilsons unter dem Titel Was fur reizende Vogel Geschichten aus England Erzahlungen Aus dem Englischen von Wolfgang von Einsiedel und Hilde Spiel Insel Wiesbaden 1958 und dtv Munchen 1963 Romane Bearbeiten Hemlock and After Roman 1952 Anglo Saxon Attitudes Roman 1956 deutsch Spate Entdeckungen Roman Aus dem Englischen von Alexander Koval Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 01837 X The Middle Age of Mrs Eliot Roman 1958 deutsch Meg Eliot Aus dem Englischen Ubertragen von Helmut Lindemann Insel Verlag Wiesbaden 1960 The Old Men at the Zoo Roman 1961 deutsch Die alten Manner im Zoo Roman Aus dem Englischen Ubertragen von Peter Stadelmayer Insel Verlag Frankfurt am Main 1962 Late Call Roman 1964 deutsch Spater Ruf Roman Aus dem Englischen von Ursula von Zedlitz Fischer Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 596 28276 4 Auch fruhere Ausgaben bei Knaur Munchen No Laughing Matter Roman 1967 deutsch Kein Grund zum Lachen Roman Ins Deutsche ubertragen von Maria Dessauer Droemer Knaur Munchen Zurich 1973 ISBN 3 426 00299 X As If By Magic Roman 1973 deutsch Wie durch Magie Roman Deutsch von Werner Peterich Droemer Knaur Munchen Zurich 1975 ISBN 3 426 08871 1 Setting the World on Fire Roman 1980 deutsch Bruchiges Eis Roman Aus dem Englischen ubersetzt von Werner Peterich Suhrkamp Frankfurt 1986 ISBN 3 518 37836 8 Dramen Bearbeiten The Mulberry Bush Theaterstuck 1955Literaturkritik und Literaturwissenschaft Bearbeiten Emile Zola An Introductory Study of His Novels 1952 The World of Charles Dickens 1970 The Strange Ride Of Rudyard Kipling 1977Literatur BearbeitenPeter J Conradi Angus Wilson Northcote House Plymouth 1997 ISBN 0 7463 0803 5 Margaret Drabble Angus Wilson A Biography Secker amp Warburg London 1995 ISBN 0 436 20038 4 Michael Millgate Interview Angus Wilson The Art of Fiction No 20 In The Paris Review 17 Herbst Winter 1957 Gero von Wilpert Hrsg Lexikon der Weltliteratur Band 2 Biographisch bibliographisches Handworterbuch nach Autoren und anonymen Werken L Z Herausgegeben von Gero von Wilpert unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1997 ISBN 3 423 59050 5 S 1633 f Weblinks BearbeitenSoweit nicht anders vermerkt alle Weblinks zuletzt abgerufen am 14 Marz 2015 Literatur von und uber Angus Wilson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek University of Iowa Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note ohne Verfasserangabe Teil von Guide to the Angus Wilson Papers The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa Frederick P W McDowell The Angus Wilson Collection Webprasenz der University of Iowa Libraries Ursprunglich in Books at Iowa 10 April 1969 David John Taylor Angus Wilson From darling to dodo The Guardian 23 August 2013 Royal Society of Literature Angus Wilson A Celebration Anmerkung Festveranstaltung anlasslich des 100 Geburtstags des Schriftstellers Audio Dokumentation eines Podiumsgesprachs unter Vorsitz von Peter J Conradi mit Margaret Drabble Edmund Gordon und Ian McEwan Margaret Drabble Angus Wilson Cruel Kind Enemy of False Sentiment and Self Delusion The New York Times 29 Januar 1995 Anmerkungen BearbeitenSoweit nicht anders vermerkt Alle Weblinks in den Anmerkungen zuletzt abgerufen 14 Marz 2015 Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa fur die Tatigkeiten in Bletchley Park vgl den Eintrag in der Bletchley Park Role of Honour Chronologischer Lebenslauf Malcolm Bradburys malcolmbradbury com5 Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa David John Taylor Angus Wilson From darling to dodo The Guardian 23 August 20135 Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa Sammlungsnummer MSC0199 der University of Iowa Special Collections Collection Overview The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa Frederick P W McDowell The Angus Wilson Collection Webprasenz der University of Iowa Libraries Ursprunglich in Books at Iowa 10 April 19695 Margaret Drabble Angus Wilson Cruel Kind Enemy of False Sentiment and Self Delusion The New York Times 29 Januar 1995 Margaret Drabble Angus Wilson Cruel Kind Enemy of False Sentiment and Self 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Academy of Arts and Letters Honorary Members Angus Wilson Suchmaske abgerufen 29 Marz 2019 David John Taylor Angus Wilson From darling to dodo The Guardian 23 August 2013 Mark Davies Profile author Angus Wilson The great unknown novelist The Oxford Times 21 November 2013 Guide to the Angus Wilson Papers Biographical Note The University of Iowa Libraries Iowa City Iowa Normdaten Person GND 118772074 lobid OGND AKS LCCN n50015503 NDL 00461098 VIAF 99853190 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wilson AngusALTERNATIVNAMEN Wilson Angus Frank JohnstoneKURZBESCHREIBUNG britischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 11 August 1913GEBURTSORT Bexhill on SeaSTERBEDATUM 31 Mai 1991STERBEORT Bury St Edmunds Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angus Wilson amp oldid 232806898