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In der Nacht vom 25 auf den 26 Dezember 1996 kamen beim Untergang des Bootes F 174 mindestens 283 Migranten aus Indien Sri Lanka und Pakistan vor Kap Passaro der Sudspitze Siziliens ums Leben 1 Beim Versuch von Schmugglern die Menschen bei sturmischer See mit vorgehaltener Waffe von dem honduranischen Frachter Yiohan auf das kleinere maltesische Boot F 174 uberzusetzen kollidierten die beiden Boote und F 174 sank Es handelte sich dabei um das grosste Schiffsungluck im Mittelmeer in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Der Unfallort wurde jahrelang von den Fischern von Portopalo di Capo Passero geheim gehalten und die juristische Aufarbeitung dauerte noch Jahre Memorial bei Portopalo 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Untergang 2 Suche 3 Rezeption 4 Aufarbeitung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseUntergang BearbeitenIn der Nacht vom 25 Dezember auf den 26 Dezember 1996 sollten die meisten der 464 Migranten vom honduranischen Frachter Yiohan auf das kleine maltesische Boot F 174 umsteigen um begunstigt durch die Weihnachtsfeiertage heimlich in Sizilien an Land gehen zu konnen Mehr als 300 Migranten mussten teils mit Schusswaffe gezwungen bei starkem Seegang auf das fur 80 Menschen gebaute Boot umsteigen Vermutlich durch die zu grosse und ungleichmassige Gewichtsbelastung und einer Kollision mit der Yiohan drang Wasser in das Boot ein und der griechische Kapitan Zervoudakis Eftychios anderte nochmals den Kurs auf die Yiohan und sprang dann ins Meer um das rettende Schiff zu erreichen Auch die Yiohan wendete und kollidierte dann mit dem Bug der F 174 die daraufhin sank Nur 29 Menschen konnten sich noch an zugeworfenen Tauen retten dann verschwand die Yiohan ohne ein Notsignal abgegeben zu haben und erreichte vier Tage spater den Peloponnes Die 150 verbliebenen Passagiere wurden dann zunachst auf Bauernhofen gefangen gehalten und schliesslich freigelassen Sie verstandigten die griechische Polizei und konnten dem zustandigen Staatsanwalt den Vorfall glaubwurdig schildern so dass eine Suche nach dem Wrack begann 2 Suche BearbeitenDie maltesischen Behorden hatten schon am 26 Dezember die italienische Kustenwache Guardia Costiera vom Verschwinden des Fischerbootes und seinem vermuteten Untergang informiert und am 31 Dezember ubermittelte das Seenotrettungszentrum von Piraus die Informationen der in Griechenland Angekommenen 3 Eine mehrtagige Suche der italienischen und maltesischen Seenotrettungskrafte mit Schiffen und Flugzeugen ergab keine Spuren des Untergangs Es konnten weder Leichen noch Uberlebende gefunden werden 4 Die Fischer von Portopalo fanden aber nach Weihnachten 1996 jahrelang Leichen und Leichenteile in ihren Netzen die sie jeweils zuruck ins Meer warfen da Monate zuvor ein Fischer schwere Verdienstausfalle hatte weil er von den Behorden am Auslaufen gehindert worden war als er nach der Bergung eines toten Migranten langwierig befragt und sein Boot behordlich untersucht worden war Die Medien und italienischen Politiker machten wahrenddessen aus dem untergegangenen Boot im offentlichen Diskurs ein Geisterschiff naufragio fantasma das nur angeblich untergegangen ware 5 Rezeption BearbeitenDer Untergang wurde in den Medien kaum beachtet Sogar nachdem der Journalist John Hooper die Yiohan unter geandertem Namen entdeckt und untersucht hatte berichteten die italienischen Medien kaum daruber 6 Nur Verwandte der Opfer einige Journalisten und die Staatsanwaltschaften bemuhten sich um Aufklarung 7 Erst 2001 enthullte Mario Bellu von La Republica die Geschichte nachdem ein Fischer aus Portopalo die Papiere eines Opfers gefunden hatte und sich an die Presse wandte 6 Der Fischer wurde daraufhin in Portopalo so gemieden dass er seinen Beruf aufgab 1 La Republica finanzierte daraufhin im selben Jahr die Suche mit einem Tauchroboter und prasentierte die Unterwasseraufnahmen des Wracks 8 Im Juni 2001 wandten sich vier italienische Nobelpreistrager an die italienische Regierung um die Bergung des Wracks zu erreichen 9 Aufarbeitung BearbeitenDer libanesische Kapitan der Yiohan El Hallal wurde zunachst zweimal verhaftet und wieder frei gelassen 1998 deshalb weil sich der Unfall ausserhalb der italienischen Hoheitsgewasser ereignet hatte und 2001 deshalb weil El Hallal selbst als illegaler Immigrant eingestuft wurde und nach Frankreich in ein Internierungslager abgeschoben werden sollte 10 Der maltesische Staatsburger pakistanischen Ursprungs Ahmed Sheik Tarub wurde dreizehn Jahre nach dem Ungluck als Organisator der fehlgeschlagenen Schleusung vor dem sizilianischen Berufungsgericht zu 30 Jahren Haft verurteilt Youssef El Hallal der Kapitan der Yiohan wurde 2008 zu 30 Jahren Haft verurteilt Ob F 174 absichtlich gerammt wurde wie Uberlebende aussagten oder ein Unfall vorlag konnte nicht geklart werden 8 Literatur BearbeitenMaurizio Albahari Crimes of Peace Mediterranean Migrations at the World s Deadliest Border University of Pennsylvania 2015 ISBN 978 0 8122 4747 3 Maurizio Albahari Death and the Modern State Making Borders an Sovereignty at the Southern Edges of Europe University of California Working Paper 137 May 2006 Giovanni Maria Bellu I fantasmi di Portopalo Mondadori 2017 ISBN 978 88 04 67543 3 nicht eingesehen John Hooper Now You See Them Now You Don t Italy s Visible and Invisible Immigrants In Reporting at the Southern Borders Hrsg Giovanna Dell Orto Vicki L Birchfield Routledge 2014 ISBN 978 0 415 83588 6 S 183 ff Sergio Taccone Dossier Portopalo Il naufragio fantasma Verita a confronto Ginevra Bentivoglio Editoria 2000 ISBN 978 88 95064 07 9 nicht eingesehen Einzelnachweise Bearbeiten a b Karl Hoffmann Die verschwiegene Tragodie im Mittelmeer Deutsche Welle 30 Dezember 2006 abgerufen am 5 Oktober 2019 Maurizio Albahari Crimes of Peace Mediterranean Migrations at the World s Deadliest Border S 62 f Maurizio Albahari Crimes of Peace Mediterranean Migrations at the World s Deadliest Border S 63 John Hooper Collision in Mediterranean kills 280 Observer 5 Januar 1997 abgerufen am 21 Oktober 2018 Maurizio Albahari Death and the Modern State Making Borders an Sovereignty at the Southern Edges of Europe University of California Working Paper 137 May 2006 a b John Hooper The Sinking of the F174 Abgerufen am 5 Oktober 2019 Maurizio Albahari Crimes of Peace Mediterranean Migrations at the World s Deadliest Border S 63 f a b Maltese Gets 30 years for voluntary mass homicide Malta Independent 13 Marz 2009 abgerufen am 5 Oktober 2019 Maurizio Albahari Death and the Modern State Making Borders an Sovereignty at the Southern Edges of Europe S 15 John Hooper Justice nears for 283 ship of death victims Guardian 19 Oktober 2003 abgerufen am 4 Oktober 2019 36 42527778 14 90944444 Koordinaten 36 25 31 N 14 54 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Untergang von F 174 amp oldid 237684776