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Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance ist eine Monografie des Historikers Sicherheitsanalysten und Schriftstellers Hugh Bicheno Sie erschien im Jahr 2008 bei Weidenfeld amp Nicolson in London und wird der Mikrogeschichte zugeordnet Anhand einer Familienfehde zwischen dem Malatesta und dem Montefeltro Clan beschreibt der Autor die Geschichte des Zeitalters der Condottieri 1 Das Werk widmet sich dem ausgehenden Mittelalter in Italien mit Fokus auf die Regionen Emiglia Romagna und die Marken vom 13 bis zum 15 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Synopsis 3 Rezeption 4 Ausgabe 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenBicheno legt zu Beginn dar dass er es fur notig halt sowohl den Ansatz der marxistischen Geschichtsschreibung als auch denjenigen der politischen Korrektheit der eng mit dem American Way gekoppelt ist beiseite zu legen 2 Er pladiert dafur die Geschichte der Menschheit als eine der Kontingenz zu verstehen Damit meint er dass Historiker im Nachhinein geschichtliche Gegebenheiten zwar in einen koharenten Narrativ bringen konnen fur die damals involvierten Menschen war es jedoch meist schwierig zu verstehen oder gar unvorstellbar was einzelne Ereignisse zu bedeuten haben sollten Um diese These zu untermauern fasst der Autor eine mikrogeschichtliche Perspektive ins Auge Durch die Konzentration auf Einzelpersonen im Italien des ausgehenden Mittelalters insbesondere Federico Montefeltro und Sigismondo Malatesta und deren lokale und soziokulturelle Verortung kann Bicheno aufzeigen dass vermeintlich kleine oder marginale geschichtliche Ereignisse zu anscheinend uberproportionalen Wirkungen fuhren konnen Als zentrales Fallbeispiel dient ihm die feindselige Beziehung zwischen den Familien der Montefeltri und der Malatesti zweier italienischen Soldnerdynastien Um den uber Jahrhunderte schwelenden Konflikt mit all seinen Implikationen verstehen zu konnen reiche es nicht in serieller Geschichtsschreibung Hauptereignisse auf einer Makro Ebene zu erfassen sondern es mussten vielmehr individuelle Kontextualisierungen vorgenommen werden Es stellt sich heraus dass oft die Handlung einer einzelnen Personlichkeit fur den Verlauf der Geschichte und speziell auch fur den Beginn des sogenannten Zeitalters der Renaissance entscheidender war als der Einfluss grosser Ereignisse Wer wen heiratete ob mannlicher oder weiblicher oder uberhaupt Nachwuchs gezeugt wurde und wie dieser sich dann wiederum verhielt uberwiegt nach Bicheno den Auswirkungen der grossen Schlachten oder Machtwechseln auf nationaler Ebene Bicheno nennt diese Situationen was ware wenn Momente in denen die Geschichte sich ganz einfach auch hatte anders entwickeln konnen 3 Der Autor stellt eine Vielzahl weiterer Thesen auf die er im Verlaufe des Buches aufgreift Eine der wichtigsten Thesen des Werkes besteht darin dass Bicheno dem Zeitalter der Condottieri zwar eine grosse Zerstorungskraft zuschreibt diese aber auch als kreativ charakterisiert und sie somit als einen Treiber fur die Wegbereitung der Renaissance bezeichnet 1 Exemplarisch zeigt er dies am Beispiel des Tempio Malatestiano dem er ein eigenes Kapitel widmet Sigismondo Malatesta von den meisten Historikern zum Sinnbild des destruktiven und brutalen Condottiere auserkoren nutzte den Reichtum den er sich durch das Soldnerhandwerk erarbeitet hatte um den Architekten Leon Battista Alberti zum Neubau einer Franziskanerkirche zu engagieren Bezeichnend ist nun nicht nur dass das die benotigten finanziellen Mittel aus der Kriegsfuhrung stammten sondern auch dass ein kirchliches Gebaude zu einem Tempel fur eine Einzelperson umgebaut wurde um deren Ruhm festzuhalten Die ehemalige Kirche wurde so zu einer asthetischen Kultstatte umfunktioniert was den sich verringernden Machteinfluss der Religion widerspiegelt Bicheno konstatiert dass der hochkultivierte Malatesta gerade auch in seiner Ansicht uber die Nichtexistenz eines Lebens nach dem Tod sehr moderne Ansichten vertrat und somit den humanistischen Werten der Renaissance Vorschub leistete 4 Synopsis BearbeitenVor diesem Meta Hintergrund kombiniert Bicheno auf unterhaltsame Art und Weise dabei aber auch sehr detailliert die Geschichte der Fehde der beiden Familienclans mit den grosseren Zusammenhangen der Geschichte Italiens vom 13 bis zum 15 Jahrhundert und dem Aufkommen der Renaissance Wie der Titel schon signalisiert stellt der Autor vor allem die Durchtriebenheit der Condottieri und die Entfaltung der Kunste der Renaissance die zu dieser Zeit ihren Anfang nahmen ins Zentrum des Werks Die Anfangskapitel des Buches sind vor allem dem historischen Kontext gewidmet Nach einer Einfuhrung uber die Entstehung der Vendetta beschreibt der Autor die Strukturen der Gebiete der Marken und der Emigila Romagna die Condottieri sowie deren Verzahnungen mit weltlicher und kirchlicher Macht ihre Darstellung in der Kunst und welche wichtige Rolle ihnen in den Patronagen fur unterschiedliche Kunstauftrage im beginnenden 14 Jahrhundert zukamen Als Abschluss findet sich auf den letzten Seiten eine Dokumentation uber verschiedene im Buch erwahnte Orte und Bauwerke die der Autor fur seine Recherchearbeit besuchte Erst ungefahr in der Halfte des Werks beleuchtet Bicheno die eigentlichen Protagonisten Sigismondo Malatesta und Federico Montefeltro Der Autor versucht in diesen Kapiteln unter anderem die Stereotypen und Vorurteile gegenuber den beiden Charakteren zu ergrunden und zu relativieren So kommt er beispielsweise zum Schluss dass der vielgepriesene Federico Montefeltro der oft als idealer Condottiere Liebhaber der Kunste und frommer Christ beschrieben wird durchaus auch von profitorientiertem Denken geleitet wurde Er verwendete den Reichtum den er Ende seines Lebens angesammelt hatte vor allem zur Reinvestition in Kunst aber nicht um der Kunst sondern um des Geldes Willen 5 Zu Lebenszeit der beiden Condottieri spitzte sich die 200 jahrige Blutfehde ihrer Familien mehr und mehr zu und fand im Jahre 1462 schliesslich ihr Ende Wahrend uber einem Jahr hatten sich die beiden Kontrahenten zuvor in vielen Auseinandersetzungen gemessen Schliesslich ging Montefeltro als Sieger aus dem Krieg hervor Malatesta musste sich mit einem Minimum an Landbesitz und dem Verlust seiner Ehre abfinden Rezeption BearbeitenIn ihrem Buch What is microhistory erlautern die Autoren Istvan Szijarto und Sigurdur Gylfi Magnusson drei Punkte anhand derer sie Mikrogeschichte definieren Das erste Merkmal besteht in der intensiven historischen Investigation eines relativ gut definierten kleinen Objekts Das zweite sehen die Autoren im Gebrauch von Synekdochen und als drittes Charakteristikum nennen sie die soziale Handlungsfahigkeit des Individuums 6 Bicheno erfullt mit seinem Buch alle drei wobei er insbesondere dem letzten Aspekt Rechnung tragt indem er die Kontingenz und individuelle Handlungsfahigkeit gegenuber der Macht uberpersonaler Strukturen vorzieht und diesen somit mehr Wichtigkeit einraumt 7 Vendetta wird von den beiden entsprechend als mikrogeschichtliches Werk eingeordnet und im Kapitel The American microhistory of Italy vorgestellt Sie attestieren Bicheno dass sein Werk dank den detaillierten Ausfuhrungen zur Kriegsfuhrung in der Renaissance die beste Informationsquelle zu diesem Thema darstelle 8 Aus wissenschaftlicher Sicht lasst sich dem Autor vorwerfen dass seine Quellenzitierung schwer nachzuvollziehen ist und den gangigen Standards nicht entspricht Der Leser muss grosstenteils selbst herausfinden auf welche Quelle Bicheno sich bei einzelnen Aussagen wirklich stutzt In der akademischen Welt sind wenige Kritiken zu der Monografie erschienen auch im popularwissenschaftlichen Bereich blieb die Wirkung bescheiden In einem Artikel im Telegraph kritisiert der Journalist und Militarhistoriker Saul David dass das Projekt zwar in seinem Abriss viel verspricht dass das Buch aber nicht mehr als ein unfertiges Skript darstelle Dadurch bleibe es unfokussiert und konne den Leser nicht uber langere Zeit fesseln Des Weiteren stellt er fest dass die behandelte Periode zu breit gefasst und der Autor deswegen gezwungen sei unzahlige Personlichkeiten zu umschreiben was den Leser stellenweise erdrucke 9 Ausgabe BearbeitenEnglische Originalausgabe Hugh Bicheno Vendetta high art and low cunning at the birth of the Renaissance Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Hugh Bicheno Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance Hrsg The Orion Publishing Group Ltd Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 S 4 Hugh Bicheno Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance Hrsg The Orion Publishing Group Ltd Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 S 4 ff Hugh Bicheno Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance Hrsg The Orion Publishing Group Ltd Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 S 108 228 Hugh Bicheno Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance Hrsg The Orion Publishing Group Ltd Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 S 168 180 Hugh Bicheno Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance Hrsg The Orion Publishing Group Ltd Weidenfeld amp Nicolson London 2008 ISBN 978 0 297 84634 5 S 223 ff Istvan Szijarto Sigurdur Gylfi Magnusson What is microhistory Theory and practice Routledge London New York 2013 ISBN 978 0 415 69208 3 S 4 ff Istvan Szijarto Sigurdur Gylfi Magnusson What is microhistory Theory and practice Routledge London New York 2013 What is microhistory Theory and practice Routledge London New York 2013 ISBN 978 0 415 69208 3 S 39 ff Istvan Szijarto Sigurdur Gylfi Magnusson What is microhistory Theory and practice Routledge London New York 2013 ISBN 978 0 415 69208 3 S 56 ff Saul David Back stabbing in medieval Italy In The Daily Telegraph 6 April 2008 abgerufen am 12 Juli 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vendetta High Art and Low Cunning at the Birth of the Renaissance amp oldid 208111784