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Der Begriff Zweikellerautomat TPDA engl Two stack Push Down Automaton steht in der Theoretischen Informatik fur ein besonderes Automatenmodell Er hat insbesondere fur eine einheitliche Darstellung von Automaten Charakterisierungen der Sprachenklassen der Chomsky Hierarchie und anderen Klassen eine besondere Bedeutung erlangt So lassen sich die klassischen Begriffe Turingmaschine Linear beschrankter Automat Kellerautomat und Endlicher Automat mit speziellen Einschrankungen einheitlich darstellen Daruber hinaus gestattet er die Charakterisierung der von Elias Dahlhaus und Manfred Warmuth eingefuhrten Klasse der wachsend kontextsensitiven Sprachen In der Literatur werden zwei verschiedene Modelle betrachtet Der Zweikellerautomat liest von einem Extra Eingabeband und kann dabei zwei Kellerspeicher zum Speichern und Lesen nutzen Als Abkurzung wird hier meist 2 PDA verwendet Der Zweikellerautomat bekommt seine Eingabe direkt im Keller Das erste Zeichen steht dabei oben Dieses Modell ist das jungere Modell Als Abkurzung wird hier meist TPDA engl Two PushDown Automaton verwendet In beiden Fallen ergibt sich dass der Zweikellerautomat ohne weitere Einschrankung bereits Turing machtig ist Im ersten Fall ist vor allem der Automat mit Realzeiteingabe untersucht worden Diese Eingabe entspricht dem normalen Kellerautomaten der nur einen Keller benutzt Im zweiten Fall wurden verschiedene Einschrankungen definiert mit denen sich einheitlich verschiedene Sprachklassen charakterisieren lassen So werden hier beschrankte und schrumpfende Zweikellerautomaten betrachtet Weiterhin verbietet man das Schreiben im Eingabekeller das fuhrt zum normalen Kellerautomaten Das Verbot des Schreibens in beiden Kellern fuhrt schliesslich zum endlichen Automaten Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Charakterisierungen 3 Ausblicke 4 LiteraturDefinition BearbeitenEin Zweikellerautomat ist ein nichtdeterministischer Automat der wahrend seiner Arbeit auf zwei Kellerspeicher zugreifen kann und seine Eingabe in einem der beiden Kellerspeicher erhalt Mathematisch wird ein solcher Automat M displaystyle M nbsp beschrieben durch ein Siebentupel M Q S G q 0 F d displaystyle M Q Sigma Gamma q 0 bot F delta nbsp Im Einzelnen bezeichnet dabei Q displaystyle Q nbsp eine endliche Menge die Zustandsmenge S displaystyle Sigma nbsp ein endliches Alphabet das Eingabealphabet G displaystyle Gamma nbsp ein weiteres endliches Alphabet das Arbeitsalphabet S G displaystyle Sigma subset Gamma nbsp und G Q displaystyle Gamma cap Q emptyset nbsp q 0 displaystyle q 0 nbsp den Startzustand mit q 0 Q displaystyle q 0 in Q nbsp F displaystyle F nbsp die Endzustande mit F Q displaystyle F subseteq Q nbsp d displaystyle delta nbsp die totale Abbildung von Q G G displaystyle Q times Gamma times Gamma nbsp in die endlichen Teilmengen von Q G G displaystyle Q times Gamma times Gamma nbsp Wenn die Menge d q A B displaystyle delta q A B nbsp stets hochstens einelementig ist heisst der TPDA deterministisch hier hat sich die Abkurzung DTPDA eingeburgert Jede Situation einer Berechnung eines TPDA wird durch seine Konfiguration vollstandig beschrieben Eine Konfiguration kann als Wort uber dem Alphabet Q G displaystyle Q cup Gamma nbsp beschrieben werden in diesem Fall ist es ublich die Konfigurationen mit dem folgenden regularen Ausdruck zu beschreiben G Q G displaystyle Gamma Q Gamma nbsp Hierbei steht der erste Teil des Wortes vor dem Zustandssymbol fur den linken Keller und der zweite fur den rechten Keller So liest der Automat im linken Keller von rechts nach links und im rechten von links nach rechts Das Zustandssymbol zwischen den beiden Kellerinhalten mag hier intuitiv als Lese Schreibkopf interpretiert werden Daher wird in der Startkonfiguration im linken Keller die Eingabe ruckwarts notiert w n w 1 q displaystyle bot w n dotso w 1 q bot nbsp ist somit die Startkonfiguration Die Uberfuhrungsfunktion wird jetzt in folgender Weise angewandt Wenn g 0 A q B g 1 displaystyle gamma 0 AqB gamma 1 nbsp die aktuelle Konfiguration des TPDA ist und d q A B q 1 a 1 b 1 q 2 a 2 b 2 q m a m b m displaystyle delta q A B q 1 alpha 1 beta 1 q 2 alpha 2 beta 2 dotsc q m alpha m beta m nbsp gilt dann stellt fur jedes i 1 2 m displaystyle i in 1 2 dotsc m nbsp die Konfiguration g 0 a i q i b i g 1 displaystyle gamma 0 alpha i q i beta i gamma 1 nbsp eine mogliche Nachfolgekonfiguration von g 0 A q B g 1 displaystyle gamma 0 AqB gamma 1 nbsp dar Eine Eingabewort w S displaystyle w in Sigma nbsp wird von einem TPDA akzeptiert wenn es eine Folge von Konfigurationen gibt die durch wiederholtes Anwenden der Uberfuhrungsfunktion gebildet wird mit der Eigenschaft die letzte Konfiguration besteht nur noch aus einem Zeichen dieses Zeichen ist ein Endzustand aus F displaystyle F nbsp Es wird gelegentlich auch gestattet dass die Keller nicht leer sein mussen Das TPDA Modell ist hier ausreichend robust Fur die Einschrankungen die ublicherweise betrachtet werden wird der Begriff der Bewertungsfunktion benotigt Eine Bewertungsfunktion ist ein Monoid Homomorphismus vom freien Monoid uber G Q displaystyle Gamma cup Q nbsp in die naturlichen Zahlen mit 0 h G Q N displaystyle h colon Gamma cup Q circ rightarrow mathbb N nbsp h e 0 displaystyle h varepsilon 0 nbsp fur alle Worter v w G Q displaystyle v w in Gamma cup Q nbsp gilt h v h w h v w displaystyle h v h w h v circ w nbsp Hier bezeichnet e displaystyle varepsilon nbsp das leere Wort und displaystyle circ nbsp die Konkatenation Ein TPDA M Q S G q 0 F d displaystyle M Q Sigma Gamma q 0 bot F delta nbsp heisst schrumpfend wenn es eine Bewertung h displaystyle h nbsp gibt so dass fur die Uberfuhrungsfunktion d displaystyle delta nbsp gilt Wenn q a b d q A B displaystyle q alpha beta in delta q A B nbsp dann ist h q a b lt h q A B displaystyle h q circ alpha circ beta lt h q circ A circ B nbsp Ein TPDA M Q S G q 0 F d displaystyle M Q Sigma Gamma q 0 bot F delta nbsp heisst beschrankt wenn es eine Bewertung h displaystyle h nbsp gibt so dass fur die Uberfuhrungsfunktion d displaystyle delta nbsp gilt Wenn q a b d q A B displaystyle q alpha beta in delta q A B nbsp dann ist h q a b h q A B displaystyle h q circ alpha circ beta leq h q circ A circ B nbsp Charakterisierungen BearbeitenDie rekursiv aufzahlbaren Sprachen werden vom Modell TPDA charakterisiert Die rekursiv aufzahlbaren Sprachen werden vom Modell DTPDA charakterisiert Die kontextsensitiven Sprachen werden von beschrankten TPDA charakterisiert Die deterministisch kontextsensitiven Sprachen werden von beschrankten DTPDA charakterisiert Die wachsend kontextsensitiven Sprachen werden von schrumpfenden TPDA charakterisiert Die Church Rosser Sprachen werden von schrumpfenden DTPDA charakterisiert Die kontextfreien Sprachen werden von TPDA charakterisiert die nur im rechten Keller schreiben durfen Die deterministisch kontextfreien Sprachen werden von DTPDA charakterisiert die nur im rechten Keller schreiben durfen Die regularen Sprachen werden von TPDA charakterisiert die in ihren Kellern nicht schreiben durfen Die regularen Sprachen werden von DTPDA charakterisiert die in ihren Kellern nicht schreiben durfen Ausblicke BearbeitenWenn wir in dem Modell weitere Keller hinzunehmen so ergibt sich fur den schrumpfenden Fall dass er die nichtdeterministischen Quasi Realzeit Sprachen Q displaystyle mathbf Q nbsp akzeptiert Literatur BearbeitenGerhard Buntrock Friedrich Otto Growing context sensitive languages and Church Rosser languages In Information and Computation Volume 141 Issue 1 February 1998 Pages 1 36 Gundula Niemann Friedrich Otto The Church Rosser languages are the deterministic variants of the growing context sensitive languages In Information and Computation Volume 197 Issue 1 2 February 25 2005 March 15 2005 Pages 1 21 Elias Dahlhaus Manfred K Warmuth Membership for growing context sensitive grammars is polynomial In Journal of Computer and System Sciences Volume 33 Issue 3 December 1986 Pages 456 472 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweikellerautomat amp oldid 219128427