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Das Wanderkirchenasyl in Nordrhein Westfalen war zwischen 1998 und 2000 eine besondere Form des Kirchenasyls Seine Akteure waren eine bis Anfang 1999 zunehmende Zahl kurdischer Fluchtlinge aus der Turkei rund einhundert evangelische und katholische Kirchengemeinden und das NRW Netzwerk der bundesweiten Kampagne kein mensch ist illegal Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf der Aktion 2 Auszeichnungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseVerlauf der Aktion Bearbeiten nbsp Antoniterkirche Ort der ersten Protestaktion 1998Am 21 Januar 1998 begannen unterstutzt vom gerade neu gegrundeten Kolner Netzwerk kein mensch ist illegal und der Evangelischen Gemeinde Koln 21 ausreisepflichtige kurdische Fluchtlinge in der Kolner Antoniterkirche eine zunachst so genannte Protestaktion gegen Abschiebungen in den Folterstaat Turkei Ihr begrenztes Ziel war zunachst ihre personliche Anerkennung als Asylberechtigte und ein Bleiberecht in Deutschland 1 In den folgenden Wochen stieg die Zahl der beteiligten Fluchtlinge kontinuierlich an Weitere Kolner Kirchengemeinden nahmen ihrerseits Gruppen von Fluchtlingen jeweils fur einige Wochen auf Nach einer landesweiten Demonstration am 14 Februar berichteten die Medien ausfuhrlich und kontinuierlich uber die Aktion Die Zahl der Fluchtlinge in nunmehr vier Kolner Kirchengemeinden wuchs aber weiter die Moglichkeiten weitere Kolner Gemeinden zur Unterstutzung zu bewegen konnte mit diesem Andrang nicht Schritt halten 2 Im Marz 1998 begann mit der Ausweitung zunachst auf Kirchen in Duren und Aachen dann in Bielefeld und zahlreichen anderen Stadten in NRW das eigentliche Wanderkirchenasyl Es beteiligten sich mehr als 100 Kirchen 3 Mit etlichen Aktionen machten die drei K Kurden Kirchen Kampagne kein mensch ist illegal auf ihre Forderung nach einem Abschiebestopp in die Turkei aufmerksam Besonders war dass erstmals in Deutschland Menschen ohne legalen Aufenthalt Illegale Sans papiers in grosser Zahl auf Demonstrationen und anderen Formen des Protests selber in der Offentlichkeit auftraten Intern organisierte sich die Protestaktion in der basisdemokratischen Form grosser Plena auf denen Delegierte aller Fluchtlingsgruppen und der ihnen Asyl gewahrenden Gemeinden sowie der Kampagnengruppen wochentlich weitere gemeinsame Schritte ebenso wie alltagliche Probleme besprachen Immer wieder wurden einzelne Fluchtlinge bei Fahrten zu diesen Treffen festgenommen Ein Mann wurde abgeschoben konnte aber nach Misshandlungen durch die turkische Polizei die die Aktion aufmerksam verfolgte wieder nach Deutschland zuruckkehren 4 Weil ein Nachgeben der Landesregierung nicht in Sicht war kam es zu schweren Spannungen unter den Bundnispartnern uber die Frage ob die Aktion weiter wachsen und noch mehr Betroffene aufgenommen werden sollten Ein erster Hungerstreik einer grossen Gruppe in der Antoniterkirche im Sommer 1998 4 wurde von den Kirchen abgelehnt erreichte wenig Offentlichkeit und wurde abgebrochen Im November 1998 und Januar 1999 wurden Kirchen in Wuppertal und Oberhausen besetzt Nach weiteren Verhaftungen besetzten Fluchtlinge am 11 Januar 1999 die Landeszentrale der Grunen in Dusseldorf und begannen einen Hungerstreik In Verhandlungen von Vertretern der Fluchtlinge mit der Landesregierung wurde schliesslich die Zusage einer erneuten Prufung aller Einzelfalle aus Nordrhein Westfalen ungefahr 1 3 der Betroffenen stammte aus anderen Bundeslandern angenommen Damit begann eine Phase der Aktion in der einerseits weiter kollektive offentliche Aktionen stattfanden wahrend andererseits zunehmend das Ziel in jedem Einzelfall eine Losung zu erreichen die Krafte der Unterstutzer band Die gemeinsame Aktion endete weitgehend mit der Niederlage im Kampf gegen die Abschiebungen von Huseyin Calhan und Mehmet Kilic im Oktober 2000 Mit abnehmender Zahl der Fluchtlinge die noch in Kirchengemeinden untergebracht werden mussten wurden die verbleibenden Familien faktisch zu Fallen eines ublichen Kirchenasyls Letztlich erreichte die Aktion fur den ganz uberwiegenden Teil der zuletzt fast 500 beteiligten Fluchtlinge ein Bleiberecht in Deutschland Auszeichnungen BearbeitenDas Wanderkirchenasyl in Nordrhein Westfalen wurde 1999 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet 5 2001 wurde es gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche und den Kirchengemeinden Guben und Moers mit der Carl von Ossietzky Medaille der Internationalen Liga fur Menschenrechte ausgezeichnet 6 Weblinks BearbeitenChronik des Wanderkirchenasyls beim Kolner Netzwerk kein mensch ist illegal abgerufen uber web archive org am 30 April 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Wolf Dieter Just 20 Jahre Kirchenasylbewegung In Wolf Dieter Just Hrsg Kirchenasyl Ein Handbuch LIT Karlsruhe 2003 S 157 Matthias Krannich Das Kirchenasyl Eine empirische Studie zu den Auswirkungen auf das Gemeindeleben Magisterarbeit 2 uberarbeitete Auflage 2011 S 16 Gerhard Diefenbach Begrundungsrede zur Verleihung des Aachener Friedenspreises 1999 abgerufen am 16 November 2023 a b Wanderkirchenasyl Chronologie In Kein Mensch ist illegal Abgerufen am 16 November 2023 Benedikt Kaless Wanderkirchenasyl in Nordrhein Westfalen In Aachener Friedenspreis 23 Oktober 2017 abgerufen am 16 November 2023 deutsch Matthias Morgenstern Kirchenasyl in der Bundesrepublik Deutschland Historische Entwicklung Aktuelle Situation Internationaler Vergleich Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 80479 2 google de abgerufen am 10 September 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wanderkirchenasyl amp oldid 239189189