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Stereoelektronische Effekte sind raumliche Orientierungen von Molekulen oder bestimmte Verlaufe einer chemischen Reaktion welche sich aus der raumlichen Anordnung von Molekulorbitalen ergeben Die Bevorzugung dieser folgt dabei aus Donor Akzeptor Wechselwirkungen dieser Orbitale Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Der Gauche Effekt 3 Der Anomere Effekt 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDie Grundlagen stereoelektronischer Effekte folgen aus der Molekulorbitaltheorie Wechselwirken zwei Orbitale so spalten sich diese auf in ein Orbital mit einer niedrigeren energetischen Lage als die Ausgangsorbitale und eines mit einer hoheren energetischen Lage als die Ausgangsorbitale Es konnen dabei nicht nur zwei Atomorbitale sondern auch zwei Molekulorbitale wechselwirken und so einen Energiegewinn erreichen Eine solche Wechselwirkung ist starker je naher sich die wechselwirkenden Orbitale in ihrer Energie sind und je besser die raumliche Anordnung eine solche Uberlappung ermoglicht Berechenbar ist die Grosse der Uberlappung dabei durch das Uberlappungsintegral der beiden Orbitale Im Unterschied zu Atomorbitalen wechselwirken bei Molekulorbitalen jedoch nicht zwei einfach besetzte Orbitale sondern ein gefulltes s displaystyle sigma nbsp oder n Orbital wechselwirkt mit einem nicht gefullten s displaystyle sigma nbsp Orbital Die Tendenz die beiden Elektronen zum Teil in diese neue Wechselwirkung einzubringen ist dabei starker je weniger elektronegativ der Substituent der Elektronen der beisteuernden Bindung Elektronen Donor Bindung ist Dadurch ergibt sich die folgende Reihe fur die Donorstarke von Bindungen H3C CH3 gt H3C H gt H3C NH2 gt H3C OH gt H3C F 1 Dies ergibt sich daraus dass die Lage des Donor Orbitals umso niedriger und damit fur die Wechselwirkung schlechter ist je grosser die Elektronegativitat der beteiligen Atome ist Fur die Tendenz von nichtbindenden Orbitalen die Elektronen abzugeben sieht es dabei genauso aus Je elektronegativer das Atom an dem sich das Orbital befindet desto niedriger die Energie des Orbitals desto schlechter die Donoreigenschaft Daraus ergibt sich die folgende Reihe H3P gt H2S gt H3N gt H2O gt HF Mit der Akzeptoreigenschaft von s displaystyle sigma nbsp Orbitalen verhalt es sich im Grunde genau andersherum Je hoher die Elektronegativitat der beteiligten Atome desto hoher ist auch die Akzeptoreigenschaft des s displaystyle sigma nbsp Orbitals Auch hier ergibt sich damit eine Reihung H3C H lt H3C CH3 lt H3C NH2 lt H3C OH lt H3C F Der Gauche Effekt Bearbeiten nbsp Abb 1 Der Gauche Effekt in 1 2 DifluorethanLiegen zwei Substituenten mit grossem sterischen Anspruch also einer grossen raumlichen Ausdehnung an benachbarten C Atomen vor so ordnen sie sich bevorzugt antiperiplanar an Um dies deutlich darzustellen wird die Newman Projektion verwendet Bei bestimmten Verbindungen ist dagegen eine synclinale alt auch gauche Anordnung der Substituenten bevorzugt Dies tritt vor allen Dingen dann auf wenn Substituenten mit hoher Elektronegativitat und damit einer starken s displaystyle sigma nbsp Akzeptorbindung beteiligt sind So liegt 1 2 Difluorethan immer in der synclinalen oder alt in der gauche Anordnung vor Die grosste Uberlappung zwischen einem s displaystyle sigma nbsp und einem s displaystyle sigma nbsp Orbital liegt bei einer antiperiplanaren Anordnung der Bindungen vor siehe Abb 1 Da die C F Bindung sowohl ein sehr schlechter Donor als auch ein sehr guter Akzeptor ist ist die antiperiplanare Anordnung zu besseren C H Donorbindung wesentlich gunstiger und die beiden Fluor Atome ordnen sich synclinal an Der Anomere Effekt Bearbeiten nbsp Abb 2 Der anomere Effekt Hauptartikel Anomerer EffektDer anomere Effekt tritt bei gesattigten sechsgliedrigen Ringen auf welche ein Heteroatom also ein anderes Atom als Kohlenstoff im Ring enthalten welches ein nichtbindendes Orbital tragt Des Weiteren gibt es am benachbarten Kohlenstoffatom eine Bindung mit starken s displaystyle sigma nbsp Akzeptoreigenschaften Die beste Uberlappung ergibt sich dabei wenn das nichtbindende Orbital antiperiplanar zur Bindung des Atoms mit Akzeptoreigenschaft steht Daraus ergibt sich bei einem Tetrahydropyran dass sich der Substituent ausserhalb der Ebene des Ringes axial anordnet Literatur BearbeitenKirby Stereoelectronic Effects Oxford University Press Oxford 1996 Clayden Greeves Warren Wothers Organic Chemistry Oxford University Press Oxford 2001 Sebastian Thomas Jung Untersuchung stereoelektronischer Effekte mit experimentellen und quantenchemischen Methoden Dr Hut Munchen 2020 ISBN 978 3 8439 4378 9 S 161 Igor V Alabugin Stereoelectronic Effects A Bridge Between Structure and Reactivity John Wiley amp Sons Ltd Weinheim 2016 ISBN 978 1 118 90637 8 doi 10 1002 9781118906378 Einzelnachweise Bearbeiten Alabugin Zeidan J Am Chem Soc 2002 124 3175 3185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stereoelektronische Effekte amp oldid 220350268