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Dieser Artikel behandelt das Drama Zum Beruf siehe Arzt Arztinnen ist ein Drama von Rolf Hochhuth aus dem Jahr 1979 Es behandelt fahrlassige Praktiken in der pharmazeutischen Forschung und hinterfragt das Verantwortungsbewusstsein in der Pharmaindustrie tatiger Mediziner Die Urauffuhrung fand unter der Regie von Jurgen Bosse am 9 November 1980 im Nationaltheater Mannheim statt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 1 Akt 1 2 2 Akt 1 3 3 Akt 1 4 4 Akt 1 5 5 Akt 2 Personen 3 Kontext und Aussage 4 Verfilmung 5 Ausgaben 6 Literatur 7 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten1 Akt Bearbeiten Die altere Arztin Lydia Kowalenko ist Angestellte bei einem Pharmakonzern und erforscht die Wirkung neuer Medikamente Ihre Tochter Katia Michelsberg Arztin in einem Krankenhaus weist Kritik an den Methoden zur Entwicklung neuer Medikamente oder Heilungsmethoden zuruck und rechtfertigt fahrlassiges Verhalten von Arzten mit dem Nutzen den diese Methoden brachten Dabei wird sie oft von ihrem Sohn Tom kritisiert Als Lydia von ihrem Vorgesetzten Boblinger beauftragt wird die Schuld ihrer Firma am Tod dreier Menschen abzustreiten verspricht sie sich und bietet ihre Kundigung an Darauf hat ihr Vorgesetzter schon lange gehofft da er ihre Integritat nicht schatzt und den Profit der Firma uber das Leben stellt 2 Akt Bearbeiten Lydia verliert ihren Job und raumt freiwillig ihre teure Wohnung Bei dieser Gelegenheit treffen sich Katia und ihr Noch Ehemann Werner ebenfalls Mediziner bei Lydia und im Streit wirft er Katia vor sie habe Schocklungenpatienten durch die verbotene Entnahme von Gewebe getotet weil sie und ihr Chef durch Grundlagenforschung beruhmt werden wollten Katia gibt zu die Lungen ihrer Schocklungenpatienten punktiert zu haben meint aber diese waren ohnehin gestorben und hatten auf diese Weise vor ihrem Tod noch neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringen konnen Als Tom hinzukommt stellt sich heraus dass er im Supermarkt unter anderem eine Flasche Cognac gestohlen hat Ausserdem erscheint Doktor Riemenschild Katias Vorgesetzter und verheirateter Liebhaber von dem Katia sich erhofft er konne ihrer Mutter eine neue Stelle verschaffen Tatsachlich gelingt Riemenschild dies Er teilt Katia zudem mit dass er und sie aufgrund der verbotenen Entnahme von Schocklungengewebe mit einer Anzeige zu rechnen haben 3 Akt Bearbeiten Die beiden Pathologiemitarbeiter Herr Wild ein erfahrener Mitarbeiter und Herr Ratzinger der den ersten Tag dort tatig ist bereiten die Leiche einer jungen Frau fur die Beerdigung vor Zuvor entnehmen sie jedoch samtliche Innereien da diese zur Klarung der Todesumstande benotigt werden Herr Ratzinger ist entsetzt uber die Praktiken Wilds Katia Riemenschild der Rechtsanwalt Bitterim die Gutachterin Dr Planner und Katias Noch Ehemann Werner der die nunmehrige Tote nach ihrem Unfall erstversorgt hatte treffen einander und halten die letzten Stunden der Toten im Krankenhaus fest um gemass den gesetzlichen Vorschriften die Geschehnisse zu dokumentieren Riemenschild und Katia wehren sich gegen alle Vorwurfe und er gesteht ihr dass gegen ihn aufgrund seiner Parteizugehorigkeit keine Anklage erhoben wurde und er ihr nicht helfen konne Folglich wendet sich Katia von ihm ab Ihre Liebesbeziehung findet ein jahes Ende 4 Akt Bearbeiten Samtliche wichtigen Arzte treffen einander bei einem Kongress in Schweden darunter auch Lydia Katia Boblinger Riemenschild sowie der 17 jahrige Tom Boblinger Lydias Ex Chef ist ebenfalls anwesend und teilt ihr mit dass er Lydias nunmehrigen Arbeitgeber aufgekauft hat und damit erneut zu ihrem Chef wird was Lydia wenig begeistert Tom der hatte fliegen sollen klaut ein Motorrad fahrt damit nach Schweden und wird von seiner Mutter scharf dafur gerugt In Schweden trifft Lydia Professor Johanson und besticht ihn damit dieser ihrem Unternehmen bei einer wichtigen Forschungsangelegenheit weiterhilft Riemenschild gelingt es unterdessen die Verantwortung auf die Klinik abzuwalzen dadurch lebt seine Liebesbeziehung mit Katia wieder auf 5 Akt Bearbeiten Tom hat mit seiner Klasse in Osterreich einen Busunfall bei dem mehrere Personen sterben Im Krankenhaus erhalten einige echtes Blut wahrend eine andere Gruppe von Schulern ein kunstliches Blutpraparat erhalt Die Gruppe mit dem synthetischen Blut darunter auch Tom fallt ins Koma Einer nach dem anderen stirbt Lydia Katia und Werner sind im Krankenhaus und werfen dem Arzt vor er missbrauche die Jungen zu Versuchszwecken und fuhre zur Erforschung des Kunstblutes den Tod Toms und seiner Schulkollegen herbei Lydia gelangt zu dem Schluss Tom kunstlich zu beatmen habe keinen Sinn Er solle lieber sterben Personen BearbeitenKatia Michelsberg ist eine fleissige zielstrebige Arztin und eine sehr engagierte Forscherin Sie befolgt alle Anweisungen Riemenschilds ohne sie zu hinterfragen Als eine Patientin stirbt weil Katia den einzigen intakten Lungenflugel punktiert streitet sie jede Verantwortung am Tod der jungen Frau ab Auf der anderen Seite versteht sie auch nicht warum der osterreichische Arzt Toms Leben riskiert um neue Forschungsergebnisse zu gewinnen Selbst als sie das Schicksal so schwer trifft hinterfragt sie ihre eigenen Taten nicht Lydia Kowalenko ist ebenfalls eine ausgezeichnete Arztin zeigt aber mehr moralische Integritat Als sie bei ihrem Konzern das Verschulden fur den Tod dreier Erkrankter erkennt weil ein Impfstoff verunreinigt war mochte sie dass der Konzern den Angehorigen zumindest Schadenersatz zahlt und den Impfstoff fur weitere Tests zurucknimmt Dies lehnt ihr Vorgesetzter Boblinger ab der vor allem Erfolg und Prestige der Firma im Auge hat Paul Riemenschild ist Chef der Chirurgieabteilung des Krankenhauses in dem Katia arbeitet Er mochte Professor werden und ist bereit mit allen Mitteln fur dieses Ziel einzutreten Dabei kummert er sich nicht besonders um das Wohlergehen seiner Patienten sondern ist in erster Linie daran interessiert neue Forschungsresultate generieren und publizieren zu konnen Kontext und Aussage BearbeitenDas Stuck hinterfragt die Bereitschaft einzelner Forscher in der pharmazeutischen Industrie fur die Gewinnung neuer Erkenntnisse und die Entwicklung neuer Praparate den Tod einzelner Patienten billigend in Kauf zu nehmen oder diesen gar unmittelbar herbeizufuhren In Bezug auf die Motivation und das kritische Bewusstsein einzelner Handlungstrager zeigen sich vielfaltige Schattierungen und Diskrepanzen Katia kritisiert am osterreichischen Arzt er opfere ihren Sohn nur um neue Forschungsergebnisse zu erhalten beachtet jedoch nicht dass sie mehreren Patienten gegenuber zuvor ahnlich verfahren ist ohne Reue zu zeigen oder dies zu hinterfragen Verfilmung BearbeitenDas Schauspiel wurde 1983 unter der Regie Horst Seemanns bei der DEFA verfilmt Koproduzenten waren die West Berliner Manfred Durniok Filmproduktion Sveriges Television und Monopolfilm Zurich Zu den Darstellern zahlten Judy Winter Inge Keller und Walter Reyer Die ostdeutsche Presse lobte den Film ostentativ und betonte dass es sich bei den dargestellten Missstanden den Machenschaften westdeutscher Chemiekonzerne nicht um eigene Probleme handele Die Zeit berichtete Arztinnen solle auch auf der Berlinale gezeigt werden Der Film ist es sicher wert er ist gut gemacht meinte ein junger Ost Berliner Ich verstehe nur nicht warum wir da Filme zeigen mussen die die Probleme der Westdeutschen behandein Als ob wir selbst keine hatten 1 Bei dem Berlinale Publikum kam die Verfilmung nicht sonderlich gut an Ausgaben BearbeitenTaschenbuchausgabe Rowohlt Verlag 1986 ISBN 3 499 15703 9 Literatur BearbeitenPeter Iden Die Medizin nicht das Schicksal Urauffuhrung von Rolf Hochhuths Arztinnen In Walter Hinck Hrsg Rolf Hochhuth Eingriff in die Zeitgeschichte Essays zum Werk Rowohlt Reinbek 1981 ISBN 3 498 02856 1 S 265 268 Eva Kormann Der tappische Prankenschlag eines einzelgangerischen Urviechs Das neue kritische Volksstuck Narr Tubingen 1990 ISBN 3 87808 688 1 S 184 188 Sjaak Onderdelinden Die theatralische Wut des Rolf Hochhuth Zur Dramaturgie von Juristen und Arztinnen In Amsterdamer Beitrage zur Neueren Germanistik ABnG Band 16 1983 S 255 289 Rudolf Wolff Hrsg Rolf Hochhuth Werk und Wirkung Herbert Grundmann Bonn 1987 ISBN 3 416 01839 7 Einzelnachweise Bearbeiten Marlies Menge Spass am Wilden Westen In Die Zeit Nr 5 27 Januar 1984 Normdaten Werk VIAF 838149844939002960005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arztinnen amp oldid 236462689