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Emile Anizan 6 Januar 1853 in Artenay 1 Mai 1928 in Paris war ein franzosischer romisch katholischer Geistlicher und Sozialkatholik Oberer der Patres und Bruder vom Heiligen Vinzenz von Paul und Grunder der Sohne der christlichen Liebe Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung zum Priester 2 Schwieriger Eintritt in die Kongregation 3 Apostel der Armen und Arbeiter 4 Wahl zum Oberen und Absetzung 5 Militarseelsorger 6 Neue Grundung 7 Papstliche Anerkennung der Kongregation und Tod 8 Werke 9 Literatur 10 WeblinksHerkunft und Ausbildung zum Priester BearbeitenJean Emile Anizans Vater war Arzt Verwandte seiner Mutter waren Romain Frederic Gallard Bischof von Meaux und Constant Gallard Kaplan der Kaiserin Eugenie Er wuchs als drittes von vier uberlebenden Kindern auf und ging zuerst in Artenay zur Schule wo er Charles Gibier 1849 1931 den spateren Bischof von Versailles zum Mitschuler hatte Mit neun Jahren kam er ins Internat nach Orleans Ab 1872 besuchte er das Priesterseminar der Sulpizianer in Paris Schwieriger Eintritt in die Kongregation Bearbeiten1874 entdeckte er die Religiosen vom Heiligen Vinzenz von Paul traf mit deren Grunder Jean Leon Le Prevost zusammen und beschloss sein Leben als Priester in den Dienst der Armen zu stellen Als er 1877 zum Priester geweiht wurde scheiterte jedoch sein Eintrittsversuch am Widerstand der Bischofe Felix Dupanloup bis 1878 und Pierre Hector Coullie Ab 1878 war er Kaplan in Olivet ab 1885 in Orleans in einer Gemeinde die vor allem von Arbeitern bevolkert war Nachdem er in eine personliche Krise geraten war erlaubte ihm 1886 endlich Bischof Coullie den Eintritt in die Kongregation der Religiosen vom Heiligen Vinzenz von Paul Nach Postulat und Noviziat in Chaville kam er im Oktober 1887 in das Zentrum Sainte Anne des Arbeiterviertels Charonne im 20 Arrondissement von Paris Am 8 Dezember 1888 legte er Profess ab Apostel der Armen und Arbeiter BearbeitenAnizan entdeckte das Viertel durch systematische Hausbesuche bei den Bedurftigsten nach dem Vorbild der Vinzentinerin Rosalie Rendu Er grundete das Hilfswerk Heilige Familie und stutzte sich zur Verbreitung des Apostolats auf die schon aufgenommenen Arbeiter und deren Frauen Sogenannte Komitees fur das Gute leisteten religiose Laienarbeit bei Nachbarn und Arbeitskollegen Daneben grundete er gewerkschaftsahnliche Gruppierungen Bis 1894 wurde er zum regelrechten Volkshirten und Apostel der Armen Uberliefert ist aus dieser Zeit sein Ausruf Oh wenn die Reichen wussten Ah Si les riches savaient 1894 stieg Anizan in seiner Kongregation zum zweiten Mann nach dem Generaloberen auf Er sah seine Mitbruder als wahre Monche des 19 und 20 Jahrhunderts Der einzige Vorwurf den er sich und ihnen noch zu machen hatte war Wir sind nicht unvorsichtig genug On n est pas assez imprudents 1899 griff die Kongregation nach Italien Belgien und Kanada aus Anizan wurde Sekretar und Vizeprasident der Vereinigung der katholischen Arbeitervereine in deren 1900 gegrundetem Organ L Union Revue mensuelle de l Union des associations ouvrieres catholiques er bis 1914 mehr als hundert Artikel verfasste Darin stellte er das einfache Volk als wahres Opfer der modernen Welt heraus dem die wesentliche Zuwendung der Kirche zu gelten habe Wahl zum Oberen und Absetzung BearbeitenWas sich nun herausbildete und 1913 zum Ausbruch kam war die innere Spaltung der Kongregation in zwei Lager mit verschiedener Auffassung uber die zu setzenden Prioritaten Anizan war der Meinung im Zentrum des christlichen Engagements habe zu seiner Zeit die arme Arbeiterschaft zu stehen Demgegenuber setzte das andere Lager an die oberste Stelle den Kampf der Kirche gegen den theologischen und gesellschaftlichen Modernismus Dieses Lager verweigerte wie die Mehrheit der franzosischen Katholiken die von Papst Leo XIII in der Enzyklika Au milieu des sollicitudes empfohlene Akzeptanz der Demokratie in Frankreich unter dem Schlagwort Ralliement Annaherung an die Republik und fuhlte sich durch den ultra konservativen Papst Pius X 1903 1914 in seiner Modernitatsverweigerung bestarkt Anizans Betonung des Sozialen geriet in den Verdacht des Sozialistischen Als 1907 der bisherige anti modernistische Generalobere zu ersetzen war wurde zwar Anizan mit Hilfe des Kurienkardinals Vives y Tuto zum Oberen gewahlt und konnte die Kongregation weiter in Richtung Arbeiterpastoral und Grundung katholischer Gewerkschaften fuhren doch starb der Kardinal im September 1913 und damit gewann das gegnerische Lager die Oberhand Im Zeichen der seit 1909 bestehenden quasi geheimdienstlichen Verfolgungsorganisation Sodalitium Pianum visitierte Jules Saubat 1867 1949 Priester des Heiligsten Herzens Jesu im Auftrag des Heiligen Stuhls die Kongregation in Paris Er denunzierte auf Seiten Anizans einen sozialen Modernismus Anizan wurde im Januar 1914 seines Amtes enthoben ein Vorgehen das von der katholischen Presse Frankreichs La Croix L Univers im Kontext der Auseinandersetzung von Modernisten und Traditionalisten Integralisten interpretiert und uberwiegend gebilligt wurde Der grossere Teil der Kongregationsmitglieder trat aus womit verbunden war dass ihnen die Seelsorge in den Bistumern Paris und Versailles verwehrt war Anizan kam im Bistum Monaco unter Militarseelsorger BearbeitenNach einem Aufenthalt in der Kartause Pleterje verliess Anizan im Juli 1914 die Kongregation und engagierte sich ab August bis 1916 im Umkreis Verdun als Weltpriester und inoffizieller Militarseelsorger 1916 wurde er mit dem Kriegskreuz ausgezeichnet Neue Grundung BearbeitenNach dem Ruckschlag im Fruhjahr 1914 gab Anizan sein Ideal nicht auf sondern dachte an die Grundung einer eigenen Kongregation Im Dezember des gleichen Jahres legte er mit drei Gleichgesinnten darunter Charles Devuyst 1881 1931 private Gelubde ab die zu Kriegszeiten nicht in eine offizielle Grundung munden konnten die aber weitere Mitbruder anzogen Ab Oktober 1915 erreichte Erzbischof Kardinal Leon Adolphe Amette bei Papst Benedikt XV eine Lockerung der Massnahmen gegen Anizan und im Mai 1916 bewog der vom Kardinal beauftragte Priester Daniel Fontaine 1862 1920 den Papst Anizan zum Pfarrer der stark industrialisierten Ortschaft Clichy zu ernennen Ab Oktober 1916 wirkte er dort in der Pfarrei Notre Dame Auxiliatrice Maria Hilfe der Christen Am 25 Dezember 1918 kam es zur offiziellen Grundung der Kongregation Sohne der christlichen Liebe Fils de la charite deren Aufgabe definiert war als evangelisation populaire principalement dans les paroisses ouvrieres Evangelisierung des breiten Volkes vornehmlich in Arbeiterpfarreien 1920 wurde in Yerres ein Noviziat eroffnet Ende des Jahres zahlte die Kongregation 33 Professen samt und sonders ehemalige Mitglieder der Religiosen vom Heiligen Vinzenz von Paul Sie ubernahm weitere Pfarreien in Paris Rue de la Roquette Colombes Petit Colombes Le Kremlin Bicetre Argenteuil und Athis Mons Papstliche Anerkennung der Kongregation und Tod BearbeitenNach einem vorbereitenden Zusammentreffen Anizans mit Papst Benedikt im Dezember 1921 in Rom unterzeichnete Papst Pius XI am 4 Marz 1924 das Anerkennungsdekret der Kongregation fur das ihm Anizan im Fruhjahr 1925 in Rom personlich danken konnte 1926 grundete er zusammen mit Therese Joly 1879 1956 die Kongregation Auxiliatrices de la charite Helferinnen der christlichen Liebe 1927 traf er mit Joseph Cardijn zusammen dem Begrunder der internationalen Christlichen Arbeiterjugend CAJ 1928 starb er im Alter von 75 Jahren Werke BearbeitenChoix de lettres et d ecrits spirituels Secretariat des Fils de la charite Issy 1949 Choix de lettres et d ecrits spirituels de Jean Emile Anizan fondateur des fils de la Charite Hrsg von Gabriel Bard Paris 1998 Quand la charite s empare d un homme Ecrits spirituels de Jean Emile Anizan 1853 1928 fondateur des Fils de la Charite Hrsg von Pierre Le Clerc und Jean Yves Moy Cerf Paris 1992 Aumonier a Verdun Journal de guerre et lettres du pere Anizan Hrsg von Jean Yves Moy Presses universitaires de Rennes Rennes 2015 2018 Vorwort von Pierre Tritz 1914 2016 Literatur BearbeitenL apostolat populaire Le Pere Anizan et les Fils de la Charite Actes du colloque des 13 et 14 novembre 1992 Hrsg von Pierre Le Clerc Cerf Paris 1995 Jean Yves Moy 1944 Le Pere Anizan pretre du peuple Editions du Cerf Paris 1997 Vorwort von Jean Marie Mayeur 1933 2013 Jean Yves Moy Petite vie du Pere Anizan Desclee de Brouwer Paris 2000 Philippe Bradel Prier 15 jours avec Jean Emile Anizan Montrouge Nouvelle cite Montrouge 2003 Weblinks BearbeitenAngaben zu Emile Anizan in der Datenbank der Bibliotheque nationale de France Literatur von und uber Emile Anizan im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Normdaten Person GND 119150190 lobid OGND AKS LCCN n99018001 VIAF 49237178 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Anizan EmileALTERNATIVNAMEN Anizan Jean EmileKURZBESCHREIBUNG franzosischer romisch katholischer Geistlicher Ordensoberer Ordensgrunder und SozialkatholikGEBURTSDATUM 6 Januar 1853GEBURTSORT ArtenaySTERBEDATUM 1 Mai 1928STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emile Anizan amp oldid 201785197