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Dieser Artikel beschreibt eine psychische Storung zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs Algolagnie oder Lustschmerz im Sinne einvernehmlich gelebter Sexualpraktiken siehe BDSM Klassifikation nach ICD 10F65 5 Storung der SexualpraferenzICD 10 online WHO Version 2019 Algolagnie griechisch algos Schmerz und lagneia Wollust ist eine klinische Wortschopfung des ausgehenden 19 Jahrhunderts um die Lust am Zufugen und Empfangen von Schmerzreizen zu beschreiben Sexualpraferenz Der Begriff wurde durch die synonyme Bezeichnung Sadomasochismus weitgehend abgelost die passive Algolagnie wird durch Masochismus die aktive Algolagnie durch Sadismus ersetzt 1 Der passive Aspekt kann auch als Algophilie griechisch Philie Liebe Lustschmerz oder Schmerzgeilheit bezeichnet werden ein selten verwendeter Begriff fur Masochismus Uber diesen Begriff hinaus geht die Algomanie griechisch Manie Wahnsinn die das krankhafte Verlangen nach Schmerz beschreibt 2 Im Rahmen der sexualmedizinischen Diagnostik oder der Psychoanalyse wird Algolagnie analog zum Sadomasochismus dann als behandlungsbedurftig verstanden wenn die sexuelle Befriedigung ohne entsprechende Praktiken erschwert ist oder unmoglich erscheint und bei dem Betroffenen dadurch ein entsprechender Leidensdruck entsteht 3 Algolagnie ist als Teil des Formenkreises der Personlichkeits und Verhaltensstorungen als Storung der Sexualpraferenz in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ICD unter der Schlusselnummer F65 5 aufgefuhrt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung des Begriffs Algolagnie 2 Medizinische Einordnung und Abgrenzung 2 1 Algolagnie 2 2 Aktive Algolagnie 2 3 Passive Algolagnie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntwicklung des Begriffs Algolagnie BearbeitenIm Jahre 1886 verwendet Krafft Ebing vermutlich als erster den Begriff Sadismus um die Lust am Zufugen beziehungsweise Masochismus fur die Lust am Erleben von Schmerz zu beschreiben 5 Algolagnie taucht erstmals 1892 in den Schriften Schrenck Notzings als klinisches Kunstwort auf um die Gesamtheit dieser beiden beschriebenen Begriffe zu beschreiben 6 Seiner Auffassung nach bilden die beiden Auspragungen die beiden Pole innerhalb eines Gesamtkontinuums Sowohl diese Ansicht sowie die der strikten Trennung beider Neigungen sind bis heute verbreitet und werden mit der gleichen Argumentation verteidigt 7 Anfangs war der Ausdruck nicht sexuell konnotiert wurde aber kurze Zeit spater fur die bereits bekannte aber noch kaum wissenschaftlich erforschte sexuelle Erregung durch Empfang oder Zufugung von Schmerz unter dem Begriff passive und aktive Algolagnie angewandt Medizinische Einordnung und Abgrenzung BearbeitenAlgolagnie Bearbeiten Hauptartikel Sadomasochismus Analog zu ihrem Synonym Sadomasochismus wird die Algolagnie als sexuelle Devianz verstanden und wird als Storung der Sexualpraferenz unter der Schlusselnummer F65 6 aufgefuhrt 8 Im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders dem diagnostischen und statistischen Handbuch psychischer Storungen DSM IV das in den Vereinigten Staaten von der American Psychiatric Association Amerikanische Psychiatrische Vereinigung herausgegeben wird 9 wird die Algolagnie nur in ihrer passiven oder aktiven Auspragung aufgefuhrt Eine allgemeine Zuordnung wie im ICD findet nicht statt Einvernehmlich gelebte oder auch heimliche sexuelle Vorlieben fur sadomasochistische Praktiken im Sinne einer konsensuell erlebten Sexualitat erfullen in aller Regel die Kriterien fur die Diagnosestellung der Algolagnie im heutigen medizinischen Sinne nicht und sind eine soziologisch andersartige aber nicht seltene Auspragung der individuellen Sexualitat Eine Diagnosestellung darf demnach hinsichtlich der sexuell motivierten Auspragung dieser Storungen nur noch erfolgen wenn der Betroffene anders als durch die Ausubung sadistischer oder masochistischer Praktiken keine sexuelle Befriedigung erlangen kann oder seine eigene sadistisch oder masochistisch gepragte Sexualpraferenz selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumstanden eingeschrankt fuhlt oder anderweitig darunter leidet Die diagnostischen Kriterien unterscheiden sich daruber hinaus nicht sind aber nicht hierarchisch zu verstehen Aktive Algolagnie Bearbeiten nbsp Ein typisches zur Nervenreizung verwendetes Wartenbergrad Hauptartikel Sadismus Der Begriff aktive Algolagnie entspricht der Bezeichnung Sadismus 1 es kann prinzipiell zwischen sexuell motiviertem Handeln bei dem die Zufugung von Schmerz als sexuell lustvoll erlebt wird und nicht sexuell konnotiertem Sadismus unterschieden werden Die aktive Algolagnie wird als Storung der Sexualpraferenz in der ICD unter der Schlusselnummer F65 5 gelistet dabei muss die Diagnose noch durch eine Kennzeichnung hinsichtlich der sadistischen Auspragung erweitert werden Im DSM IV wird der Sadismus beziehungsweise die aktive Algolagnie unter der Nummer 302 84 gelistet 10 Passive Algolagnie Bearbeiten Hauptartikel Masochismus Der zu Masochismus synonyme Begriff passive Algolagnie oder Lustschmerz umschreibt das Empfinden von sexueller Lust beim Erfahren von bestimmten korperlichen Schmerzreizen wobei der Begriff auf das passive Empfinden von sexueller Stimulation durch Schmerz bezogen wird 1 Im ICD findet keine Prazisierung hinsichtlich des passiven Charakters dieser sexuellen Storung statt eine Diagnose nach Schlusselnummer F65 5 muss hinsichtlich der masochistischen Empfindung gekennzeichnet werden Im DSM IV kann die Diagnose der passiven Algolagnie direkt synonym zu der Diagnose Masochismus DSM IV 302 83 11 gestellt werden Literatur BearbeitenBrigitte Vetter Sexualitat Storungen Abweichungen Transsexualitat Schattauer Verlag Stuttgart u a 2007 ISBN 3 7945 2463 2 Peter Fiedler Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung Heterosexualitat Homosexualitat Transgenderismus und Paraphilien sexueller Missbrauch sexuelle Gewalt Beltz Verlag u a Weinheim u a 2004 ISBN 3 621 27517 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Algolagnie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Der Papiertiger Algolagnie Datenschlag Datenschlag Der Papiertiger SchmerzerotikEinzelnachweise Bearbeiten a b c Peter Fiedler Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung Heterosexualitat Homosexualitat Transgenderismus und Paraphilien sexueller Missbrauch sexuelle Gewalt Beltz PVU 2004 ISBN 3 621 27517 7 S 46 Uwe Henrik Peters Lexikon Psychiatrie Psychotherapie medizinische Psychologie Elsevier GmbH Deutschland 2007 ISBN 3 437 15061 8 S 17 Brigitte Vetter Sexualitat Storungen Abweichungen Transsexualitat Schattauer Verlag 2007 ISBN 3 7945 2463 2 S 233 und 237 http www dimdi de static de klassi diagnosen icd10 htmlgm2007 fr icd htm Link nicht abrufbar Dolf Zillmann Connections Between Sexuality and Aggression Lawrence Erlbaum Associates 1998 ISBN 0 8058 1906 1 S 14 Albert von Schrenck Notzing Die Suggestions Therapie bei krankhaften Erscheinungen des Geschlechtssinnes mit besonderer Berucksichtigung der contraren Sexualempfindung Enke Stuttgart 1892 Peter Fiedler Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung Heterosexualitat Homosexualitat Transgenderismus und Paraphilien BeltzPVU 2004 ISBN 3 621 27517 7 Kapitel 8 2 1 S 248 ff http www dimdi de static de klassi diagnosen icd10 htmlgm2007 fr icd htm Link nicht abrufbar Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM IV American Psychiatric Association Washington DC 1994 ISBN 0 89042 061 0 BehaveNet Diagnostic criteria for 302 84 Sexual Sadism Memento vom 16 Juli 2009 im Internet Archive DSM Diagnosekriterien in englischer Sprache Letzter abgerufen am 20 Februar 2009 BehaveNet Diagnostic criteria for 302 83 Sexual Masochism Memento vom 24 Februar 2012 im Internet Archive DSM Diagnosekriterien in englischer Sprache Abgerufen am 20 Februar 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algolagnie amp oldid 237054572