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Urelemente sind in der Mengenlehre Elemente die selbst keine Elemente enthalten 1 2 Sie bilden also einen echten Teilbereich der Elemente Urelemente sind von Individuen zu unterscheiden da letztere heute in der Mathematik meist mit Elementen gleichgesetzt werden Formal bilden die Urelemente die Klasse X Y Y X displaystyle X lnot exists Y colon Y in X Bei dieser Definition ist die Leermenge als Urelement das einzige das eine Menge ist ausdrucklich mit eingeschlossen Zu anderen Betrachtungsweisen s u Als zusatzliche Urelemente neben der Leermenge konnen mathematisch nicht naher bestimmte vorgegebene Objekte und Dinge aufgefasst werden etwa Apfel Birnen Menschen Pferde etc die sich wie andere Elemente in Mengen zusammenfassen lassen Sie entsprechen den Objekten der Anschauung in der Mengendefinition von 1895 von Georg Cantor Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens welche die Elemente von M genannt werden zu einem Ganzen 3 An dieser Definition orientierte sich Zermelo in seiner Axiomatisierung von Cantors Mengenlehre Sowohl die Zermelo Mengenlehre von 1907 als auch das originale ZF System von 1930 setzen einen Bereich von Dingen voraus der als echten Teilbereich die Mengen enthalt und daruber hinaus auch andere Dinge denen er 1930 den Namen Urelemente gab diese Urelemente enthalten keine Elemente da er elementhaltige Dinge stets als Mengen ansah 4 Eine solche Mengenlehre mit zusatzlichen Urelementen kommt dem philosophischen Bedurfnis nach einer allgemeinen logischen Sprache entgegen und zielt auf eine Anwendungsmoglichkeit der Mengenlehre in anderen Disziplinen 5 Der Mathematiker Abraham Fraenkel pladierte 1921 erstmals fur eine reine Mengenlehre ohne solche zusatzlichen Urelemente Mit seinem Ersetzungsaxiom kann man namlich eine Menge mit solchen echten Urelementen auf eine gleichmachtige Menge ohne solche Urelemente abbilden Daher kommt man bei der mengentheoretischen Beschreibung irgendwelcher Sachverhalte ohne zusatzliche Urelemente aus Bereits die erste Formalisierung der ZF Mengenlehre von Thoralf Skolem 1929 verzichtete auf zusatzliche Urelemente Das machte dann Schule so dass heutige ZF Axiomensysteme in der Regel eine reine ZF Mengenlehre beschreiben das einzige Urelement ist hier die unverzichtbare leere Menge Die reine Mengenlehre hat auch den Vorzug der Einfachheit da ihre einfacheren Axiome einfachere Beweise gestatten Fur zusatzliche Urelemente braucht man vor allem eine abgeschwachte Extensionalitat die nur fur Mengen gilt und nicht fur echte Urelemente formale Beweise werden dann muhsamer da immer zusatzliche Mengenbedingungen auch bei anderen Axiomen mitgeschleppt werden mussen Es gibt aber auch noch moderne Mengenlehren die Urelemente einkalkulieren etwa die allgemeine Mengenlehre von Arnold Oberschelp die auf einer Klassenlogik aufbaut Andere Definition BearbeitenMitunter werden Urelemente auch im engeren Sinn als Elemente die keine Mengen sind definiert 6 Bei dieser Festlegung scheidet dann die leere Menge als Urelement aus dafur sind dann aber theoretisch echte Klassen als Urelemente moglich Diese Denkweise passt nicht zu Zermelos Urelement Intention ermoglicht aber interessante Formen der Mengenlehre mit realen echten Klassen 7 Hier ist aber der Urelement Begriff abhangig vom gewahlten Mengenbegriff und von den gewahlten Mengenaxiomen so dass hier kein einfach uberschaubarer Sachverhalt vorliegt Ein Beispiel ist eine Variante der Ackermann Mengenlehre Literatur chronologisch BearbeitenZermelo Ernst Untersuchungen uber die Grundlagen der Mengenlehre 1907 in Mathematische Annalen 65 1908 S 261 281 Fraenkel Adolf Einleitung in die Mengenlehre Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1928 Neudruck Dr Martin Sandig oHG Walluf 1972 ISBN 3 500 24960 4 Skolem Thoralf Uber einige Grundlagenfragen der Mathematik 1929 in selected works in logic Oslo 1970 S 227 273 Zermelo Ernst Uber Grenzzahlen und Mengenbereiche in Fundamenta Mathematicae 16 1930 S 29 47 Oberschelp Arnold Allgemeine Mengenlehre Mannheim Leipzig Wien Zurich 1994Einzelnachweise Bearbeiten Felscher Naive Mengen und abstrakte Zahlen I S 49 Oberschelp Allgemeine Mengenlehre S 28 Georg Cantor Beitrage zur Begrundung der transfiniten Mengenlehre In Mathematische Annalen 46 1895 S 31 Zermelo Untersuchungen uber die Grundlagen der Mengenlehre 1907 in Mathematische Annalen 65 1908 S 262 2 Zermelo Uber Grenzzahlen und Mengenbereiche in Fundamenta Mathematicae 16 1930 S 38 Anwendungsmoglichkeit Meschkowsi Mathematisches Begriffsworterbuch Mannheim 1976 S 279 Oberschelp Eigentliche Klassen als Urelemente in der Mengenlehre in Mathematische Annalen 157 1964 S 234 260 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urelement amp oldid 208364218