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Osenkopfnadeln auch Aunjetitzer Nadeln sind Gewandnadeln die etwa zwischen 2000 und 1750 v Chr gebrauchlich waren Sie sind eine Leitform der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur kommen aber auch in anderen Gebieten vor Der meist konisch nagelformige Kopf hat eine aufgesetzte Ose Die Nadeln sind haufig sabelformig gebogen der Schaft kann verziert sein Das Material war meist Bronze seltener auch Gold wie im Leubinger Hugel aber auch Knochen Sie dienten zum Befestigen der Kleidung und wurden fast ausschliesslich in Grabern oder Nekropolen gefunden sehr selten in Regionen mit Hohensiedlungen Die Gesamtzahl der Aunjetitzer Osenkopfnadeln im engeren Sinne belief sich im Juni 2016 auf 449 Exemplare aus 356 Befunden 1 Artefakte aus dem Furstengrab von Helmsdorf rechts oben Sabelnadel mit Oese n 3 Dabei fand sich die Nadel sowohl in Frauen als auch in Mannergrabern und auch Kindergraber weisen Osenkopfnadeln auf in Mitteldeutschland immerhin vier Kindergraber 2 Der Anspruch auf eine derartige Grabbeigabe war offenbar erblich und spiegelt eine strenge Hierarchie innerhalb der Gesellschaft wider 3 Auch jungste Kinder wurden mit ihnen ausgestattet Nadelpaare tauchen hingegen erst ab dem 7 Lebensjahr auf Goldene Nadeln tauchen bisher in Kindergrabern gar nicht auf Dabei muss nicht die Nadel selbst der Statusanzeiger gewesen sein sondern eher das Gewand das die Nadel zusammenhielt Wie entsprechende Korrosionsspuren erweisen steckte die Nadel bei der Grablegung zumindest in einigen Fallen im Gewand in das der Tote gekleidet oder das ihm beigegeben worden war Aus einem Grab aus Schiepzig stammt eine unverzierte Osenkopfnadel deren oberes Ende mit einer kittartigen Masse uberzogen ist vielleicht wurde sie als Werkzeug wiederverwendet 4 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitungsgebiet 2 Typologie 3 Rolle im Rahmen der Beigabensitten Statussymbol 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeVerbreitungsgebiet BearbeitenDie eigentliche Aunjetitzer Osenkopfnadel mit getrepptem Kopf und Strichfiederung ist streng an die Aunjetitzer Gebiete in Bohmen Mitteldeutschland und Mittelschlesien gebunden einzelne Nadeln gelangten allerdings bis nach Sudengland Helgoland Ungarn Serbien und Norditalien auch sind sie besonders haufig im sudbayerischen und niederosterreichischen Gebiet vertreten Dagegen sind Nadeln mit glattem Kopf und Rillenzier auch jenseits dieses Verbreitungsgebietes zu finden In Sachsen Anhalt sind innerhalb der Aunjetitzer Produktion die rillenverzierten Nadeln junger Die jungeren West Schweizer Osenkopfnadeln ebenso Imitate wie die von Seeland waren innerhalb dieses Kulturgeflechts von den jungeren Osenkopfnadeln mit Rillensegmenten inspiriert In der Westschweiz entstanden verschiedene Eigenschopfungen mit uberlangem Schaft und originellen Kopfformen die gelegentlich wieder in den Aunjetitzer Gebieten auftauchen Im westalpinen Raum wurden die Nadeln in Pfahlbausiedlungen entdeckt Die skandinavischen Nadeln vor allem auf Seeland wurden aus Knochen gefertigt Die zahlenmassige Dominanz Bohmens durfte auf die zahlreichen dort auffindbaren Graber die mitunter ganze Nekropolen bilden zuruckzufuhren sein wahrend etwa im Harzgebiet meist nur wenige Graber in der Nahe der Wohnhauser entstanden Typologie BearbeitenAn der Typologie der Osenkopfnadel hat sich seit der Arbeit von Abraham Lissauer 5 also seit 1907 nichts Grundlegendes geandert Er unterschied die Nadeln nach der Form ihres Kopfes sei er getreppt oder petschaftformig nach der Form des Schaftes wobei er gerade oder sabelformige Schafte und sabelformige Spitzen erkannte und der Schaftzier Bei letzterem unterschied er Zick zack bzw Fischgratmotiv oder horizontale Strichgruppe bzw unverzierte Formen Franziska Knoll und Harald Meller unterschieden anhand der besagten drei Unterscheidungsmerkmale also Kopfform Schaftform und Zier insgesamt sieben Typen Die lange gebrauchliche chronologische Unterteilung in altere unverzierte und jungere verzierte Nadeln ist nicht mehr haltbar Bei der Kopfform nach der die ubergreifende Typenbildung erfolgt werden funf Merkmale unterschieden namlich Petschaft Wulst getreppt die Ausformung als Ohr schliesslich eine dunne und breite Kopfplatte Beim Schaft dessen Form nicht an eine bestimmte Kopfform gebunden ist unterscheidet man zwischen gerade gekrummt und geknickt sowie solchen Nadeln mit sabelformiger Spitze Bei den Osen erscheinen runde trapezoid rechteckige und dreieckige Formen Im deutschen bohmischen und mahrischen Verbreitungsgebiet erscheinen bei deutlich uber 90 der Nadeln sabelformige Spitzen Nur in Polen herrscht die gerade Schaftform vor mit etwas mehr als der Halfte der Fundstucke Ahnliches gilt fur Sudbayern Osterreich und die Schweiz Fur die zeitliche Einordnung ist die Lange der Nadeln ein wichtiger Indikator Im Aunjetitzer Gebiet liegt ihre Lange zwischen 8 und 11 cm in der Schweiz uber 10 cm und bis zu 23 cm Sie sind junger und weisen einen verschliffenen petschaftformigen Kopf oder eine flache Platte auf Bei den Osen uberwiegt die halbrunde Form dreieckige spitze Formen finden sich in der Westschweiz rechteckige Osen treten meist mit getreppten Kopfen auf Schaft und Kopfzier bilden die Varianten der jeweiligen Typen Erstere kennen Zickzack Ornamente und waagerechte Rillenbundel Die Strichfiederung bei der Schaftzier Zickzack Ornament konzentriert sich im Kerngebiet der Aunjetitzer Kultur wurde zudem ausserhalb imitiert Auch die Zier des Kopfabschlusses konzentriert sich auf Bohmen Die Strichfiederung in Form von Fischgratmotiv oder waagrechten Reihen erscheint tendenziell fruher als die Schaft und Kopfzier aus Rillenbundeln Rolle im Rahmen der Beigabensitten Statussymbol Bearbeiten nbsp Die beiden goldenen Nadeln aus dem Leubinger Grabhugel bezeichnen ein Grab der hochsten Gesellschaftsschicht Die paarige Beigabe war auch in den nachstniederen Grabanlagen Mitteldeutschlands ublich dort allerdings als sehr viel leichtere goldene Schlafenringe von etwa 15 g Gewicht oder als bronzene Nadelpaare Etwa ab dem 21 Jahrhundert v Chr spiegelt sich die etablierte im Gegensatz zum Neolithikum nun steilere Hierarchie in der Gesellschaft auch in den Begrabnisstatten wider Dabei lasst sich erkennen dass die Vorgaben fur die Begrabnisse sehr streng waren um die etwa funf bis sechs Stufen in die sich die Gesellschaft nunmehr gliederte auch im Begrabniswesen sichtbar zu machen Dementsprechend variierte die Ausstattung von den Furstengrabern mit Goldornat uber beigabenreiche Graber mit goldenen Schlafenringen dann solche mit Metallbeigaben bis hin zu Grabern mit schlichter Keramikbeigabe und schliesslich beigabenlosen Bestattungen Im Gegensatz zu den meisten anderen Metallbeigaben ubergreift die Osenkopfnadel alle Graber oberhalb der armeren Grabkategorien in denen Metall nicht vorkam Osenkopfnadeln aus Gold waren dabei den Fursten von Leubingen und Helmsdorf beigegeben Wahrend also die oberste Schicht Goldornat als Beigabe erhielt war es in der nachstniederen nur goldener Haarschmuck Die dritte Schicht weist eine Binnengliederung auf denn ihre Graber wiesen zum Teil Waffenbeigaben meist Dolche aus Bronze auf wahrend andere ohne Waffen blieben In beiden Gruppen dieser dritten Schicht tauchen nur einzelne Nadeln auf also keine Paare Die beiden unteren Schichten wiesen entweder Keramikbeigaben auf oder waren beigabenlos jedenfalls erscheinen dort keine Osenkopfnadeln In Mitteldeutschland waren in etwa einem Viertel der Graber mit Osenkopfnadeln namlich in 21 Grabern diese Nadeln die einzige Grabbeigabe Literatur BearbeitenFranziska Knoll Harald Meller Die Osenkopfnadel Ein Klassen verbindendes Trachtelement der Aunjetitzer Kultur Ein Beitrag zu Kontext Interpretation und Typochronologie der mitteldeutschen Exemplare in Harald Meller Hans Peter Hahn Reinhard Jung Roberto Risch Hrsg Arm und Reich Zur Ressourcenverteilung in prahistorischen Gesellschaften Rich and Poor Competing for resources in prehistoric societies 8 Mitteldeutscher Archaologentag vom 22 bis 24 Oktober 2o15 in Halle Saale Tagungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Halle 14 II Halle 2016 S 283 370 academia edu Weblinks BearbeitenHauptlingsgraber der Aunjetitzer Kultur 2200 1800 BC auf Archaologie OnlineBelege Bearbeiten Knoll Meller S 284 und Anm 9 Knoll Meller S 300 Knoll Meller S 283 Andrea Moser Ein Aunjetitzer Grab mit Bronzen aus Schiepzig Ldkr Saalekreis Landesmuseum fur Vorgeschichte Halle Fund des Monats Juli 2008 http www lda lsa de landesmuseum fuer vorgeschichte fund des monats 2008 juli Abraham Lissauer Die Typenkarte der altesten Gewandnadeln in Zeitschrift fur Ethnologie 39 1907 785 831 hier S 791 793 und 808 813 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osenkopfnadel amp oldid 214527116