Die Trampeltonne war ein Gerät der Kürschner, später der spezialisierten Rauchwarenzurichter, als Werkzeug der Rauchwaren- beziehungsweise Pelzzurichtung, dem Gerben von Pelzfellen. In einem der nachfolgenden Arbeitsgänge erfuhren die Felle noch einmal eine ähnliche Behandlung im ähnlichen Tretstock.
Funktionsweise Bearbeiten
Aus dem frühen Mittelalter ist die erste Erwähnung der Trampeltonne bekannt. Sie hatte die Größe einer normalen, vier bis fünf Fuß hohen Wassertonne. Darin wurden die vorher mit Salz oder Alaun konservierten Rohfelle mit nackten Füßen so lange getrampelt, bis sie den erwünschten Grad an Weichheit erlangt hatten.
In der Firmengeschichte des englischen Unternehmens C. W. Martin & Sons Ltd., gegründet 1823, Pelzveredler und Rauchwarenhandlung, insbesondere für Robbenfelle, ist aus der Zeit folgende Episode vermerkt. Das Treten wurde dank moderner Maschinen und Chemikalien langsam überflüssig und die „Tubbers“ genannten Felltrampler der Firma hatten keine Beschäftigung mehr und drohten arbeitslos zu werden. Zu ihrem Schrecken machte einer der Geschäftsinhaber einen Firmenrundgang. Schnell sprangen sie, wie üblich, barfuß und nur mit Hemden bekleidet, in die leeren Tonnen („tubs“) und täuschten fleißiges Trampeln vor. Dies fiel jedoch auf und der Chef wurde gesehen, wie er, mit einem Besen drohend, die hosenlosen Tubbers über den Hof jagte. Eine andere Beschreibung des im Englischen als „Leathering“ bezeichneten Prozesses in einem „enormen“ Fass besagte sogar, die Gentlemen hätten im Allgemeinen bei ihrer Arbeit nichts angehabt („mid nodings on“). Es wäre seltsam anzusehen gewesen, wie die Männer, die Arme auf den Tonnenrand gelehnt, bei völliger Stille ihre monotonen und pappigen Übungen in der Tretmühle machten. Sie wären aber trotzdem geschickte Arbeiter. Das beständige Treten erzeugte durch die Reibung Hitze. Der Arbeiter musste aufpassen, dass er nicht den Punkt verpasste, an dem die Felle aus der Tonne herausgenommen werden mussten. War die Zeit zu kurz, war das Leder nicht gleichmäßig durchgefettet. War sie zu lang, wurde das Haar matt und die Felle waren unwiderruflich ruiniert. Gröbere Felle wurden zu der Zeit bereits in einer Maschine „getrampelt“, von Walkkolben die in Trögen arbeiteten. Noch 1936 wurde das Trampeln mit bloßen Füßen in einem Londoner Fachbuch als gängige Praxis für feine und hochwertige Felle erwähnt.
Einer Beschreibung aus dem Jahr 1762 ist zu entnehmen, dass die Kürschner üblicherweise eine bestimmte Anzahl von Bälgen in die Tonne schichteten:
Im Jahr 1925 wurde die Trampeltonne dann als mechanisches, elektrisch angetriebenes Gerät beschrieben, das anstelle einer Kurbel- oder Hammerwalke für feinere Pelzsorten benutzt wird, weil bei ihrer Anwendung die sonst bestehende Gefahr wesentlich vermindert wird, dass durch die Schlagwirkung die Haare geknickt oder verfilzt werden:
Eine in den USA 1949 als „tramping machine“ oder „kicker“ bezeichnete Maschine enthielt zwei senkrecht stehende hölzerne „Beine“, an denen einige schmale Holzböcke befestigt waren. Diese bewegten sich abwechselnd vor und zurück in einem halbkreisförmigen Fass oder einer Wanne, nahezu wie ein paar Beine oder Füße.
Fellbehandlung der Bantu Bearbeiten
Das Weichreiben, Weichkneten oder das Weichkauen bei den Inuit sind Urformen der Aufbereitung der Rohfelle, um sie für den Menschen tragbar zu machen. Der französische Missionar Eugène Casalis (1812–1891) berichtete von den Bantustämmen:
Weblinks Bearbeiten
Siehe auch Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Johann Samuel Halle: Der Kirschner - Die achtzehnte Abhandlung, ca. 1780, S. 314 und S. 315 und S. 316. In: Werkstätten der heutigen Künste, Berlin 1762.
- W. Künzel: Vom Rohfell zur Rauchware. Alexander Duncker Verlagsbuchhandlung, Leipzig, undatiert (ca. 1937), S. 7.
- ↑ Christian Heinrich Schmidt: Die Kürschnerkunst. Verlag B. F. Voigt, Weimar 1844, S. 91–93.
- Under Eight Monarchs - C. W. Martin & Sons, Ltd., 1823-1953. S. 22–23.
- John C. Sachs: Furs and the Fur Trade. 3. Ausgabe, Sir Isaac Pitman & Sons Ltd, London undatiert, S. 120–121 (englisch).
- Frank Grover: Practical Fur Cutting and Furriery. The Technical Press, London 1936, S. 6. (englisch).
- Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XXI. Alexander Tuma, Wien 1951, Stichworte: „Rauhwaren-Zurichterei“, „Salvator“, „Trampeln“, „Tretstock“.
- F. Elsinger: Fellbereiter und Kürschner des 16. bis 18. Jahrhunderts. In: Die Pelzwirtschaft Heft 8, 20. August 1976, S. 37.
- Kurt Nestler: Die Rauchwarenveredlung. Deutscher Verlag, Leipzig, 1925, S. 174.
- Max Bachrach: Fur. A Practical Treatise. Verlag Prentice-Hall, Inc., New York 1949 (6. Auflage). S. 574 (englisch).
- Heinrich Lange, Albert Regge: Geschichte der Zurichter, Kürschner und Mützenmacher Deutschlands. Deutscher Bekleidungsarbeiter-Verband (Hrsg.), Berlin 1930, S. 75.