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Die Vaterstadtische Stiftung ist ein Wohnstift in Hamburg und Mitglied des Paritatischen Wohlfahrtsverbandes Landesverband Hamburg e V Die Stiftung unterhalt rund 420 Wohnungen verteilt auf zehn Wohnstifte in den Stadtteilen Eimsbuttel Eppendorf und Fuhlsbuttel Inhaltsverzeichnis 1 Stiftungsgedanken 2 Wohnstifte 3 Geschichte 3 1 Grundungsjahre 3 2 Nationalsozialismus 3 3 Nachkriegszeit 4 Literatur 5 WeblinksStiftungsgedanken BearbeitenDie Stiftung bietet ein betreutes Wohnen fur altere Menschen an Ziel des betreuten Wohnen soll sein dass die Bewohner ihr Leben moglichst eigenstandig gestalten und so weit wie moglich selbststandig den Haushalt fuhren Sollte eine Betreuung notwendig werden konnen Hilfestellung bei der Suche nach ambulanten Pflegediensten Therapeuten oder Einzelfallhelfern gegeben werden Kleine bis mittelgrosse Wohnungen mit bezahlbaren Mieten in guter Wohngegend sollen den Bewohnern ein wurdiges und angemessenes Lebensumfeld gewahren Die Wohnungen sind grosstenteils barrierefrei erreichbar Die Wohnungsgrossen liegen zwischen 35 und 80 m und sind mit Kuche und Duschbad WC ausgestattet Wohnstifte Bearbeiten nbsp Das Julius Ernst Oppenheim Stift in der Frickestrasse 26 in Eppendorf nbsp Das Gustav Kaemmerer Stift in der Schedestrasse 2 in Eppendorf S S Rosenthal Altenhaus Kielortallee 23 erb 1909 von Stammann amp Zinnow Dachausbau 1986 87 von Dietrich Michael Wex 54 Wohnungseinheiten Max und Mathilda Bauer Stift Kielortallee 25 erb 1926 von Dyrssen amp Averhoff modernisiert 1989 von Dietrich Michael Wex 36 Wohneinheiten Theodor Wohlwill Stift Kielortallee 26 erb 1930 von Dyrssen amp Averhoff modernisiert 1988 von Dietrich Michael Wex 34 Wohneinheiten Otto Rautenberg Stift Tornquiststrasse 19b erb 1899 von Stammann amp Zinnow modernisiert 1986 von Dietrich Michael Wex 22 Wohneinheiten Martin Brunn Stift Frickestrasse 24a c erb 1897 von Alfred Lowengard modernisiert 1987 von Dietrich Michael Wex 28 Wohneinheiten Julius Ernst Oppenheim Stift Frickestrasse 26 erb 1909 von Stammann amp Zinnow modernisiert 1988 von Dietrich Michael Wex 49 Wohneinheiten Gustav Kammerer Stift Schedestrasse 2 erb 1907 von Stammann amp Zinnow modernisiert 1977 1993 94 von Dietrich Michael Wex 51 Wohneinheiten Alfred und Otto Beit Stift Schedestrasse 4 erb 1910 von Stammann amp Zinnow modernisiert 1990 von Dietrich Michael Wex 43 Wohneinheiten Paul Wohlwill Stift Kurzer Kamp 2 erb 1959 von Strebel Schone Szudnagis modernisiert 1974 1982 von Gunther Hardege Aufstockung 1994 von Dietrich Michael Wex 48 WohneinheitenGeschichte BearbeitenGrundungsjahre Bearbeiten In der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts gab es in Hamburg einen Hohepunkt an Stiftungsgrundungen da die Stadt sich zu einer modernen Grossstadt wandelte was auch einen enormen Wohnungsmangel mit sich brachte Besonders alleinstehende altere Frauen hatten grosse Probleme bei standig steigenden Mieten bezahlbare kleine Wohnungen zu finden Mit den Neubauten der Wohnstiftungen versuchten hanseatische Kaufleute und deren Witwen Abhilfe zu leisten indem sie kleine Wohnungen bauen liessen die zum Teil mietfrei oder gegen ausserst geringe Kostenbeteiligung vergeben wurden Bis 1914 entstanden hundert Wohnstiftungen An dieser Zunahme war massgeblich die Vaterstadtische Stiftung beteiligt Dabei waren die Umstande ihrer Grundung eine historische Besonderheit wofur das doppelte Jubilaum 150 Jahre Stiftung 150 Jahre burgerliche Gleichstellung der Hamburger Juden einen ersten Hinweis gibt Beide Ereignisse waren eng miteinander verbunden Die europaweiten Burgerunruhen die sich in der Marzrevolution 1848 entluden hatten zumindest fur die Hamburger Juden eine bleibende Verbesserung gebracht indem sie die burgerliche Gleichstellung erhielten Bis zu jenem Zeitpunkt war die Stellung der Hamburger Juden durch das restriktive Judenreglement von 1710 bestimmt Am 23 Februar 1849 wurde mit der Provisorischen Verordnung trotz einiger Mangel dieses Ziel der Gleichstellung erreicht was der Anlass fur engagierte liberale Juden war sich umgehend mit der Verwirklichung zur Errichtung eines Vereins fur Freiwohnungen zu befassen der dem paritatischen Grundgedanken Freiwohnungen fur judische und christliche Familien zu schaffen gerecht wurde Trotz Hindernisse durch restaurative Krafte wurde an dem Vorhaben festgehalten und um Mitgliedschaft und Spenden auch im christlichen Burgertum geworben Als eine ausreichende Geldsumme zusammengekommen war konnte mit dem Aufbau begonnen werden Es wurde eine neue effizientere Satzung beschlossen und der 23 kopfige Vorstand durch einen aus 7 Personen bestehenden abgelost dessen Vorsitzender bis 1860 der Kaufmann Julius Horwitz war Ein Grundstuck im Eichholz Ecke Johannisbollwerk konnte gekauft und im April 1851 die Grundsteinlegung feierlich begangen werden Die Wohnungen erfreuten sich u a bei Hafenarbeitern reger Nachfrage 1860 wurde Hirsch Marcus Cohen zum Vorsitzenden gewahlt ein bekannter Arzt der sich in den Revolutionsjahren als entschiedener Demokrat gezeigt hatte Nach dem Tod Cohens wurde der Kaufmann John Rudolf Warburg 1874 einstimmig zum Vorsitzenden gewahlt Er gehorte einer alteingesessenen judischen Familie an der Kaufleute Bankiers und Gelehrte entstammten Warburg trieb die Ausdehnung der Stiftung voran Nach seiner Wahl wurde der Name der Stiftung in Vaterstadtische Stiftung vom Jahre 1876 geandert Fur Warburg war die gestiegene Wohnungsnot eine Bedrohung weiter Bevolkerungsteile der er mit den Freiwohnungen begegnen wollte Die Einwohnerzahl Hamburgs hatte sich von 100 000 um 1811 auf 200 000 im Jahre 1860 verdoppelt Bei der einsetzenden Stadterweiterung durch Wegfall der mittelalterlichen Torsperre war die Stiftung mit ihren Stiftsbauten beteiligt Eine Schenkung Warburgs uber 50 000 Mark ermoglichte ein weiteres Wohnstift einzurichten In der Grabenstrasse in St Pauli Nord wurde fur 45 000 Mark ein zweistockiges Mietshaus gekauft das umgebaut renoviert und mit einer weiteren Etage aufgestockt wurde Im September 1879 wurde das Gebaude bezogen Durch Initiative Warburgs wurde im Vorstand der Bau eines weiteren Stiftsgebaudes beschlossen da sich die Zahl der Bewerbungen um Freiwohnungen stark erhoht hatte Der Vorstand richtete 1882 ein Gesuch um Uberlassung eines kostenlosen Bauplatzes an den Senat Erst nach einer weiteren finanziellen Zuwendung Warburgs wurde 1886 ein Grundstuck in der Baustrasse heute Hinrichsenstrasse in Borgfelde zugewiesen Der Vorstand liess ein dreistockiges Gebaude mit 23 Familienwohnungen und zwolf Einzelwohnungen bauen das 1887 bezogen werden konnte Im Marz 1887 wurde der Stiftung auf Gesuch Warburgs ein Gelande an der Bundesstrasse Ecke Papendamm verkauft wo ein dreiflugliges Gebaude mit 52 Wohnungen errichtet wurde Als Nachfolger wurde sein Neffe Theodor Wohlwill zum Vorsitzenden der Vaterstadtischen Stiftung gewahlt und es kam zum weiteren Ausbau 1899 konnte aufgrund der guten finanziellen Lage in der Tornquiststrasse in Eimsbuttel ein neues Stift gebaut werden Die Stiftung war zu einer angesehenen Institution geworden zu deren fordernden Mitgliedern Senatoren Burgermeister Pastoren und vor allem Kaufleute gehorten 1905 ubernahm der Vorstand die Verwaltung des Martin Brunn Stiftes in der Frickestrasse in dem neuen Stadtteil Eppendorf An der Strassenkehre Schede und Frickestrasse wurde nach Zustimmung durch die Burgerschaft ein Gebaude mit 42 Wohnungen errichtet das 1907 bezogen werden konnte Bereits 1907 war ein weiteres Stiftsgebaude in Rotherbaum in der Kielortallee bezogen worden das durch testamentarische Bestimmungen des verstorbenen judischen Kaufmanns S S Rosenthal finanziert worden war Es wurde ein Gebaude mit insgesamt 33 Wohnungen unterschiedlicher Grosse erstellt 1908 verstarb Theodor Wohlwill Zum Nachfolger wurde Max M Bauer gewahlt unter dessen Tatigkeit viele Spenden gesammelt werden konnten so dass nach dessen Tode das Max und Mathilda Bauer Stift in der Kielortallee 25 und das Theodor Wohlwill Stift in der Kielortallee 26 errichtet wurden 1933 besass die Stiftung insgesamt elf Stifte mit 506 Wohnungen die von 600 Personen bezogen waren Nationalsozialismus Bearbeiten Die nationalsozialistischen Machthaber sahen die judischen wohltatigen Institutionen mit Missfallen und diskriminierten sie In Hamburg gehorten dazu auch 13 Wohnstifte die ausschliesslich fur Juden bestimmt waren Hier war eine Einteilung nach nationalsozialistischen Kriterien eindeutig und antijudische Massnahmen schnell umsetzbar Anders war die Lage bei den paritatischen Wohnstiften wie der Vaterstadtischen Stiftung die zwar von Juden begrundet worden waren jedoch allen Bewerbern gleich welcher Konfession offen standen Als mit der Neuverordnung der Steuergesetze die Rassenkriterien auch im Stiftungswesen angewandt wurden gerieten auch die paritatischen Stiftungen in Existenznote wie es bei den judischen Stiften bereits eingetreten war Die Juden unter den Bewohnern wurden ermittelt und es zeigt sich dass sich unter den 600 lediglich 17 befanden Diese mussten umgehend in das Martin Brunn Stift ziehen das aus der Vaterstadtischen Stiftung ausgegliedert worden war Damit war die ideologisch bedingte Trennung der Nichtjuden und Juden in dieser Stiftung wie auch in anderen vollzogen Die paritatischen Wohnstifte mussten auf Weisung der Sozialbehorde arisiert werden Neben dem Martin Brunn Stift wurden das John R Warburg Stift und das Mendelson Israel Stift im Kurzen Kamp fur Juden bestimmt Diese drei genannten Stifte wie auch die ubrigen 13 judischen gehorten zu den 80 so genannten Judenhausern Seit dem 25 Oktober 1941 wurden mit der ersten Deportation aus Hamburg auch aus den Stiften Menschen in die Ghettos und Vernichtungslager transportiert Im Juli 1942 gingen die grossen Deportationszuge nach Auschwitz und Theresienstadt dies betraf auch die Bewohner der drei ehemals paritatischen Wohnstifte Bei Kriegsende zeigte sich dass bis auf drei zerstorte Gebaude die ubrigen mit reparierbaren Bombenschaden den Krieg uberstanden hatten Nachkriegszeit Bearbeiten Eine erste Bestandsaufnahme ergab dass von den 13 Stiftsgebauden neun den Krieg unbeschadigt uberstanden hatten Der Dachstuhl des Stifts in der Tornquiststrasse des heutigen Otto Rautenberg Stifts war zerstort und die Stifte in der Grabenstrasse der Baustrasse und der Bundesstrasse lagen in Trummern Mit der Wahrungsreform trat auch der Kapitalmangel der Stiftung deutlich zu Tage Trummergrundstucke wurden verkauft und davon ein Stift in Fuhlsbuttel errichtet In den kommenden Jahren kam es zum Ausbau und zur Modernisierung der Stiftung Literatur BearbeitenAngela Schwarz Die Vaterstadtische Stiftung in Hamburg in den Jahren von 1849 bis 1945 Angela Schwarz Die erste Burgerstiftung in Hamburg Wohnungen fur Juden und Christen In Hamburger Schlusseldokumente zur deutsch judischen Geschichte 15 August 2017 doi 10 23691 jgo article 32 de v1 Weblinks BearbeitenOffizielle Website Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vaterstadtische Stiftung amp oldid 234917474