www.wikidata.de-de.nina.az
Working for Water abgekurzt WfW ist ein sudafrikanisches Regierungsprogramm zur Entfernung nicht einheimischer Pflanzen Das Programm zielt sowohl auf die Regulierung des Wasserhaushaltes durch die Entfernung unerwunschter Pflanzenarten den Schutz bedrohter einheimischer Arten als auch die Armutslinderung indem in dem Programm vor allem Arbeitsplatze vorrangig an Langzeitarbeitslose vergeben werden Seit seiner Grundung im Jahre 1995 durch das zustandige Ministerium fur Wasser und Forsten Department of Water Affairs and Forestry wurden im Rahmen von Working for Water mehr als eine Million Hektar von invasiven Pflanzenarten befreit und etwa 20 000 Personen pro Jahr Arbeit geboten 1 Die sudafrikanische Regierung stellte mit dem Programmstart ein Jahresbudget in Hohe von 480 Millionen Rand zur Verfugung wobei die Laufzeit fur 20 Jahre vorgesehen ist 2 3 Nach Andrew Balmford Professor fur Naturschutzbiologie an der Universitat Cambridge soll das Programm weltweit das grosste Programm zur Bekampfung invasiver Arten sein 4 Working for Water zielt unter anderem auf den Erhalt der charakteristischen Fynbos Landschaft ab Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Auswirkungen eingeschleppter Arten als Langzeitproblem 3 Entstehung und Ausfuhrung des Programms 4 Kritik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksHintergrund BearbeitenSudafrika weist eine ungewohnliche Vielfalt an Pflanzen auf Mit mehr als 20 000 Arten ist die Zahl der vorkommenden Arten ungefahr doppelt so hoch wie die Europas Zwei Drittel der Arten sind endemisch sie kommen an keinem anderen Ort der Welt vor Mehr als eine von acht Pflanzenarten ist jedoch in ihrem Vorkommen bedroht Ursache fur diesen hohen Bedrohungsgrad sind neben der Umnutzung von naturbelassenen Flachen durch den Menschen vor allem invasive Pflanzenarten 5 Diese invasiven Pflanzenarten wirken sich uberwiegend aber nicht ausschliesslich negativ auf die Fauna und den Wasserhaushalt aus In Sudafrika wurden insgesamt etwa 9000 Pflanzenarten eingefuhrt Von diesen eingefuhrten Arten haben sich 200 Arten als problematisch erwiesen Dabei handelt es sich uberwiegend um Baume und Straucher Zu diesen Arten zahlen eingefuhrte Kiefern wie beispielsweise die Monterey Kiefer die in das Fynbos eindringt verschiedene Eukalypten und Opuntien die sich im ariden Grasland verbreiten In einigen Kustengebieten haben sich Weiden als problematisch erwiesen Gerechtfertigt wird das Programm mit den hohen Schaden die vor allem diese 200 Arten in Sudafrika verursachen Untersuchungen zu Beginn des Programmes konnten nachweisen dass invasive Arten sich bereits auf mehr als 100 000 Quadratkilometern einem Zwolftel der Flache Sudafrikas ausgebreitet hatten 6 Der Wasserbedarf dieser Pflanzen wurde auf jahrlich drei Kubikkilometer geschatzt 7 Auswirkungen eingeschleppter Arten als Langzeitproblem BearbeitenDie meisten einheimischen Pflanzenarten weisen eine Ruhezeit wahrend der Trockenzeit auf Die als problematisch erkannten eingeschleppten Pflanzenarten zeichnen sich dagegen zu einem grossen Teil durch sehr weitreichende Wurzelsysteme aus und gelangen besser als einheimische Arten an das Grundwasser Sie erreichen grossere Wuchshohen als einheimische Pflanzen und bieten den regelmassigen Buschfeuern damit mehr Nahrung was wiederum dazu fuhrt dass diese intensiver und vor allem heisser brennen was sich auf die Keimfahigkeit einheimischen Pflanzensamen negativ auswirkt Die grosseren Schaden die diese intensiveren Buschfeuer bewirken ziehen ausserdem mehr Erosion nach sich wenn dem Feuer starkere Regenfalle folgen Die erheblichen Bodenerosionsraten durch vorangegangene intensive Bewirtschaftung wie dem Anbau auswartiger Nutzpflanzen beispielsweise Black Wattle Acacia mearnsii wirkten sich zusatzlich schon seit den 1920er Jahren zunehmend deutlich erkennbar okologisch und okonomisch aus Auf die Verschlechterung der landwirtschaftlichen Produktivitat vor allem in den Reservaten ging die damalige Native Economic Commission in ihrem Bericht von 1932 ausdrucklich ein 8 Gestutzt von der zu dieser Zeit verbreiteten nationalokonomischen Sicht begann man auf diese Lage mit Mitteln der Gesetzgebung Soil Erosion Act 1932 und Native Trust and Land Act 1936 sowie weitere Gesetze zu reagieren 9 10 Die Auswirkungen des Wasserverbrauchs durch eingeschleppte Baumarten wurden in Sudafrika bereits in den 1920er Jahren diskutiert Bereits in den 1930er Jahren begann der sudafrikanische Hydrologe Christiaan Lodewyk Wicht den Einfluss von Kiefern und anderer Baumarten auf den Wasserstand von Flussen hin zu untersuchen In einem Artikel von 1937 entwarf er vergleichsweise fruh eine Ursachenanalyse bezuglich des komplexen Wechselspiels zwischen Waldbestand naturlichen Wasserhaushalt der Aufforstung sowie ihrer Bedeutung zum Erhalt forst und landwirtschaftlich nutzbarer Boden indem er uber ein Forschungsprojekt in der Umgebung von Jonkershoek berichtete 11 12 Seit den Arbeiten von Christiaan Lodewyk Wicht wurde das Problem des stetig wachsenden Wasserbedarfs in Sudafrika einerseits und den Auswirkungen von Aufforstungsmassnahmen sowie sich ausbreitender invasiver Pflanzen andererseits auf die Wassergewinnung und ihre Qualitat weiter wissenschaftlich untersucht 13 In den 1970er Jahren kam man schliesslich zu dem Ergebnis dass ein Kiefernbestand den Wasserstand in Flussen um die Halfte reduzieren kann 14 Im Gebiet der heutigen Provinz Mpumalanga fielen einzelne Flusse vollstandig trocken nachdem das Grasland durch eine Mischung von Kiefern und Eukalypten ersetzt worden war Die Ergebnisse dieser langjahrigen Untersuchungen legten nahe dass das Vordringen invasiver Pflanzenarten in die Berge des Kaplandes das verfugbare Wasseraufkommen ernsthaft gefahrdete Die sudafrikanische Regierung hatte zu dem Zeitpunkt bereits reagiert und gesetzlich geregelt dass invasive Pflanzen die sich im Umfeld von genehmigten Plantagen ansiedelten zu entfernen seien Von 1970 bis 1974 wurden bereits auf 350 Quadratkilometer invasive Pflanzenarten in gross angelegten Programmen entfernt Untersuchungen bestatigten die positiven Wirkungen solcher Entfernungsprogramme Entstehung und Ausfuhrung des Programms BearbeitenWorking for Water entstand in den 1990er Jahren in der Folge einer Initiative von Fynbos Okologen Die Okologen verglichen die Kosten eines Dammbaus mit den Kosten eines intensivierten Programmes zur Beseitigung invasiver Arten und konnten nachweisen dass die Kosten pro gewonnenem Liter Wasser um 14 Prozent unter dem lag was durch einen Dammbau gewonnen werden konnte Ihnen gelang es 1995 den Minister fur Wasserangelegenheiten Kader Asmal von dieser Idee zu uberzeugen Ein wesentliches Argument dabei war dass mit dem Programm tausende von Arbeitsplatzen geschaffen werden konnten Im Juni 1995 genehmigte das sudafrikanische Kabinett erstmals 7 Millionen USD um mit einem solchen Programm zu beginnen 15 Innerhalb von wenigen Monaten wurde das Programm ausgedehnt da es als ein geeignetes Mittel angesehen wurde der Arbeitslosigkeit im Land zu begegnen Fur Working for Water wurden gezielt Personen ohne Ausbildung angestellt die schon langer arbeitslos waren Etwa die Halfte der Stellen wurde an Frauen vergeben Die meisten Personen die fur Working for Water arbeiteten kamen aus landlichen strukturschwachen Regionen in denen ansonsten keine Arbeit angeboten werden kann In den ersten acht Monaten wurden in dem Programm 6 000 Personen beschaftigt und 300 Quadratkilometer von invasiven Pflanzen gereinigt Das Programm wurde ausserdem durch gezielte Werbemassnahmen begleitet Alle im Programm Beschaftigten trugen gelbe T Shirts und eine PR Kampagne machte das Programm einer breiteren Offentlichkeit bekannt 16 Sehr bald erhielt das Programm weitere Mittel von auslandischen Geldgebern wie beispielsweise der Weltbank Im Zeitraum 1996 1997 betrug das jahrliche Budget das fur dieses Programm zur Verfugung stand 19 Millionen USD 1998 war es auf 54 Millionen USD angestiegen 17 2010 betrug das Budget des Programmes erstmals 100 Millionen USD jahrlich wurden 8 000 Quadratkilometer von invasiven Pflanzenarten befreit Von diesen 8 000 Quadratkilometern wurden etwa ein Funftel erstmals einer solchen Behandlung unterzogen auf der ubrigen Flache wurden neu herangewachsene invasive Pflanzen beseitigt 18 Die zur Beseitigung der invasiven Pflanzen eingesetzten Praktiken umfassen mechanische chemische und biologische Methoden Insgesamt sind etwa 300 Projekte in allen sudafrikanischen Provinzen mit diesbezuglichen Tatigkeiten befasst Darunter fallen das Entfernen der unerwunschten Pflanzen durch aufwendige Handarbeit mechanische Arbeiten im Rindenbereich und Stamminjektionen Formen der biologischen Kontrolle Eindammung der Reproduktionsrate sowie der Einsatz von Herbiziden 19 Kritik BearbeitenBalmford bemangelt an dem Programm unter anderem dass die Auswirkungen und Erfolge nicht hinreichend systematisch gemessen werden 20 Kostentreibend wirkt ausserdem dass beim Entfernen unerwunschter Pflanzen Feuer nur sehr begrenzt eingesetzt wird Die niedrigen Lohne die in dem Programm gezahlt werden sowie die Begrenzung der Beschaftigung auf maximal zwei Jahre behindert den Aufbau von Know how unter den in dem Programm Beschaftigten Es gibt nur sehr wenige Auswertung daruber wie dieses Programm langfristig zur Verbesserung der Beschaftigungssituation beitragt Literatur BearbeitenAndrew Balmford Wild hope On the Front Lines of Conservation Success The University of Chicago Press London 2012 ISBN 978 0 226 03597 0 21 Yvonne Baskin A plague of rats and rubbervines the growing threat of species invasions Island Press Washington D C 1997 ISBN 978 1 559 63519 6 22 Einzelnachweise Bearbeiten Republic of South Africa Department of Environmental Affairs Working for Water WfW programme auf www environment gov za englisch Academy of Science for South Africa ASSAf Working for water Inaugural Research Symposium 19 21 August 2003 held at Kirstenbosch Cape Town auf www journals co za englisch mit Link auf Ian A W Macdonald Recent research on alien plant invasions and their management in South Africa a review of the inaugural research symposium of the Working for Water programme In South African Journal of Science Vol 100 2004 S 21 26 A Witt Plant Protection Research Institute Realistic approaches to the management of Prosopis species in South Africa Pretoria 2005 auf www dfid gov uk englisch PDF 438 kB Andrew Balmford 2012 Pos 1280 Andrew Balmford 2012 Pos 1254 Andrew Balmford 2012 Pos 1420 Andrew Balmford 2012 Pos 1426 J E Holloway R W Anderson et al Report of Native Economic Commission 1930 1932 Pretoria 1932 u a S 180 ff P C Lent P F Scogings W van Averbeke Natural Resource Management and Policy in Eastern Cape Province South Africa Overview Paper Agricultural and Rural Development Research Institute University of Fort Hare Alice 2000 ISBN 1 902518 64 0 PDF englisch Henning Dahl Jens Jakobsen David A Raitzer Wattle Eradication via the Working for Water Programme Compared with Wattle Utilisation and Management for Makomereng South Africa Kopenhagen 2001 S 1 3 PDF Dokument S 5 7 englisch Christiaan Lodewyk Wicht Research on forest influences work beeing done at Jonkershoek In Farming in South Africa October 1937 online auf www digi nrf ac za englisch Penny Pistorius Stewart Harris Heritage Survey Stellenbosch Rural Areas Jonkershoek 02 15b Stellenbosch Heritage Foundation Oktober 2006 auf www stellenboschheritage co za englisch PDF 499 kB Ben du Toit Long term ecological sustainability of wattle plantations In R W Dunlop L A MacLennan Hrsg Black Wattle the South African Research Experiance Pietermaritzburg Institute for Commercial Forestry Research 2002 S 135 144 hier S 141 PDF 682 kB englisch Andrew Balmford 2012 Pos 1325 Andrew Balmford 2012 Pos 1400 Andrew Balmford 2012 Pos 1409 Andrew Balmford 2012 Pos 1432 Andrew Balmford 2012 Pos 1436 Jan Hendrik Venter National Department of Agriculture Invasive species and the Working for Water programme in South Africa auf www fao org englisch Andrew Balmford 2012 Pos 1549 JISC bibliografischer Nachweis englisch JISC bibliografischer Nachweis englisch Weblinks BearbeitenRepublic of South Africa Department of Environmental Affairs Working for Water WfW programme auf www environment gov za englisch abgerufen 31 Dezember 2019 Republic of South Africa Department of Water Affairs Welcome to the working for water webpage auf www dwa gov za englisch abgerufen 31 Dezember 2019 Department of Water Affairs South Africa Yearbook 2011 2012 chapter Water Affairs online auf www gcis gov za S 561 PDF Dokument S 562 3 7 MB englisch abgerufen 31 Dezember 2019 Republic of South Africa Department of Environmental Affairs Working for Water WfW programme auf www environment gov za englisch abgerufen 31 Dezember 2019 Jan Hendrik Venter National Department of Agriculture Invasive species and the Working for Water programme in South Africa Beschreibung des Programmes auf der Webprasenz der FAO www fao org englisch abgerufen 31 Dezember 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Working for Water amp oldid 195393291