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Der Begriff Tufting englisch to tuft mit Buscheln verzieren oder deutsch Tuften bezeichnet eine Technik zur Herstellung textiler Flachen mit einer Polschicht Es kann als eine Mischtechnik zwischen Nahen und Sticken betrachtet werden Es ist das weltweit am haufigsten eingesetzte Verfahren zur Herstellung von Teppichboden hochwertigen automobilen Innen und Kofferraum Auskleidungen sowie Kunstrasen Das Verfahren eignet sich sowohl zur Produktion von Schlingenware als auch von Veloursware 1 2 Schlingenware rohweiss Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung 3 Qualitatsmerkmale 3 1 Polnoppenzahl 3 2 Florhohe 3 3 Gewicht 3 4 Garnqualitatsfaktor 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Anfange der Handwerkstechnik des Tuftens gehen auf Bauern zuruck die sich im 18 Jahrhundert in Pennsylvania niedergelassen hatten Sie nutzten sie fur die Herstellung von Bettvorlegern und kleinen Teppichen 2 Von dort breitete sich die Technik im 18 und 19 Jahrhundert immer weiter in Richtung Sudstaaten aus wo Siedler die bei den selbsthergestellten Kerzen angefallenen unteren Dochtenden abschnitten und mit diesen Garnbuscheln tufts die Bettdecken verzierten 3 verlor aber zunehmend an Bedeutung und verschwand vor dem Burgerkrieg nahezu vollstandig 4 Neue Bedeutung erlangte das Tuften ab 1895 In Dalton Georgia experimentierte das damals noch junge Madchen Catherine Evans spater verheiratete Catherine Evans Whitener 5 und arbeitete eine Tagesdecke nach dem Vorbild eines alten im Familienbesitz befindlichen Erbstucks aus der Vorkriegszeit Mit einer Schablone ubertrug sie das Muster auf ein ungebleichtes Baumwolltuch und nahte im Bereich der Muster mit einer Nadel dicke Faden in das Tuch Die Faden hatte sie zuvor am Spinnrad ihrer Eltern selbst hergestellt Nach Abschluss der Naharbeiten durchschnitt sie die aus dem Gewebe herausstehenden Fadenbogen so dass die durchtrennten Garnbuschel eine samtartige Oberflache bildeten Danach wusch sie die Baumwolldecke mehrfach in heissem Wasser wobei die Faden durch den Schrumpf der Baumwolle eingeklemmt und fixiert wurden Schliesslich hangte sie das Tuch zum Bleichen und Trocknen auf die Wascheleine Dieses von ihr entwickelte Verfahren war der ursprunglichen vor dem Krieg eingesetzten Technik des Tuftens uberlegen 4 Die zweite getuftete Bettdecke schenkte Cathrine ihrem Bruder zur Hochzeit Es dauerte nicht lange bis sie Auftrage zur Produktion weiterer Decken entgegennahm Das Herstellen einer Decke war jedoch weiterhin muhsam und langwierig Cathrine verbesserte zwar den Prozess konnte jedoch der steigenden Nachfrage allein nicht nachkommen So begann sie immer mehr Frauen in ihrer Umgebung in die Geheimnisse des Stempelns und der Tuftkunst einzuweihen die dann fur sie arbeiteten Diese Art der Heimarbeit ermoglichte vielen verarmten Landarbeiterinnen das Uberleben Die Nachfrage erhohte sich immer weiter und die Tagesdecken wurden mit Lastwagen zu immer entfernteren Absatzmarkten transportiert 4 Um 1920 stieg der Bedarf nach Tagesdecken drastisch an der mit dem Handtuften nicht mehr gedeckt werden konnte Es gab erste Ideen diesen Prozess des Tuftens zu mechanisieren Es war eine Vision die leistungsfahige Nahmaschine Singer 3115 so anzupassen dass sie mehrere Nadeln Haken und Messer aufnehmen konnte Damit sollte es moglich werden das Einbringen des Fadens spater auch den Prozess des Zerschneidens der Schlingen zu automatisieren und mehrere Velours Reihen gleichzeitig zu erzeugen Dies war die Voraussetzung der industriellen Fertigung 6 Es gab eine Vielzahl von Leuten die reklamierten der Erfinder der Tufting Maschine zu sein aber am haufigsten wird Glenn Looper genannt der in einem ersten Schritt die Einzel Nadel Tufting Maschine erfand und diese im Jahre 1936 zum Patent anmeldete 7 8 Aus der von den US amerikanischen Brudern Albert und Joe Cobble 1937 gegrundeten Cobble Brothers Machinery heraus starteten beide Anfang der 40er Jahre ihre eigenen Tufting Maschinen zu bauen Die Gebruder Cobble entwickelten um 1940 in Amerika die erste brauchbare Tuftingmaschine mit einer Breite von 50 Inch 1 27 Metern Die Nadeln waren uber die gesamte Breite des Textils angeordnet so dass Bettumrandungen oder Badezimmervorlagen deutlich kostengunstiger hergestellt wurden Aufgrund von personlichen Unstimmigkeiten trennten sich die Bruder und gingen eigene Wege Der Langzeitkunde von Cobble Brothers George Muse kaufte die Anteile von Albert und meldete mit Joe Cobble im Jahre 1941 das US Patent Nr 2335487 an 9 das als Grundpatent fur Mehr Nadel Tuftingmaschinen angesehen wird 2 Lewis und Roy Card USA experimentierten und verbesserten die Tuftingmaschinen immer weiter und meldeten zum Schutz ihrer Entwicklungen uber 100 Patente in den USA und im Ausland an 10 Die Konstruktion breiter Maschinen und die Entwicklung synthetischer Fasern und Garne steigerte den Markterfolg des Teppichbodens massgeblich Heute erfolgt der grosste Teil der Teppichproduktion nach dem Tuftingverfahren Einen grossen Anteil an der stetigen Weiterentwicklung der Tuftingindustrie hat der Weltmarktfuhrer fur Tuftingmaschinen die Card Monroe Corp die 1981 gegrundet wurde und 1982 die ersten Maschinen verkaufte 11 12 In Deutschland wurde 1956 mit der industriellen Fertigung von Tufting Erzeugnissen begonnen 2 Herstellung Bearbeiten nbsp Tufting MaschineTufting funktioniert nach dem Prinzip der Nahmaschine Ohrnadeln mit eingezogenem Polgarn Tuftinggarn durchstechen das Tragermaterial ublicherweise Gewebe oder Vliesstoffe das von einer Liefer und einer Abzugswalze fortbewegt wird Die senkrecht stehenden Nadeln sind uber die gesamte Breite der Tuftingmaschine in einer Reihe angeordnet Die Maschinen konnen bis funf Meter breit sein und erreichen Drehzahlen von bis zu 1800 Umdrehungen pro Minute 13 Auf der unteren Seite der durchstochenen Tragerschicht werden bevor die Nadeln wieder zuruckgezogen werden von Greifern die Polfadenschlingen ausgebildet und gleichzeitig die Polhohe fixiert Uber die Breite der Maschine ist Nadel neben Nadel mit dazugehorigen Greifern angeordnet 14 Es entsteht auf diese Weise die Schlingenpolware nbsp Schlingenflorteppich nbsp Schnittflorteppich Velours Ist die Tuftingmaschine zusatzlich neben den Greifern noch mit Messern ausgerustet konnen die Schlingen aufgeschnitten werden Es entsteht eine Schnittflorware Veloursteppich Das Messer ist haufig bereits am Greifer befestigt sodass das Halten und Schneiden des Pols in einem Arbeitsgang erfolgt Zum Festhalten der Polschlingen oder des Flores wird die Ruckseite des Grundmaterials mit einer Kunstoffdispersion oder Latex beschichtet 15 16 Eine haufig verwendete Musterungsmoglichkeit bei Tuftingware ist das Scheren Hierbei schert ein Rotationsmesser den Flor der Tuftingware und durch verschiedene Hohen des Flors und den Kontrast von Schlingen und Schnittpolware kann eine Musterung entstehen Qualitatsmerkmale BearbeitenFur die Qualitat sind unter anderem folgende Kriterien wichtig Polnoppenzahl Bearbeiten Die Polnoppenzahl ergibt sich aus der Stichdichte und dem Nadelabstand also die Menge an Polnoppen pro Quadratmeter Je hoher die Polnoppenzahl desto hochwertiger ist der Tuftingteppich Nadelabstand Der Abstand der Nadeln zueinander wird in Bruchteilen von Zoll angegeben Beispiel 1 10 bedeutet 10 Nadeln pro 2 54 cm also 2 54 mm Abstand zwischen den Nadeln Je dichter die Nadeln zusammen sind desto hoher ist die Qualitat Stichlange Der Abstand der Stiche entlang der Lange des Teppichs wird als Stichlange bezeichnet Die Zahl der Stiche wird pro 10 Zentimeter angegeben Sie bestimmt die Anzahl an Schlingen Florhohe Bearbeiten Die Florhohe entspricht der Lange der Polfaden bzw der Polschlingen Gewicht Bearbeiten Das Gesamtgewicht eines Teppichs wird pro Quadratmeter angegeben Es setzt sich zusammen aus dem Gewicht des Flors des Ruckens und der Verbindungsmasse Kleber Das Gesamtgewicht pro Quadratmeter ist aber kein besonders guter Indikator da ein schwerer Erst oder Zweitrucken nicht zwangslaufig hohere Qualitat bedeuten muss Man unterscheidet Materialeinsatzgewicht Das Materialeinsatzgewicht bezieht sich auf das Garn und ergibt sich aus der Polnoppenzahl und der Florhohe Polgewicht Das Polgewicht bezeichnet das Gewicht des Polfadens pro Quadratmeter Polgewicht bezeichnet die Menge die nach Fertigstellung verblieben ist Also Poleinsatzgewicht minus der Abfalle die beim Schlinge Aufschneiden oder beim Scheren entstehen Poleinsatzgewicht Das Poleinsatzgewicht bezeichnet die Garn Menge die zur Herstellung eingesetzt wurde Garnqualitatsfaktor Bearbeiten Der Garnqualitatsfaktor betrifft die Garnqualitat und das Garnmaterial Polyacrylgarne und Polypropylen sind die minderen Ersatzgarne Polyamid der bessere Faden aber auch innerhalb der Sorten gibt es Materialunterschiede die der Laie und oft auch der Fachmann nicht erkennen kann Starken Einfluss auf die Qualitat des Teppichs nimmt z B auch die Drehung eines Garns die wiederum auf das Gewicht des Teppichs einen Einfluss hat und ob das verwendete Garn dem Heatsetting Prozess unterzogen wurde Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tufting Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Funktionsweise unterschiedlicher Tuftingmaschinen Tufting Fachbegriffe und Tabellen Geschichte und Entwicklung der Tufting IndustrieEinzelnachweise Bearbeiten Fabia Denninger Hrsg Lexikon Technische Textilien Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 86641 093 0 S 433 a b c d Stefan Mecheels Herbert Vogler Josef Kurz Kultur amp Industriegeschichte der Textilien Wachter GmbH Bonnigheim 2009 ISBN 978 3 9812485 3 1 S 475 Alois Kiessling Max Matthes Textil Fachworterbuch Fachverlag Schiele amp Schon Berlin 1993 ISBN 3 7949 0546 6 S 387 a b c Robert J Tamasy Tufting Legacies Cobble Brothers to Card Monroe The Story of the Men Who Revolutionized the Carpet Industry iUniverse ISBN 978 1 4502 5894 4 S 4 Ann Short Chirhart Kathleen Ann Clark Georgia Women Their Lives and Times Volume 2 The University of Georgia Press Athens and London 2014 ISBN 978 0 8203 3784 5 S 86ff Robert J Tamasy Tufting Legacies Cobble Brothers to Card Monroe The Story of the Men Who Revolutionized the Carpet Industry iUniverse ISBN 978 1 4502 5894 4 S 8 Patent US2123114A Tufting machine Angemeldet am 15 Dezember 1936 veroffentlicht am 5 Juli 1938 Erfinder Glenn Looper Robert J Tamasy Tufting Legacies Cobble Brothers to Card Monroe The Story of the Men Who Revolutionized the Carpet Industry iUniverse ISBN 978 1 4502 5894 4 S 9 Patent US2335487A Multiple needle tufting machine Angemeldet am 24 Januar 1941 veroffentlicht am 30 November 1943 Erfinder Joe C Cobble George B Muse Robert J Tamasy Tufting Legacies Cobble Brothers to Card Monroe The Story of the Men Who Revolutionized the Carpet Industry iUniverse ISBN 978 1 4502 5894 4 S x S 56 Robert J Tamasy Tufting Legacies Cobble Brothers to Card Monroe The Story of the Men Who Revolutionized the Carpet Industry iUniverse ISBN 978 1 4502 5894 4 S 123 Card Monroe Corp Tuftingmaschine Ursula Volker Katrin Bruckner Von der Faser zum Stoff Textile Werkstoff und Warenkunde 35 aktualisiert Auflage Verlag Dr Felix Buchner Hamburg 2014 ISBN 978 3 582 05112 7 S 182 183 Alois Kiessling Max Matthes Textil Fachworterbuch Fachverlag Schiele amp Schon Berlin 1993 ISBN 3 7949 0546 6 S 387 Fabia Denninger Hrsg Lexikon Technische Textilien Deutscher Fachverlag Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 86641 093 0 S 434 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tufting amp oldid 235604219