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Ein Sprungtuch ist ein Sprungrettungsgerat der Feuerwehr Es kommt im Notfall zum Einsatz wenn Personen zu springen drohen der klassische Fall ist hierbei der Sprung aus dem Fenster eines brennenden Hauses oder aus sonstigen Grunden absturzgefahrdet sind Das bei der Feuerwehr in Deutschland verwendete Sprungtuch ist nach DIN 14151 1 2004 08 und DIN 14151 2 2004 08 genormt Ein Sprungtuch kommt nur dann zum Einsatz wenn keine andere Moglichkeit besteht die betreffende Person aus der Gefahrensituation zu retten d h wenn beispielsweise weder der Einsatz einer Drehleiter oder tragbaren Leitern moglich ist noch alternative Rettungswege zur Verfugung stehen Die Berliner Feuerwehr beim Uben mit einem Sprungtuch am Ubungsturm im Jahre 1930Einsatz eines Sprungtuchs beim Wiener Ringtheaterbrand am 8 Dezember 1881 Illustration von Karl PippichSprungtucher konnen ohne und mit Unterstutzung verwendet werden das heisst entweder nur von Feuerwehrleuten gehalten oder zusatzlich durch ein darunterliegendes Luftpolster unterstutzt sein Inhaltsverzeichnis 1 Sprungtuch ohne Unterstutzung 1 1 Bedienung 1 2 Nachteile 2 Sprungtuch mit Unterstutzung 2 1 Bedienung 3 Literatur 4 WeblinksSprungtuch ohne Unterstutzung BearbeitenDas so genannte Sprungtuch 8 ohne Unterstutzung besteht aus stabilem Textilgewebe meist aus Polyester fruher aus Segeltuch Auf der Unterseite des Sprungtuches sind zur Verstarkung der Konstruktion Gurte aufgenaht Es ist achteckig mit ungleich langen Seiten fast quadratisch hat eine Grosse von 3 5 m 3 5 m und ist am Rand mit einem dicken Halteseil mit Handgriffschlaufen versehen Die Flache ist bei Bedarf durch ein zweites Halteseil auf 3 m 3 m zu verkleinern Das Sprungtuch ohne Unterstutzung wiegt rund 18 kg Bedienung Bearbeiten Fur den Einsatz des Sprungtuches werden mindestens 16 Feuerwehrangehorige benotigt die die gesamte Auftreffwucht des Korpers der zu rettenden Person aufzufangen haben Diese stellen sich in der Nahe der Einsatzstelle im Kreis um das Sprungtuch falten es auseinander und spannen es mit seitlich neben dem Korper angezogenen Armen das Seil des Sprungtuches befindet sich dabei in etwa in Hohe des Halses Der Einsatzleiter bzw Gruppen oder Zugfuhrer dirigiert die Feuerwehrleute dann zur vermuteten Sprungstelle der zu rettenden Person Dabei folgen die dem Einsatzleiter gegenuberstehenden Feuerwehrangehorigen diese haben Blickkontakt mit ihm dessen Anweisungen die restliche Mannschaft folgt diesen Stellungsanderungen Ist die Absprungstelle erreicht wird das Sprungtuch gespannt dabei tritt die Mannschaft mit dem Unterkorper moglichst weit nach vorne unter das Tuch um das Korpergewicht nach hinten zu verlagern So wird das Sprungtuch mit angewinkelten Armen dicht an den Korper herangezogen Springt die Person kundigt der Einsatzleiter dies der Mannschaft durch einen Befehl an Die Mannschaft blickt dann nach oben um die Position des Sprungtuchs ggf noch korrigieren zu konnen Wenn der Befehl des Einsatzleiters erfolgt wird das Sprungtuch mit aller zur Verfugung stehenden Kraft gespannt um zu verhindern dass die zu rettende Person durchschlagt Sprungtucher ohne Unterstutzung werden wenngleich Fernseh und Kinofilme anderes vermuten lassen in der Praxis kaum mehr eingesetzt die meisten Feuerwehren sind gar nicht mit einem Sprungtuch ausgerustet Der Sprungtucheinsatz birgt eine Menge an Risiken und Schwierigkeiten weshalb heutzutage im Notfall eher das modernere Sprungpolster oder selten auch ein sogenanntes Sprungtuch mit Unterstutzung zum Einsatz kommt Die maximale Rettungshohe beim Sprungtuch ohne Unterstutzung betragt 8 Meter Nachteile Bearbeiten Um ein Sprungtuch einsetzen zu konnen werden mindestens 16 Feuerwehrangehorige benotigt Heutzutage steht jedoch in kaum einem Einsatz soviel freies Personal zur Verfugung Schwierig gestaltet sich auch die richtige Platzierung der Feuerwehrleute mit dem Sprungtuch da z B ein Kommando Sprungtuch einen Meter nach rechts von 16 im Kreis stehenden Feuerwehrleuten nur schwer richtig befolgt werden kann Ein Problem kann bei der Handhabe des Sprungtuches auch die unterschiedliche Korpergrosse der Feuerwehrleute darstellen Ausserdem besteht die Gefahr dass die zu rettende Person das Sprungtuch verfehlt was auch fur die beteiligten Einsatzkrafte ein erhebliches Verletzungsrisiko bedeutet Selbst wenn die springende Person das Sprungtuch trifft kommt es wegen der Wucht des Korpereinschlags bei den Feuerwehrleuten oft zu Verletzungen im Schulter Arm Bereich Werden die Arme falschlicherweise vor dem Brustkorb angewinkelt kann es durch die Wucht des Einsprunges sogar zu Verletzungen in diesem Bereich kommen Auch die Verletzungsgefahr fur die springende Person ist verhaltnismassig hoch Sprungtuch mit Unterstutzung BearbeitenDas Sprungtuch 8 mit Unterstutzung besteht aus einer festen flexiblen Decken und Bodenplatte aus Kunstfaser Am Rand sind die beiden Platten mit einem Streifen verbunden so dass das Gerat einen Hohlkorper bildet Der Sprungretter hat einen Durchmesser von 3 5 Meter wobei die Auffangflache entweder rund sechs oder achteckig sein kann Im Inneren des Gerates befinden sich senkrechte Zwischenwande die den Hohlraum in 16 Luftkammern unterteilen Jede dieser Luftkammern ist an der Bodenplatte mit einem Ventil versehen durch die Luft schnell in den Hohlraum einstromen kann wenn das Tuch hochgehoben wird Gleichzeitig verhindern die Ventile dass die Luft zu schnell aus den Kammern entweichen kann Das Gewicht des Sprungtuches mit Unterstutzung ist vom Modell abhangig bei einem sechseckigen Modell kann es beispielsweise 26 kg betragen Bedienung Bearbeiten Das Sprungtuch mit Unterstutzung wird von sechs Feuerwehrangehorigen bedient Hier wird die Auftreffwucht der springenden Person nicht durch die Mannschaft sondern durch die Luftpolster des Gerates abgefangen Das Sprungtuch mit Unterstutzung wird in der Nahe des Absprungortes entfaltet Die sechs Einsatzkrafte packen das Sprungtuch an den Haltegriffen an der Deckplatte die Bodenplatte wird mittels der angebrachten Fusslaschen auf dem Boden fixiert Nun werden die Luftkammern durch gleichmassiges Anheben der Deckplatte mit Luft aufgepumpt dies dauert rund 15 Sekunden Anschliessend ist das Gerat einsatzbereit und wird auf Weisung des Einsatzleiters durch die Mannschaft in Stellung gebracht Dabei folgen die Einsatzkrafte die mit dem Einsatzleiter in direktem Blickkontakt stehen dessen Anweisungen die restliche Mannschaft orientiert sich wiederum an den Stellungswechseln dieser Feuerwehrleute Ist das Gerat in Position setzen die Einsatzkrafte das Aufpumpen bis zum tatsachlichen Absprung fort um zu gewahrleisten dass sich genugend Luft im Gerat befindet Springt die Person so kundigt dies der Einsatzleiter mittels eines Befehls an dabei muss jedoch nicht wie beim Sprungtuch das Gerat gehalten bzw auseinandergezogen werden dies ist fur die Funktion des Sprungtuch mit Unterstutzung unerheblich Im Regelfall werden die Haltegriffe sogar von den Einsatzkraften losgelassen um zu vermeiden dass ihnen die Griffe beim Aufschlag der zu rettenden Person entrissen oder sie selbst in das Gerat geschleudert werden Die maximale Rettungshohe beim Sprungtuch mit Unterstutzung betragt 8 Meter Verglichen mit dem Einsatz eines Sprungtuches ohne Unterstutzung ist der Einsatz eines Sprungtuches mit Unterstutzung sowohl fur die Feuerwehrleute als auch fur die gerettete Person mit einem erheblich geringeren Verletzungsrisiko verbunden Mehr Sicherheit bietet nur noch ein Sprungpolster Literatur BearbeitenLothar Schott Manfred Ritter Feuerwehr Grundlehrgang FwDV 2 Wenzel Verlag Marburg 2006 ISBN 3 88293 025 X S 74 150 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sprungtuch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Schreiben des FNFW zur Uberarbeitung der DIN 14151 PDF Datei 38 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprungtuch amp oldid 184787369